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Board Index > > Kaufbierverkostungen > Der total unglaubliche Polski-Bier-Tröt |
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Posting Freak Beiträge: 757 Registriert: 16.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.8.2013 um 20:17 |
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Polen ist eine großartige Biernation. Ich muss das wissen, denn ich komme
selbst aus der allerbesten und größten Biernation:
Österreich.
Nun, es ist ja bekannt, dass die Polen gerne mal acht oder neun Wodka auf
das Wohl der Jungfrau Maria trinken, aber spätestens wenn das erledigt ist,
fängt bei ihnen der Genuss an: Zusammengepfercht im Wohnzimmer, das den
Nabel der Welt in der polnischen Weltordnung darstellt, wird Bier
getrunken. Aber auf keinen Fall Wodka zwischen drin. Gemischt wird in Polen
nicht. Daher zuerst der Wodka, dann das Bier. Denn die Polen lieben
Ordnung.
Wer sich die polnische Stimmung nicht so gut vorstellen kann, der sollte
sich im Laden dazu Salzgurken und saure Heringe kaufen. Als
Untermalungsmusik zu diesem Tröt empfehle ich "Folk Songs & Dances -
Polska" vom "Zawsze & Folk Ensemble Of Warsaw". Eine kleine, überfüllte
Wohnung hilft ebenfalls dabei. Und jetzt gehts los:
Nachdem ich immer wieder leidvoll erkennen muss, dass die großartige
polnische Nation mit ihrem Bier hier absolut unterrepräsentiert ist, habe
ich bei meinem letzten Besuch in Polen ein paar Biere eingepackt, die ich
hier vorstellen will.
Nachdem Berlin nicht weit von der Grenze ist und ich nicht verstehen kann,
warum die sich Bier aus Belgien, Frankreich oder den USA hinter die Binde
kippen, das gute Zeug aus dem Osten aber nicht, habe ich beschlossen den
Deutschen Nachbarn mal ein bisschen auf die Sprünge zu helfen.
Dieser Tröt ist:
- manchmal nicht ganz ernst gemeint
- total super (ja, eh klar)
- läd zum mitmachen ein und hat
- viele gute Biere, die zwar teilweise das selbe kosten wie in Deutschland,
aber es lohnt sich.
Geht nicht davon aus, dass wirklich gutes Bier dort billiger ist als in
Deutschland. Bei Bedarf kann ich auch mal das eine
oder andere Biergeschäft vorstellen. Ihr dürft hier Wünsche äußern.
Ich freue mich über rege Anteilnahme und hoffe, daß der eine oder andere
ebenfalls seine Erfahrungen mit polnischen Bier
postet. Und an alle hier, die einen Stock im Popo haben: Nehmt nicht alles
ernst was ich von mir gebe, aber traut meinem
Biergeschmack. Ich gebe hier keine Sommelier Bewertungen wieder. Ich will
euch einfach nur gutes Bier näher bringen. Aus Polen, einer großartigen
Biernation.
[Editiert am 31.1.2014 um 22:29 von WodkaFan]
____________________ "Der braut sich was!"
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Posting Freak Beiträge: 757 Registriert: 16.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.8.2013 um 20:18 |
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Als erstes Bier möchte ich das Okocim Pszeniczne (sprich: Okotschim
Pschenitschne) vorstellen - das unglaubliche Mainstream Weizen, das überall
verfügbar ist. Erkennbar am fehlenden Etikett, zu finden in fast jedem
Polski Sklep.
Das Bier ist Flaschenvergoren, mild und macht einen schönen steifen Schaum,
der feinporig ist aber nicht lange hält. Bei mir jedenfalls, weil ich das
Bier schnell trinke.
Ich bin kein Verkoster und kann daher nicht mit blumigen Ausdrücken um mich
werfen, würde aber jederzeit einen ganzen Kasten auf die Jungfrau Maria
trinken, wenn das erlaubt wäre.
Das Bier kann auch warm getrunken werden, ohne dass man sich vor Ekel
bekleckert und hat ein dezent blumiges Bouquet.
