Posting Freak Beiträge: 597 Registriert: 16.12.2013 Status: Offline
|
|
erstellt am: 13.4.2014 um 20:57 |
|
|
Am Wochenende war angesagt: ein IPA Klon, mit Kombirast über Nacht.
Eingemaischt wurden 7kg Malz um 21:00 Uhr
Dann die Maischebox noch ein bisschen warm eingehüllt und über Nacht
stehengelassen:
12h Stunden später der spannende Moment, hat die Kühlbox dicht gehalten und
was ist die Temperatur darin?
Dicht war sie, aber die Temperatur ist von 70°C auf 45°C gefallen.
Hoffentlich haben die Lactobazillen darin keine Party gefeiert, ich will
keine Berliner Weiße machen. Riecht und schmeckt aber OK, also weiter im
Text. Ran ans Läutern.
Stammwürze muss ich beim ersten Guss schätzen, die Skala hört bei 20
auf.
Nach dem Nachguss (batch sparte) ist die Pfanne voll, jetzt heist's warten
auf's kochen. Diesmal ist's nichts mit läutern bis 2°P, als der Einkocher
voll war kamen immer noch 8°P aus der Maische.
Irgendwo hatte ich noch einen kleinen Rest Irish Moss gefunden, der durfte
mit rein. Ob der jetzt die Flocken macht oder ob ich einfach einen guten
Würzebruch hatte, keine Ahnung:
Nach dem Whirlpool geht's ohne Kühlen in das Gärfass, abkühlen durfte das
im Keller bis am Abend dann reichlich Erntehefe vom am gleichen Tag abgefüllten Sud reindurfte. Die angezielte Stammwürze
habe ich um 2°P übertroffen, das darf so bleiben. Ist's halt iIPA (kleines
imperial IPA).
Somit kann ich fauler Brauer noch fauler werden: die Maische darf bei mir
künftig über Nacht in einer Kombirast ruhen, beim Läutern gibt's nur noch
den batch sparge, die Ausbeute leidet scheinbar nicht darunter. Eine
Kühlbox mit Panzerschlauch genügt völlig, mein Einkocher braucht auch kein
Rührwerk und keine Steuerung. Einzig und allein den Einsatz eines
Hopfensäckchens wäre eine Überlegung, das Sieb im Auslaufhahn des
Einkochers durfte ich zweimal vom Hopfenresten befreien. So sehr ich auch
eure ausgefeilten Brauanlagen aus der Ferne beneide, für mich genügt mein
sparsames Sudhaus. Einzig und allein eine Malzrohranlage könnte mich noch
locken, aber so locker sitzt das Geld gerade nicht, dass ich für 10 Sude im
Jahr nen Braumeister kaufen würde.
|
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 13.4.2014 um 21:21 |
|
|
Hihi...wieder einer der es begriffen hat... ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 1 |
|
Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 13.4.2014 um 22:36 |
|
|
Was minimalistisches Brauen angeht bin ich ja ganz auf deiner Seite.
Die gute Ausbeute verwundert mich allerdings ein wenig, wenn du bei 8° P
schon aufgehört hast zu läutern. Der Sauerstoffeintrag dürfte auch
ordentlich gewesen sein, vor allem am Schluß nach dem Whirlpool. Einen
Schlauch würde ich mir da schon noch gönnen.
Gruß
Peter ____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
|
|
Antwort 2 |
|
Posting Freak Beiträge: 789 Registriert: 3.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 07:11 |
|
|
Ich bin ja auch ein Freund von Thermoport-Kombirast, meine Ausbeute ist
allerdings schlecht bis richtig mies.
Ich raste z.Zt. meist 60min. Meint ihr, die gute Ausbeute liegt an der
besonders langen Rast?
|
|
Antwort 3 |
|
Posting Freak Beiträge: 597 Registriert: 16.12.2013 Status: Offline
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 07:23 |
|
|
Die war jetzt relativ gemeint, nicht
absolut. Bei den vorherigen Suden hab ich aufwändig fly sparging betrieben
und immer sehr bescheidene Ausbeuten bekommen - ich vermute meine
Läuterkonstruktion neigt zur Kanalbildung. Hätte ich alles was drin ist
rausziehen wollen, klar dann hätte ich noch lange läutern und kochen
können. Für mich war es aber das erste Mal, dass meine noch junge Anlage
die angepeilte Stammwürze über- statt untertroffen hat. Zitat: | Der Sauerstoffeintrag
dürfte auch ordentlich gewesen sein, vor allem am Schluß nach dem
Whirlpool. Einen Schlauch würde ich mir da schon noch gönnen.
|
Das steht tatsächlich noch auf der Liste.
|
|
Antwort 4 |
|
Posting Freak Beiträge: 1453 Registriert: 7.8.2012 Status: Offline
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 07:53 |
|
|
Zitat von cosmophobia, am 14.4.2014 um
07:11 | Ich bin ja auch ein Freund von
Thermoport-Kombirast, meine Ausbeute ist allerdings schlecht bis richtig
mies.
