Member Beiträge: 61 Registriert: 4.12.2011 Status: Offline
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erstellt am: 11.12.2011 um 19:59 |
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Die Temperatur und die Rastzeit hat Einfluß auf das Bier. So ist mir
bekannt, dass bei 60°C die Enzyme in vergärbaren Zucker umgewandelt werden,
der später zu Alkohol wird. Über 70°C dann die Rast, die das Bier
vollmundiger bzw. malziger macht und nicht zu vergessen die Proteasephase
zwischen 35 und 55°C.
Meine Gedanken sehen jetzt wie folgt aus: Wenn ich meine Maische komplett
bei 60°C halte, erreiche ich den optimalen Alkoholgehalt aber kein
"Geschmack" und würde ich nur mit 70°C maischen, hätte ich keinen Alkohol
und ein süßes Getränk.
So weit so gut. Als Techniker liebt man Diagramme z.B. könnte ich mir
vorstellen auf der horizontalen Achse die Vollmundigkeit und auf der
vertikalen den Alkoholgehalt aufzutragen. Nun sollte erkennbar sein, wenn
man ein bestimmtes Bier herstellen will, welche Rastzeiten und Temperaturen
einzuhalten sind.
Ich könnte mir vorstellen, mit Hilfe eines Diagramms zielgenauer seine
eigenen Vorstellungen für das zu brauende Bier umzusetzen.
____________________ www.bierbrauer.bplaced.net
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 11.12.2011 um 21:21 |
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Ich denke nicht, daß es so ein Diagramm gibt.
Grundsätzlich ist es so, daß eine ausgedehnte Rast in den niedrigen 60ern
viel vergärbare Zucker entstehen lassen, die "leer" vergären.
Kleinere Dextrine haben noch einen etwas süßen Geschmack ("vollmundig"),
werden aber von der α-Amylase erzeugt, die sich erst bei höheren
Temperaturen wohl fühlt.
Würde man nur bei 60-62°C rasten und versuchen, dann abzuläutern bekäme man
eine recht trübe Würze, da noch massig große Stärkemoleküle vorliegen.
Die bleiben übrig, wenn die β-Amylase von außen knabbernd an eine
Verzweigung anlangt und dort stoppt.
Erst wenn man auch die α-Amylase ran läßt, die langkettige
Stärkemoleküle "von innen" aufbricht, würde die Würze klar werden.
(eigene Erfahrung)
Diese Bruchstücke wären ausgezeichnetes Futter für die β-Amylase, wäre
sie nicht bereits bei den üblichen 72°C deaktiviert worden.
Deshalb versucht man mit einer sog. "Kombirast" (suche danach mal im Forum
bei Interesse) zusätzlich die Restsüße zu beeinflussen, indem die
α-Amylase bereits zuarbeitet und die β-Amylase die Dextrine noch
zerhackt.
Ein Extrem für möglichst niedrigen Vergärgrad ist das sog.
"Springmaischverfahren", wo man möglichst rasch versucht, auf die 72°C zu
kommen, und somit den Bereich der β-Amylase überspringt. Man kann
damit alkoholarme Biere machen. Eine ausgesprochene Süßlichkeit haben diese
dextrinreichen Biere dann aber auch nicht, da die größeren Dextrinmoleküle
praktisch nicht mehr süß schmecken.
Ich habe mal was ähnliches probiert, ein Leichtbier aber ohne
Springmaische, indem ich von der 57°C-Eiweißrast direkt bis 72°C
durchgeheizt habe. Die Kombination mit niedriger Stammwürze (so um 9) und
einer Hefe mit geringem Vergärgrad (S-33) hat ein sogar passables Bier
hervorgebracht. Wenn ich dabei auch viel Cara, dunkle Basismalze und einen
besonders aromatischen Hopfen verwendet habe (Cascade). ...eben alles
genutzt, was irgendwie Geschmack bringt.
Uwe
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Antwort 1 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 12.12.2011 um 10:44 |
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Das sehe ich so ähnlich. Ein einfaches Diagramm ist wohl nicht möglich,
weil dei Effekte ineinander übergehen und zudem noch viele andere
Abhängigkeiten als die Temperatur haben. Spontan fällt mir mindestens noch
der pH-Wert, Wasser-Malz-Verhältnis und die Schüttungskomponenten und
-qualitäten ein. Dann auch noch die verschiedenen Verfahren wie Kombirast,
Springmaische, absteigende Infusion, Dekoktion etc. Einfach zu viele
Dimensionen für ein Diagramm.
