Senior Member Beiträge: 282 Registriert: 2.4.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.5.2011 um 10:47 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.5.2011 um 11:32 |
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Witzig finde ich bei so was immer die Diskussionen im Spiegel-Forum.
Wie sich da all die hochspezialisierten deutschen Kenner der Bierszene über
das Thema Bier auslassen ist teilweise wirklich sehr unterhaltsam.
Wenn man immer ähnlicheres Bier braut und sich darauf verlässt, dass man
mit dem Hinweis auf das RHG schon genug Kunden haben wird, muss man sich
nicht wundern, wenn den Leuten das Bier mit der Zeit zu langweilig wird.
Zumal vor vielen Jahrzehnten aufgehört wurde, so etwas wie inovative Biere
herszustellen (abgesehen von den tollen Biermischgetränken).
Stefan, etwas maientourgeschädigt
[Editiert am 2.5.2011 um 11:32 von Boludo]
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 282 Registriert: 2.4.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.5.2011 um 12:47 |
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Hallo Stefan,
na ja, es gibt schon innovative Brauereien in Deutschland, die mal was
Neues ausprobieren.
Spontan fallen mir da die Biere der Helios Braustelle in Köln ein, die sehr
interessante Biere herstellen (einige auch im Internet über
www.bierkompass.de erhältlich). Darunter sind z.B.flaschenvergorene Biere
in Champagnerflasche, Neu-Interpretationen historischer Bierstile bzw.
-rezepte etc.
Einfach mal anschauen und Probefläschchen trinken...
Gruß
Chuma
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Antwort 2 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.5.2011 um 13:10 |
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Ja klar, ich bin ja ein großer Schneider Fan, und die probieren auch
viel.
Demnächst einen Sondersud mit Nelson Sauvin für eine holländische
Kleinbrauerei, Eisbock Lagern im Holzfass, ein Fresh Hop Weizen soll auch
geplant sein.
Einen Scheffler Triple hab ich auch mal gehabt, sehr lobenswert, war mir
aber zu süß (dafür war die Hefe astrein zum Strippen).
Es gibt sie schon, die Inovationen, Camba Bavaria ist auch interessant, nur
interessiert das die breite Masse nicht und eine Hopfen Weisse gilt bei dem
normalen Biertrinker als ungeniesbar.
Aber mal schauen, wie sich die Sache entwickelt.
Stefan
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Antwort 3 |
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Newbie Beiträge: 6 Registriert: 30.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.5.2011 um 16:50 |
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Hallo Boludo und Friends.
Also wenn ihr mal zu www.cambabavaria.de geht, da könnt ihr schon richtig
interessante Bierchen finden.
Sei es ein aussergewöhnliches Helles bis IPA, Stouts, Porters,
Black-Ipa....Whiskey-Barel und und und....gi
Da gibts echt coole Sachen und das äußerst professionell und alles nach
RHG.http://hobbybrauer.de/modules/eBoard/images/smilies/thumbup.gif
Das beweist doch, dass es möglich wäre wenn Brauer nur wollte..
Gruß Suder
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Antwort 4 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.5.2011 um 17:46 |
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Ich finde das Camba Bavaria IPA sehr gut, das Stout ist auch ok.
Die anderen Biere sind mir teilweise zu malzig bzw da fehlt teilweise
ordentlich Hopfen.
Das Brown Ale ist jetzt mal wirklich nichts Besonderes, aber immerhin.
Der holzfassgelagerte Doppelbock war auch sehr seltsam.
Insgesamt ist das eine sehr interessante und lobenswerte Brauerei, auch
wenn den Bieren meiner Meinung nach zum Teil der letzte Pfiff fehlt.
Ist natürlich alles wie immer Geschmackssache.
Und wenn in dem Stout keine illegale Röstgerste drin ist, fress ich nen
Besen
Stefan
[Editiert am 2.5.2011 um 17:47 von Boludo]
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.5.2011 um 18:33 |
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Muss ich leider hier aus der Hochburg des Brauens dem
geliebten OBERfrankenland bestätigen.