Ich raste z.Zt. meist 60min. Meint ihr, die gute Ausbeute liegt an der
besonders langen Rast? |
glaube ich nicht - mach ich auch so, aber meine Ausbeute schwankt auch von
ca. 55->65%...
Ich dachte, du machst 2 Rasten im Thermoport..? Oder mal so, mal so..?
Grüße,
Dale.
[Editiert am 14.4.2014 um 07:54 von Dale]
|
|
Antwort 5 |
|
Posting Freak Beiträge: 789 Registriert: 3.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 09:46 |
|
|
Oh, da passt Jemand gut auf.
Nun, mit den 2 Rasten musste ich zur Maltoserast eher dick einmaischen,
damit genug Volumen zum Zubrühen vorhanden ist um die Verzuckerungsrast zu
erreichen.
Mein Vergärgrad war mir dabei meist zu niedrig. Nachdem ich gelesen habe,
dass dicke Maische die Enzyme behindert, habe ich mein Vorgehen überdacht
und mich endlich an die Kombirast getraut.
Da ich damit die letzten Sude gute Erfahrungen gemacht hatte, werde ich
dabei bleiben. Spart ja auch noch ein wenig Arbeit und Zeit.
Beim letzten Sud bin ich allerdings aus irgend einem Grund auf 64-65°C
abgerutscht, da habe ich dann gemerkt, dass die Temperatur scheinbar doch
einiges ausmachen kann. Trotz 10% Cara und eher niedrig vergärender Hefe
bin ich bei über 83% scheinbaren EVG gelandet.
Aus meiner Erfahrung heraus würde ich aber sagen, lieber zu hoch, als zu
niedrig.
|
|
Antwort 6 |
|
Posting Freak Beiträge: 1453 Registriert: 7.8.2012 Status: Offline
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 10:20 |
|
|
Moin,
genau deswegen mach ich auch Kombirast - aber gern mal 10 Minuten länger..
und dann mit 80°C heißem Wasser kontinuierliche Nachgüsse..
Schwankungen der Ausbeute nerven, vor allem, wenn man VWH macht und
frühzeitig wissen will, wo man mengenmäßig so rauskommt...
Grüße,
Dale.
|
|
Antwort 7 |
|
Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 10:56 |
|
|
Ich weiß, dass hier im Forum allmählich das easygoing umgreift und
technologisch mag das möglich sein, weil die Rohstoffe mittlerweile so weit
vorbereitet sind, dass wir sowieso kaum noch Einfluss haben. Zudem erlaubt
der allgemeine Hygienestandard uns hier und da mal ungestraft einen
grandiosen Keimboden zu bieten, weil wenig Keime da sind, die ihn nutzen
könnten.
Aber um mal eine andere Perspektive einzubringen: Ich hab das auch schon
probiert und mir ist ein über drei Tage hingezogener Brautag zu müßig. Da
ist keine Spannung drin und das Erfolgserlebnis bleibt aus. Das habe ich
viel eher, wenn ich zeitig aufstehe und das Bier nach 5-6 Stunden im
Gärbottich und angestellt habe. Klar ist das stressiger, aber das Bier
danach schmeckt mir umso besser.
Gruß,
Andy
|
|
Antwort 8 |
|
Senior Member Beiträge: 231 Registriert: 18.12.2013 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 12:27 |
|
|
Jepp: Samstag habe ich
aus Jux nach vielleicht 15, 20 min Maltoserast (bei 64°) mal 'ne Jodprobe
gemacht: war jodnormal. Ich dachte erst mein Jod wäre irgendwie nicht iO,
aber einen Rest Malzmehl aus dem Hobbock wurde pechschwarz. Ich behaupte,
daß bis vor ein, zwei Jahren wenigstens größere Grießstücke eine Reaktion
gezeigt hätten, aber da war selbst bei mehreren Versuchen mit dickeren
Stückchen rein garnichts.
