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Autor: Betreff: 35 Minuten Hopfenkochen
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Erlenmeyer
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red_folder.gif erstellt am: 30.11.2011 um 17:47  
Hi,

die Industrie ist mit ihren Hochleistungskochern mittlerweile bei 30 bis 50 Minuten Kochzeit angekommen. Wir Hobbybrauer bewegen uns mit unseren "feuerbeheizten Pfannen" auf dem technischen Stand des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Frage an die Experten: Können wir uns an die 50 Minutengrenze heranwagen ? Oder riskieren wir DMS & Co Geschmacksverirrungen ? Klar, daß hier 50 Minuten wallend gekocht werden muss.

Zumindest eine Hausbrauerei in meiner Gegend kocht grundsätzlich nur noch 60 Minuten mit alter Technik, also kein SchoKo oder Vakuumgedöns.

Was meint ihr ?

Grüße

Hans


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"Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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TrashHunter
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red_folder.gif erstellt am: 30.11.2011 um 17:57  
Moin Hans,

was die Gesundheit betrifft, denke ich persönlich, daß es den Keimen egal ist, ob sie 50 oder 90 Minuten bei 100°C (wallend kochend) tot in der Würze schwimmen. Weil die dürften nach längstens 5min im wallenden Sud Alles hinter sich haben.

Ich denke, die Frage ist eher die nach der Aroma-Ausbeute.

Der überwiegende Teil aller Rezepte sieht doch vor, daß Hopfen X unmittelbar nach dem Würzebruch gegeben wird und dann 90min mit kochen soll.
Während die 2. Gabe "üblicherweise" 10min vor Kochende gegeben wird und nur 10min kocht, wird also der Hopfen der 1.Gabe 90min gekocht. Und da stellt sich dann die Frage, ob das Resultat bei "nur" 50min das Selbe ist.

Immerhin, wir würden etwas mehr als 50% an Zeit UND Heizleistung einsparen und deshalb ist Deine Anfrage m.E. sehr wichtig.

:goodpost:

Greets Udo


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red_folder.gif erstellt am: 30.11.2011 um 18:32  
Hallo Hans,

ich war heute nicht wenig überrascht, als ich in der RNZ einen Artikel las über "Boreas". Mit diesem neuen Kochsystem kommt man an Würzekochzeiten von nur noch
20 Minuten
heran und dies angeblich sogar bei noch mehr Geschmack. Da frage ich mich nun, wie das Bier wohl vorher schmeckte ;) ?

Ich glaube, dass wie mit unserem Equipment solche Würzekochzeiten nicht erreichen können. Viel lieber sollten wir bei unseren 60 oder besser 90 Minuten bleiben. Der Qualität eines mit viele Mühe und Arbeit hergestellten Sudes sollte doch nicht geschmälert werden, nur wegen der Einsparung einer halben Stunde. Wir Hobbybrauer sind da absolut frei, gegenüber eines Braumeister einer modernen Industriebrauerei.

Das Sagen in diesen Brauereien haben doch heutzutage wohl eher die Kaufmänner anstatt die Braumeister selbst. Bei uns ist es zum Glück andersherum und ich meine, das schmeckt man doch auch :D .

PROST und Gruß

Earl


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PS: HIER gehts zur Tauschbörse für Hobbybrauer :)
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hoepfli
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red_folder.gif erstellt am: 30.11.2011 um 18:39  
Das Bier des Monats beim Bierzwerg war im November von dieser Heidelberger Brauerei. Diese haben mir durchweg sehr gut geschmeckt, alle Achtung.

