Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 15:32 |
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Nein, bei DLG heisst gold nur das es dem sortentypischen Standard
entspricht. DLG prüft gegen einen Standard ab und zählt im Grossen und
Ganzen nur wie viele "Verstöße" es gegen diesen Standard gibt.
Ein absolut langweiliges Pils ohne Fehler wäre Gold, ein Pils mit feinsten
Aromen und komplexestem Malzkörper mit zu geringer Karbonisierung und
leichter Oxidation würde wahrscheinlich leer ausgehen.
Gruß
Jan
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Antwort 50 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 13.3.2013 um 15:34 |
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Antwort 51 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 15:54 |
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Antwort 52 |
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Posting Freak Beiträge: 554 Registriert: 3.3.2013 Status: Offline
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erstellt am: 13.3.2013 um 15:56 |
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Das Thema "Oettinger" hat doch letztlich kaum was mit dem Bier in der
Flasche zu tun. Genauso, wie der Otto-Normal-Verbraucher Krombacher,
Bitburger etc. konsumiert, da es scheinbar eines der besten Pilse auf dem
Markt ist, wird der selbsternannte, prätentiöse Bierconnaisseur das
Oettinger meiden, da es konnotativ mit billig, schlechte Rohstoffe,
schlechtes Brauhandwerk usw. besetzt ist. Um den tatsächlichen Inhalt in
der Flasche geht es primär nicht - und ich bin ehrlich: ich meide das
Oettinger aus eben diesen Gründen, welche sicherlich zumeist unbewusst
ablaufen. Ich kann mich de facto gar nicht an mein letztes Oettinger
erinnern, weiß aber noch, dass ich im Moment des Trinkens einen gewissen
Ekel verspürte, eben weil ich wusste (!), dass ich Oettinger trinke.
Hätte man mir drei Bierkrüge mit Oettinger, Bitburger und einem lokal
gebrauten Pils aus einem Familienbetrieb gereicht, hätte ich sicherlich
nicht das gleiche empfunden.
Das Trinkvergnügen geht nicht nur von dem Geschmackskörper aus, der sich
auf der Zunge bildet. Man "trinkt" gleichermaßen die Vorstellung mit, die
man von dem Bier hat. Und bei einem Oettinger ist diese Vorstellung nun mal
negativ und aus diesem Grund wird mir vermutlich auch nie ein Oettinger
schmecken. Dass dies nichts mit dem Bier als Flüssigkeit zu tun hat, ist
mir bewusst, abstellen wird man diese psychischen Prozesse aber wohl
kaum.
Letztlich bleibts: jedem das seine!
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Antwort 53 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 16:00 |
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Sag ich doch, das hirn trinkt mit
Nicht umsonst verkostet man in neutralen, braunen Gläsern.
Jan
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Antwort 54 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 16:00 |
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Frank
Merde, Jan war zu schnell, ich meinte Knutoles Post.
[Editiert am 13.3.2013 um 16:01 von Bergbock]
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Antwort 55 |
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Posting Freak Beiträge: 1324 Registriert: 19.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 17:23 |
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Zitat von knutole, am 13.3.2013 um
15:56 |
Hätte man mir drei Bierkrüge mit Oettinger, Bitburger und einem lokal
gebrauten Pils aus einem Familienbetrieb gereicht, hätte ich sicherlich
nicht das gleiche empfunden.
Letztlich bleibts: jedem das seine!
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In Bierkrügen entfaltet sich der Geschmack allerdings auch nicht richtig.
Wäre es nicht besser eine Blindverkostung tatsächlich blind, also mit
verbundenen Augen durchzuführen? Dann aber aus anständigen
Verkostungsgläsern (ähnlich den Weingläsern).
Mir persönlich schmeckt Bier nicht aus so nem Steinkrug etc.
Und natürlich trinkt das Gehirn mit. Wenn ich mir Oettinger kaufe, kann
dieses bei Blindverkostungen 100 mal gut abgeschnitten haben, ich habe die
1-2 mal Kater durch dieses Gesöff beim trinken im Kopf.
Oder halt positiv umpfundenen Werbung ala Krombacher mit dem schönen
Gewässer...