Hatte damals noch vor gut 20 Jahren einen Brauereiführer, der alleine in
Franken 370 Brauereien aufzeigen konnte,
heute sind es in der selben "Gegend" rund 170 Brauereien weniger.
Auch hier, wo man in fast jedem Dorf eine Brauerei findet, stirbt die
Brauerei, wenn sie eine gewisse Größe überschrieitet. Am sichersten fahren
die Brauereien, die von der Größe ein bis zwei supermärkte beliefern 10
Wirtschaften haben und ein bis drei Sorten. Alles was dann schon größer
wird, bekommt zunehmend Absatzprobleme und wird aufgefressen. Bier bei uns
regieren dann Kulmbacher, Tucher, Leikeim, Püls, .....
Daher: Kinder sauft, die Brauerei braucht leere Fässer
Beste Grüße
Holger ____________________
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.5.2011 um 15:17 |
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Sehr lesenswert ist übrigens der Artikel vom 29.05. in der Süddeutschen
Zeitung „Ein Prosit der Vergänglichkeit“ (leider nicht online
erhältlich).
Inhaltlich steht da in etwa folgendes drin:
Amerika mokiert sich mittlerweile über die charakterlosen Einheitsbiere aus
Deutschland.
Beim World Beer Cup 2010 in Chicago (einer der weltweit wichtigsten
Bierwettbewerbe) haben in der Kategorie German Style Märzen, German Style
Schwarzbier und Traditional German Style Bock, beim Doppelbock, beim Kölsch
und Düsseldorfer Alt die ersten drei Plätze jeweils amerikanische
Brauereien geholt. Lediglich in der Kategorie Oktoberfestbier holte die
Landbrauerei Schönraum den 3. Platz, die haben aber auch einen gebürtigen
Amerikaner als Braumeister.
In dem Artikel wird der Autor DeBenetti zitiert der meint, dass das RHG das
deutsche Bier veröden lassen hat.
Es ist einem deutschen Braumeister wohl kaum mehr möglich, eigene Ideen
umzusetzen, es geht meist nur noch um eine Kostensenkung und
Automatisierung des Brauprozesses. Der Kult ums RHG ersticke die
Experimentierfreude und diene als Ausrede, nicht über den Tellerrand zu
schauen.
Die wenigsten Deutschen wissen, dass es neben Helles, Pils und Weizen
überhaupt noch andere Biersorten auf der Welt gibt.
Wer an den Artikel rankommt, sollte ihn unbedingt lesen, es stehen noch
einige andere sehr interessante Analysen zum Deutschen Biermarkt darin.
So ganz unverschuldet scheint mir die Krise der heimischen Bierbrauer nicht
zu sein.
Stefan
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Antwort 7 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.5.2011 um 17:28 |
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Wobei die Kategorie "Oktoberfestbier" in Deutschland verboten wäre! Es sei
denn, es würden nur 6 gewisse Brauereien teilnehmen. Das macht die
Bewertung dann sehr übersichtlich...
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.5.2011 um 21:02 |
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Am Oktoberfest dürfen nur die Münchner Brauereien teilnehmen, so eine
Biersort darf aber jeder brauen. Das ist keine geografisch geschütze
Biersorte wie Kölsch...oder irre ich mich da?
"Festbier" gibts auch hier in der Stuttgarter gegend genug, auch von
Brauereien die nicht auf dem Cannstatter Wasen vertreten sind, und das ist
ja von der Art her das Gleiche.
@ Beludo: Den Atrikel gibts hier: http://www.bzo.de/data_de/presse/artikel/110429.php
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 133 Registriert: 18.5.2009 Status: Offline
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erstellt am: 3.5.2011 um 21:58 |
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Ich glaube das Problem liegt da wo ganz anders.
Hier wird auf der einen Seite darüber geschrieben das es Biere gibt die
super billig sind und auf der anderen Seite soll die mangelnde Kreativität
oder Experimentierfreudigkeit schuld sein.