Volco
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Berliner
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red_folder.gif erstellt am: 30.11.2011 um 19:05  
Ich denke, solche Experimente setzen mehr voraus, als einfach den Kocher früher abzuschalten.
Zum einen rüstet man anlagentechnisch auf, hier mit Zerstäubung, da mit Unterdruck, dort mit Vergrößerung der Oberfläche. Die letzte Methode ist noch am ehesten im Hobbymaßstab einsetzbar (habe ich nicht sogar schon Fotos von einem dieser Verdampfungs-Pilze im Forum gesehen?), alles andere dürfte unsere Möglichkeiten übersteigen.
Zum anderen werden aber solche Maßnahmen immer messtechnisch abgesichert. Man verlässt sich nicht darauf, dass man DMS noch gerade nicht herausschmecken kann, sondern will sicher sein, dass bei einem bestimmten System mit Zutaten, deren Eigenschaften ebenfalls genau vermessen sind, nach x Minuten Kochzeit ganz sicher nur noch y Promille DMS enthalten sind. An dieser Messtechnik dürfte es bei uns am meisten hapern.
Ohne Veränderungen am System einfach die Kochzeit zu verkürzen, halte ich nicht für ratsam. Dagegen stehen hundert Jahre Erfahrung mit dieser Technik.


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Gruß vom Berliner
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muldengold
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red_folder.gif erstellt am: 30.11.2011 um 19:39  
Ich persönlich bin ganz froh über >60 min Kochzeit - Zeit zum Entspaaaaanen! :D


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aegir
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red_folder.gif erstellt am: 30.11.2011 um 20:11  
Ich hab schon öfters nur 60 - 75 gekocht ohne irgendwelche Fehlgeschmäcker auszumachen. Angefangen hab ich das in meiner Zeit in den USA. Bei uns im Club waren 60 min die Regel.
Ich hab was gelesen von 7-8% Verdampfungsrate, die erreicht werden sollen. Aber irgendwie schaff ichs nicht, den link hier reinzukopieren. :puzz:

Gruß Hotte
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red_folder.gif erstellt am: 30.11.2011 um 20:18  

Zitat von TrashHunter, am 30.11.2011 um 17:57
Moin Hans,

was die Gesundheit betrifft, denke ich persönlich, daß es den Keimen egal ist, ob sie 50 oder 90 Minuten bei 100°C (wallend kochend) tot in der Würze schwimmen. Weil die dürften nach längstens 5min im wallenden Sud Alles hinter sich haben.

Ich denke, die Frage ist eher die nach der Aroma-Ausbeute.

Der überwiegende Teil aller Rezepte sieht doch vor, daß Hopfen X unmittelbar nach dem Würzebruch gegeben wird und dann 90min mit kochen soll.
Während die 2. Gabe "üblicherweise" 10min vor Kochende gegeben wird und nur 10min kocht, wird also der Hopfen der 1.Gabe 90min gekocht. Und da stellt sich dann die Frage, ob das Resultat bei "nur" 50min das Selbe ist.

Immerhin, wir würden etwas mehr als 50% an Zeit UND Heizleistung einsparen und deshalb ist Deine Anfrage m.E. sehr wichtig.

:goodpost:

Greets Udo



Lassen wir das gewollte Abbauen von Volumen durch Kochen mal außen vor, würdest du das was du an Zeit und Energie sparst an Hopfen wieder drauf packen, da du die Ausbeute nicht erhöhen kannst..und das ist deutlich teuerer als Energie....noch....


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TrashHunter
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red_folder.gif erstellt am: 30.11.2011 um 21:08  
Das'n Argument, dem ich ned vel entgegen bringen kann :)


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red_folder.gif erstellt am: 1.12.2011 um 08:00  
Hallo Erlenmeyer,
das Problem mit dem DMS ist, dass hier auch noch der sensorische unbedeutende Precursor in der Würze ist. Je länger die heiße Würze im Whirlpool bzw. beim kühlen noch heiß steht, aber nicht mehr kocht, desto mehr DMS wird nachgebildet.
Wenn man also die Whirlpoolrast nicht allzu sehr ausdehnt, und zum Beispiel über einen Plattenapparat schnell runter kühlt, kommt mit Kochzeiten von 50 min eigentlich aus! Wenn ich am Wochenende Zeit habe, werde ich mal sehen ob ich noch ne Doktorarbeit zu dem Thema rumliegen habe. Da kannste dir auf deine nächsten Nachtschicht die Zeit besser vertreiben.
Alle modernen Kochsysteme sparen natürlich hauptsächlich Energie indem sie entweder vor dem Kühlen nochmal ausdampfen oder einen Teilstrom im Whirlpool schon abkühlen um diese Nachbildung zu verhindern.
Den wirtschaftlichen Aspekt der optimalen Würze Kochzeit lass ich mal außen vor.