Blindverkostungen sind daher ein Stück weit realitätsfremd. ____________________ ----------------------------------------------
Verkaufe:
http://hobbybrauer.de/modules.php?name=eBoard&file=viewthre
ad&tid=21587
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Antwort 56 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 17:28 |
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Zitat: | In Bierkrügen entfaltet
sich der Geschmack allerdings auch nicht richtig. Wäre es nicht besser eine
Blindverkostung tatsächlich blind, also mit verbundenen Augen
durchzuführen? Dann aber aus anständigen Verkostungsgläsern (ähnlich den
Weingläsern). |
Verkostungsgläser für Blinverkostungen sind in der Regel braun, damit man
die Farbe des Bieres nicht in seine Sinnesempfindung aufnimmt. Ausserdem
wird i.d.R. ohne Schaum eingeschenkt. In unseren Kabinen kann man
zusätzlich noch rotes Licht einschalten, damit ist eine Farbwahrnehmung
unmöglich.
Gruß
Jan
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Antwort 57 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 13.3.2013 um 17:40 |
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Andererseits sind sie
bestens geeignet, wirklich einmal den Kopf von allen Klischees und
Voreindrücken freizubekommen, und sich mal wirklich nur auf die Sache zu
konzentrieren.
Mir hat da die jüngste, von Rattenfurz organisierte Stout-Blindverkostung
echt die Augen geöffnet. Tun wir denn hier nicht alle so, als sei unser
Hobbybier die Krone an Bierqualität? Und fiel nicht in Bezug auf den
"Riesen aus dem Ries" hier mehrfach der Begriff untrinkbar?
Na gut, bei der genannten Hobbybrauer-Blindverkostung waren von 7
Einsendungen 2 Biere infiziert oder so daneben, dass man sie wegschütten
musste. Das war untrinkbar. Das sind immerhin fast 30% der
Einsendungen!
Und der Rest war zwar OK, aber z.T. eben auch derart extrem interpretiert,
oder mit dem einen oder anderen kleinen off-flavor behaftet, dass so
richtig rund und ausgewogen keines davon war. Hätte ich das Zeug im Laden
gekauft, ich hätte mich schön aufgeregt! Manche von uns sollten echt mal
von ihrem Ross herunterkommen.
Sollte so etwas demnächst mit UG-Bieren wiederholt werden, den Spaß wäre es
wert, ein Oettinger in eine neutrale Bügelflasche umzufüllen, ggf. noch mit
etwas Hefe einzutrüben, und einzusenden. Ich wäre echt gespannt...
Umgekehrt, ich bin überzeugt, würde ich ein umgefülltes Ötti beim Münchner
Brauerstammtisch als Helles aus dem eigenen Hobbykeller ausgeben, man würde
mir auf die Schulter klopfen und loben, wie gut, sauber und stilecht ich
das hinbekommen hätte.
Moritz
[Editiert am 13.3.2013 um 18:19 von Bierjunge]
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 58 |
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Posting Freak Beiträge: 3129 Registriert: 1.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 17:57 |
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Ich kann Dir folgendes dazu berichten Moritz.
Das Oettinger Dunkle Weizen würde bei jeder Blindverkostung immer eine gute
Figur machen.
Also im Vergleich der üblichen Weizen die so in Supermärkten rumstehen und
mind. das Doppelte kosten.
____________________ Bierinale - Festival der kreativen Braumanufakturen
ZEBULON Braumanufaktur
Bier mit Leib und Seele.
Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB.
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Antwort 59 |
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Senior Member Beiträge: 118 Registriert: 1.7.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 18:24 |
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Zu diesem Thema finde ich folgenden Beitrag seh interessant...
http://www.wdr.de/tv/vorkoster
Hier geht's unter anderem um die Blindvekostung von Billigindustriebier und
Premiumindustriebier. Die Testeindrücke der zwei Tester sind natürlich sehr
subjektiv und halten wahrscheinlich einer wissenschaftlichen Studie nicht
stand. Da müsste man wahrscheinlich 100 Personen oder mehr unter gleichen
Voraussetzungen testen lassen. Unbestechlich sind aber die Laborwerte zum
Linalool im Bier. Siehe da, kaum Unterschiede. Und da würde ich von einem
Premiumbier mehr erwarten.
Schade, dass der Testbiergruppe kein handwerklich gebrautes Bier einer
kleinen Brauerei angehörte. Hätte mich interessiert ob es da Unterschiede
gegeben hätte.
Ich verstehe das schon als Nachweis, dass es keinen signikanten Unterschied
zwischen Premium und Billig gibt. Der größte Unterschied ist eingebildet
und wird massiv durch Werbung beeinflusst.
Es gibt keinen Grund über Oettinger explizit her zu ziehen. Ist halt ein
Massenbier unter vielen Anderen. Und der Erfolg gibt Ihnen recht.
