Member Beiträge: 78 Registriert: 7.12.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.4.2014 um 22:20 |
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Ich verstehe noch nicht ganz wo das Problem mit einem warmen Lacto Starter
ist. Der Sinn des warmen Anstellend ist ja dass man möglichst (jaja -
theoretisch) eine Lacto Reinkultur erhält. Bei welcher Temperatur man die
später ansetzt steht für mich auf einem ganz anderen Blatt.
Habe grade noch einmal die relevanten Passagen von Schönberg und Methner zu
den Zellverhältnissen Hefe:Lacto überflogen und eine während der eine ein
Verhältnis von 4:1 bis 7:1 vorschlägt dreht der andere es um und spricht
von 1:10... Würde es beim nächsten Mal wahrscheinlich mit dem Verhältnis
spielen.
Ansonsten sind kommst Du geschmacklich und technisch wahrscheinlich nicht
am Brett vorbei. Brettanomyces ist auch noch bei niedrigerem pH aktiv -
erst unter 3,4 wird es wirklich problematisch.
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Antwort 50 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 24.4.2014 um 08:09 |
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Zitat von Hieronymus, am 23.4.2014 um
20:43 |
@Ingo: Wie kriege ich aber dei Kohlensäure wieder rein, wenn bei den
pH-Werten keine Hefe mehr arbeitet?
Für Carbonisierung habe ich keine Möglichkeit. Ich bin auf Flaschengäreung
angewiesen.
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Lacto's produzieren auch CO2, zwar nicht alle, aber bei deinen Wildfang
gibt es bestimmt einige.
Wenn du das zu sauerer Bier mit einem anderen nicht saures mischt geht auch
der pH wieder hoch und hat die Hefe aus dem frischen Bier wieder eine
Chance, hoffentlich.
Meine Erfahrung ist das es mit der Karbonisierung schon klappt, kann aber
schon so seine zeit kosten, bei meinen Lambiek ein halbes Jahr.
Edit: und wen nichts klappt, Weinhefen können besser mit niedrigem pH
umgehen
Ingo
[Editiert am 24.4.2014 um 08:35 von Seed7]
____________________ @Cantillon: "Le temps ne respecte pas ce qui se fait sans lui"
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Antwort 51 |
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Senior Member Beiträge: 340 Registriert: 18.4.2004 Status: Offline
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erstellt am: 24.4.2014 um 09:46 |
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Zitat von Phillip, am 23.4.2014 um
22:20 | Ich verstehe noch nicht ganz wo das
Problem mit einem warmen Lacto Starter ist. Der Sinn des warmen Anstellend
ist ja dass man möglichst (jaja - theoretisch) eine Lacto Reinkultur
erhält. Bei welcher Temperatur man die später ansetzt steht für mich auf
einem ganz anderen Blatt.
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Bei einem warmen Starter vermehrt man bevorzugt andere Stämme als bei einem
kalten. Dadurch entfernt man sich eigentlich von den klassischen
Sauerbierkulturen. Außerdem ist der L. amylolyticus aus der zitierten
Dissertation schon sehr speziell und eigentlich für ein industrielles
Fermentationverfahren ausgesucht. Das hat meiner Meinung nach wenig mit
Berliner Weiße zu tun. Da wird eher ein wildes Cocktail von verschiedenen
Unterstämmen zugange sein. Möglicherweise schmeckt man auch keinen
Unterschied. Ich glaube es aber nicht, weil die Stoffwechselprozesse und
damit auch die Nebenprodukte sehr unterschiedlich sind.
Andererseits sind neben der BW auch verschiedene andere Sauerbiere auf
amylolytische Lactos bei der Gärung ausgerichtet, so dass sie sicher keine
unbedeutende Rolle spielen.
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Antwort 52 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.4.2014 um 12:32 |
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Der L. amylolyticus rennt sogar bei 50° noch. Weitere Laktobacillen die bei
so hoher Temp. noch gehen sind Streptococcus Thermophilus. Der wird auch
bei der Joghurtherstellung verwendet. L. amylolyticus ist homofermentativ
und macht am meisten das biologisch hochwertigere (gesündere) L-Laktat.
Wird die Würze noch mit CO2 besprudelt macht er eine reine Säure ohne viel
Nebengeräusche. Genau was Du nicht haben willst..
In der Diss. geht es ja auch um so Getränke wie die Bionade oder Malzlimo?
Ist ja nicht unspannend. Außerdem hat er externe Enzyme. Killt man ihn
nicht, wird das Bier furztrocken...wie so eine Weisse auch sein muss.
Bei tieferen Temperaturen vermehrst Du natürlich noch viel mehr Getier..? ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 53 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.4.2014 um 14:41 |
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Hier ein kurzer Erfahrungsbericht meines diesjährigen BW-Sudes, den ich
traditionellerweise an Karfreitag ansetze:
Die Rezeptur wie hier beschrieben, allerdings fülle ich die 25%
abgezweigte Würze nicht mehr in Kanister, sondern setze der Würze als
VW-Hopfung die gesamte Hopfenmenge dazu und lasse das ganze von 80°C
runterkühlen. Der Lactostarter hatte pH 3,6 und wurde der restlichen Würze
bei 45°C hinzugeben. Nach 24 Stunden hatte ich mit dem pH-Meter ebenfalls pH 3,6 gemessen.
Danach kurz aufgekocht und die HoVW-Würze hinzugegeben und 70 Minuten
gekocht. Nach Abkühlung auf 20°C dann nach Belüftung mit einem WY
3333-Starter angestellt. Hier fiel mir auf, daß die aktive Hefe schon ein
wenig gegen die saure Würze angekämpft hat. Erst nach 20 Stunden waren
ersten Gäranzeichen zu sehen. Aus meiner Erfahrung heraus, werde ich auf
eine weitere Vergärung mit Bretts verzichten.
