Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.11.2011 um 17:47 |
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Hi,
die Industrie ist mit ihren Hochleistungskochern mittlerweile bei 30 bis 50
Minuten Kochzeit angekommen. Wir Hobbybrauer bewegen uns mit unseren
"feuerbeheizten Pfannen" auf dem technischen Stand des ausgehenden 19.
Jahrhunderts.
Frage an die Experten: Können wir uns an die 50 Minutengrenze heranwagen ?
Oder riskieren wir DMS & Co Geschmacksverirrungen ? Klar, daß hier 50
Minuten wallend gekocht werden muss.
Zumindest eine Hausbrauerei in meiner Gegend kocht grundsätzlich nur noch
60 Minuten mit alter Technik, also kein SchoKo oder Vakuumgedöns.
Was meint ihr ?
Grüße
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.11.2011 um 17:57 |
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Moin Hans,
was die Gesundheit betrifft, denke ich persönlich, daß es den Keimen egal
ist, ob sie 50 oder 90 Minuten bei 100°C (wallend kochend) tot in der Würze
schwimmen. Weil die dürften nach längstens 5min im wallenden Sud Alles
hinter sich haben.
Ich denke, die Frage ist eher die nach der Aroma-Ausbeute.
Der überwiegende Teil aller Rezepte sieht doch vor, daß Hopfen X
unmittelbar nach dem Würzebruch gegeben wird und dann 90min mit kochen
soll.
Während die 2. Gabe "üblicherweise" 10min vor Kochende gegeben wird und nur
10min kocht, wird also der Hopfen der 1.Gabe 90min gekocht. Und da stellt
sich dann die Frage, ob das Resultat bei "nur" 50min das Selbe ist.
Immerhin, wir würden etwas mehr als 50% an Zeit UND Heizleistung
einsparen und deshalb ist Deine Anfrage m.E. sehr wichtig.
Greets Udo ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 824 Registriert: 14.6.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.11.2011 um 18:32 |
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Hallo Hans,
ich war heute nicht wenig überrascht, als ich in der RNZ einen Artikel las
über "Boreas". Mit diesem neuen Kochsystem kommt man an Würzekochzeiten von
nur noch
20 Minuten
heran und dies angeblich sogar bei noch mehr Geschmack. Da frage ich mich
nun, wie das Bier wohl vorher schmeckte
?
Ich glaube, dass wie mit unserem Equipment solche Würzekochzeiten nicht
erreichen können. Viel lieber sollten wir bei unseren 60 oder besser 90
Minuten bleiben. Der Qualität eines mit viele Mühe und Arbeit hergestellten
Sudes sollte doch nicht geschmälert werden, nur wegen der Einsparung einer
halben Stunde. Wir Hobbybrauer sind da absolut frei, gegenüber eines
Braumeister einer modernen Industriebrauerei.
Das Sagen in diesen Brauereien haben doch heutzutage wohl eher die
Kaufmänner anstatt die Braumeister selbst. Bei uns ist es zum Glück
andersherum und ich meine, das schmeckt man doch auch
.
PROST und Gruß
Earl ____________________ PS: HIER gehts zur Tauschbörse für Hobbybrauer
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Posting Freak Beiträge: 2942 Registriert: 29.4.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.11.2011 um 18:39 |
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Das Bier des Monats beim Bierzwerg war im November von dieser Heidelberger
Brauerei. Diese haben mir durchweg sehr gut geschmeckt, alle Achtung.
Volco
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Antwort 3 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 30.11.2011 um 19:05 |
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Ich denke, solche Experimente setzen mehr voraus, als einfach den Kocher
früher abzuschalten.
Zum einen rüstet man anlagentechnisch auf, hier mit Zerstäubung, da mit
Unterdruck, dort mit Vergrößerung der Oberfläche. Die letzte Methode ist
noch am ehesten im Hobbymaßstab einsetzbar (habe ich nicht sogar schon
Fotos von einem dieser Verdampfungs-Pilze im Forum gesehen?), alles andere
dürfte unsere Möglichkeiten übersteigen.
