Hallo Hobbybrauer,
ich habe ein Problem: Ich trinke zu wenig Bier.
Deshalb stehen noch ein paar duzend Liter im Keller und haben ihren
geschmacklichen Höhepunkt längst überschritten.
Ich habe mir länger darüber Gedanken gemacht, wie ich weniger Bier brauen
kann. Der Knackpunkt ist das Läutern, Maischen und Kochen wird ja
einfacher, weil man in die Küche ausweichen kann. Mein Ziel war es 3-4
Liter herzustellen, also genug für Experimente mit verschiedenen Hefen,
Hopfen und um sie an verschiedenen Zeitpunkten verköstigen zu können. Auch
war es Ziel, mit möglichst wenig Zubehör zu arbeiten, das in einem
durchschnittlichen Haushalt nicht schon vorhanden ist.
Dafür braucht man bei 13 °P und etwa 70% Sudhausausbeute ein Kilo Malz, was
2 Liter Treber entspricht. Leider sind die meisten Kaufbaren Gefäße
schlicht zu niedrig oder haben eine zu hohe Grundfläche um die 12-13 cm
Treberhöhe zu erreichen, andere bestehen aus nicht lebensmittelechten
Materialien oder verformen sich schlicht bei Läutertemperatur (wie z.B.
PE). BIAB ist für mich kein "richtiges" brauen, das wollte ich auch
nicht.
Die Lösung ist ein Müslibehälter, er besteht aus SAN, er ist fast 30 cm
hoch und fasst etwa 4,5 Liter. Damit kann man also nach Adam Riese 5-10
Liter Würze produzieren. Mit einem Akkuschrauber habe ich Löcher im vorher
gezeichneten Kreis gebohrt (und mehrfach Pausen gemacht, weil das Material
nach kurzer Zeit geschmolzen ist...
)
und dann mit Schmirgelpapier abgerundet. Aus dem Baumarkt habe ich dann
einen Hahn mit Reduzierstück und Dichtungen in den Behälter geschraubt. Als
Panzerschlauch habe ich ein kurzes 90°-Verbindungsstück genommen, das ich
ursprünglich im Einkocher verlegen wollte und habe es mit Kapelbinder
fixiert. (Für Anfänger: Bei der Frage, wie Panzerschläuche entkernt werden,
hilft die Forumssuche...
)
So sieht der Behälter dann aus:
Da heißes Wasser auch nach Stunden keinen Geschmack bekommen hat, wollte
ich das "Läutersystem Müsli" oder kurz "µ-Brew" dann gleich mit einem
Experiment ausprobieren:
Ich mag Cascade, will aber nicht Stopfen, habe also wollte ich 100% VWH mit
einem
Märzen ausprobieren.
Hier noch mal das Rezept:
Schüttung:
417g Wiener Malz
583g Münchner Malz
Rasten:
Einmaischen in 3 Liter bei 40 °C (Proteinaserast)
Peptidaserast bei 52 °C über 20 Minuten
Maltoserast bei 65 °C über 30 Minuten
Verzuckerungsrast bei 72 °C über 45 Minuten
Abmaischen bei 76 °C
Nachgüsse insgesamt 4-4,5 Liter bei 76 °C
Hopfen:
9,80 g Cascade als VWH und dann 90 Minuten kochen
Hefe:
Um den Hopfen zu betonen ein halbes Päckchen Danstar Nottingham Ale (Notti)
bei ca. 18 °C vergoren.
Also flux Wasser auf Temperatur gebracht (hat im 4,5 Liter Topf keine 5
Minuten gedauert) und eingemaischt:
Ein weiterer Vorteil, das Malz passt in haushaltsübliche T*pper-Behälter
und die Chefin ist glücklich, das wenig Platz in der Wohnung belegt ist.
Mit einem Suppenlöffel wird die Maische umgeschöpft und 15 Minuten
Läuterruhe eingehalten.
Ein wenig Schaumstoff hält die Maische kuschlig warm...
Ich war sehr überrascht, dass die Würze schon nach ca. 20 Milliliter klar
läuft.
Würze Kochen: Nach und nach wird noch frisch geläuterte Würze zugegeben,
sonst hätte es nicht in den 5 Liter Topf gepasst.
Treberhöhe nach dem Läutern etwa 12 cm.
Die Notti arbeitet fleißig.
Am Ende sind es dann knapp 5 Liter mit 13 °P geworden.
Mein Resüme:
Ich habe noch nie so schnell gebraut und so wenig gespült/geputzt. Das
Umbauen hat Spaß gemacht und war einfach, außerdem macht es Spaß, den
Treber beim Läutern zu beobachten. Die Treberhöhe kann wahrscheinlich noch
auf etwa 8 cm reduziert werden, wie es z.B. bei Berliner Weiße öfter
berichtet wird. Gleichzeitig ist aber genug "Luft" nach oben um die
Schüttung zu verdoppeln und ca. 10 Liter herzustellen oder einen
ordentlichen Bock zu brauen.
Meiner Meinung nach ist "µ-Brew" ein voller Erfolg und für jeden Einsteiger
zu empfehlen, weil es wenig kostet, Platz sparend ist, man viel Probieren
kann und "richtig" Bier brauen kann.
Wer es eine Nummer größer möchte, wird
hier fündig.
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Gut Sud
Taxol