Da fragt man sich schon, was man da noch treibt.
Aber nu habe ich grade meine schöne Anlage fertig, also wird weiter fleißig
geheizt und gerührt . ____________________ Wenn Du einen Onkel hast und der braut gutes Bier,
sieh zu, daß er Dich leiden kann, sonst trinkt er 's ohne Dir!
|
|
Antwort 9 |
|
Posting Freak Beiträge: 2175 Registriert: 9.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 13:07 |
|
|
Hi,
ich weiss gar nicht mehr, ob das mit dem durchgängigen Rühren des Rührwerks
wirklich so toll ist. Beim Läutern läuft es dann bei mir auch nach zig
Litern nocht einigermaßen trübe. Jetzt habe ich ein paar Kombirasten in der
Kühlbox hinter mir und was soll ich sagen, die Würze läuft nach 2-3 Litern
Vorlauf beim Läutern blitzeblank. Irgendwas muss da beim Rühren passieren,
was feinste Partikel erzeugt, die nicht läuterbar sind. Nachdem ich meine
Anlage inzwischen komplett automatisiert habe, werde ich plötzlich doch
noch zum Anhänger der Kombirast in der Box
VG, Markus ____________________
|
|
Antwort 10 |
|
Senior Member Beiträge: 231 Registriert: 18.12.2013 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 13:17 |
|
|
Auch auf die Gefahr, hier endgültig OT zu kommen:
das kann ich so nicht bestätigen: bei meinem ersten Braugang mit Rührwerk
am Samstag lief dasselbe beim Maischen durch und ich hatte mit der
gleichfalls zum ersten Mal eingesetzten Läuterhexe hervorragende
Läuterergebnisse. Mein Rührwerk läuft allerdings nur mit 30 u/min .
Ich kann mich aber wage daran erinnern, daß der Hanghofer bei einer der
Rasten (EWR?) empfiehlt, eher sparsam zu rühren. Aber bei den
Verzuckerungsrasten sollte ständige Umwälzung die beste Grundlage für die
Arbeit der Amylasen sein. ____________________ Wenn Du einen Onkel hast und der braut gutes Bier,
sieh zu, daß er Dich leiden kann, sonst trinkt er 's ohne Dir!
|
|
Antwort 11 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 13:20 |
|
|
Zitat: | Irgendwas muss da beim
Rühren passieren, was feinste Partikel erzeugt, die nicht läuterbar
sind. |
Das geht jetzt zwar wirklich sehr tief in die Materie, aber ja, rühren hat
einen Einfluss auf's Läutern. Ist das Rührwerk nicht optimal erzeugt man
durch die Mechanik mehr feine Partikel, weil Malz einfach weiter
zertrümmert wird. Zum Zweiten werden Spelzen weiter zerkleinert und zu
Letzt, die Scheerkräfte erhöhen die Viskosität der Würze.
Zusatz: nicht umsonst werden bei den Sudwerkherstellern Rührwerk vorher im
Rechner für teuer Geld simuliert
Gruß
Jan
[Editiert am 14.4.2014 um 13:22 von JanBr]
|
|
Antwort 12 |
|
Posting Freak Beiträge: 502 Registriert: 31.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 14:38 |
|
|
Etwas OT, aber bist Du sicher, dass die
Viskosität allein durch das Rühren ansteigt? Oder vielleicht, weil die
zusätzlich entstehenden Feinpartikel eine Art zähen Brei (übertrieben
gesprochen) erzeugen?
Ganz OT: als Kunststoffchemiker weiß ich, dass es sehr selten vorkommt,
dass Viskositäten durch Rühren ansteigen. Das Gegenteil gibt es viel öfter. ____________________ Johnny H. - All Grain Brewing
|
|
Antwort 13 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 14:52 |
|
|
Zitat von Johnny H, am 14.4.2014 um
14:38 | Etwas OT, aber bist Du sicher, dass die
Viskosität allein durch das Rühren ansteigt? Oder vielleicht, weil die
zusätzlich entstehenden Feinpartikel eine Art zähen Brei (übertrieben
gesprochen) erzeugen?
Ganz OT: als Kunststoffchemiker weiß ich, dass es sehr selten vorkommt,
dass Viskositäten durch Rühren ansteigen. Das Gegenteil gibt es viel öfter.
|
Ja, da bin ich sicher. Es hatte irgendwas mit langkettigen Molekülen auf
sich, die gescheert eine andere Geometrie annehmen. Ich such nachher noch
mal ob ich was dazu finde.