Zum anderen werden aber solche Maßnahmen immer messtechnisch abgesichert.
Man verlässt sich nicht darauf, dass man DMS noch gerade nicht
herausschmecken kann, sondern will sicher sein, dass bei einem bestimmten
System mit Zutaten, deren Eigenschaften ebenfalls genau vermessen sind,
nach x Minuten Kochzeit ganz sicher nur noch y Promille DMS enthalten sind.
An dieser Messtechnik dürfte es bei uns am meisten hapern.
Ohne Veränderungen am System einfach die Kochzeit zu verkürzen, halte ich
nicht für ratsam. Dagegen stehen hundert Jahre Erfahrung mit dieser
Technik.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 675 Registriert: 25.10.2010 Status: Offline
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erstellt am: 30.11.2011 um 19:39 |
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Ich persönlich bin ganz froh über >60 min Kochzeit - Zeit zum
Entspaaaaanen! ____________________
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.11.2011 um 20:11 |
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Ich hab schon öfters nur 60 - 75 gekocht ohne irgendwelche Fehlgeschmäcker
auszumachen. Angefangen hab ich das in meiner Zeit in den USA. Bei uns im
Club waren 60 min die Regel.
Ich hab was gelesen von 7-8% Verdampfungsrate, die erreicht werden sollen.
Aber irgendwie schaff ichs nicht, den link hier reinzukopieren.
Gruß Hotte
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 580 Registriert: 11.8.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.11.2011 um 20:18 |
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Zitat von TrashHunter, am 30.11.2011 um
17:57 | Moin Hans,
was die Gesundheit betrifft, denke ich persönlich, daß es den Keimen egal
ist, ob sie 50 oder 90 Minuten bei 100°C (wallend kochend) tot in der Würze
schwimmen. Weil die dürften nach längstens 5min im wallenden Sud Alles
hinter sich haben.
Ich denke, die Frage ist eher die nach der Aroma-Ausbeute.
Der überwiegende Teil aller Rezepte sieht doch vor, daß Hopfen X
unmittelbar nach dem Würzebruch gegeben wird und dann 90min mit kochen
soll.
Während die 2. Gabe "üblicherweise" 10min vor Kochende gegeben wird und nur
10min kocht, wird also der Hopfen der 1.Gabe 90min gekocht. Und da stellt
sich dann die Frage, ob das Resultat bei "nur" 50min das Selbe ist.
Immerhin, wir würden etwas mehr als 50% an Zeit UND Heizleistung
einsparen und deshalb ist Deine Anfrage m.E. sehr wichtig.
Greets Udo |
Lassen wir das gewollte Abbauen von Volumen durch Kochen mal außen vor,
würdest du das was du an Zeit und Energie sparst an Hopfen wieder drauf
packen, da du die Ausbeute nicht erhöhen kannst..und das ist deutlich
teuerer als Energie....noch.... ____________________ 30L Klasse - vollautomatisiertes Brauen mit SPS-Unterstützung
Projekte:
- Embedded System mit 8"Touchscreen und Java GUI zur Prozesssteuerung -
Planung steht
-Gegendurckabfüllanlage - CAD fertig
- Spudanlage - in Fertigung
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.11.2011 um 21:08 |
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 580 Registriert: 20.3.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.12.2011 um 08:00 |
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Hallo Erlenmeyer,
das Problem mit dem DMS ist, dass hier auch noch der sensorische
unbedeutende Precursor in der Würze ist. Je länger die heiße Würze im
Whirlpool bzw. beim kühlen noch heiß steht, aber nicht mehr kocht, desto
mehr DMS wird nachgebildet.
Wenn man also die Whirlpoolrast nicht allzu sehr ausdehnt, und zum Beispiel
über einen Plattenapparat schnell runter kühlt, kommt mit Kochzeiten von 50
min eigentlich aus! Wenn ich am Wochenende Zeit habe, werde ich mal sehen
ob ich noch ne Doktorarbeit zu dem Thema rumliegen habe. Da kannste dir auf
deine nächsten Nachtschicht die Zeit besser vertreiben.
