Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 00:23 |
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Hallo,
die Kronkorkenangaben: 8 Vol.-% Alk.-gehalt, das war's zu den Bierangaben.
Interessanterweise war es in die typische Westmallekragenflasche abgefüllt
mit dem eingeprägten Namen Westmalle...
Aussehen: Dunkles, hefetrübes Braun, ein voluminöser Schaum, der
sich zwar zurückbildet, aber am Ende recht gut hält.
Geruch: Wow! Extreme und satteste süßliche Malzaromen, dicht
verwoben in einem Gespinst von typischen estrigen Trappistenhefearomen und
eingebettet in einem merkbaren Hauch von Essigsäureethylester = Calvados.
Aber jetzt kommt's: nach einer kleinen Weile kristallisiert sich die sehr
charakteristische Diacetylnote heraus! Das ist in der Intensität
normalerweise ein Bierfehler (zu einigen Bierstilen gehört ein dezentes
Diacetyl dazu, z.B. Böhmische Pilsener), aber hier nicht. Das leicht
süßlich-buttrige Aroma ist perfekt eingebunden in den exorbitant komplexen
Malz-Hefe-Esterverbund integriert.
Geschmack: Der Geschmack ist wirklich außergewöhnlich,
malzig-komplex-süßlich-süffig-herb. Und dann ist da eine Note, die ich erst
nicht zuordnen konnte, da der Gaumen anfangs doch ein wenig überfordert
ist, diesen ganzen Aromenreigen irgendwie unter einen Hut zu bekommen:
Diacetylgeschmack. Aber auch geschmacklich passt sich diese sonst - wie
bereits erwähnt - als Fehlaroma bekannte Note grandios in diesen
Aromenkomplex ein. Ein kleines Gesamtkunstwerk!
Fazit: Ein Bier, mit dessen unglaublichem Aromenreichtum und
Komplexität man erstmal zurecht kommen muss, keine leichte, aber eine
durchaus lohnenswerte Aufgabe!
Beste Grüße
Michael
[Editiert am 9.12.2015 um 20:36 von tauroplu]
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Senior Member Beiträge: 497 Registriert: 21.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 09:19 |
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Hallo Michael,
Deiner Beurteilung des 8er kann ich nur zustimmen.
Da bin ich ja schon mal auf Deine 12er Bewertung gespannt. Da ist ja noch
ne ganz gewaltige Steigerung im Anflug.
Viele Grüße
Gunnar, der die Tage schon zählt, bis er wieder im "in de vrede" sitzen
darf.
____________________ Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.
Wilhelm Busch
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Antwort 1 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 09:22 |
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Hi, Gunnar,
jetzt würde mich aber mal interessieren, ob Du auch ein
Diacetyl-/Butteraroma geschmeckt hast.
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
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Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 09:32 |
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Ist Diacetyl in einem obergärigen warm vergorenen Bier nicht eher
ungewöhnlich?
Gärtemperatur geht bei Westvleteren bis zu 27°C, wenn ich mich nicht
irre.
Stefan
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Antwort 3 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 09:37 |
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Nein, ist es nicht, die Safbrew T-58 von Fermentis z.B. erzeugt deutliche
Diacetylnoten, die allerdings wieder abgebaut werden. Wenngleich Diacetyl
natürlich bei vielen UG Hefen produziert wird.
[Editiert am 22.11.2012 um 09:37 von tauroplu]
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
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Senior Member Beiträge: 293 Registriert: 3.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 09:55 |
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Ah den Tropfen habe ich auch noch parat stehen. Und nach dieser Ausführung
freue ich mich schon sehr :-)
Sollte man bei der Verköstigung aller Westvleteren Biere (also 8, 10 und
12) eher Pausen lassen und die Biere einzeln verköstigen oder ist das aus
eurer Sicht eher unproblematisch? ____________________ "Bier wird es immer!"
---
Rezepte und Sudliste auf: http://braukommune.com
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Antwort 5 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 10:01 |
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Ein Blond und danach ein 8er geht sicher, für das 12er würd ich mir
persönlich aber schon einen extra Abend gönnen.
Muss aber jeder selber wissen.