Gruß
Jan
|
|
Antwort 14 |
|
Posting Freak Beiträge: 502 Registriert: 31.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 15:14 |
|
|
Faszinierend!
Bei einem zeitlichen abhängigen Anstieg der Viskosität spricht man
von Rheopexie, bei Abhängigkeit von der Schergeschwindigkeit von Dilatanz.
Letzteres kann wohl in konzentrierten Dispersionen vorkommen, wenn sich die
Teilchen bei hohen Schergeschwindigkeiten nicht mehr gegenseitig ausweichen
können.
Bei Kunststoffen (Makromolekülen) bzw. deren Schmelzen kommt es meist zu
einer Ausrichtung dieser Moleküle in Scherrichtung, was als
strukturviskoses Verhalten bezeichnet wird und zu einem Absinken der
Viskosität mit steigender Schergeschwindigkeit führt.
____________________ Johnny H. - All Grain Brewing
|
|
Antwort 15 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 15:24 |
|
|
Zitat von Johnny H, am 14.4.2014 um
15:14 | Faszinierend!
Bei einem zeitlichen abhängigen Anstieg der Viskosität spricht man
von Rheopexie, bei Abhängigkeit von der Schergeschwindigkeit von Dilatanz.
Letzteres kann wohl in konzentrierten Dispersionen vorkommen, wenn sich die
Teilchen bei hohen Schergeschwindigkeiten nicht mehr gegenseitig ausweichen
können.
Bei Kunststoffen (Makromolekülen) bzw. deren Schmelzen kommt es meist zu
einer Ausrichtung dieser Moleküle in Scherrichtung, was als
strukturviskoses Verhalten bezeichnet wird und zu einem Absinken der
Viskosität mit steigender Schergeschwindigkeit führt.
|
In der Brauerei ist das vor allem bei Pumpen, die nicht richtig ausgelegt
sind, ein Problem. Das wirkt störend beim Läutern, aber auch bei der
Filtration.
Gruß
Jan
|
|
Antwort 16 |
|
Posting Freak Beiträge: 502 Registriert: 31.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 15:42 |
|
|
Zu der Thematik des Rührens und der Rheologie von Maischen habe ich eine ganz
interessante Dissertation gefunden!! Der Autor heißt übrigens auch Jan
Ich hab das jetzt nur grob überflogen, aber Kap. 5 geht speziell auf die
Scherbeanspruchung und Zerkleinerung der Würze bzw. der Spelzen beim
Maischen ein.
Gruß,
Tilo ____________________ Johnny H. - All Grain Brewing
|
|
Antwort 17 |
|
Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 16:04 |
|
|
Zitat: | Faszinierend!
Bei einem zeitlichen abhängigen Anstieg der Viskosität spricht man von
Rheopexie, bei Abhängigkeit von der Schergeschwindigkeit von Dilatanz.
Letzteres kann wohl in konzentrierten Dispersionen vorkommen, wenn sich die
Teilchen bei hohen Schergeschwindigkeiten nicht mehr gegenseitig ausweichen
können.
Bei Kunststoffen (Makromolekülen) bzw. deren Schmelzen kommt es meist zu
einer Ausrichtung dieser Moleküle in Scherrichtung, was als
strukturviskoses Verhalten bezeichnet wird und zu einem Absinken der
Viskosität mit steigender Schergeschwindigkeit führt.
|
Hallo,
die Veränderung der Viskosität durch Scherkräfte ist kein rheopexes,
dilatantes oder strukturviskoses Verhalten. Die Erhöhung der Viskosität ist
besonders durch Bildung eines Gels der Beta-Glucane zu erklären. Diese
Veränderung bleibt aber so und ist nicht mehr rückgängig zu machen. Die
Zerkleinerung von Partikeln hat aber natürlich auch einen Einfluss auf die
Viskosität.
Gruß, Ludwig
|
|
Antwort 18 |
|
Posting Freak Beiträge: 597 Registriert: 16.12.2013 Status: Offline
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 16:14 |
|
|
Zitat von Ladeberger, am 14.4.2014 um
10:56 | Ich weiß, dass hier im Forum
allmählich das easygoing umgreift und technologisch mag das möglich sein,
weil die Rohstoffe mittlerweile so weit vorbereitet sind, dass wir sowieso
kaum noch Einfluss haben. Zudem erlaubt der allgemeine Hygienestandard uns
hier und da mal ungestraft einen grandiosen Keimboden zu bieten, weil wenig
Keime da sind, die ihn nutzen könnten.
