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Autor: Betreff: Spiegelartikel über das Brauereiensterben
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red_folder.gif erstellt am: 2.5.2011 um 10:47  
Hallo Leute,

den Artikel hatte ich hier noch nicht verlinkt gefunden:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,759255, 00.html

Gruß

Chuma
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 2.5.2011 um 11:32  
Witzig finde ich bei so was immer die Diskussionen im Spiegel-Forum.
Wie sich da all die hochspezialisierten deutschen Kenner der Bierszene über das Thema Bier auslassen ist teilweise wirklich sehr unterhaltsam.
Wenn man immer ähnlicheres Bier braut und sich darauf verlässt, dass man mit dem Hinweis auf das RHG schon genug Kunden haben wird, muss man sich nicht wundern, wenn den Leuten das Bier mit der Zeit zu langweilig wird.
Zumal vor vielen Jahrzehnten aufgehört wurde, so etwas wie inovative Biere herszustellen (abgesehen von den tollen Biermischgetränken).

Stefan, etwas maientourgeschädigt


[Editiert am 2.5.2011 um 11:32 von Boludo]
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red_folder.gif erstellt am: 2.5.2011 um 12:47  
Hallo Stefan,

na ja, es gibt schon innovative Brauereien in Deutschland, die mal was Neues ausprobieren.

Spontan fallen mir da die Biere der Helios Braustelle in Köln ein, die sehr interessante Biere herstellen (einige auch im Internet über www.bierkompass.de erhältlich). Darunter sind z.B.flaschenvergorene Biere in Champagnerflasche, Neu-Interpretationen historischer Bierstile bzw. -rezepte etc.

Einfach mal anschauen und Probefläschchen trinken...

Gruß

Chuma
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red_folder.gif erstellt am: 2.5.2011 um 13:10  
Ja klar, ich bin ja ein großer Schneider Fan, und die probieren auch viel.
Demnächst einen Sondersud mit Nelson Sauvin für eine holländische Kleinbrauerei, Eisbock Lagern im Holzfass, ein Fresh Hop Weizen soll auch geplant sein.
Einen Scheffler Triple hab ich auch mal gehabt, sehr lobenswert, war mir aber zu süß (dafür war die Hefe astrein zum Strippen).
Es gibt sie schon, die Inovationen, Camba Bavaria ist auch interessant, nur interessiert das die breite Masse nicht und eine Hopfen Weisse gilt bei dem normalen Biertrinker als ungeniesbar.
Aber mal schauen, wie sich die Sache entwickelt.

Stefan
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red_folder.gif erstellt am: 2.5.2011 um 16:50  
Hallo Boludo und Friends.
Also wenn ihr mal zu www.cambabavaria.de geht, da könnt ihr schon richtig interessante Bierchen finden.
Sei es ein aussergewöhnliches Helles bis IPA, Stouts, Porters, Black-Ipa....Whiskey-Barel und und und....gi
Da gibts echt coole Sachen und das äußerst professionell und alles nach RHG.http://hobbybrauer.de/modules/eBoard/images/smilies/thumbup.gif
Das beweist doch, dass es möglich wäre wenn Brauer nur wollte..

Gruß Suder
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 2.5.2011 um 17:46  
Ich finde das Camba Bavaria IPA sehr gut, das Stout ist auch ok.
Die anderen Biere sind mir teilweise zu malzig bzw da fehlt teilweise ordentlich Hopfen.
Das Brown Ale ist jetzt mal wirklich nichts Besonderes, aber immerhin.
Der holzfassgelagerte Doppelbock war auch sehr seltsam.
Insgesamt ist das eine sehr interessante und lobenswerte Brauerei, auch wenn den Bieren meiner Meinung nach zum Teil der letzte Pfiff fehlt.
Ist natürlich alles wie immer Geschmackssache.
Und wenn in dem Stout keine illegale Röstgerste drin ist, fress ich nen Besen :P

Stefan


[Editiert am 2.5.2011 um 17:47 von Boludo]
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Holger-Pohl
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red_folder.gif erstellt am: 2.5.2011 um 18:33  
;( Muss ich leider hier aus der Hochburg des Brauens dem geliebten OBERfrankenland bestätigen.