Stefan
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Antwort 6 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 10:23 |
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Genau so, wie Stefan es sagt, würde ich es auch machen. Mehr als 2 Tripel &
Co. an einem Abend sollte man nicht verköstigen. Wenn es dann noch so
komplexe Kostbarkeiten wie die von Westvleteren sind, erst recht nicht.
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
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Posting Freak Beiträge: 1002 Registriert: 27.7.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 10:41 |
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Zitat von tauroplu, am 22.11.2012 um
00:23 | ... Aber jetzt kommt's: nach einer
kleinen Weile kristallisiert sich die sehr charakteristische Diacetylnote
heraus! Das ist in der Intensität normalerweise ein Bierfehler (zu einigen
Bierstilen gehört ein dezentes Diacetyl dazu, z.B. Böhmische Pilsener),
aber hier nicht. Das leicht süßlich-buttrige Aroma ist perfekt eingebunden
in den exorbitant komplexen Malz-Hefe-Esterverbund
integriert. |
Hallo Michael,
mannomann Du hast in letzter Zeit aber nur die absoluten Leckereien in
Deiner Verkostung ***sabber
Ich frage mich, ob die Diacetylnote so beabsichtigt ist oder ob sich da
etwa eine Infektion eingeschlichen hat?
Michael
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Antwort 8 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 10:51 |
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Nun, Michael, Diacetyl ist kein Produkt einer Infektion [EDIT:
Fehlerkorrektur, es gibt Bakterien, die das doch produzieren…siehe
unten! Das habe ich nicht gewusst...sondern wird von der jeweils
verwendeten Hefe produziert, von daher bin ich sicher, dass das von Anfang
an drin war und – jetzt spekuliere ich natürlich – das auch so gewollt war.
Von daher erwarte ich ehrlich gesagt das Diacetyl auch im 12er. Ich bin
sowieso gespannt wie ein Flitzebogen auf dieses Bierchen…
Gruß
Michael
[Editiert am 22.11.2012 um 12:53 von tauroplu]
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Posting Freak Beiträge: 1002 Registriert: 27.7.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 12:31 |
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Doch, doch Michael. Da gibt es diesen kleinen Stinker namens Pediococcus
Damnosus, umgangssprachlich "Biersarcina".
Der war m. M. nach wenigstens teilweise für die markante Diacetylnote des
Pilsener Urquell früherer Tage verantwortlich. Diese Brauerei hatte ja ein
echtes Problem, als sie nach der Wende von alter Kellertechnik (offene
Bottiche, z.T. Holzfässer) auf ZKT´s und CIP-Anlagen umstellte. Da war das
Diacetylaroma plötzlich weg und die Kundschaft erkannte ihr Bier nicht mehr
was zu Beschwerden führte. (Sorry für OT ).
Michael
Edit. Habe gerade Deine Eindrücke vom Blond gelesen. Mmh Pediococcus gehört auch zur Familie der
Lactobazillen.....
[Editiert am 22.11.2012 um 12:39 von Schlupfer]
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 12:46 |
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Antwort 11 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 12:51 |
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Hey, Leute, ich liebe dieses Forum! Das habe ich nicht gewusst…und wieder
etwas gelernt…tja, Bierbrauen ist ein endloses Hobby…
Danke für die Aufklärung!
Gruß
Michael
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 12:51 |
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Ich mach demnächst mal ein 8er auf, das interessiert mich jetzt aber
schon.
Nicht, dass ich dem Michael noch ein verdorbenes Bier geschickt hab.
Stefan
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Antwort 13 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 12:56 |
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Stefan, das mit dem Blond ist ja noch nachvollziehbar, aber ein Trappist
mit satten 8 Umdrehungen müsste doch locker ein paar Jahre halten, auch
wenn es nicht filtriert ist und bewahrst die Buddels ja vermutlich nicht im
Wohnzimmer auf.
…und wie gesagt, auch wenn ich Diacetyl nicht so wirklich erwartet hätte,
es passt geschmacklich durchaus da rein.
[Editiert am 22.11.2012 um 12:57 von tauroplu]
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 12:59 |
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Also, wenn eine Infektion mit diesen Pediococcen tatsächlich die Ursache
wäre, das würde ja bedeuten, dass sich die Mönche in ihrem Gärkeller was
eingefangen haben, das kann ich mir nicht vorstellen.