Aber um mal eine andere Perspektive einzubringen: Ich hab das auch schon
probiert und mir ist ein über drei Tage hingezogener Brautag zu müßig. Da
ist keine Spannung drin und das Erfolgserlebnis bleibt aus. Das habe ich
viel eher, wenn ich zeitig aufstehe und das Bier nach 5-6 Stunden im
Gärbottich und angestellt habe. Klar ist das stressiger, aber das Bier
danach schmeckt mir umso besser. |
Das ist doch
das schöne daran, es führen viele Wege zum Ziel! Vom Dosenkit bis zum
selbst mälzen kann man sich aussuchen wie tief man in die Materie
einsteigen will. Für mich habe ich festgestellt dass mir eine Maische mit
mehreren Rasten den Aufwand nicht wert ist (hab's schon ausprobiert und ne,
nicht meins) und auch BIAB besser klang als es tatsächlich war. Kühlbox,
Kombirast mit Geduld, batch sparge und über Nacht abkühlen gaben mir bisher
die besten Ergebnisse, und meine nächste Stellschraube wird wohl eher das
Wasser sein. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist mein 15 °dH-Wasser
besser geeignet für dunkles Bier, für die helleren Malze sollte ich da noch
etwas aufbereiten. Jedenfalls war das mit Abstand beste Bier aus meinem
Sudhaus bisher ein pechschwarzes CDA, könnte nur Zufall sein, könnte aber
am Zusammenspiel von Wasser und Malz liegen.
[Editiert am 14.4.2014 um 16:43 von cyme]
|
|
Antwort 19 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 16:40 |
|
|
Zitat: | Hallo,
die Veränderung der Viskosität durch Scherkräfte ist kein rheopexes,
dilatantes oder strukturviskoses Verhalten. Die Erhöhung der Viskosität ist
besonders durch Bildung eines Gels der Beta-Glucane zu erklären. Diese
Veränderung bleibt aber so und ist nicht mehr rückgängig zu machen. Die
Zerkleinerung von Partikeln hat aber natürlich auch einen Einfluss auf die
Viskosität.
Gruß, Ludwig |
Der Profi hat natürlich recht Ich müsste es erst nachschlagen aber ich meine,
dass dies besonders bei Hoch-Kurz, also bei hohen Einmaischtemperaturen
auftritt. Beta-Glukane liegen im Gerstenmalz an Proteine gebunden vor. Es
gibt ein Enzym das die Esterbindung knackt und die Beta-Glukane freisetzt.
Irgendwas mit Silubiase meine ich? Diese hochviskosen Polysacccharide
werden dadurch wasserlöslich. Bei 50-55° werden die Beta-Glukane noch durch
Glukanasen abgebaut.
Bei hohen Temperaturen über 60° arbeiten allerdings nur noch die
freisetzenden Enzymen und die abbauenden sind schon im Ar...
Vielleicht fördert Rühren die Freisetzung? ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 20 |
|
Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 18:28 |
|
|
Zitat: | Aber um mal eine andere
Perspektive einzubringen: Ich hab das auch schon probiert und mir ist ein
über drei Tage hingezogener Brautag zu müßig. Da ist keine Spannung drin
und das Erfolgserlebnis bleibt aus. Das habe ich viel eher, wenn ich zeitig
aufstehe und das Bier nach 5-6 Stunden im Gärbottich und angestellt habe.
Klar ist das stressiger, aber das Bier danach schmeckt mir umso
besser. |
Ganz meine Meinung. Mein Brautag dauert 6-7 Stunden bis die Hefe in der
Würze und die Brauerei wieder sauber ist. Diese Paar Stunden gehören mir
und meinen Kumpels zur Biermeditation. Kein Internet, keine Störung, nur
Bier und brauen.
Mir gefällt hier der minimalistische Ansatz, nicht das über Nacht
maischen.
Gruß
Peter ____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
|
|
Antwort 21 |
|
Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 20:50 |
|
|
Dem ist nichts hinzuzufügen....
|
|
Antwort 22 |
|
Posting Freak Beiträge: 876 Registriert: 17.1.2013 Status: Offline
|
|
erstellt am: 14.4.2014 um 21:21 |
|
|
Wenn ich es mir recht überlege, habe ich auch am meisten vom Brauen, seit
ich einen Plattenkühler habe und der Brautag ebenfalls nach rund 7 Stunden
vorüber ist. Das ewig lange Abkühlen über Nacht etc. hat mich sehr genervt
und irgendwann soll mal Feierabend sein. Reine Psychosache, denn ob die
Arbeit an diesem Tag oder morgen weitergeht, ist objektiv betrachtet
egal.