Wichtig ist, zu wissen, was die verschiedenen Enzyme bewirken und wie man
ihnen optimale Bedingungen schaffen kann. Daraus und aus den Zielvorgaben
kann man dann versuchen, für den jeweiligen Sud eine optimale Maischführung
zu bestimmen, um dann in die Optimierung zu gehen (Brauen - Verkosten -
Ändern - Brauen - Verkosten ...).
[Editiert am 12.12.2011 um 10:45 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 611 Registriert: 5.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.12.2011 um 13:09 |
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Zitat von Berliner, am 12.12.2011 um
10:44 | Daraus und aus den Zielvorgaben kann
man dann versuchen, für den jeweiligen Sud eine optimale Maischführung zu
bestimmen, um dann in die Optimierung zu gehen (Brauen - Verkosten - Ändern
- Brauen - Verkosten ...). |
Das würde ich auch
als einzige Möglichkeit für so ein Diagramm sehen.
Die Schüttung, Wassermenge usw. festlegen und dann für dieses Bier über die
Maischparameter den Geschmack verändern.
Da könnte man dann so ein Diagramm draus basteln, das einem für dieses Bier
den Einfluss der Maischparameter zeigt.
Eine gute Übersicht über den Einfluss der klassischen Parameter findet man
hier:
Seite 64 und 65: http://www.braxonia.de/deutsch/braubuch.pdf
und hier: http://hb.ikma.de/index.php?title=Rasten
Man kann natürlich auch statt den klassischen drei Rasten die Eiweissrast
komplett wegfallen lassen und nur eine einzige Kombirast bei ca. 64-69 Grad
machen. Da hat man dann nur noch dafür die Parameter Temperatur+Zeit.
Im Prinzip gilt dabei:
Niedrige Temperatur = Trockener ; höhere Temperatur = Süffiger
Und man rastet halt so lange bis sicher Jodneutral (zB 90 Min).
Gruß
Karl ____________________ In Planung: -
Am Reifen: Klosterbier ; Stout ; Citrageist
Angezapft: Pale Ale mit Ami-Hopfen
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Antwort 3 |
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Senior Member Beiträge: 176 Registriert: 24.7.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 10:20 |
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Ich habe hierzu mal ein Bild gesehen, kann es aber leider nicht
wiederfinden.
Hier war die Temperaturen eingezeichnet - von wo bis wo welche Enzyme
aktiv sind und welche Zeiten benötigt werden.
Vielleicht hat das ja jemand bezw. kann es verlinken?
Innen drinn war noch die "übliche" Beschreibung, welche geschmacklichen
Folgen eine verlängerung oder verkürzung der jewailigen Rast hat.
Vielleich hat das ja jemand - oder findet es?
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 141 Registriert: 8.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 10:41 |
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Meinst du vielleicht Antwort 24 von Tudo aus diesem Thread hier?
Eine ähnliche Tabelle mit dem dazugehörigen Verlaufs-Diagramm zwischen
Vollmundigkeit und Maltoserast gibt es in Hagen Rudolphs "Heimbrauen für
Fortgeschrittene" (S.48f.).
Gruß Kerki ____________________
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 950 Registriert: 19.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 10:56 |
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Gab es nicht mal eine Liste hier mit den Temperaturen und Rastzeiten für
Kombimaischverfahren und Erklärungen auf die Auswirkungen auf den
Geschmack...
Hab ich hier mal vor Tagen hier gesehen wüsst aber nimmer wo ich suchen
soll ____________________ Am Wasser mag ich jeden Tropfen! Am liebsten mit viel Malz und Hopfen! "Ist
auf meinem Mist gewachsen!"
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 611 Registriert: 5.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 11:30 |
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Meinst Du da nicht die Tabelle die ich gerade
gepostet hatte?
(Seite 64 und 65: http://www.braxonia.de/deutsch/braubuch.pdf ) ____________________ In Planung: -
Am Reifen: Klosterbier ; Stout ; Citrageist
Angezapft: Pale Ale mit Ami-Hopfen
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Antwort 7 |
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Senior Member Beiträge: 176 Registriert: 24.7.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 11:45 |
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Ne, die Tabelle meinte ich nicht!