Ich kenne wirklich viele die beim Biertrinken genauso ticken wie beim
Essen:
Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.
Deshalb greifen so viele lieber zu Industrieware als zu den handwerklich
erzeugten Sachen. Wir könnten uns an dieser Stelle genauso gut über
Fleischwurst unterhalten. Die gibt's auch vom Metzger an der Ecke, von
Herta/Zimbo und von Aldi/Lidl mit ähnlichen geschmacklichen und preislichen
Abstufungen. Und auch da gibt es Leute die auf den Geschmack und Herkunft
des Produktes schauen und Andere nur auf den Preis.
Grüße
Jörg
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Antwort 60 |
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Senior Member Beiträge: 255 Registriert: 9.5.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 18:46 |
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Zitat von JanBr, am 13.3.2013 um
15:28 |
Vielen Dank für deinen extrem hilfreichen Beitrag. Werde mich in Zukunft
bemühen auch deinem feinem Sprachempfinden genüge zu tun. Ich wollte deine
Augen nicht mit meinen sprachlichen Unzulänglichkeiten beleidigen.
Allerdings kennt der Duden im Deutschen das great barrier reef nicht
sondern nur das Great Barrier Reef. Aber ich weiss was du meinst, kann aber
verstehen das du bei "Begriff" natürlich den Sinn des Satzes nicht mehr
erfassen kannst.
Gruß
Jan |
@JanBr es ist schon merkwürdig, wenn man die Leute an der richtigen Stelle
"kitzelt", dann fangen sie an "persönlich" zu werden. Die beleidigende Art
in deinem letzten Satz beweist das wieder mal zu deutlich. Auf dein Niveau
möchte ich mich aber nicht begeben. Stänkert ruhig noch ein bischen
miteinander, es amüsiert mich.
Mit dieser Aussage kann ich aber wirklich nichts anfangen:
"Allerdings kennt der Duden im Deutschen das great barrier reef nicht
sondern nur das Great Barrier Reef."
Gruß
JM ____________________ Norderstedter Hobbybräu seit 2011
Ohne Bier wäre das Leben nicht mal halb so schön.
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Antwort 61 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 19:23 |
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Zitat: | Ich verstehe das schon
als Nachweis, dass es keinen signikanten Unterschied zwischen Premium und
Billig gibt. Der größte Unterschied ist eingebildet und wird massiv durch
Werbung beeinflusst. |
Das habe ich exakt so erlebt. Eine der Brauerei für die ich gearbeitet habe
hat einige Sorten "am Etikettierer" gemacht. D.h. es wurde ein und das
selbe Bier unter verschiedenen Namen abgefüllt. In dem Fall als ein
normales Helles, ein "Edelhelles" und als ein normales Helles einer anderen
Brauerei.
Ich hab immer wieder mit Leuten regelrecht gestritten, die behauptet haben
das eine Bier wäre um Klassen besser als das andere und das eine könnte man
quasi gar nicht trinken. Reine Einbildung.
Aber der Konsument will ja exakt diese Geschichte, das Image, verkauft
bekommen. Er will kein 0815 Bier, er will ein nordisch frisches Bier das so
ist wie das Land oder ein Bier das noch mit der Kutsche auf die Alm
gefahren wird.
Um jetzt die Kurve zu bekommen, Oettinger verkauft halt keine Geschichte
weil sie keine Werbung machen. Das Image das sie haben ist zusätzlich noch
negativ behaftet. Dieser Markel haftet halt oft den größeren an. Die werden
dann als Leichenbier bezeichnet weil die Quellfassung unterm Friedhof liegt
und der gleichen.
Gruß
Jan
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Antwort 62 |
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Senior Member Beiträge: 287 Registriert: 23.3.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 19:57 |
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Eichbaum
Das das Wasser natürlich von Quellgebieten unterhalb der Tonschicht gezogen
wird ist da völlig wurscht!
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Antwort 63 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 20:06 |
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Kaiserdom Bamberg auch, selbes Spiel. Erstaunlich es sind dabei immer die
grösseren denen solche Geschichten Anhaften.
Jan
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Antwort 64 |
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Posting Freak Beiträge: 1002 Registriert: 27.7.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 20:30 |
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Zitat von JanBr, am 13.3.2013 um
19:23 | ...