Von der biologischen Seite braucht man sich an dieser Stelle sowieso keine Gedanken zu machen.
Grüße
Ralf


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Es Grüßt Famulus Praxatorius (der Brauknecht)
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goudi
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red_folder.gif erstellt am: 1.12.2011 um 10:07  
Naja, auch wenn die Analysetechnik fehlt ist doch gerade bei uns HB die Möglichkeit eher gegeben Erfahrungen zu sammeln und evtl. mal einen Sud für nicht allzusehr gelungen zu deklarieren - es müssen ja nicht immer gleich 50L sein.
Vielleicht baut ja mal jemand eine Einspritzanlage um - um genau Diesen Effekt zu erziehlen - ich denke genug Bastel - Wut ist hier im Forum vorhanden. An der richtigen Stelle geheizt kann man wunderbar die 100°C überschreiten- dann entspannen und so kommt auch der Hobbybrauer auch in den Genuß...

Goudi, der gerade ein Luftschloß baut... :cool:
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Erlenmeyer
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red_folder.gif erstellt am: 1.12.2011 um 11:44  
Aaaahh, auf Ralfs Antwort habe ich gewartet.

Also trifft hier, ich glaube es war Hobbybrauerregel Nr. 5, in Kraft: Helle Bier sofort nach dem Hopfenkochen auf unter 80°C herunterkühlen.

Sicher wird mehr Hopfen für die Bitterung gebraucht. Dafür sind die Bittersorten günstiger als die Aromasorten und die Energiepreise werden weiter steigen.

Jedenfalls werde ich am Sonntag ein Münchner Helles mit 60 Minuten Kochzeit einfach mal ausprobieren und berichte im Februar an dieser Stelle nochmal.

Alle anderen Bedingungen, die an das Hopfenkochen gestellt werden, lassen sich bei entsprechender Vorgehensweise ohne Probleme einhalten.

Grüße

Hans


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Alfred Katzka
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red_folder.gif erstellt am: 1.12.2011 um 17:49  
Bei dem Braukurs, der bei mir die Initialzündung zum Selberbrauen war, hat der Braumeister, vermutlich um die ganze Sache nicht unnötig auszudehnen, nur 30min gekocht. Gebraut wurde ein Helles mit 95% PiMa. Wir haben das Bier vor ca. 3 Wochen im 2. Kursteil verkostet und es war geschmacklich einwandfrei!
Bei unseren bisherigen 2 eigenen Suden haben wir laut Rezept 1x 90min und 1x 60min gekocht. Ich hätte aufgrund der Erfahrungen im Braukurs bisher keine Bedenken auch nur mal 30min zu kochen. Sind 30min für Hobbybrauer tatsächlich so ungewöhnlich und nicht zu empfehlen? :question:
Das Helle aus dem Braukurs wurde nach dem Kochen meines Wissens im Kühlraum der Brauerei bis zur Anstelltemperatur runtergekühlt. Und auch das lässt sich bei den Aussentemperaturen im Winter problemlos zuhause nachmachen.
Wie sind eure Erfahrungen?