Ich komme viel in der Welt herum und muss schon sagen das höchstens in
Tschechien oder England das Bier eine vergleichbare Qualität hat wie in
Deutschland. Gerade in USA gibt es sicher einige gute Biere bei den Micro
Brewern, allerdings ist vor allem die Masse dann doch Bud, Coors etc. das
kann nun wirklich nicht mit echten Bieren mithalten.
Das es, wie auch in vielen anderen Industrien, zur Konsolidierung kommt ist
doch nur logisch, und das die Norddeutschen Brauereien das vormachen
auch.
Inbev und Carlsberg haben schon vor langem vor gemacht wie man Marktanteile
gewinnt, daher ja diese Marken-Einfalt im Norden. Die Bayern leben immer
noch im alten Jahrtausend.
Ich finde das nicht toll, aber ich glaube diese Entwicklung ist nicht
aufzuhalten.
Aber mit fehlender Experimentierfreudigkeit hat das sicher nicht zu tun.
Deshalb werden die Deutschen nicht auf einmal 40l Bier mehr im Jahr
trinken....
Gruß,
Sven
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.5.2011 um 07:12 |
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@Hotte:
Danke für den link, ich finde den Artikel jedenfalls sehr gut und
lesenswert.
Und wenn es bei mir im Getränkemarkt mehr als Weizen, Pils und Helles gäbe,
würde ich ganz sicher mehr Industriebier kaufen und trinken.
Stefan
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Antwort 11 |
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Senior Member Beiträge: 128 Registriert: 2.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.5.2011 um 08:01 |
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Also ich denke nicht das es ein Problem des RHG, oder der
Experimetierfreudigkeit deutscher Brauer ist, dass die Industriebiere alle
gleich öd schmecken. Ich denke eher das die Industriealisierung und
Konsolidierung der Brauereien, MHD von einem Jahr und mehr, der Kampf um
Marktanteile etc. daran Schuld ist.
Denn warum sonst können WIR auch nach dem RHG super gehaltvolle Biere
brauen? Und warum gelingt es gerade den kleinen Brauerein meiner Heimat
(Fränkische Schweiz) ihre Marktanteile (zumindest regional) sogar zu
steigern? Und warum schmecken deren Biere alle anders obwohl die doch auch
nach dem RHG brauen?
Nur da gibt es u.a. das Problem, dass ein unfiltriertes Bier nicht
jedermanns Sache ist, das ein kräftiges Bier nicht jedem schmeckt.... Die
Mehrheit der Konsumenten möchte nun mal ein zu tode gefiltertes klares Bier
das auch noch günstig ist und wundert sich dann, das es nach nichts mehr
schmeckt!
Ich halte mich natürlich auch nicht immer an das RHG, warum auch, meine
Zutaten sind dennoch von bester Qualität, daruf achte ich ja selbst, nur
wer macht das dann bei den Industriebrauern? Und mal ehrlich wer möchte
schon ein Bier mit künstlichen Aromen, Geschmacksverstärkern, etc.? Ich
nicht! Bier ist für mich ein Genussmittel!
Ich will damit nur sagen, das Problem der deutschen Großbrauereien oder der
bayerischen Mittelständler am RHG fest zumachen ist sicher nicht der
richtige Weg.
Gruß aus Franken
Franz
[Editiert am 4.5.2011 um 08:02 von fipu35]
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Antwort 12 |
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Senior Member Beiträge: 158 Registriert: 6.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.5.2011 um 08:04 |
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Naja also wenn man jetzt mal die Geschichte des Amerikanischen Bieres mit
der deutschen vergleicht, haben die Amis genau das geschafft was wir dann
bald noch vor uns haben:
Irgendwann hatten die Amis ihre Einheitsplörre satt und haben angefangen
mit Ideen aus Deutschland neue Biere zu entwickeln und sind auf den
Geschmack gekommen. Ich denke hier wird es bald genau so kommen, wenn die
Deutschen die Einheitsplörre satt haben, dann ist auch wieder Platz für
Interessante Biere die aber auch verkauft werden können und nicht nur von
einer kleinen Gemeinde getrunken werden. Und ich finde es eigentlich viel
spannender und besser zu bewerten, wenn die Zutaten, wie hier vom
Reinheitsgebot, begrenzt sind. Jeder hat also die gleiche Grundlage und man
kann die Leute loben, die es schaffen daraus neue Kreationen und neue
Geschmäcker herauszukitzeln. Danke vielerlei neuer Hopfensorten und auch
Malzen haben wir doch immer wieder die Möglichkeit neue Biere zu schaffen.