Das habe ich exakt so erlebt. Eine der Brauerei für die ich gearbeitet habe
hat einige Sorten "am Etikettierer" gemacht. D.h. es wurde ein und das
selbe Bier unter verschiedenen Namen abgefüllt. In dem Fall als ein
normales Helles, ein "Edelhelles" und als ein normales Helles einer anderen
Brauerei.
Ich hab immer wieder mit Leuten regelrecht gestritten, die behauptet haben
das eine Bier wäre um Klassen besser als das andere und das eine könnte man
quasi gar nicht trinken. Reine Einbildung.. |
Hihi. Das kann ich so unterschreiben. In meinem Fall waren es Pilsener
"Mild" und Pilsener "Herb" und der Unterschied bestand auch nur in den
Etiketten. Und na klar war das Eine besser als das Andere. Hat jedenfalls
die Kundschaft behauptet. Sehr lustig
Michael
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Antwort 65 |
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Senior Member Beiträge: 203 Registriert: 15.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2013 um 22:35 |
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Oettinger als Billigbier mag ich persönlich nicht so sehr, dafür aber das
Paderborner Pils, ist ebenfalls ein Billigbier, aber dafür wohlschmeckend
für meinen Geschmack.
Probiert es mal aus, sofern es bei euch verkauft wird.
____________________ Ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung
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Antwort 66 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.3.2013 um 07:34 |
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Zitat von Bierjunge, am 13.3.2013 um
17:40 | Andererseits sind sie
bestens geeignet, wirklich einmal den Kopf von allen Klischees und
Voreindrücken freizubekommen, und sich mal wirklich nur auf die Sache zu
konzentrieren.
Mir hat da die jüngste, von Rattenfurz organisierte Stout-Blindverkostung
echt die Augen geöffnet. Tun wir denn hier nicht alle so, als sei unser
Hobbybier die Krone an Bierqualität? Und fiel nicht in Bezug auf den
"Riesen aus dem Ries" hier mehrfach der Begriff untrinkbar?
Na gut, bei der genannten Hobbybrauer-Blindverkostung waren von 7
Einsendungen 2 Biere infiziert oder so daneben, dass man sie wegschütten
musste. Das war untrinkbar. Das sind immerhin fast 30% der
Einsendungen!
Und der Rest war zwar OK, aber z.T. eben auch derart extrem interpretiert,
oder mit dem einen oder anderen kleinen off-flavor behaftet, dass so
richtig rund und ausgewogen keines davon war. Hätte ich das Zeug im Laden
gekauft, ich hätte mich schön aufgeregt! Manche von uns sollten echt mal
von ihrem Ross herunterkommen.
Sollte so etwas demnächst mit UG-Bieren wiederholt werden, den Spaß wäre es
wert, ein Oettinger in eine neutrale Bügelflasche umzufüllen, ggf. noch mit
etwas Hefe einzutrüben, und einzusenden. Ich wäre echt gespannt...
Umgekehrt, ich bin überzeugt, würde ich ein umgefülltes Ötti beim Münchner
Brauerstammtisch als Helles aus dem eigenen Hobbykeller ausgeben, man würde
mir auf die Schulter klopfen und loben, wie gut, sauber und stilecht ich
das hinbekommen hätte.
Moritz
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- Besser kann man es nicht ausdrücken...
Vor allem der Passus "Manche von uns sollten echt mal von Ihrem Ross
herunterkommen" spricht mir aus der Seele.
Frank
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Antwort 67 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.3.2013 um 08:26 |
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Zitat von Bierjunge, am 13.3.2013 um
17:40 | Andererseits sind sie
bestens geeignet, wirklich einmal den Kopf von allen Klischees und
Voreindrücken freizubekommen, und sich mal wirklich nur auf die Sache zu
konzentrieren.
Mir hat da die jüngste, von Rattenfurz organisierte Stout-Blindverkostung
echt die Augen geöffnet. Tun wir denn hier nicht alle so, als sei unser
Hobbybier die Krone an Bierqualität? Und fiel nicht in Bezug auf den
"Riesen aus dem Ries" hier mehrfach der Begriff untrinkbar?
Na gut, bei der genannten Hobbybrauer-Blindverkostung waren von 7
Einsendungen 2 Biere infiziert oder so daneben, dass man sie wegschütten
musste. Das war untrinkbar. Das sind immerhin fast 30% der
Einsendungen!
Und der Rest war zwar OK, aber z.T. eben auch derart extrem interpretiert,
oder mit dem einen oder anderen kleinen off-flavor behaftet, dass so
richtig rund und ausgewogen keines davon war. Hätte ich das Zeug im Laden
gekauft, ich hätte mich schön aufgeregt! Manche von uns sollten echt mal
von ihrem Ross herunterkommen.