Die Brauerei Okocim wurde 1845 von einem Deutschsprachigen Brauer
gegründet. Der hieß Johann Evangelist Götz und war aus
Hohenzollern-Sigmaringen. Das tat er zusammen mit dem polnischsprachigen
Julian Kodrębski, der Österreicher war. Die heute zum
Karlsberg-Konzern gehörende Brauerei liegt nahe Krakau. Die
Deutschsprachige Wikipedia führt das Brauereigebäude als Sehenswürdigleit.
In der Tat handelt es sich innen um eine ganz normale Brauerei, das
historysche Gebäude ist aber wirklich ganz nett.
Fazit:
Eines der wenigen Industriebiere mit Flaschengärung. Sehr trinkbar und auf
meiner Werteskala von 1-10 (je mehr Punkte desto besser), gebe ich dem Bier
eine gute Acht.
[Editiert am 31.1.2014 um 09:45 von WodkaFan]
____________________ "Der braut sich was!"
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 3929 Registriert: 10.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.8.2013 um 20:30 |
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Moin,
ich kann das nur bestätigen!
Seitdem mich Volker (Brunnenbräu), einer der Väter der sich rasant
entwickelnden Hobbybrauerszene, letztes Jahr an die polnischen
(Hobbybrauer-)Biere herangeführt hat, bin ich ein echter Fan.
Die machen zT richtig tolle Sachen.
Ich bin sicher, dass Volker hier auch wertvolle Tips geben wird. Er ist ja
als Juror alle Nase lang in Polen zum Bier verkosten.
Karol, ich hoffe, ich darf dich an deine Zusage erinnern! ____________________ Besten Gruß
Hagen
------------------------------
Taumelkäfer Hausbräu - honi soit qui mal y pense!
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.8.2013 um 20:36 |
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Ich bin in Anbetracht dieses außerordentlich gut geschriebenen
Eröffnungspost, bei welchem der Autor mit Sicherheit immer wieder in ein
Küchenbrettchen beißen musste um nicht vor Lachen auf die Tastatur zu
hauen, sehr gespannt auf die Berichte, die da hoffentlich noch zahlreich
kommen.
Du hast es begonnen, also führe es fort
Greets Udo ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.8.2013 um 21:09 |
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Jetzt müsste man nur noch irgendwie an die Köstlichkeiten rankommen.
@Wotkafan:
Gruß
Peter ____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 267 Registriert: 2.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.8.2013 um 07:18 |
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Gruppenzwang nennt man das wohl, Hagen, was Du versuchst, auf mich
auszuüben. Jetzt muss ich ja meinen Senf dazugeben...
Eigentlich habe ich heute aber keine Zeit und hätte deswegen gerne nur
"abo" in diesen Beitrag geschrieben, das wäre mir allerdings dann peinlich.
Also, ein paar konstruktive Informationen:
Eine stets aktuell gehaltene Karte mit allen polnischen Brauereien findet
man hier:
https://maps.google.pl/maps/ms?msid=210456649593627098413.000
4bd8cc5610dd485fe7&msa=0&ll=51.358062,20.742188&spn=11.630871,33.815918
(weiß = Gasthausbrauereien, gelb = klein, orange = mittel, rot = groß, blau
= riesig, grün = im Bau, graue Kästchen = gesammelte Listen geplanter
Brauereien).
Eine aktuelle Karte polnischer Biergeschäfte hier:
https://maps.google.pl/maps/ms?ie=UTF8&hl=pl&msa=0&msid=11459
2413071226441346.00046b09f322827202c55&ll=52.146973,21.84082&spn=6.054906,1
9.775391&z=6
(rot = Spezialgeschäfte mit 'zig, wenn nicht hunderten Biersorten, blau =
normale Getränkemärkte mit guter Auswahl)
Und hier mal ein paar ganz nette Berichte aus Polen von einem Hausbrauer,
denn ich flüchtig kenne:
http://www.brunnenbraeu.de/konkurs.htm.
Volker
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Antwort 5 |
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Senior Member Beiträge: 255 Registriert: 9.5.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.8.2013 um 09:33 |
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Wir haben Anfang 2000 Urlaub am Rande des
Białowieża-Nationalparks in Polen ganz nah an der Grenze zu
Weißrussland gemacht.
In dem nagelneuen Hotel gab es vor allem das ZUBR, ein sehr gutes
Lagerbier, dass keinen Vergleich zu deutschen Spitzenbieren scheuen muss.