Also ich bin froh, dass wir das Reinheitsgebot haben und ich mag es danach
zu brauen.
Trotzallem bin ich natürlich nicht unaufgeschlossen gegenüber anderen, ich
habe jetz auch wieder Biere fernab vom Reinheitsgebot im Kühlschrank,
obwohl ich ja sowieso kaum Fabrikbiere trinke.
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Antwort 13 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.5.2011 um 09:23 |
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Wenn bei uns ein Radler verkauft wird, steht nicht selten darauf „gebraut
nach dem deutschen Reinheitsgebot“. Durch den süßen Sprudel ist dann
Ascorbinsäure, Aspartam, E104, E141, E338, E150C, Natriumcyclamat,
Zitronensäure und viele andere Dinge drin. Das stört niemand, im Gegenteil,
Biermischgetränke gelten als die clevere Lösung, dem sinkenden Bierkonsum
entgegenzutreten. Braut man aber ein untergäriges Roggenbier gibt es bösen
Ärger.
Röstgerste ist ebenfalls tabu, ebenso Rohfrucht, von leckerem Koriander
ganz zu schweigen.
Es wird also weder ein vernünftiges Stout, Witbier, Abteibier noch so geile
Sachen wie von dogfishhead mit Rosinen und anderen Gewürzen geben. So was
wie ein Triple Karmelit wird es hier nie geben (da sind dreierlei Getreide,
jeweils vermälzt und unvermälzt drin).
Ich frage mich nur, warum bzw was bringen all diese Verbote?
Es könnte doch jeder weiterhin nach de RHG brauen und das so deklarieren,
und wer nicht will, sollte was anderes brauen dürfen, entscheiden kann ja
dann der Verbraucher.
Stefan
[Editiert am 4.5.2011 um 09:31 von Boludo]
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Antwort 14 |
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Senior Member Beiträge: 133 Registriert: 18.5.2009 Status: Offline
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erstellt am: 4.5.2011 um 10:17 |
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Moin,
Unterhalten wir uns hier alle über das selbe Thema?
Es gibt nach meinem Wissen in Deutschland seit 2007 kein Reinheitsgebot
mehr. Somit beschneidet niemand die Brauereien in seinen Möglichkeiten. Ich
bin nicht einmal sicher ob die Mehrheit damit ein Problem hätte wenn es
nicht eingehalten wird.
Ich glaube allerdings trotzdem das der Bierkonsom durch spektakulärere
Biere steigen würde. Hier haben eher die Pops den Durchbruch geschafft.
Die Brauereien die es zuviel gibt und nicht sauber wirtschaften können
werden trotzdem Sterben.
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 2942 Registriert: 29.4.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.5.2011 um 10:52 |
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Und was wollt ihr auch bei der „Geiz ist Geil“ Einstellung der Bevölkerung
erwarten. Der Kasten darf nur 5 bis max. 10 Euronen kosten und wird
natürlich nur im Supermarkt gekauft.
Volco
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Antwort 16 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.5.2011 um 11:33 |
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Man darf in Deutschland Bier herstellen, das nicht RHG konform ist, dieses
jedoch hierzulande nicht als Bier verkaufen (außer im Ausland). Hanfbier
geht z.B. gar nicht, das muss man dann als alkoholischen Malztrunk oder so
ähnlich vermarkten.
Natürlich gilt das RHG von 1516 schon längst nicht mehr, sehr wohl aber das
vorläufige Biergesetz von 1993 welches viele Herstellungsverfahren und
Zutaten verbietet.
Noch gar nicht lange her, da musste ein deutscher Brauer mehrere tausend
Euro Strafe zahlen, da er Weizenmalz untergärig verbraut hat: link
Dann gab es da noch den jahrelangen Streit wegen dem Schwarzen Abt, da waren
sie jetzt aber gnädig und haben eine Ausnahmeregelung erteilt.