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 13:07 |
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Westvleteren besorgt sich die Hefe meines Wissens immer frisch aus
Westmalle. Vermutlich wird sie jedoch mehrfach geführt..? Westmalle macht
aber 120.000 Hektoliter per anno und hat vermutlich eine biologische
Betriebsüberwachung ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 16 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 13:15 |
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Die Hefe für das 12er wird auf jeden Fall nicht mehrfach geführt, so viel
ich mitbekommen hab, die ist hinterher vermutlich auch dementsprechend am
Ende.
Ich glaub jetzt auch nicht an eine Infektion, das 8er stand im kühlen
Keller und man sollte es noch um einiges länger lagern können.
Stefan, der demnächst trotzdem ein 8er aufmacht
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Antwort 17 |
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Senior Member Beiträge: 497 Registriert: 21.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 14:59 |
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Michael,
ich habe die Biere außer dem 12er bisher nur frisch im in de vrede
getrunken. Diacetyl/ Butteraroma war da auf keinen Fall drin.
Gruß
Gunnar
____________________ Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.
Wilhelm Busch
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Antwort 18 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 15:27 |
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Pedioccocus Damnosus bildet aber nicht nur Diacetyl, sondern senkt
zusätzlich den pH Wert ab. Auch das sollte man feststellen können im
Vergleich zu einer Vergleichsprobe. Ich meine mich erinnern zu können das
der pH Sturz durch Lactatbildung hervorgerufen wird.
Sonst ist natürlich eine Infektion gerade bei Restsüßen Bieren mit
ordentlich Restzucker sehr gut möglich. Ein weiterer Punkt der die
Infektion begünstigt ist das das Bier unfiltriert ist, denn normalerweise
werden Sarciner beim Filtrieren abgeschieden bzw. verbeleiben mit der Hefe
im Geläger.
Jan
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Antwort 19 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 17:59 |
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Meinst Du wirklich, Jan? Ich mein, bei 8% Alkoholgehalt und Hopfen ist ja
schließlich auch noch drin.
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 18:06 |
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Danke Michael, dass Du mir eine Ausrede besorgt hast, damit ich ein 8er
aufmachen kann, das trau ich mich sonst nämlich nicht
Also das Bier ist tadelos, eine Infektion würd ich absolut ausschließen.
Wenn man sehr drauf achtet, kann man da schon so etwas wie Diacetyl
rausschmecken, das ist bei der Aromawucht aber sehr schwierig.
Meine Flasche ist aus der selben Charge wie Michaels und gleich
gelagert.
Stefan
[Editiert am 22.11.2012 um 18:21 von Boludo]
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Antwort 21 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 18:20 |
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Hi Leute,
ich fand das Westi 8 damals weit hinter dem 12-er..Sogar hinter dem Blond.
Etwa vergleichbar mit einem Bernardus Abt oder einem Chimay Reserve.
Diacetyl war da null und nix dabei...?
Zitat von flying, am 31.3.2012 um
14:34 |
Hi Leute,
das mittlere Westvleteren ist so was wie der kleine Stiefbruder der 12
er... Es schmeckt schon sehr ähnlich. Was fehlt ist der leicht ölige
Sherryton..Ein wirklich sehr leckeres Bier aber durchaus vergleichbar mit
anderen belgischen Abteibieren wie dem Bernardus Abt 12, dem Chimay Reserve
o.ä.
Im Gegensatz zum Westvleteren 12 überragt es seine Klosterkollegen nicht.
Der letzte Kick fehlt...
m.f.g
René
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____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 22 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 18:48 |
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Ganz ehrlich, ein Rochefort 8 weckt in mir auch mehr Begeisterung als ein
Westvleteren 8 (Jammern auf sehr hohem Niveau).
Stefan
[Editiert am 22.11.2012 um 18:48 von Boludo]
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Antwort 23 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.11.2012 um 20:41 |
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@ Michael
In der Literatur wird Ped. damnosus als hopfenresistent und je nach Quelle
als Alkoholresistant bis 9- 12% beschrieben.
Aber wie gesagt es sollte dann aber auch deutlich sauer sein.
Gruß
Jan
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Antwort 24 |
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