Grüße Peter
Antwort 12
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flying
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red_folder.gif erstellt am: 1.12.2011 um 19:33  
Für die Energiesparer und DMS-Austreiber,

ich habe folgendes ausprobiert und es stimmt...Die Umwandlung des Precursors in DMS findet bei hohen Temperaturen ab 97° statt. Eine wallende Kochung ist dafür nicht nötig. So genügt es, die Temperatur für ca. 70 min auf kleiner Flamme nur zu halten bzw. ein leichtes Simmern.
Die letzten 20 min der Kochzeit dann volle Pulle. Dadurch wird alles DMS ausgetrieben. Da kann auch nichts mehr nachgebildet werden, da der Precursor weg ist. Das könnt ihr einem Übernachtabkühler ruhig glauben ;)


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Erlenmeyer
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red_folder.gif erstellt am: 2.12.2011 um 00:20  
Hi René,

das glaub ich dir ja. Die Frage ist doch nur, kann man mit unserer vorsintflutlichen Ausrüstung mit geringerer Kochzeit zu einem ähnlichen Ergebnis kommen. Mit einer 90minütigen Kochzeit wie du sie beschreibst, ist das DMS-Risiko sicher gering bis ausgeschlossen.

Hans, bei einem Talisker


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Alfred Katzka
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flying
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red_folder.gif erstellt am: 2.12.2011 um 00:27  
Hi Hans,

ja das ist ja das Problem! Es geht eben um die Umwandlung des Precursors, nicht nur um die Austreibung! Die kann man mit allerlei Mitteln durch Oberflächenvergrößerung erhöhen. Die Umwandlung braucht die Zeit.
60 min Kochzeit ist aber wohl ausreichend...


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flying
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red_folder.gif erstellt am: 2.12.2011 um 00:57  
Ich fasse mal zusammen...

1. Kochzeit ~90 min wallend. -DMS wurde vollständig ausgetrieben (oder meine Methode).
2. Kochzeit ~60 min wallend - DMS wurde grenzwertig ausgetrieben. Bei zu langsamer Abkühlung könnte neues gebildet werden?
3. Kochzeit ~35 min wallend- Precoursor wurde analog zur Kochzeit ausgetrieben, aber ist noch vorhanden. Bei sehr schneller Kühlung kann neugebildetes DMS verhindert werden..


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Erlenmeyer
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red_folder.gif erstellt am: 24.1.2012 um 09:41  
Kurze Rückmeldung :

Ein Münchner Helles, 60 Minuten hopfengekocht und sofort nach Kochende runtergekühlt, hat keine für mich merkliche Qualitätseinbuße gebracht.

Grüße

Hans


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red_folder.gif erstellt am: 24.1.2012 um 10:02  
Kommt auf die Verdampfungsziffer an.

Bei Dünnfilmverdampfer könnte es ausreichen.

Bei Hobbybrauer empfielt sich warscheinlich eine sehr breite Würzepfanne, also große Oberfläche,
wenn die Kochzeit vermindert werden soll.
Evtl. können dann auch ausreichende Verdampfungsziffern von z.B. 5%, in 30min. erreicht werden.
Für den Hopfen reichts halt nicht, ausser mit iso-Hopfenprodukte.
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Erlenmeyer
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red_folder.gif erstellt am: 24.1.2012 um 10:44  
Hi,

das wäre noch wichtig: Gekocht wurde leicht wallend und ein Ventilator stand daneben. Der hat sicher die Verdampfungsziffer beeinflusst. Der Pfannendurchmesser beträgt 40 cm.

Grüße

Hans


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Kubus
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red_folder.gif erstellt am: 24.1.2012 um 10:46  
Allein die Verdampfungsziffer sagt gar nichts darüber aus, wieviel DMS danach im Bier vorhanden ist.

Ein negativbeispiel meines Ersten Sudes mit schlechter Ausstattung: Hier wurde 90 Minuten auf einem Starkstromelektroherd (Die Eisenplatte glühte!!!) gekocht und dabei eine Verdampfungsziffer von ca 50% (!!!) erreicht.... Die sehr starke Ausschlagwürze mit 24 °P haben wir damals direkt mit einer Milchkühlung heruntergekühlt, was sich als nicht empfehlenswert herausstellte, da es relativ lange dauerte, bis wir die Würze auf Anstelltemperatur heruntergekühlt hatten. Das fertige Bier habe ich analysieren lassen. Dabei kam ein Wert von (EDIT) 256 Mykrogramm/l DMS heraus, der Wert sollte unter 100 liegen ....Soviel dazu.