Hatte damals noch vor gut 20 Jahren einen Brauereiführer, der alleine in Franken 370 Brauereien aufzeigen konnte,
heute sind es in der selben "Gegend" rund 170 Brauereien weniger.

Auch hier, wo man in fast jedem Dorf eine Brauerei findet, stirbt die Brauerei, wenn sie eine gewisse Größe überschrieitet. Am sichersten fahren die Brauereien, die von der Größe ein bis zwei supermärkte beliefern 10 Wirtschaften haben und ein bis drei Sorten. Alles was dann schon größer wird, bekommt zunehmend Absatzprobleme und wird aufgefressen. Bier bei uns regieren dann Kulmbacher, Tucher, Leikeim, Püls, .....

Daher: Kinder sauft, die Brauerei braucht leere Fässer

Beste Grüße
Holger


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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 3.5.2011 um 15:17  
Sehr lesenswert ist übrigens der Artikel vom 29.05. in der Süddeutschen Zeitung „Ein Prosit der Vergänglichkeit“ (leider nicht online erhältlich).
Inhaltlich steht da in etwa folgendes drin:

Amerika mokiert sich mittlerweile über die charakterlosen Einheitsbiere aus Deutschland.
Beim World Beer Cup 2010 in Chicago (einer der weltweit wichtigsten Bierwettbewerbe) haben in der Kategorie German Style Märzen, German Style Schwarzbier und Traditional German Style Bock, beim Doppelbock, beim Kölsch und Düsseldorfer Alt die ersten drei Plätze jeweils amerikanische Brauereien geholt. Lediglich in der Kategorie Oktoberfestbier holte die Landbrauerei Schönraum den 3. Platz, die haben aber auch einen gebürtigen Amerikaner als Braumeister.

In dem Artikel wird der Autor DeBenetti zitiert der meint, dass das RHG das deutsche Bier veröden lassen hat.
Es ist einem deutschen Braumeister wohl kaum mehr möglich, eigene Ideen umzusetzen, es geht meist nur noch um eine Kostensenkung und Automatisierung des Brauprozesses. Der Kult ums RHG ersticke die Experimentierfreude und diene als Ausrede, nicht über den Tellerrand zu schauen.
Die wenigsten Deutschen wissen, dass es neben Helles, Pils und Weizen überhaupt noch andere Biersorten auf der Welt gibt.

Wer an den Artikel rankommt, sollte ihn unbedingt lesen, es stehen noch einige andere sehr interessante Analysen zum Deutschen Biermarkt darin.
So ganz unverschuldet scheint mir die Krise der heimischen Bierbrauer nicht zu sein.

Stefan
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flying
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red_folder.gif erstellt am: 3.5.2011 um 17:28  
Wobei die Kategorie "Oktoberfestbier" in Deutschland verboten wäre! Es sei denn, es würden nur 6 gewisse Brauereien teilnehmen. Das macht die Bewertung dann sehr übersichtlich...


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"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
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aegir
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red_folder.gif erstellt am: 3.5.2011 um 21:02  
Am Oktoberfest dürfen nur die Münchner Brauereien teilnehmen, so eine Biersort darf aber jeder brauen. Das ist keine geografisch geschütze Biersorte wie Kölsch...oder irre ich mich da?
"Festbier" gibts auch hier in der Stuttgarter gegend genug, auch von Brauereien die nicht auf dem Cannstatter Wasen vertreten sind, und das ist ja von der Art her das Gleiche.