Alle modernen Kochsysteme sparen natürlich hauptsächlich Energie indem sie
entweder vor dem Kühlen nochmal ausdampfen oder einen Teilstrom im
Whirlpool schon abkühlen um diese Nachbildung zu verhindern.
Den wirtschaftlichen Aspekt der optimalen Würze Kochzeit lass ich mal außen
vor.
Von der biologischen Seite braucht man sich an dieser Stelle sowieso keine
Gedanken zu machen.
Grüße
Ralf
____________________ Es Grüßt Famulus Praxatorius (der Brauknecht)
In vino veritas -
In beer we trust
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Senior Member Beiträge: 176 Registriert: 24.7.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.12.2011 um 10:07 |
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Naja, auch wenn die Analysetechnik fehlt ist doch gerade bei uns HB die
Möglichkeit eher gegeben Erfahrungen zu sammeln und evtl. mal einen Sud für
nicht allzusehr gelungen zu deklarieren - es müssen ja nicht immer gleich
50L sein.
Vielleicht baut ja mal jemand eine Einspritzanlage um - um genau Diesen
Effekt zu erziehlen - ich denke genug Bastel - Wut ist hier im Forum
vorhanden. An der richtigen Stelle geheizt kann man wunderbar die 100°C
überschreiten- dann entspannen und so kommt auch der Hobbybrauer auch in
den Genuß...
Goudi, der gerade ein Luftschloß baut...
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.12.2011 um 11:44 |
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Aaaahh, auf Ralfs Antwort habe ich gewartet.
Also trifft hier, ich glaube es war Hobbybrauerregel Nr. 5, in Kraft: Helle
Bier sofort nach dem Hopfenkochen auf unter 80°C herunterkühlen.
Sicher wird mehr Hopfen für die Bitterung gebraucht. Dafür sind die
Bittersorten günstiger als die Aromasorten und die Energiepreise werden
weiter steigen.
Jedenfalls werde ich am Sonntag ein Münchner Helles mit 60 Minuten Kochzeit
einfach mal ausprobieren und berichte im Februar an dieser Stelle
nochmal.
Alle anderen Bedingungen, die an das Hopfenkochen gestellt werden, lassen
sich bei entsprechender Vorgehensweise ohne Probleme einhalten.
Grüße
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 11 |
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Gast
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erstellt am: 1.12.2011 um 17:49 |
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Bei dem Braukurs, der bei mir die Initialzündung zum Selberbrauen war, hat
der Braumeister, vermutlich um die ganze Sache nicht unnötig auszudehnen,
nur 30min gekocht. Gebraut wurde ein Helles mit 95% PiMa. Wir haben das
Bier vor ca. 3 Wochen im 2. Kursteil verkostet und es war geschmacklich
einwandfrei!
Bei unseren bisherigen 2 eigenen Suden haben wir laut Rezept 1x 90min und
1x 60min gekocht. Ich hätte aufgrund der Erfahrungen im Braukurs bisher
keine Bedenken auch nur mal 30min zu kochen. Sind 30min für Hobbybrauer
tatsächlich so ungewöhnlich und nicht zu empfehlen?
Das Helle aus dem Braukurs wurde nach dem Kochen meines Wissens im Kühlraum
der Brauerei bis zur Anstelltemperatur runtergekühlt. Und auch das lässt
sich bei den Aussentemperaturen im Winter problemlos zuhause nachmachen.
Wie sind eure Erfahrungen?
Grüße Peter
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.12.2011 um 19:33 |
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Für die Energiesparer und DMS-Austreiber,
ich habe folgendes ausprobiert und es stimmt...Die Umwandlung des
Precursors in DMS findet bei hohen Temperaturen ab 97° statt. Eine wallende
Kochung ist dafür nicht nötig. So genügt es, die Temperatur für ca. 70 min
auf kleiner Flamme nur zu halten bzw. ein leichtes Simmern.