Hans ____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 54 |
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Senior Member Beiträge: 340 Registriert: 18.4.2004 Status: Offline
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erstellt am: 24.4.2014 um 16:58 |
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Trotzdem schmeckt diese saure Würze nicht
schlecht. Ich habe sie erst mal in einem Gärballon zwischengelagert und
neben bei noch
drei Mineralwasserflaschen damit befüllt. Ich weiß noch nicht, was ich
damit anstelle. Vielleicht züchte ich daraus den nächsten Lactostarter.
Für einen neuen Sud habe ich erst übernächste Woche wieder Zeit. Werde dann
wieder berichten.
Heinrich
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Antwort 55 |
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Senior Member Beiträge: 340 Registriert: 18.4.2004 Status: Offline
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erstellt am: 9.5.2014 um 17:33 |
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Diesmal scheint die Sache zu funktionieren. Vorgestern habe ich gebraut und
abends die Würze zunächst nur mit Hefe (Kölsch) bei 8 °P angestelt.
Am nächsten Mittag zeigten sich erste Kräusen. Nachdem sich eine richtige
Schaumdecke gebildet hatte, habe ich den kalten Lactostarter dazu
gegeben.
Die Sache geht nun ab wie Schmitzs Katze. Es riecht etwas komisch, aber
nicht schlecht, eben nach Sauerkraut und Bier. Mittlerweile ist die ganze
Schose
unter 3 °P und das bei einer Gärtemperatur von ca. 19 - 20 °C.
Dummerweise ist die Gärung mit Lactos jetzt schneller als meine
Schnellvergärungsprobe, die ich ohne Lactos gemacht habe. Das eben
deswegen, weil ich
so besser den Alkoholgehalt bestimmen wollte. Damit, dass der Ansatz bei
27/28 °C langsamer ist, hatte ich nicht gerechnet.
Jetzt weiß ich nicht, wann ich schlauchen soll. Eigentlich wollte ich grün
schlauchen, damit das Bier auf die Flasche kommt, bevor die Lactos
vollständig die
Kontrolle übernehmen. Speise habe ich, ist mir aber etwas riskant. Nachher
stehe ich ohne Kohlensäure da.
Weiß jemand Rat?
Gruß
Heinrich
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Antwort 56 |
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Senior Member Beiträge: 340 Registriert: 18.4.2004 Status: Offline
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erstellt am: 11.5.2014 um 13:21 |
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Das war jetzt eigentlich gar nicht so dramatisch, wie ich gedacht hatte.
Seltsamerweise hat die Hefe dieses Mal die Lactos in Schach gehalten.
Säure war zu schmecken aber viel weniger, als ich nach meinem letzten
Versuch befürchtet habe.
Bei 1,8 - 1,9 °P habe ich Speise dazu gegeben und abgefüllt. Vielleicht
sogar einen kleinen Moment zu früh. Es ist noch ein bischen mehr
Hefe mitgekommen. Aber besser das Zeug ist jetzt auf der Flasche, als eine
Klärung abzuwarten und dann eventuell keine ausreichende
Flaschengärung mehr zu bekommen.
Schmecken tut es noch ein bischen langweilig mit so wenig Stammwürze und so
wenig Hopfen. Es sind im Geruch aber schon schwach ganz
andere blumige Komponenten als sonst wahrzunehmen.
Bin gespannt, wie die Sache sich in 4 Wochen zeigt.
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Antwort 57 |
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Senior Member Beiträge: 340 Registriert: 18.4.2004 Status: Offline
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erstellt am: 5.7.2014 um 15:01 |
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So da ist sie, die Berliner Weisse oder Saure Weisse, wie ich sie nenne. Es
hat zwar nicht 4 Wochen, sondern 8 Wochen gedauert.
Aber dafür ist es ein Supergetränk geworden:
Kein Fehlgeschmack, richtig schöne Säure und eine grobperlige etwas höhere
Carbonisierung. So ähnlich hatte ich es
mir auch ursprünglich vorgestellt.
Der anfängliche, etwas komisch gemüsige Geschmack ist verschwunden. Dafür
setzen sich langsam zitronig, holunderblütenartige
und kiwiähnliche Noten durch, schwach zwar, aber spürbar. Mittlerweile
trinke ich sie richtig gern. Noch vor 4 Wochen
ging es nur mit einem Schuss Himbeersirup. Jetzt schmeckt sie ohne viel
besser.
Nur, "Champagner des Nordens" wäre jetzt übertrieben.
Ich würde die Weisse fast genauso wieder machen, nur die Lactos
wahrscheinlich noch später zu setzen. Außerdem ist mir noch
nicht richtig klar, wie stark der Einfluss der Bretts jetzt ist. In meinem
Ansatz waren welche mit drin, die aus Barrique-Weinen
stammten.
Auf jeden Fall fange ich diese Geschichten mit den warmen
Milchsäurestartern und dem Kochen der angesäuerten Würze gar nicht erst
an.
An diesem System muss zwar noch etwas rumgefeilt werden. Aber mit dem
Ergebnis bin ich total zufrieden!
Und hier noch mal bei Sonne: Echter Durstlöscher!
Gruß
Heinrich, der sich bald wieder eine Weisse einschenkt!
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Antwort 58 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 5.7.2014 um 15:35 |
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Antwort 59 |
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Senior Member Beiträge: 340 Registriert: 18.4.2004 Status: Offline
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erstellt am: 6.7.2014 um 15:16 |
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Danke für den Tipp!
Hat schon jemand hier damit gebraut?
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Antwort 60 |
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