@ Beludo: Den Atrikel gibts hier: http://www.bzo.de/data_de/presse/artikel/110429.php
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wolcke
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red_folder.gif erstellt am: 3.5.2011 um 21:58  
Ich glaube das Problem liegt da wo ganz anders.
Hier wird auf der einen Seite darüber geschrieben das es Biere gibt die super billig sind und auf der anderen Seite soll die mangelnde Kreativität oder Experimentierfreudigkeit schuld sein.
Ich komme viel in der Welt herum und muss schon sagen das höchstens in Tschechien oder England das Bier eine vergleichbare Qualität hat wie in Deutschland. Gerade in USA gibt es sicher einige gute Biere bei den Micro Brewern, allerdings ist vor allem die Masse dann doch Bud, Coors etc. das kann nun wirklich nicht mit echten Bieren mithalten.
Das es, wie auch in vielen anderen Industrien, zur Konsolidierung kommt ist doch nur logisch, und das die Norddeutschen Brauereien das vormachen auch.
Inbev und Carlsberg haben schon vor langem vor gemacht wie man Marktanteile gewinnt, daher ja diese Marken-Einfalt im Norden. Die Bayern leben immer noch im alten Jahrtausend.
Ich finde das nicht toll, aber ich glaube diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten.
Aber mit fehlender Experimentierfreudigkeit hat das sicher nicht zu tun. Deshalb werden die Deutschen nicht auf einmal 40l Bier mehr im Jahr trinken....

Gruß,
Sven
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 07:12  
@Hotte:
Danke für den link, ich finde den Artikel jedenfalls sehr gut und lesenswert.
Und wenn es bei mir im Getränkemarkt mehr als Weizen, Pils und Helles gäbe, würde ich ganz sicher mehr Industriebier kaufen und trinken.

Stefan
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fipu35
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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 08:01  
Also ich denke nicht das es ein Problem des RHG, oder der Experimetierfreudigkeit deutscher Brauer ist, dass die Industriebiere alle gleich öd schmecken. Ich denke eher das die Industriealisierung und Konsolidierung der Brauereien, MHD von einem Jahr und mehr, der Kampf um Marktanteile etc. daran Schuld ist.
Denn warum sonst können WIR auch nach dem RHG super gehaltvolle Biere brauen? Und warum gelingt es gerade den kleinen Brauerein meiner Heimat (Fränkische Schweiz) ihre Marktanteile (zumindest regional) sogar zu steigern? Und warum schmecken deren Biere alle anders obwohl die doch auch nach dem RHG brauen?
Nur da gibt es u.a. das Problem, dass ein unfiltriertes Bier nicht jedermanns Sache ist, das ein kräftiges Bier nicht jedem schmeckt.... Die Mehrheit der Konsumenten möchte nun mal ein zu tode gefiltertes klares Bier das auch noch günstig ist und wundert sich dann, das es nach nichts mehr schmeckt!
Ich halte mich natürlich auch nicht immer an das RHG, warum auch, meine Zutaten sind dennoch von bester Qualität, daruf achte ich ja selbst, nur wer macht das dann bei den Industriebrauern? Und mal ehrlich wer möchte schon ein Bier mit künstlichen Aromen, Geschmacksverstärkern, etc.? Ich nicht! Bier ist für mich ein Genussmittel!
Ich will damit nur sagen, das Problem der deutschen Großbrauereien oder der bayerischen Mittelständler am RHG fest zumachen ist sicher nicht der richtige Weg.