Es ist, was ich meine ein alleinstehendes Bild - ich bin mir nicht sicher,
aber ich glaube es war hier irgendwann mal geposted worden - kann es aber
nicht mehr wiederfinden
Zumindest waren die Temperaturen der einzelnen Enzymaktivitäten graphisch
aufgezeigt!, beschrieben waren die Zeiten und die dazugehörigen
geschmacklichen wie sonstigen Reaktionen auf das fertige Produkt.
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Antwort 8 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 11:52 |
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Hey, meinst Du vielleicht dieses Diagramm vom Earl? ____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Posting Freak Beiträge: 2942 Registriert: 29.4.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 11:55 |
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Antwort 10 |
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Senior Member Beiträge: 176 Registriert: 24.7.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 11:58 |
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@tauroplu:
ne, auch nicht.
Es ist auch kein so`n Excel Diagramm, es sind zusätzlich die verschiedenen
Enzymaktivitäten aufgezeigt.
@Hoepfli:
Der Stoff den Du da ausgegraben hast muss ich mir mal genauer antun - das
ist ja mega cool-
@Edit: Hab da mal was ergänzt- Überschneidung
[Editiert am 13.12.2011 um 12:13 von goudi]
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 950 Registriert: 19.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 12:03 |
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hmmm das was ich gemeint habe war ne einfache Liste aus irgendeinem
amerikanischen Hobbybrauerbereich der Rasten und Zeiten und deren
Auswirkungen auf den Geschmack beschrieb.
Aber Exeltabelle hmmmm ne kenn ich nicht außer den hier geposteten Dingern
____________________ Am Wasser mag ich jeden Tropfen! Am liebsten mit viel Malz und Hopfen! "Ist
auf meinem Mist gewachsen!"
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Antwort 12 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 12:08 |
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Meint ihr das Brewmometer von Blichmann...
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 13 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 12:43 |
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Ich fress (mal wieder) 'nen Besen, wenn nicht diese Tabelle hier gemeint ist...unten auf der
Seite.
[Editiert am 13.12.2011 um 12:45 von tauroplu]
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 13.12.2011 um 13:03 |
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Antwort 15 |
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Senior Member Beiträge: 176 Registriert: 24.7.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 14:10 |
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Ihr versorgt mich ja bestens...
ich will ja nichts sagen, aber es ist immernoch nicht dabei.
Ich habe eben aus der Erinnerung und dem Kopf - bzw. den mir auf die
schnelle vorliegenden Informationen versucht, das Diagramm nachzuzeichnen.
Seht mir bitte die schlechte handwerksarbeit nach - es ist definitiv falsch
nicht vollständig - aber so ungefähr sah das Original aus.
Selbstverständlich waren dort auch noch zusätzliche Informationen drauf
...
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 950 Registriert: 19.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 16:43 |
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Wenn´s so is dann schick ich Dir Salz und Pfeffer und ein wenig Essig und
Käse dann machste Dir nen "Schweizer" Besensalat ____________________ Am Wasser mag ich jeden Tropfen! Am liebsten mit viel Malz und Hopfen! "Ist
auf meinem Mist gewachsen!"
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Antwort 17 |
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Senior Member Beiträge: 176 Registriert: 24.7.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 16:52 |
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@tauroplu: Darf ich Dir noch nen blonden roten Harry dazugesellen? passt
wunderbar zum Käse
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Antwort 18 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 13.12.2011 um 18:12 |
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Mist, ich muss erst noch den letzten Besen verdauen...melde mich bezüglich
des Besensalates nochmal...
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Member Beiträge: 61 Registriert: 4.12.2011 Status: Offline
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erstellt am: 17.12.2011 um 08:35 |
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Vielen Dank für Eure Kommentare und Hinweise. Besonders ein paar Links
waren recht hilfreich, wenn auch nicht mein Gedankengang zum
Maischen-Diagramm erfüllt wird, so habe ich doch eine Menge Tipps aus den
Informationen mitnehmen können.
Ich stelle mal abschließend für mich fest, auf der einen Seite, Malz ist
ein Naturprodukt mit unterschiedlichen (naturbedingten) Eigenschaften und
auf der anderen sollte es für einen Uni oder den Studenten ein reizvolles
Thema sein, mit einem Malz (gleichem Grundmaterial) ein Diagramm zu
erstellen, dass die Einflüsse der Temperaturen und der Rastzeiten in
Abhängigkeit zu Alkoholgehalt und Biergeschmack prozentual darstellt. Im
Rückkehrschluss erhält der Brauer annähernd ein Bier nach seinen
Vorstellungen.
____________________ www.bierbrauer.bplaced.net
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Antwort 20 |
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