Die letzten 20 min der Kochzeit dann volle Pulle. Dadurch wird alles DMS
ausgetrieben. Da kann auch nichts mehr nachgebildet werden, da der
Precursor weg ist. Das könnt ihr einem Übernachtabkühler ruhig glauben ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 13 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.12.2011 um 00:20 |
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Hi René,
das glaub ich dir ja. Die Frage ist doch nur, kann man mit unserer
vorsintflutlichen Ausrüstung mit geringerer Kochzeit zu einem ähnlichen
Ergebnis kommen. Mit einer 90minütigen Kochzeit wie du sie beschreibst, ist
das DMS-Risiko sicher gering bis ausgeschlossen.
Hans, bei einem Talisker
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 14 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.12.2011 um 00:27 |
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Hi Hans,
ja das ist ja das Problem! Es geht eben um die Umwandlung des Precursors,
nicht nur um die Austreibung! Die kann man mit allerlei Mitteln durch
Oberflächenvergrößerung erhöhen. Die Umwandlung braucht die Zeit.
60 min Kochzeit ist aber wohl ausreichend...
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 15 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.12.2011 um 00:57 |
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Ich fasse mal zusammen...
1. Kochzeit ~90 min wallend. -DMS wurde vollständig ausgetrieben (oder
meine Methode).
2. Kochzeit ~60 min wallend - DMS wurde grenzwertig ausgetrieben. Bei zu
langsamer Abkühlung könnte neues gebildet werden?
3. Kochzeit ~35 min wallend- Precoursor wurde analog zur Kochzeit
ausgetrieben, aber ist noch vorhanden. Bei sehr schneller Kühlung kann
neugebildetes DMS verhindert werden..
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 16 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.1.2012 um 09:41 |
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Kurze Rückmeldung :
Ein Münchner Helles, 60 Minuten hopfengekocht und sofort nach Kochende
runtergekühlt, hat keine für mich merkliche Qualitätseinbuße
gebracht.
Grüße
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 17 |
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Junior Member Beiträge: 41 Registriert: 31.12.2011 Status: Offline
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erstellt am: 24.1.2012 um 10:02 |
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Kommt auf die Verdampfungsziffer an.
Bei Dünnfilmverdampfer könnte es ausreichen.
Bei Hobbybrauer empfielt sich warscheinlich eine sehr breite Würzepfanne,
also große Oberfläche,
wenn die Kochzeit vermindert werden soll.
Evtl. können dann auch ausreichende Verdampfungsziffern von z.B. 5%, in
30min. erreicht werden.
Für den Hopfen reichts halt nicht, ausser mit iso-Hopfenprodukte.
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Antwort 18 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.1.2012 um 10:44 |
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Hi,
das wäre noch wichtig: Gekocht wurde leicht wallend und ein Ventilator
stand daneben. Der hat sicher die Verdampfungsziffer beeinflusst. Der
Pfannendurchmesser beträgt 40 cm.
Grüße
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 19 |
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Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.1.2012 um 10:46 |
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Allein die Verdampfungsziffer sagt gar nichts darüber aus, wieviel DMS
danach im Bier vorhanden ist.
Ein negativbeispiel meines Ersten Sudes mit schlechter Ausstattung: Hier
wurde 90 Minuten auf einem Starkstromelektroherd (Die Eisenplatte
glühte!!!) gekocht und dabei eine Verdampfungsziffer von ca 50% (!!!)
erreicht.... Die sehr starke Ausschlagwürze mit 24 °P haben wir damals
direkt mit einer Milchkühlung heruntergekühlt, was sich als nicht
empfehlenswert herausstellte, da es relativ lange dauerte, bis wir die
Würze auf Anstelltemperatur heruntergekühlt hatten. Das fertige Bier habe
ich analysieren lassen. Dabei kam ein Wert von (EDIT) 256 Mykrogramm/l DMS
heraus, der Wert sollte unter 100 liegen ....Soviel dazu.