Gruß aus Franken
Franz


[Editiert am 4.5.2011 um 08:02 von fipu35]
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Janbeer
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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 08:04  
Naja also wenn man jetzt mal die Geschichte des Amerikanischen Bieres mit der deutschen vergleicht, haben die Amis genau das geschafft was wir dann bald noch vor uns haben:
Irgendwann hatten die Amis ihre Einheitsplörre satt und haben angefangen mit Ideen aus Deutschland neue Biere zu entwickeln und sind auf den Geschmack gekommen. Ich denke hier wird es bald genau so kommen, wenn die Deutschen die Einheitsplörre satt haben, dann ist auch wieder Platz für Interessante Biere die aber auch verkauft werden können und nicht nur von einer kleinen Gemeinde getrunken werden. Und ich finde es eigentlich viel spannender und besser zu bewerten, wenn die Zutaten, wie hier vom Reinheitsgebot, begrenzt sind. Jeder hat also die gleiche Grundlage und man kann die Leute loben, die es schaffen daraus neue Kreationen und neue Geschmäcker herauszukitzeln. Danke vielerlei neuer Hopfensorten und auch Malzen haben wir doch immer wieder die Möglichkeit neue Biere zu schaffen.
Also ich bin froh, dass wir das Reinheitsgebot haben und ich mag es danach zu brauen.
Trotzallem bin ich natürlich nicht unaufgeschlossen gegenüber anderen, ich habe jetz auch wieder Biere fernab vom Reinheitsgebot im Kühlschrank, obwohl ich ja sowieso kaum Fabrikbiere trinke.
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 09:23  
Wenn bei uns ein Radler verkauft wird, steht nicht selten darauf „gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot“. Durch den süßen Sprudel ist dann Ascorbinsäure, Aspartam, E104, E141, E338, E150C, Natriumcyclamat, Zitronensäure und viele andere Dinge drin. Das stört niemand, im Gegenteil, Biermischgetränke gelten als die clevere Lösung, dem sinkenden Bierkonsum entgegenzutreten. Braut man aber ein untergäriges Roggenbier gibt es bösen Ärger.
Röstgerste ist ebenfalls tabu, ebenso Rohfrucht, von leckerem Koriander ganz zu schweigen.
Es wird also weder ein vernünftiges Stout, Witbier, Abteibier noch so geile Sachen wie von dogfishhead mit Rosinen und anderen Gewürzen geben. So was wie ein Triple Karmelit wird es hier nie geben (da sind dreierlei Getreide, jeweils vermälzt und unvermälzt drin).
Ich frage mich nur, warum bzw was bringen all diese Verbote?
Es könnte doch jeder weiterhin nach de RHG brauen und das so deklarieren, und wer nicht will, sollte was anderes brauen dürfen, entscheiden kann ja dann der Verbraucher.
Stefan


[Editiert am 4.5.2011 um 09:31 von Boludo]
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wolcke
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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 10:17  
Moin,
Unterhalten wir uns hier alle über das selbe Thema?
Es gibt nach meinem Wissen in Deutschland seit 2007 kein Reinheitsgebot mehr. Somit beschneidet niemand die Brauereien in seinen Möglichkeiten. Ich bin nicht einmal sicher ob die Mehrheit damit ein Problem hätte wenn es nicht eingehalten wird.
Ich glaube allerdings trotzdem das der Bierkonsom durch spektakulärere Biere steigen würde. Hier haben eher die Pops den Durchbruch geschafft.
Die Brauereien die es zuviel gibt und nicht sauber wirtschaften können werden trotzdem Sterben.
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hoepfli
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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 10:52  
Und was wollt ihr auch bei der „Geiz ist Geil“ Einstellung der Bevölkerung erwarten. Der Kasten darf nur 5 bis max. 10 Euronen kosten und wird natürlich nur im Supermarkt gekauft.
Volco
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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 11:33  

Zitat von wolcke, am 4.5.2011 um 10:17
Moin,
Unterhalten wir uns hier alle über das selbe Thema?
Es gibt nach meinem Wissen in Deutschland seit 2007 kein Reinheitsgebot mehr.


Man darf in Deutschland Bier herstellen, das nicht RHG konform ist, dieses jedoch hierzulande nicht als Bier verkaufen (außer im Ausland). Hanfbier geht z.B. gar nicht, das muss man dann als alkoholischen Malztrunk oder so ähnlich vermarkten.

Natürlich gilt das RHG von 1516 schon längst nicht mehr, sehr wohl aber das vorläufige Biergesetz von 1993 welches viele Herstellungsverfahren und Zutaten verbietet.