Sollte so etwas demnächst mit UG-Bieren wiederholt werden, den Spaß wäre es
wert, ein Oettinger in eine neutrale Bügelflasche umzufüllen, ggf. noch mit
etwas Hefe einzutrüben, und einzusenden. Ich wäre echt gespannt...
Umgekehrt, ich bin überzeugt, würde ich ein umgefülltes Ötti beim Münchner
Brauerstammtisch als Helles aus dem eigenen Hobbykeller ausgeben, man würde
mir auf die Schulter klopfen und loben, wie gut, sauber und stilecht ich
das hinbekommen hätte.
Moritz
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Wie wahr wie wahr.
Hobbybrauerbier und Hausbrauerbier ist per definition gut. Dabei wird auch
kein Widerspruch geduldet.
Ich hab schon so oft erlebt das ich gezwungen wurde Bier mit grausamsten
Fehlern zu verkosten, die dann als Hausgeschmack oder Besonderheit
verkauft/ tituliert wurden.
Grausigstes Beispiel war ein WB bei dem Maische total angebrannt war. Der
Hobbybrauer hat mir aber erzählt wie erstaunlich gut das ist und er in
zukunft diesen Rauchbiereffekt gezielt nutzen will
Das Bier hat mit verlaub gesagt einfach Oberkacke geschmeckt.
Ich hab schon Biere von Hobbybrauern aber auch gasthausbrauereien erlebt,
die hatten so viel Diacetyl, die hätte man sich als Butterersatz aufs Brot
schmieren können. Häufig schmecken aber die betreffenden Brauer, so sie
nicht vom Fach sind, Diacetyl gar nicht als Diacetyl sondern verwechseln es
zusammen mit den fruchtigen Hopfenaromen mit fruchtigen Ester der
Gärung.
Drittes, häufig beobachtetes Problem, das Bier enthält Sauerstoff das man
wahrscheinlich dait Tauchen gehen könnte, bzw. es hat Oxidationsgeschmack
(Cardboardflavor) das man das Gefühl hat ein Stück Wellpappe zu lutschen.
Der wird sehr häufig von ungeübten zusammen mit malzigen Caranoten ins
Reich des komplexen Malzkörpers verschoben.
Was mir auch auffällt, sehr viele Hobbybrauerbiere sind sehr wenig
ausgewogen. Es gibt eine alte brauerweisheit, die sagt: "Viel hilft viel".
Da stimmt aber nur beim Reinigen, nicht aber bei Zutaten. Ich stell immer
wieder fest das es so einige Hobbybrauer nicht schaffen die handwerklichen
Basics unter Kontrolle zu bekommen, dann aber anfangen selbst mit
exotischten Malzen und Hopfen zu arbeiten. Das Problem dabei ist, habe ich
keine Referenz für den selbskreierten Biertyp und dann wird es schwer
Fehlaromen rauszuschmecken.
Das ist übrigen auch mein Verdacht warum IPA so beliebt sind. Diese Mengen
an Hopfenaroma maskieren halt so einiges. Mir fällt es aber immer wieder
auf, blended man den Hopfen gedanklich aus, schmeckt man alles mögliche von
Diacetyl, über Oxidation bis zu Infektionen.
Last but not least, manche Hobbybrauerbiere sind eigentlich Hefeemulsionen.
Man könnte so manch eine Halbliterflasche direkt zum Anstellen von mehreren
hl Bier benutzen. Dabei wird dann oft auf die gesundheitsfördernde Wirkung
von Hefe hingewiesen und das diese Jungbrunnen bei der Industrieplörre je
sträflicherweise entfernt wird.
Ich bekomme schon Magenschmerzen wenn mir der stolze Brauen schon vor dem
ersten Schluck erklärt welche Fehlgeschmäcker ich mir beim Verkosten
"wegdenken" müsse.
Aber wer gibt schon gerne zu das das eigene Bier ein Problem hat? Würde ja
auch keiner sagen, ja, mein baby ist hässlich und verschrumpelt.
Gruß
Jan
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Antwort 68 |
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Posting Freak Beiträge: 3129 Registriert: 1.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.3.2013 um 08:45 |
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Jan, da kann ich mich Deinem Post vollumfänglich anschließen.