Hier habe ich auch zum ersten Mal Bisonsteak gegessen. Das war so lecker
zubereitet, dass ich noch heute davon träume.
Wer also in Polen Urlau macht, der wird auch hier nicht verdursten.
Einen schönen Sonntag
JM
____________________ Norderstedter Hobbybräu seit 2011
Ohne Bier wäre das Leben nicht mal halb so schön.
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 154 Registriert: 7.7.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.8.2013 um 10:45 |
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In Polen außer bekannten Marken wie Żywiec, Warka, Tatra (Żywiec
Gruppe gehört zu Heineken), Bosman, Kasztelan, Okocim, Harnaś, Piast
(Carlsberg Gruppe) oder Lech, Tyskie, Wojak, Książęce,
Żubr, Dębowe Mocne (Kompania Piwowarska gehört zu SUBmiller) gibt
es auch ganze Menge von Kleinbrauereien die eigene und sehr gute Biere
brauen. Über o.g. Hauptmarken kann man leider schon nichts gutes sagen (und
vor allem das sind eigentlich fast nur helle Lagerbiere). Vielleicht außer
Książęce - was Antwort auf wechselnde Markt von
Kleinbrauereien ist. Die haben paar Bierspezialitäten im Portfolio.
Die Kleinbrauereien (wie Amber, Ciechan, Fortuna, Jabłonowo, Kormoran)
brauen seit Jahren sehr gute Biere. Die habe aber immer nur untergärige
Biere gebraut.
Vor ca. 2 Jahren kam nach Polen unsere kleine Bierrevolution. Zwei sehr
gute Auftragsbrauereien (zuerst Pinta und dann AleBrowar) sind entstanden.
AleBrowar baut gerade auch eigene Brauerei. Die beiden Brauereien haben
eine neue Windrichtung gezeigt und brauen wunderbare Spezialbiere
(untergärig und auch vor allem obergärig). Die haben gezeigt dass die Polen
nicht nur Eurolager trinken wollen sondern auf dem polnischen Markt auch
Platz für Bierspezialitäten gibt. So ist es angefangen.
Dann entstanden weitere Klein- und Microbrauereien (wie Artezan, Widawa
oder Olbracht) die auch sehr gute und vor allem unterschiedliche Biere
brauen. Die Braugaststätten haben langsam Standardsortiment (Pils, Weizen,
Dunkel) verbreitet und brauen schon auch wechselnde Saisonbiere. Letztens
sind weitere Auftragsbrauereien entstanden (Szałpiw und Pracownia
Piwa). Zusammen mit Brauereien sind ganze Mengen von Bierläden und Pubs
(Multi Tabs) entstanden. In meine Heimatstadt Poznan (550.000 Einwohner)
sind gerade ca. 5 Bierläden am Markt und mindestens 3 Multitaps (die nur
Biere aus Kleinbrauereien oder polnische Craftbiere verkaufen). Meine
beliebte Kneipe SETKA hat gerade über 100 Flaschenbiere und 15 Zapfhähne
mit rotierenden polnischen Biere im Angebot.
Letztens hat auch Brauerei Kormoran (ca. 50.000hl pro Jahr) eine Serie von
Kormoranreisebiere hergestellt (zurzeit haben die Weizenbock, AIPA und
Witbier gebraut). Die Biere sind wirklich sehr lecker.
Ich habe letztens ziemlich viele deutsche Craftbiere getrunken wie
Braukunstkeller, Fritz und ganze Menge von Bieren aus Berlin und ich kann
nur sagen dass polnische Craftbiere (von Alebrowar oder Pinta) sind
deutlich besser (vielleicht habe ich falsche deutsche Biere gewählt).
Hier noch link zur Karte von polnischen Knaipen:
http://goo.gl/maps/zL1iM
rot - multitaps
gelb - besonders gute Kneipen
grün - gute Kneipen
blau - Minibrauereien
Die Karten haben wir mit Volker nicht selbst erstellt.
Hier muss man sich bei polnischen Kollegen aus www.browar.biz bedanken.
[Editiert am 18.8.2013 um 10:47 von Karol]
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Antwort 7 |
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Senior Member Beiträge: 154 Registriert: 7.7.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.8.2013 um 11:04 |
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@WodkaFan danke für die Eröffnung des guten Themas!