Noch gar nicht lange her, da musste ein deutscher Brauer mehrere tausend Euro Strafe zahlen, da er Weizenmalz untergärig verbraut hat: link

Dann gab es da noch den jahrelangen Streit wegen dem Schwarzen Abt, da waren sie jetzt aber gnädig und haben eine Ausnahmeregelung erteilt.

Ich halte die geltende Regelung für eine unangemessene Einmischung in die Biervielfalt.


Stefan
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fipu35
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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 11:39  
So nun hats mich doch etwas mehr interessiert und ich hab mal zum Thema RHG gegoogelt.
Es ist wohl tatsächlich so, dass Bier auch in Deutschland, nicht mehr nach dem RHG gebraut werden muss, sondern das es mehr oder weniger freiwillig gemacht wird.

Basis ist das neue Biersteuergestz vom 15.07.2009

Abschnitt 1
Allgemeine Bestimmungen
§ 1 Steuergebiet, Steuergegenstand
(1) ...
(2) Bier im Sinn dieses Gesetzes sind
1. die Erzeugnisse der Position 2203 der Kombinierten Nomenklatur,
2. Mischungen von Bier im Sinn der Nummer 1 mit nichtalkoholischen Getränken, die der
Position 2206 der Kombinierten Nomenklatur zuzuordnen sind.
(3) Kombinierte Nomenklatur im Sinn dieses Gesetzes ist die Warennomenklatur nach
Artikel 1 der Verordnung (EWG) Nr. 2658/87 des Rates vom 23. Juli 1987 über die
zolltarifliche und statistische Nomenklatur sowie den Gemeinsamen Zolltarif (ABl. L
256 vom 7.9.1987, S. 1, L 341 vom 3.12.1987, S. 38, L 378 vom 31.12.1987, S. 120, L
130 vom 26.5.1988, S. 42) in der am 19. Oktober 1992 geltenden Fassung und der bis
zu diesem Zeitpunkt zur Durchführung der Verordnung (EWG) Nr. 2658/87 erlassenen
Rechtsvorschriften.

Die Position 2203 der kombinierten Normenklatur der EWG (KN8) sagt nur aus das es sich um Bier aus Malz handelt, nichts weiter.
Diese Position ersetzt den alten Text des BStG der definiert was Bier ist (auf Basis des RHG).
Korrigiert mich bitte wenn ich hier falsch liege.

Somit kann das schon mal nicht der Grund für das "Brauereisterben" sein, wie ich schon vermutet hatte.
Bier muss nicht zwangläufig gut sein, nur weil es nicht nach dem RHG gebraut wurde, was aber auch nicht heißt, dass bier welches danach gebraut wurde zwangsläufig gut ist! ;)
Und zum Glück kann man über Geschmack bekanntlich (nicht) Streiten.


[Editiert am 4.5.2011 um 11:41 von fipu35]
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 11:47  
Das ist seltsam, warum wurde dann der Eichstätter Brauereichef zu der Strafe verdonnert?
Kennt sich da jemand genauer aus?

Das RHG ist sicher nicht die einzigste Ursache für das Brauereisterben, es belebt den hiesigen Biermarkt aber keineswegs.


Stefan


[Editiert am 4.5.2011 um 11:55 von Boludo]
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Bierjunge
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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 12:01  
http://de.wikipedia.org/wiki/Reinheitsgebot schreibt:
Mit der Neufassung des BierStG im Jahre 1993 wurden die Regelungen des alten BierStG zur Bierherstellung und zum Reinheitsgebot als sogenanntes Vorläufiges Biergesetz (VorlBierG) beibehalten und die steuerlichen Bestimmungen in das neue BierStG (1993) überführt.

Dieses VorlBierG, in das die Bestimmungen zum Reinheitsgebot quasi ausgelagert worden waren, ist inzwischen weggefallen und wurde durch Art. 7 Nr. 1 des Gesetzes zur Neuordnung des Lebensmittel- und des Futtermittelrechts vom 1.9.2005 (BGBl I 2618) ersetzt.