Ich halte die geltende Regelung für eine unangemessene Einmischung in die
Biervielfalt.
Stefan
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Antwort 17 |
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Senior Member Beiträge: 128 Registriert: 2.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.5.2011 um 11:39 |
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So nun hats mich doch etwas mehr interessiert und ich hab mal zum Thema RHG
gegoogelt.
Es ist wohl tatsächlich so, dass Bier auch in Deutschland, nicht mehr nach
dem RHG gebraut werden muss, sondern das es mehr oder weniger freiwillig
gemacht wird.
Basis ist das neue Biersteuergestz vom 15.07.2009
Abschnitt 1
Allgemeine Bestimmungen
§ 1 Steuergebiet, Steuergegenstand
(1) ...
(2) Bier im Sinn dieses Gesetzes sind
1. die Erzeugnisse der Position 2203 der Kombinierten Nomenklatur,
2. Mischungen von Bier im Sinn der Nummer 1 mit nichtalkoholischen
Getränken, die der
Position 2206 der Kombinierten Nomenklatur zuzuordnen sind.
(3) Kombinierte Nomenklatur im Sinn dieses Gesetzes ist die
Warennomenklatur nach
Artikel 1 der Verordnung (EWG) Nr. 2658/87 des Rates vom 23. Juli 1987 über
die
zolltarifliche und statistische Nomenklatur sowie den Gemeinsamen Zolltarif
(ABl. L
256 vom 7.9.1987, S. 1, L 341 vom 3.12.1987, S. 38, L 378 vom 31.12.1987,
S. 120, L
130 vom 26.5.1988, S. 42) in der am 19. Oktober 1992 geltenden Fassung und
der bis
zu diesem Zeitpunkt zur Durchführung der Verordnung (EWG) Nr. 2658/87
erlassenen
Rechtsvorschriften.
Die Position 2203 der kombinierten Normenklatur der EWG (KN8) sagt nur aus
das es sich um Bier aus Malz handelt, nichts weiter.
Diese Position ersetzt den alten Text des BStG der definiert was Bier ist
(auf Basis des RHG).
Korrigiert mich bitte wenn ich hier falsch liege.
Somit kann das schon mal nicht der Grund für das "Brauereisterben" sein,
wie ich schon vermutet hatte.
Bier muss nicht zwangläufig gut sein, nur weil es nicht nach dem RHG
gebraut wurde, was aber auch nicht heißt, dass bier welches danach gebraut
wurde zwangsläufig gut ist!
Und zum Glück kann man über Geschmack bekanntlich (nicht) Streiten.
[Editiert am 4.5.2011 um 11:41 von fipu35]
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Antwort 18 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.5.2011 um 11:47 |
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Das ist seltsam, warum wurde dann der Eichstätter Brauereichef zu der
Strafe verdonnert?
Kennt sich da jemand genauer aus?
Das RHG ist sicher nicht die einzigste Ursache für das Brauereisterben, es
belebt den hiesigen Biermarkt aber keineswegs.
Stefan
[Editiert am 4.5.2011 um 11:55 von Boludo]
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Antwort 19 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 4.5.2011 um 12:01 |
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http://de.wikipedia.org/wiki/Reinheitsgebot schreibt:
Mit der Neufassung des BierStG im Jahre 1993 wurden die Regelungen des
alten BierStG zur Bierherstellung und zum Reinheitsgebot als sogenanntes
Vorläufiges Biergesetz (VorlBierG) beibehalten und die steuerlichen
Bestimmungen in das neue BierStG (1993) überführt.
Dieses VorlBierG, in das die Bestimmungen zum Reinheitsgebot quasi
ausgelagert worden waren, ist inzwischen weggefallen und wurde durch Art. 7
Nr. 1 des Gesetzes zur Neuordnung des Lebensmittel- und des
Futtermittelrechts vom 1.9.2005 (BGBl I 2618) ersetzt.