OK, ich gehe jeden Tag messen (bei UG) und habe Software für die Auswertung
der Messergebnisse, aber das erfordert nur wenig Zeit pro Folgetag. Das
Etikettendrucken und -ausschneiden sowie das Abfüllen in Flaschen fordert
nochmals etwas mehr Zeit am Stück, aber der Brautag selbst braucht nach
meiner Meinung nicht länger als acht Stunden zu dauern. Übrigens, die
Vorarbeit wie Schroten oder alles Aufbauen mache ich üblicherweise sogar am
Abend davor. Da das aber nicht allzuviel Zeit benötigt, lassen wir das mal
außen vor.
Achim
|
|
Antwort 23 |
|
Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 15.4.2014 um 09:34 |
|
|
Zitat: |
Der Profi hat natürlich recht Ich müsste es erst nachschlagen aber ich meine,
dass dies besonders bei Hoch-Kurz, also bei hohen Einmaischtemperaturen
auftritt. Beta-Glukane liegen im Gerstenmalz an Proteine gebunden vor. Es
gibt ein Enzym das die Esterbindung knackt und die Beta-Glukane freisetzt.
Irgendwas mit Silubiase meine ich? Diese hochviskosen Polysacccharide
werden dadurch wasserlöslich. Bei 50-55° werden die Beta-Glukane noch durch
Glukanasen abgebaut.
Bei hohen Temperaturen über 60° arbeiten allerdings nur noch die
freisetzenden Enzymen und die abbauenden sind schon im Ar...
Vielleicht fördert Rühren die Freisetzung? |
Sorry fürs Off-Topic, wen es nicht interessiert, bitte ignorieren.
Richtig recherchiert, die Beta-Glucan-Solubilase arbeitet optimal bei 62
°C, pH 6,8 und löst das Beta-Glucan aus der Proteinmatrix. Das gelöste
Beta-Glucan liegt zunächst nicht als Gel vor, erhöht aber einfach gelöst
schon die Viskosität. Die abbauenden Enzyme sind: Endo-1,3-Betaglucanase
mit einem Optimum kleiner 60 °C und pH 4,6, die Endo-1,4-Betaglucanase mit
einem Optimum bei 40-45 °C und einem pH von 4,5-4,8 und die
Exo-Betaglucanase mit einem Optimum von kleiner 40 °C und einem pH von 4,5.
Die Weichen werden hier hauptsächlich in der Mälzerei gestellt. Ist das
Malz hinreichend cytolytisch gelöst, also die Modifikation und Homogenität
hinreichend hoch, sollte man weniger Probleme haben. Mit einer tiefen
Einmaischtemperatur kann man zwar den Beta-Glucan-Gehalt dämpfen aber nie
beliebig niedrig halten. Das Malz muss also schon entsprechend cytolytisch
gelöst sein. Wie man auch sieht, ist der pH-Wert der Maische auch sehr
wichtig.
Kommen nun auch noch zu hohe Scherkräfte hinzu, wird aus dem gelösten
Beta-Glucan ein Gel, das die Viskosität stark erhöht und Probleme beim
Läutern und vor allem beim Filtrieren des Bieres macht. Durch starkes
Rühren steigt natürlich auch der Enzym-Substrat-Kontakt und könnte die
Umsetzung natürlich steigern, dieser Effekt dürfte aber hinsichtlich des
gelösten Beta-Glucans gering sein. Den größeren Effekt bringt das
Zerkleinern von Partikeln und die Bildung von Beta-Glucan-Gel mit sich.
Beta-Glucan-Gel macht mehr Probleme als gelöstes Beta-Glucan. Es bildet
sich nach Narziß vor allem bei hoher Beta-Glucan-Konzentrationen, tiefen
Lagerkellertemperaturen, langer Lagerzeit, höherem Alkoholgehalt und
natürlich Scherbeanspruchung.
Rheologisch ist Maische eine sehr komplexe Angelegenheit, da sich alle
Parameter zeitlich verändern. Sowohl die Partikelgrößen, als auch der
Gehalt und Zustand gelöster Stoffe und die Temperatur ändern sich
ständig.
Gruß, Ludwig
|
|
Antwort 24 |
|