Eigentlich alles bei deiner Einführung stimmt.
Nur unsere Jungfrau Maria musst du aber nicht unbedingt zwischen Bier und
Vodka einmischen - das hat damit überhaupt nicht zu tun
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 3929 Registriert: 10.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.8.2013 um 11:35 |
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Mein lieber Volker,
ich habe zwar im letzten Jahr etwas zugelegt, aber dass diese gewachsene
körperliche Präsenz meiner Wenigkeit mich gleich zu einer Gruppe macht?
Weiß ich ja ga nicht, was ich davon halten soll
Karol,
habe mittlerweile auch einiges von Pinta und AleBrowar getrunken.
Bin noch nie enttäuscht worden. Du hast völlig recht, die brauchen sich
hinter den Produkten einiger - auch hier - gehypter deutschen Carft
Breweries nicht zu verstecken - eher im Gegenteil.
[Editiert am 18.8.2013 um 11:46 von Hagen]
____________________ Besten Gruß
Hagen
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Taumelkäfer Hausbräu - honi soit qui mal y pense!
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 954 Registriert: 1.5.2011 Status: Offline
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erstellt am: 18.8.2013 um 12:27 |
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 757 Registriert: 16.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.8.2013 um 15:20 |
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Wenn einer in Polen einen Einkauf tut, dann wird ihm auffallen, wie viele
Produkte auf Deutsch gekennzeichnet sind. Brillenputztücher, Cornflakes,
Schokolade. Alles importiert, alles Deutsch. Nun, der Grund liegt weder
darin, dass die Polen Germanophil sind (was sie nämlich heimlich, sehr
heimlich schon sind), noch daran, dass sie die Deutsche Sprache so
wohlklingend finden wie ein AK74, die polnische Version der AK47 (Beispiel:
Schmettttterlinkk). Der Grund dafür ist schnell und einfach verständlich
erklärt: Bevor die Polen den Kalten Krieg beendeten, hatten sie nur
hauptsächlich eigene oder russische Produkte. Ausländische Produkte waren
so exotisch, dass man ihnen sogar einen eigenen Namen gab. Alles aus dem
Ausland war "Zagraniczne" (schlicht: aus dem (westlichen) Ausland aber als
Überbegriff verwendet). Wenn jemand Zagraniczne hatte, dann war das schon
was. Der hatte Geld, Beziehungen und meistens Verwandte im Ausland.
Zagraniczne zu besitzen war einfach der Burner.
Die eigenen Produkte waren oft Mangelhaft und Qualitativ immer wieder eine
Enttäuschung. In der etablierten Schattenwirtschaft waren Produkte, die
Zagraniczne waren daher beliebt. Am beliebtesten waren Deutsche Produkte,
die haltbar, sauber gearbeitet und meistens von hervorragender Qualität
waren. Der Deutsche Verbraucher lässt sich nämlich keinen Schmarrn aufs
Auge drücken (denkt man). Das ist bis heute so geblieben.
Es reicht nicht, dass das Produkt "Made in Germany" ist, viel besser
verkauft es sich, wenn es auch noch Deutsch beschriftet ist. Ein Grund,
warum die erfolgreiche Drogeriekette "Rossmann" polnische Artikel aus dem
Sortiment streicht. Unter anderem mein Lieblings-Rasierwasser " Brutal" -
weshalb ich diese Kette boykottiere und ich euch auffordere, es mir gleich
zu tun.
Natürlich ist es klar, dass dieser Trend auch beim nächsten Bier
durchschlägt das ich erworben habe. Kurioserweise prangt auf dem
Halsettikett die Aufschrift " Meisterhaft Geschmack". Klingt
hanebüchen, ist es auch.
Es ist ein Altbier das man laut Rücketikett am besten zwischen 8 und 10
Grad Celsius trinkt. Dazu essen sollte man am besten Gouda. Das Rezept
stamme aus Deutschland, erfahren wir da, ein spezielles Bier aus der Gegend
um "Dusseldorfu" sei das.
Was das ganze wirklich interessant macht ist die Ankündigung, dass es sich
um ein Hobbybrauer Rezept handeln soll. Stammen tut das ganze natürlich
nicht von einem der unsrigen, sondern von der Braumanufaktur Jabłonowo, die sehr interessante
Biere produziert. Die Brauerei wurde erst 1992 gegründet und ist einer der
Stars in der neuen polnischen Bierszene. Interessanterweise füllen die ihr
Bier auch in PET-Flaschen ab. Brrrr....