Ich habe seit Beginn meiner Hobbybrauertätigkeit vor gut 12 Monaten ca. 40
Sude hinter mir. Davon ca. 30 im Vollmaischeverfahren.
Von einigen habe ich noch ein paar Flaschen im Keller, die ich ab und an
verkoste.
In der Nachbetrachtung muss ich gestehen, dass bei manchen davon einiges im
Argen liegt.
Das hätte ich seinerzeit selbstverständlich nie und nimmer eingeräumt und
sie gegen Massenbiere verteidigt bis aufs Messer.
Ich habe anfangs so viel gebraut um in möglichst kurzer Zeit auch möglichst
viel zu lernen.
Dieser Vorteil hatte in der Nachbetrachtung natürlich auch einen
entscheidenden Nachteil,
ich habe manchmal oberflächlich gearbeitet und wichtige Basics,
die ich mir erst mit der Zeit angeeignet habe, außer Acht gelassen.
Aber zugegeben, dass da auch mal ein grottenschlechtes Bier dabei war hätte
ich niemals.
Heute lasse ich da die Kirche im Dorf.
____________________ Bierinale - Festival der kreativen Braumanufakturen
ZEBULON Braumanufaktur
Bier mit Leib und Seele.
Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB.
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Antwort 69 |
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Posting Freak Beiträge: 1425 Registriert: 22.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.3.2013 um 09:15 |
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@Jan ____________________ Prost! B.
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Antwort 70 |
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Posting Freak Beiträge: 3478 Registriert: 21.9.2011 Status: Offline
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erstellt am: 14.3.2013 um 09:41 |
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Da kann ich Jan nur recht geben... Was mir sehr oft auffällt: Anfänger, die
noch nie einen Sud gebraut haben fragen nach exotischen Rezepten. Dabei
wäre es doch viel vernünftiger, sie würden einfach mal versuchen ein Ale
gescheit hinzubekommen. Das sollte für jemand der noch nie oder fast nie
gebraut hat Herausforderung genug sein.
____________________ Gruss Uli
|
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Antwort 71 |
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Posting Freak Beiträge: 1425 Registriert: 22.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.3.2013 um 09:47 |
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Ich hab da nen guten Trick .. An Braumeister und mehrere Profiverkoster
verschenken.
Wenn die das nochmal haben wollen ...Alles OK
B.
____________________ Prost! B.
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Antwort 72 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.3.2013 um 11:01 |
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Das ist wie mit Coach Wooden, einem Basketball Coach der 10 mal NCAA
champion geworden ist. Die erste Trainingsstunde jeder Saison begann er mit
der selben Lektion:
Wie ziehe ich meine Socken richtig an und wie binde ich meine Schuhe!
Diese Lektion gab er wohlgemerkt einem Team einer extrem erfolgreichen
Universität. Fast Profis.
Was er damit sagen will, wenn du gut Basketball spielen willst, muss es am
Fundament, an den Bascis stimmen und dazu gehört es richtige ausgerüstet zu
sein.
Genau das selbe empfinde ich beim Brauen. Um ein gestopftes IPA mit
Dekoktion und selbsgemälztem Tennenmalz zu brauen, das dann mit 7
verschiedenen Hefen im Portweinfass reift, sollte man erstaml ein Weissbier
brauen können.
Allerdings sind wir hier auch nicht unschuldig. Ich hab oft erlebt das
Anfänger fragen mit was sie anfangen sollen und statt zu sagen mach ein
Weissbier 50% Weizen, 50% WiMa und vergär mit 3068, werden Rezepte mit
Hermann Verfahren, zig verschiedenen Spezialmalzen und zig hopfen
vorgeschlagen.
Man muss erst stehen können bevor man einen Marathon läuft.
Gruß
Jan
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Antwort 73 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.3.2013 um 11:28 |
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Na, das kann ich alles unterschreiben.
Und um den Ring zu schließen sage ich auch: Wenn ich jedes Mal beim
Pils brauen ein so durchschnittlich gutes Ergebnis hätte, wie es Oettinger
im Megamaßstab hinbekommt, dann ginge ich mit Hut ins Bett.
Das schaffe ich aber nicht, weil ich die technischen Voraussetzungen nicht
habe. Ich schaffe es nicht mal, ein von der Gärführung anspruchsloses
Kölsch wiederholt in gleicher Qualität herzustellen.
Oettinger könnte das, ist aber im Bayern zu Hause (Was für ein Glück für
Köln). O.K., ich mache mich gerade unbeliebt.
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 74 |
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