Ich vermute, die Kochung selbst ist in unserem Maßtab gar nicht mal so schlecht, man muss allerdings darauf achten, dass nach dem Kochen, also noch vor dem Whirlpool, die Temperatur durch Kühlung so schnell wie möglich unter 90 °C fällt. Dann ist sichergestellt, dass sich nur mehr ganz wenig DMS aus DMS-Precursor nachbilden kann.

Man halte sich mal den Unterschied zwischen dem Volumen/Oberflächen(Heizoberfläche) unserer Kleinstanlagen und den der großen Brauerein vor Augen, da stehen wir nicht schlecht da. Es ist zum Beispiel auch schön zu sehen, dass im umgekehrten Fall unser Läuterbottich in der Abläuterzeit die Temperatur gar nicht so gut halten kann wie die großen, da wir im Verhältnis zum Volumen eine riesige Oberfläche haben.

Ich habe zwar noch nicht probiert, die Kochzeit zu reduzieren, denke aber schon lange darüber nach, da es nicht unbedingt sinnvoll ist, länger zu kochen als nötig! Zum einen spart man Zeit und Energie, zum anderen spart man der Würze thermische Belastung. Wichtig ist, dass man bei unsiomerisiertem Hopfen mindestens 35 Minuten kocht. Ich denke, dass man bei 60 Minuten keine Verschlechterung erfährt... inwieweit man die Kochzeit weiter reduzieren kann, sollte ausprobiert werden! Solange man gleich nach Kochende die Temperatur um lediglich 8-9 ° reduziert, ist man da schon mal auf der sicheren Seite.

Die Kochsysteme der großen Brauerein werden dahingehend optimiert, dass bei gleicher oder sogar besserer Qualität die Kochzeit reduziert werden kann. Da werden also keine Kompromisse gemacht.

Also....Ausprobieren!!!


Gruß,

Ludwig


[Editiert am 26.1.2012 um 15:48 von Kubus]
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red_folder.gif erstellt am: 24.1.2012 um 11:36  
Behauptet auch niemand, versauen kannst du dein Bier nach dem Würzekochen bei vielen Gelegenheiten!

Und bei einer zu geringen Verdampfungsziffer hast vermehrt DMS in der Würze.
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Vali
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red_folder.gif erstellt am: 24.1.2012 um 13:13  
Allein die Verdampfungsziffer ist nicht unbedingt ausschlaggebend, entscheidend ist die Ausdampfeffizienz.
Zwei Kochsysteme mit der gleichen Gesamtverdampfung können nämlich unterschiedliche Ausdampfeffizienzen aufweisen.
Gemessen wird die Konzentrationsabnahme eines sog. Ausdampfindikators (z.B. Hexanal, da es beim Kochen nicht nachgebildet wird), dann wird sie in Bezug zur Gesamtverdampfung gesetzt, d.h. die Abnahme des Stoffes in % pro Prozent Verdampfung.
Zur eigentlichen Frage, verkürzt kochen oder nicht:
Ich koche immer 70 min. wallend mit meinem 2kW Bielmeier, nur 35 min wären mir viel zu unsicher, wäre ja schade um die ganze Arbeit, wegen ner halben Stunde den ganzen Sud zu riskieren. Dann kann ich ich gleich Suppengrün dazugeben.
Grüße,