Ich vermute, die Kochung selbst ist in unserem Maßtab gar nicht mal so
schlecht, man muss allerdings darauf achten, dass nach dem Kochen, also
noch vor dem Whirlpool, die Temperatur durch Kühlung so schnell wie möglich
unter 90 °C fällt. Dann ist sichergestellt, dass sich nur mehr ganz wenig
DMS aus DMS-Precursor nachbilden kann.
Man halte sich mal den Unterschied zwischen dem
Volumen/Oberflächen(Heizoberfläche) unserer Kleinstanlagen und den der
großen Brauerein vor Augen, da stehen wir nicht schlecht da. Es ist zum
Beispiel auch schön zu sehen, dass im umgekehrten Fall unser Läuterbottich
in der Abläuterzeit die Temperatur gar nicht so gut halten kann wie die
großen, da wir im Verhältnis zum Volumen eine riesige Oberfläche haben.
Ich habe zwar noch nicht probiert, die Kochzeit zu reduzieren, denke aber
schon lange darüber nach, da es nicht unbedingt sinnvoll ist, länger zu
kochen als nötig! Zum einen spart man Zeit und Energie, zum anderen spart
man der Würze thermische Belastung. Wichtig ist, dass man bei
unsiomerisiertem Hopfen mindestens 35 Minuten kocht. Ich denke, dass man
bei 60 Minuten keine Verschlechterung erfährt... inwieweit man die Kochzeit
weiter reduzieren kann, sollte ausprobiert werden! Solange man gleich nach
Kochende die Temperatur um lediglich 8-9 ° reduziert, ist man da schon mal
auf der sicheren Seite.
Die Kochsysteme der großen Brauerein werden dahingehend optimiert, dass bei
gleicher oder sogar besserer Qualität die Kochzeit reduziert werden kann.
Da werden also keine Kompromisse gemacht.
Also....Ausprobieren!!!
Gruß,
Ludwig
[Editiert am 26.1.2012 um 15:48 von Kubus]
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Antwort 20 |
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Junior Member Beiträge: 41 Registriert: 31.12.2011 Status: Offline
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erstellt am: 24.1.2012 um 11:36 |
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Behauptet auch niemand, versauen kannst du dein Bier nach dem Würzekochen
bei vielen Gelegenheiten!
Und bei einer zu geringen Verdampfungsziffer hast vermehrt DMS in der
Würze.
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Antwort 21 |
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Senior Member Beiträge: 107 Registriert: 12.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.1.2012 um 13:13 |
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Allein die Verdampfungsziffer ist nicht unbedingt ausschlaggebend,
entscheidend ist die Ausdampfeffizienz.
Zwei Kochsysteme mit der gleichen Gesamtverdampfung können nämlich
unterschiedliche Ausdampfeffizienzen aufweisen.
Gemessen wird die Konzentrationsabnahme eines sog. Ausdampfindikators (z.B.
Hexanal, da es beim Kochen nicht nachgebildet wird), dann wird sie in Bezug
zur Gesamtverdampfung gesetzt, d.h. die Abnahme des Stoffes in % pro
Prozent Verdampfung.
Zur eigentlichen Frage, verkürzt kochen oder nicht:
Ich koche immer 70 min. wallend mit meinem 2kW Bielmeier, nur 35 min wären
mir viel zu unsicher, wäre ja schade um die ganze Arbeit, wegen ner halben
Stunde den ganzen Sud zu riskieren. Dann kann ich ich gleich Suppengrün
dazugeben.
Grüße,
Vali
____________________ R.I.P. Jeff Hanneman (1964-2013)
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Antwort 22 |
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Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.1.2012 um 13:15 |
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Hier geht es hauptsächlich um die Entstehung und Ausdampfung von DMS, alle
weiteren Schritte im Hobbybereich nach dem Kühlen der Würze haben darauf
keinen Einfluss. Natürlich kann man sein Bier nach dem Kühlen versauen,
aber nicht hinsichtlich des DMS-Gehalts.