Aber ihre Bierserie "Dla koneserów" (für den connoisseur) - Genial!
Die Farbe des Alt ist schon mal richtig: Ein tiefdunkles Bernsteinrot. Der
Schaum ist leider so gut wie nicht vorhanden, was dem Geschmack aber keinen
Abbruch tut. Es schmeckt, wie ein Alt eben schmecken soll: eine angenehme,
lang anhaltende bittere im Abgang. Obwohl das Bier nicht in der Flasche
vergoren wurde (was ich sehr schätzen würde) und pasteurisiert ist, hat es
einen langanhaltenden guten Geschmack, der nach ein paar Minuten säuerlich
endet. Der Geruch ist nicht muffig, wie ich das bei Altbier oft empfinde,
sondern hat einen dezent - süßlichen Honigwassergeruch.
Wer mal nach Warschau kommt, dem empfehle ich übrigens ein sehr beliebtes
polnisches Lokal mit dem Namen "Bierhalle"...
[Editiert am 18.8.2013 um 15:36 von WodkaFan]
____________________ "Der braut sich was!"
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Antwort 11 |
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Senior Member Beiträge: 267 Registriert: 2.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.8.2013 um 17:54 |
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Nachdem ich Marcin Chmielarz, den erwähnten Hausbrauer, kenne, kann ich
bestätigen, dass das wirklich so ist. Hubert Buksowicz, der Eigentümer der
Brauerei, hat Marcin schon mehrmals gebeten, ein Rezept zu entwickeln und
das dann in Jabłonowo auch tatsächlich zu brauen.
Eine Idee, die vor mehr als zehn Jahren erstmals geboren wurde, aber damals
noch keinen durchschlagenden Erfolg hatte. Die polnische Szene war noch
nicht so weit. Damals, Anfang 1999, haben Andrzej Sadownik und ich bereits
einmal nach einem unserer eigenen Rezepte in Jabłonowo Bier gebraut
(ein Oatmeal-Stout), es hat auch gut geschmeckt, aber damals waren die
Biergenießer in Polen noch nicht so weit, dass sie die entsprechenden
Kosten für ein solches Spezialbier auch akzeptiert hätten. Es hat sich noch
nicht gerechnet.
Ein Kurzbericht und ein paar Bilder dazu hier: http://www.brunnenbraeu.de/biervorortJ.htm#BrowarJablonowo
Volker
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Antwort 12 |
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Senior Member Beiträge: 267 Registriert: 2.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.8.2013 um 17:56 |
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Ein guter Tipp.
Mehr "Bierhallen" (mit eigener Brauerei, also echte Gasthausbrauereien!)
gibt es in Kattowitz (im Einkaufszentrum "Silesia Center") und in
Łódź (im Einkaufszentrum "Manufaktura", der ehemaligen
Groß-Weberei).
Volker
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Antwort 13 |
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Senior Member Beiträge: 267 Registriert: 2.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.8.2013 um 18:01 |
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Definitiv ein fantastisches Bier. Das Żywiec Porter entsteht zwar im
zweitgrößten polnischen Bierkonzern, wird aber in einer uralten, kleinen
Brauerei in Cieszyn, einer Grenzstadt zur tschechischen Republik, gebraut.
In einem rechteckigen (!) Kessel aus Gusseisen und in offener Gärung. Ein
paar mehr Informationen zu dieser kleinen Braustätte im Żywiec-Konzern
(der übrigens zu Heineken gehört) hier: http://www.brunnenbraeu.de/biervorortB.htm#Bracki
Am besten schmeckt das Porter frisch aus dem Lagertank. Gerne vorher noch
in einen großen Glaskolben gefüllt, um es nach oben zu tragen: http://brunnenbraeu.de/ZebranieII/slides/Bild%20(30).html
Volker
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 1512 Registriert: 15.5.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.8.2013 um 05:51 |
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Schöner Tröt! Danke!
Seit ich Hobbybrauer bin, gehe ich mit viel offeneren Augen durch die Welt
und finde überall im Osten (ich bin da viel unterwegs) jede Menge Zeichen
dafür, daß die Bierrevulotion dort teilweise viel weiter ist, als bei uns
in D.