Besonders skurril empfinde ich jedoch den Hinweis auf http://beck-online.beck.de/default.aspx?bcid=Y-100-G-BierG
[1] Aufgeh. mWv 7. 9. 2005 durch Art. 7 Nr. 1 G zur Neuordnung d. Lebensmittel- u. FuttermittelR (BGBl. I S. 2618, 2666); gem. § 1 Abs. 1 Nr. 2 G über den Übergang auf das neue Lebensmittel- und FuttermittelR (BGBl. I S. 2618, 2653) sind die §§ 9, 11 und 18 des Vorläufigen Biergesetzes, soweit dies zur Vermeidung von Strafbarkeitslücken und Lücken in der Bußgeldbewehrung erforderlich ist, in der bis zum 6. 9. 2005 geltenden Fassung weiter anzuwenden.

Sprich, das Gesetz ist zwar aufgehoben, ist aber trotzdem weiter anzuwenden. Wahrscheinlich um der EU gegenüber der Form halber Aktionismus zu zeigen, es sich aber dennoch mit der Braulobby noch nicht allzusehr zu verscherzen.

Sachen gibts...

[Edit]: Der von Stefan genannte Eichstätter Braumeister wurde demnach u.U. Opfer der "Vermeidung einer Strafbarkeitslücke"....


Gruß, Moritz


[Editiert am 4.5.2011 um 12:05 von Bierjunge]
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 12:07  
Naja, und in anderen Ländern brauen sie halt ihr Bier, wie es ihnen schmeckt.

Sachen gibt´s....
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flying
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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 12:15  
die ganze Sache, was nun gilt oder nicht gilt ist mir etwas unklar? Da soll es ein Grundsatzurteil von 2007 geben. Es hat ein deutscher Brauer wegen Inländerdiskriminierung durch das RHG geklagt und gewonnen.
Deshalb dürfen deutsche Brauereien brauen was sie wollen (die bayrische Staatsbrauerei Weihenstephan braut sogar ein Grutbier!). Es besteht aber wohl weiterhin die Einschränkung, dass man in Deutschland nur etwas "Bier" nennen darf, wenn es nach dem vorläufigen BStG von 93 gebraut ist.
Auch das wird bald kippen! Ist doch alles nur noch ein gewaltiger Marketingbluff, um die "angeblichen" deutschen Traditionstrinker zu befriedigen.
Das Sterben der Mittelständler wird leider auch weitergehen. Ehrlich gesagt, ich brauche auch nicht 100 Sorten Pils und Export im Laden, die eh alle gleich schmecken.

Vor 20 Jahren gab es hier schon mal ein großes Brauereisterben. Nach der Wende wurden vermutlich um die 90% der östlichen Brauereien plattgemacht. Die waren auch teilweise Hunderte von Jahren alt (manche davon wahrscheinlich noch im Originalzustand). Die konnten sich gegen die wirtschaftliche Übermacht der West-Brauereien nicht wehren- wo ist der Unterschied zu Heute?
An der Stelle, wo hier im Ort die Brauerei stand steht jetzt ein Kaufland...Damals war es den Leuten egal, eigentlich waren sie froh darüber. Weg mit der alten Plörre und her mit der neuen Plörre!

He,..zählt der Genuss von Selbstgebrautem eigentlich mit zu "pro Kopf Durchschnittsverbrauch"? Das wird wohl nicht von der Statistik erfasst :) :)


[Editiert am 4.5.2011 um 15:17 von flying]



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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 12:22  



Zitat von Boludo, am 3.5.2011 um 15:17
Sehr lesenswert ist übrigens der Artikel vom 29.05. in der Süddeutschen Zeitung „Ein Prosit der Vergänglichkeit“ (leider nicht online erhältlich).
.......................................................
Zitat von aegir, am 3.5.2011 um 21:02
.............................................
@ Beludo: Den Atrikel gibts hier: http://www.bzo.de/data_de/presse/artikel/110429.php


interessant ist folgende aussage aus obgenanntem artikel:

Zitat:
„Man hat die Amerikaner lange belächelt“, sagt Markus Lohner, der in Truchtlaching nahe des Chiemsees Biere anbietet, für die man in Bayern aus manchem Festzelt fliegen könnte, obwohl sie den Anforderungen des Reinheitsgebotes entsprechen. 15 Zapfhähne mit 15 verschiedene Sorten hat er hinter der Theke im Obergeschoss seiner kleinen Brauerei: Pale Ale, Indian Pale Ale, Stout oder Porter und andere internationale sowie traditionelle deutsche Biere.