Besonders skurril empfinde ich jedoch den Hinweis auf http://beck-online.beck.de/default.aspx?bcid=Y-100-G-BierG
[1] Aufgeh. mWv 7. 9. 2005 durch Art. 7 Nr. 1 G zur Neuordnung d.
Lebensmittel- u. FuttermittelR (BGBl. I S. 2618, 2666); gem. § 1 Abs. 1 Nr.
2 G über den Übergang auf das neue Lebensmittel- und FuttermittelR (BGBl. I
S. 2618, 2653) sind die §§ 9, 11 und 18 des Vorläufigen Biergesetzes,
soweit dies zur Vermeidung von Strafbarkeitslücken und Lücken in der
Bußgeldbewehrung erforderlich ist, in der bis zum 6. 9. 2005 geltenden
Fassung weiter anzuwenden.
Sprich, das Gesetz ist zwar aufgehoben, ist aber trotzdem weiter
anzuwenden. Wahrscheinlich um der EU gegenüber der Form halber
Aktionismus zu zeigen, es sich aber dennoch mit der Braulobby noch nicht
allzusehr zu verscherzen.
Sachen gibts...
[Edit]: Der von Stefan genannte Eichstätter Braumeister wurde demnach u.U.
Opfer der " Vermeidung einer Strafbarkeitslücke"....
Gruß, Moritz
[Editiert am 4.5.2011 um 12:05 von Bierjunge]
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Antwort 20 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.5.2011 um 12:07 |
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Naja, und in anderen Ländern brauen sie halt ihr Bier, wie es ihnen
schmeckt.
Sachen gibt´s....
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Antwort 21 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.5.2011 um 12:15 |
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die ganze Sache, was nun gilt oder nicht gilt ist mir etwas unklar? Da soll
es ein Grundsatzurteil von 2007 geben. Es hat ein deutscher Brauer wegen
Inländerdiskriminierung durch das RHG geklagt und gewonnen.
Deshalb dürfen deutsche Brauereien brauen was sie wollen (die bayrische
Staatsbrauerei Weihenstephan braut sogar ein Grutbier!). Es besteht aber
wohl weiterhin die Einschränkung, dass man in Deutschland nur etwas "Bier"
nennen darf, wenn es nach dem vorläufigen BStG von 93 gebraut ist.
Auch das wird bald kippen! Ist doch alles nur noch ein gewaltiger
Marketingbluff, um die "angeblichen" deutschen Traditionstrinker zu
befriedigen.
Das Sterben der Mittelständler wird leider auch weitergehen. Ehrlich
gesagt, ich brauche auch nicht 100 Sorten Pils und Export im Laden, die eh
alle gleich schmecken.
Vor 20 Jahren gab es hier schon mal ein großes Brauereisterben. Nach der
Wende wurden vermutlich um die 90% der östlichen Brauereien plattgemacht.
Die waren auch teilweise Hunderte von Jahren alt (manche davon
wahrscheinlich noch im Originalzustand). Die konnten sich gegen die
wirtschaftliche Übermacht der West-Brauereien nicht wehren- wo ist der
Unterschied zu Heute?
An der Stelle, wo hier im Ort die Brauerei stand steht jetzt ein
Kaufland...Damals war es den Leuten egal, eigentlich waren sie froh
darüber. Weg mit der alten Plörre und her mit der neuen Plörre!
He,..zählt der Genuss von Selbstgebrautem eigentlich mit zu "pro Kopf
Durchschnittsverbrauch"? Das wird wohl nicht von der Statistik erfasst
[Editiert am 4.5.2011 um 15:17 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 22 |
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Posting Freak Beiträge: 1163 Registriert: 25.6.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.5.2011 um 12:22 |
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Zitat von Boludo, am 3.5.2011 um
15:17 | Sehr lesenswert ist übrigens der
Artikel vom 29.05. in der Süddeutschen Zeitung „Ein Prosit der
Vergänglichkeit“ (leider nicht online erhältlich).