Letztens war ich in Ostpolen, das war schon fast Ukraine - in jedem Tante
Emma-Laden gab es eine größere Auswahl an Craft-Bieren! Hier in Thüringen
muß man selber brauen, wenn man mal was anderes als das übliche untergärige
trinken will, die Polen gehen einfach in den nächsten Laden. Ich beneide
sie dafür! Auch wenn ich aus Zeitmangel nur einen winzigen Teil verkosten
konnte, aber es steht auf meiner Liste!
Gruß,
Bierwisch
____________________ Der Klügere kippt nach!
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Antwort 15 |
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Senior Member Beiträge: 267 Registriert: 2.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.8.2013 um 05:51 |
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Da stimme ich Dir zu. Zwar gibt sich Deutschland Mühe, aufzuholen, aber den
Schwung, den Elan, die unkomplizierte Begeisterung der Polen bringen wir
noch nicht auf. In jeder zweiten Gasthausbrauerei (naja, ich übertreibe,
aber bestimmt in jeder fünften) steht ab und zu ein Hausbrauer am Sudkessel
und braut einen Sud nach seinem eigenen Rezept. Berührungsängste kennt man
dort nicht. Auch wenn die Sude mal etwas provokativ schmecken, verkaufen
sie sich trotzdem gut, und man hört nur selten den Spruch: "Also, das ist
für mich ja gar kein richtiges Bier!" Typische "Kollaborationen" dieser Art
sind Dorota Chrapek in der Pracownia Piwna, monatliche wechselnde
Hausbrauer bei Jan Olbracht in Toruń, in der Brauerei Reden in Chorzów
hat man sogar einen Hausbrauer fest angestellt. Marcin Chmielarz braut in
der Brauerei Jabłonowo, Tomasz Kopyra in der Brauerei Widawa; in der
Brauerei Stara Komenda in Szczecin braut Andrzej Miler (als ich da noch
wohnte, habe ich auch selber dort gebraut); in der Minibrowar Haust in
Zielona Góra brauen wechselnde Hausbrauer, auch in der Brauerei
Czenstochovia in Częstochowa / Tschenstochau und, und, und...
Die kleinen Brauereien (zum Teil Gasthausbrauereien, zum Teil
Handwerksbrauereien irgendwo im Hinterhof) erschließen sich unkomplizierte
Distributionskanäle abseits der formalen Listungen der großen
Supermarkt-Ketten, und so bekommt man in der Tat - wie Du geschrieben hast
- selbst am gefühlten Ende der Welt in kleinen Getränkemärkten oder Kiosken
diese "exotischen" Biere.
Zunehmend mehr Hausbrauer mieten sich auch offiziell in kleineren
Regionalbrauereien ein, brauen dort Bier nach eigenem Rezept und vermarkten
das dann unter eigenem Namen, mit eigenem Etikett. Gipsy-Brewer,
Kuckucks-Brauer, oder wie man es nennen möchte (im Stil von Mikkeler, Fritz
Wülfing / FritzAle, Revelation Cat, etc.). Jedenfalls keine
Etiketten-Biere, denn in den Flaschen und Fässern verbergen sich
tatsächlich eigene, echte Kreationen. Momentan gehören dazu die Biere von
Pinta, AleBrowar, Szałpiw, Olimp und vielen anderen mehr. Man füllt
auch in Einweg-KEGs (sogenannten PETainer), um so unkompliziert Multi-Taps
am anderen Ende des Landes beliefern zu können, ohne ständig dem Leergut
hinterher zu telefonieren und zu fahren.
Eine ungeheuer spannende Bierszene. Auch jenseits des eigentlichen
Hausbrauens. Aber wo liegt die Trennlinie, wenn man so unkompliziert
miteinander umgeht?
Volker
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Antwort 16 |
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Senior Member Beiträge: 238 Registriert: 6.1.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.10.2013 um 21:47 |
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...und nun sitze ich hier in Polen und lese das erste mal diesen
Thread.......
Im Hotel gibt es Standard "Zywiec". Nicht schlecht, anderswo bekomme ich
Tyskie.
Dann habe ich den Barkeeper gefragt, ob er auch anderes hat. Er hatte...