Ohne die Entwicklungshilfe der Amerikaner wäre das nicht möglich gewesen. Lohner hatte seinen Beruf als Brauer aus Frust eigentlich schon aufgegeben. „Jeder Arbeitsschritt war festgelegt, es ging nur darum, die Dinge so zu machen, wie sie schon immer gemacht wurden. Das war sehr langweilig.“ Als Braumeister ein neues Bier zu kreieren sei fast unmöglich gewesen. Erst bei der Arbeit in einem Ableger des Münchner Hofbräuhauses in Newport, Kentucky, durfte Lohner jeden Monat ein Saisonbier brauen und sich austoben. Nebenher lernte er die aufblühende US-Bierszene kennen.

Heute verkauft er von Truchtlaching aus Brauanlagen an Betriebe in der ganzen Welt und produziert gemeinsam mit mehreren Braumeistern Biere in kleiner Menge. Auch mit Toft arbeitet er zusammen, dem Braumeister der Landbrauerei Schönram und Goldmedaillen-Gewinner von Chicago. In Truchtlaching setzt er Probesude an und ist für die britische geprägten Biere verantwortlich, wie das Indian Pale Ale oder das Stout, das hier wie ein spritziges Guinness mit dezenten Schoko- und Kaffeenoten schmeckt. „Eric Toft hat auch mir die Augen geöffnet, als wir ein belgisches Bier gemacht haben“, sagt auch Florian Kuplent, „da habe ich erst gemerkt, was Bier alles sein kann, auch innerhalb der Grenzen des Reinheitsgebotes.“

Diesem Satz stimmen wiederum alle zu: „Das Reinheitsgebot lässt sehr viel zu, wenn man nur will“, sagt Hans-Peter Drexler. Auch der Produktionsleiter bei der Schneider Weisse Brauerei in Kelheim hat sich bereits mit den Amerikanern eingelassen und mit Kollegen von der Brooklyn Brewery einen Weizenbock angesetzt. „Das war eher eine Aromabombe“, sagt Drexler. Das Bier war ungewöhnlich stark gehopft – was für Deutsche Biertrinker ungewohnt ist. Doch wenn es nach Brauern wie Drexler, Lohner oder Kuplent geht, soll Hopfen künftig eine wichtigere Rolle spielen.





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Gruss aus der Schweiz, Dave aka Vade

meine 50l Anlage Biersektenmitglied 697 Schweizer Brauereien
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red_folder.gif erstellt am: 4.5.2011 um 12:33  
Hans Peter Drexler hat mir erzählt, dass er damals etliche lebensmittelrelevante Behörden abgeklappert hat um zu fragen, ob Hopfen Stopfen erlaubt ist. Nachdem er nirgends eine klare Aussage bekommen hat, hat er es halt einfach gemacht. Normal müssen Hopfenkonzentrate (z.B. Pellets) beim Kochen zugegeben werden. Da ist nicht mal Whirlpoolgabe erlaubt.

Bei der anderen erwähnten Brauerei hab ich mal nachgefragt, ob sie Röstgerste für ihr Stout nehmen.
Die Antwort lautete in etwa folgendermaßen:
Da wir in Bayern brauen, müssen wir uns an das bayrische RHG halten, darum nehmen wir Röstmalz. Dies ist die offizielle schriftliche Antwort.
Noch Fragen?

Stefan


[Editiert am 4.5.2011 um 12:42 von Boludo]
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