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Antwort 23 |
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Member Beiträge: 79 Registriert: 9.3.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.3.2012 um 19:57 |
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Ich hatte eigentlich schon einen ganzen Roman verfasst, dann ist mir
aufgefallen dass die meisten wichtigen Punkte eigentlich shcon geklärt sind
Da mich das Thema sehr interessiert noch kurz als Anregung:
Wenn man kocht sollte man immer das berühmte magische Dreieck DMS, TBZ, und
Koag-N versuchen in Einklang zu bringen.
Zu lange kochen ist schlecht da zu viele hochmolekulare Eiweiße
ausgeschieden werden (Schaum) und die Würze thermisch belastet wird. Zu
kurz bringt lecker Selleriegeschmack. Wisst ihr ja.
Sollte wirklich ein Hobbybrauer Probleme mit DMS haben, hat er meiner
Meinung nach ein falsches Kochsystem (siehe das Negativbesipiel von Kubus -
was ein Exemple dafür ist dass die Verdampfungsziffer (VZ) mit
DMS-Austreibung nichts zu tun hat! Kochtemperatur, Intensität und Zeit sind
wichtig. Und das längste Kochen bring nichts, wenn deine Umwälzung
ungenügend ist, oder nur Teile der Würze 'überkocht' werden), oder du
schlechtes Malz erwischt (der DMS-P GEhalt im Malz ist nämlich nach wie vor
der Ausschlaggebenste Punkt).
Außerdem sind Würze ph, Verdampfungseffizienz, Maischverfahren,
Würzekonvektion zb wichtig.
Wobei vor allem auf den Würze ph einzugehen ist, da du bei einem höheren ph
eine bessere DMS-Spaltung hast, spricht Hopfenzugabe erst am Ende der
Kochung (immer vorausgesetzt der Fall du hast zu viel DMS)
Bei 5,5ph hat SMM (DMS-P) eine Halbwertszeit von ner guten halben Stunde,
sprich man sollte mindestens 70min die Würze heißhalten (das reicht, man
muss nicht die ganze Zeit kochen, hat flying oben ja auch schon
beschrieben) um ca 75% abzubauen.
Verbessern kann man den Effekt durch eine höhere Kochtemperatur (schwierig
für den Hobbybrauer) und wie oben gesagt einen höheren ph.
Wenn wir dann den Schritt des SMM spaltens hinter uns haben (ob das jetzt
30 oder 40 min sind ist glaub ich egal) muss man nun das freiwerdende DMS
austreiben (SMM im bier ist nämlich wurscht), deshalb zitiere ich nochmal
gerne flying: 'volle Pulle' wallen lassen für ne bestimmte Zeit. ;-) Sodass
man dann auf ne gute Stunde kommt, das hat bei mir immer gereicht. Habe den
Grenzwert nie erreicht.
Solltest du Rohfrucht verwenden, liegt der Grenzwert für die
Geschmacksschwelle sogar noch tiefer (ca 70 mykrogramm/l oder so) Da sie
weniger FAN haben, schlanker schmecken und man das 'Suppengrün' so
schneller schmeckt.
Im Endeffekt fasst es flying oben super zusammen Zitat: | Ich fasse mal zusammen...
1. Kochzeit ~90 min wallend. -DMS wurde vollständig ausgetrieben (oder
meine Methode).
2. Kochzeit ~60 min wallend - DMS wurde grenzwertig ausgetrieben. Bei zu
langsamer Abkühlung könnte neues gebildet werden?
3. Kochzeit ~35 min wallend- Precoursor wurde analog zur Kochzeit
ausgetrieben, aber ist noch vorhanden. Bei sehr schneller Kühlung kann
neugebildetes DMS verhindert werden.. |
Wie gesagt, das Thema interessiert mich, deshalb möge man mir diesen Erguss
hier verzeihen, vielleicht hilfts ja dem ein oder anderen Neuling seine
Gedanken zu ordnen...
Gruss, Gruemmel
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Antwort 24 |
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