Lwowek Ksiazecy.
Es ist wohl eine kleinere Brauerei hier in der Umgebung (Legnica).
als wir ins Gespräch kamen...Hobbybrauer, kleine Brauereien etc. Sagte er,
ich sollte mal in einen bestimmten Supermarkt gehen. Ich kam, sah und
konnte es nicht glauben. Bilder kommen noch. Irre Auswahl, verstehe nur
leider nix. Erstmal 8 Flaschen gekauft und nächstes Mal kaufe ich weitere
Dienstreisen mit Auto lohnen sich doch manchmal...hehe.
Ich schreib dann beizeiten mal ein bißchen, aber die Auswahl hat mich
schlichtweg umgehauen. Porter, Lager, Weizen, Mit Honig, Kirschen und was
weiß ich..... Fortsetzung folgt. Spannend ist es....
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Antwort 17 |
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Senior Member Beiträge: 267 Registriert: 2.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.10.2013 um 04:20 |
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Schön, das zu lesen! Ein weiterer Fan!
Ich kann nur jeden ermuntern, sich mal in Richtung Osten aufzumachen und
die polnische Bierszene zu erkunden. Jenseits von Żywiec und Tyskie,
den beiden Großkonzernen, ist sooo viel zu entdecken! Und es wird wirklich
jeden Tag mehr. In einem so rasanten Tempo, dass es mir nicht gelingt,
up-to-date zu bleiben - ich werde selber immer wieder überrascht, was es
alles an neuen Bieren gibt, wo wieder eine neue Kleinstbrauerei aufgemacht
hat, wer sich von den Hobbybrauern wieder selbständig gemacht hat.
Neuestes und beeindruckendstes Beispiel ist das Kultur- und Freizeitzentrum
Ursa Maior kurz vor der ukrainischen Grenze, von einer Hausbrauerin mit
beeindruckendem Kapitaleinsatz gebaut und gerade erst eröffnet:
http://ursamaior.pl/piwo/
https://www.facebook.com/CentrumUrsaMaior
Volker
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Antwort 18 |
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Posting Freak Beiträge: 757 Registriert: 16.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.10.2013 um 18:18 |
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Ich sollte weniger polnisches Bier trinken und mehr drüber schreiben.
Kommt aber noch, versprochen.
____________________ "Der braut sich was!"
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Antwort 19 |
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Senior Member Beiträge: 267 Registriert: 2.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.10.2013 um 19:01 |
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Stimmt. Mit zwei beschriebenen Bieren pro Quartal wirst Du es definitiv
nicht schaffen, am Ball zu bleiben. Die Wirklichkeit wird Dich gnadenlos
überrollen...
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Antwort 20 |
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Senior Member Beiträge: 238 Registriert: 6.1.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.10.2013 um 22:16 |
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Dann unterstütze ich mal und mache auch ein Quartal voll
Lwowek Ksiazecy seria klasyczna
Alk 5,5 STW 12,1 Stil: Lager
Es ist goldfarben, klar und im Geruch und Geschmack eher malzig
(tschechischer Stil). Die Bitterkeit ist im Hintergrund, der Hopfen
schmeckt eher grasig würd ich sagen.
Ein leicht metallischer Geschmack viel mir auf. Das Bier ist sehr
ausgewogen, nichts besonderes aber gut trinkbar. Nicht so wässrich wie die
vorher genannten Standardbiere, was vor allem der Malzigkeit geschuldet
ist.
Lwowek Belg Seria klasyczna
Alk 4,2 STW 13,0 Stil: belgisches Pale Ale
Das hat mich doch überrascht. Geruch ist malzig fruchtig. Die Farbe ist
Kupfer/Amber.
Im Antrunk malzig/Caramel, leicht fruchtig ein wenig sauer ( kaum spürbar).
Wieder ein leichter metallischer Beigeschmack. Etwas fruchtig (Bereich
Melone oder so) und dann kommt die Bittere plötzlich durch, die sehr lange
anhält. Die Karbonisierung ist etwas wenig, was aber gut paßt.
Etwas fruchtiger und vielleicht etwas mehr Säure würd dem Bier gut zu
Gesicht stehen, aber ansonsten wirklich gut. Ich mag es.
Ein solides Pale Ale, aber belgisch?