....................................................... |
interessant ist folgende aussage aus obgenanntem artikel:
Zitat: | „Man hat die Amerikaner
lange belächelt“, sagt Markus Lohner, der in Truchtlaching nahe des
Chiemsees Biere anbietet, für die man in Bayern aus manchem Festzelt
fliegen könnte, obwohl sie den Anforderungen des Reinheitsgebotes
entsprechen. 15 Zapfhähne mit 15 verschiedene Sorten hat er hinter der
Theke im Obergeschoss seiner kleinen Brauerei: Pale Ale, Indian Pale Ale,
Stout oder Porter und andere internationale sowie traditionelle deutsche
Biere.
Ohne die Entwicklungshilfe der Amerikaner wäre das nicht möglich gewesen.
Lohner hatte seinen Beruf als Brauer aus Frust eigentlich schon aufgegeben.
„Jeder Arbeitsschritt war festgelegt, es ging nur darum, die Dinge so zu
machen, wie sie schon immer gemacht wurden. Das war sehr langweilig.“ Als
Braumeister ein neues Bier zu kreieren sei fast unmöglich gewesen. Erst bei
der Arbeit in einem Ableger des Münchner Hofbräuhauses in Newport,
Kentucky, durfte Lohner jeden Monat ein Saisonbier brauen und sich
austoben. Nebenher lernte er die aufblühende US-Bierszene kennen.
Heute verkauft er von Truchtlaching aus Brauanlagen an Betriebe in der
ganzen Welt und produziert gemeinsam mit mehreren Braumeistern Biere in
kleiner Menge. Auch mit Toft arbeitet er zusammen, dem Braumeister der
Landbrauerei Schönram und Goldmedaillen-Gewinner von Chicago. In
Truchtlaching setzt er Probesude an und ist für die britische
geprägten Biere verantwortlich, wie das Indian Pale Ale oder das Stout, das
hier wie ein spritziges Guinness mit dezenten Schoko- und Kaffeenoten
schmeckt. „Eric Toft hat auch mir die Augen geöffnet, als wir ein
belgisches Bier gemacht haben“, sagt auch Florian Kuplent, „da habe ich
erst gemerkt, was Bier alles sein kann, auch innerhalb der Grenzen des
Reinheitsgebotes.“
Diesem Satz stimmen wiederum alle zu: „Das Reinheitsgebot lässt sehr
viel zu, wenn man nur will“, sagt Hans-Peter Drexler. Auch der
Produktionsleiter bei der Schneider Weisse Brauerei in Kelheim hat sich
bereits mit den Amerikanern eingelassen und mit Kollegen von der Brooklyn
Brewery einen Weizenbock angesetzt. „Das war eher eine Aromabombe“, sagt
Drexler. Das Bier war ungewöhnlich stark gehopft – was für Deutsche
Biertrinker ungewohnt ist. Doch wenn es nach Brauern wie Drexler, Lohner
oder Kuplent geht, soll Hopfen künftig eine wichtigere Rolle
spielen.
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____________________ Gruss aus der Schweiz, Dave aka Vade
meine 50l Anlage Biersektenmitglied 697 Schweizer
Brauereien
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Antwort 23 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.5.2011 um 12:33 |
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Hans Peter Drexler hat mir erzählt, dass er damals etliche
lebensmittelrelevante Behörden abgeklappert hat um zu fragen, ob Hopfen
Stopfen erlaubt ist. Nachdem er nirgends eine klare Aussage bekommen hat,
hat er es halt einfach gemacht. Normal müssen Hopfenkonzentrate (z.B.
Pellets) beim Kochen zugegeben werden. Da ist nicht mal Whirlpoolgabe
erlaubt.
Bei der anderen erwähnten Brauerei hab ich mal nachgefragt, ob sie
Röstgerste für ihr Stout nehmen.
Die Antwort lautete in etwa folgendermaßen:
Da wir in Bayern brauen, müssen wir uns an das bayrische RHG halten,
darum nehmen wir Röstmalz. Dies ist die offizielle schriftliche
Antwort.
Noch Fragen?
Stefan
[Editiert am 4.5.2011 um 12:42 von Boludo]
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Antwort 24 |
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