Vali


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red_folder.gif erstellt am: 24.1.2012 um 13:15  
Hier geht es hauptsächlich um die Entstehung und Ausdampfung von DMS, alle weiteren Schritte im Hobbybereich nach dem Kühlen der Würze haben darauf keinen Einfluss. Natürlich kann man sein Bier nach dem Kühlen versauen, aber nicht hinsichtlich des DMS-Gehalts.
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red_folder.gif erstellt am: 16.3.2012 um 19:57  
Ich hatte eigentlich schon einen ganzen Roman verfasst, dann ist mir aufgefallen dass die meisten wichtigen Punkte eigentlich shcon geklärt sind :D

Da mich das Thema sehr interessiert noch kurz als Anregung:

Wenn man kocht sollte man immer das berühmte magische Dreieck DMS, TBZ, und Koag-N versuchen in Einklang zu bringen.
Zu lange kochen ist schlecht da zu viele hochmolekulare Eiweiße ausgeschieden werden (Schaum) und die Würze thermisch belastet wird. Zu kurz bringt lecker Selleriegeschmack. Wisst ihr ja.

Sollte wirklich ein Hobbybrauer Probleme mit DMS haben, hat er meiner Meinung nach ein falsches Kochsystem (siehe das Negativbesipiel von Kubus - was ein Exemple dafür ist dass die Verdampfungsziffer (VZ) mit DMS-Austreibung nichts zu tun hat! Kochtemperatur, Intensität und Zeit sind wichtig. Und das längste Kochen bring nichts, wenn deine Umwälzung ungenügend ist, oder nur Teile der Würze 'überkocht' werden), oder du schlechtes Malz erwischt (der DMS-P GEhalt im Malz ist nämlich nach wie vor der Ausschlaggebenste Punkt).

Außerdem sind Würze ph, Verdampfungseffizienz, Maischverfahren, Würzekonvektion zb wichtig.

Wobei vor allem auf den Würze ph einzugehen ist, da du bei einem höheren ph eine bessere DMS-Spaltung hast, spricht Hopfenzugabe erst am Ende der Kochung (immer vorausgesetzt der Fall du hast zu viel DMS)

Bei 5,5ph hat SMM (DMS-P) eine Halbwertszeit von ner guten halben Stunde, sprich man sollte mindestens 70min die Würze heißhalten (das reicht, man muss nicht die ganze Zeit kochen, hat flying oben ja auch schon beschrieben) um ca 75% abzubauen.
Verbessern kann man den Effekt durch eine höhere Kochtemperatur (schwierig für den Hobbybrauer) und wie oben gesagt einen höheren ph.

Wenn wir dann den Schritt des SMM spaltens hinter uns haben (ob das jetzt 30 oder 40 min sind ist glaub ich egal) muss man nun das freiwerdende DMS austreiben (SMM im bier ist nämlich wurscht), deshalb zitiere ich nochmal gerne flying: 'volle Pulle' wallen lassen für ne bestimmte Zeit. ;-) Sodass man dann auf ne gute Stunde kommt, das hat bei mir immer gereicht. Habe den Grenzwert nie erreicht.

Solltest du Rohfrucht verwenden, liegt der Grenzwert für die Geschmacksschwelle sogar noch tiefer (ca 70 mykrogramm/l oder so) Da sie weniger FAN haben, schlanker schmecken und man das 'Suppengrün' so schneller schmeckt.

Im Endeffekt fasst es flying oben super zusammen :thumbup:
Zitat:
Ich fasse mal zusammen...
1. Kochzeit ~90 min wallend. -DMS wurde vollständig ausgetrieben (oder meine Methode).
2. Kochzeit ~60 min wallend - DMS wurde grenzwertig ausgetrieben. Bei zu langsamer Abkühlung könnte neues gebildet werden?
3. Kochzeit ~35 min wallend- Precoursor wurde analog zur Kochzeit ausgetrieben, aber ist noch vorhanden. Bei sehr schneller Kühlung kann neugebildetes DMS verhindert werden..


Wie gesagt, das Thema interessiert mich, deshalb möge man mir diesen Erguss hier verzeihen, vielleicht hilfts ja dem ein oder anderen Neuling seine Gedanken zu ordnen...

Gruss, Gruemmel
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