Fortsetzung und Bilder folgen, wenn ich aus Polen zurück bin (Spaß macht
der Bierverkostungstrip jedenfalls)
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Antwort 21 |
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Senior Member Beiträge: 238 Registriert: 6.1.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.10.2013 um 21:41 |
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Bevor ich Fotos nachliefere, habe ich noch eines probiert...echt
faszinierend die Vielfalt, die man im Supermarkt bekommen kann. Ich würd
mir sowas in Deutschland wünschen.... Die Flaschen Kosten umgerechnet
übrigens ca. 1 EUR / 0,5 L , was nicht so günstig ist (selbst für Deutsche
Verhältnisse wäre es 20 Eur pro Kiste und das Lohnniveau in Polen ist
einiges tiefer).
Wenn es allerdings lokale Spezialitäten sind und ich es mit deutschen
Vertriebswegen vergleiche, für uns unheimlich günstig....Aber weiter geht
es:
Ksiazece Ciemne tagodne
Alk: 4,1 STW: 11,9 Stil: dunkles Lager ?
Jetzt sieht man mein größtes Problem....ich kann kein polnisch. Dunkles
Lager mit Fragezeichen, weil ich keine Ahnung habe, was auf dem Etikett so
steht. Wenn da steht "nicht zum trinken geeignet" habe ich ein Problem
Eingeschenkt ist es sehr dunkel, leichte rottöne, klar. Der Schaum ist
beige-braun.
Der Geruch ist Karamell (etwas angebrannt), also auch Röstnoten, rauchig,
Schokolade und Kaffee. Also doch Porter? Keine Ahnung was da steht....
Karbonisierung ist eher etwas weniger, was gut paßt. Geschmacklich gibt es
wenig Überraschungen. Röstaromen, trotzdem leicht süß, Raucharomen, Kaffee,
Schokolade. Hopfen oder Bitterkeit finde ich so ziemlich nix. Das Bier hat
was, aber nicht ganz mein Stil.
Das vorher bewertete Belg ist bisher mein absoluter Favorit. Das braucht
sich wirklich nicht vor deutschen Bieren zu verstecken.
Bilder kommen immernoch später
Edit meint: oder soll ich besser für jedes Bierchen einen eigenen Thread
aufmachen? Ich will ja nix unterwandern, teilweise verdienen die Biere echt
mehr Beachtung, aber der Thread paßte ganz gut...
[Editiert am 19.10.2013 um 09:21 von FrankIbb]
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Antwort 22 |
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Junior Member Beiträge: 34 Registriert: 9.1.2013 Status: Offline
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erstellt am: 18.10.2013 um 22:07 |
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@FrankIbb
Am 3. Oktober bin ich zur ersten Welttauschbörse der
Brauereiwerbemittelsammler nach Martin in der Slowakei gefahren und bin
u.a. durch Lwowek gekommen. Dort habe ich mich auch für das Lwowek
Belg entschieden (da Fahrer, nur eins) mit ähnlichen Ergebnis: gutes
Bier, nicht ganz treffende Kategorisierung.
@brunnenbraeu
Auf der gleichen Fahrt bin ich auch durch Cieszyn gekommen, bzw. deren
tschechischer Stadthälfte. Das ärgert mich jetzt schon ein wenig, dass mir
die dortige Brauerei durch die Lappen gegangen ist. Das Porter hätte ich
auch gern probiert.
Gruß aus Berlin
kabelschmidt
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Antwort 23 |
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Senior Member Beiträge: 267 Registriert: 2.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.10.2013 um 06:17 |
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Zitat von FrankIbb, am 18.10.2013 um
21:41 | oder soll ich besser für jedes
Bierchen einen eigenen Thread aufmachen? Ich will ja nix unterwandern,
teilweise verdienen die Biere echt mehr Beachtung, aber der Thread paßte
ganz gut...
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Nee, lass man ruhig so. Wenn Du jedes Mal ein neues Thema beginnst,
verschwinden die alten im digitalen Nirwana, und keiner kuckt sich das mehr
an. So, wie es jetzt läuft, rutscht das Thema über das polnische Bier immer
wieder in der Aktualisierung nach oben und wird - hoffentlich! - dadurch
dann auch öfter gelesen.
Oder?
Volker
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Antwort 24 |
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