Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.6.2012 um 20:56 |
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Hallo allerseits,
nun ist es schon knapp zwei Monate her seit ich mein erstes Solera
angesetzt habe und als ich dann heute in den Keller ging, sah ich
folgendes:
Ein Pellicle (der weisse Deckel) hat sich gebildet. Und der Geruch ist
einmalig... Schön sauer, Kirsche, holzig... ein Traum schon
nach zwei Monaten.
Angefangen hat alles mit einer einfachen Rezeptur: 2 kg Pilsner, 0.25 kg
Cara Hell, 0.25 kg Weizenmalz Hell, 0.6 kg Carared und 1 kg ganze
Gerstenkörner. Die Schüttung hat eigentlich keine Logik, ich habe einfach
Restbestände aufgebraucht. Dann 20 min bei 50°C, 40 min bei 63°C und 30 min
bei 72°C gerastet und bei 78°C abgemaischt. Dann folgte eine 90 min
Kochdauer mit 40 g Hallertauer (4%). Sollten so ungefähr 21 IBU sein. Am
Schluss hatte ich eine Stammwürze von 12.2°P und ungefähr 16 L.
Nun kommt der richtig lustige Teil. Vergoren habe ich das Solera mit einem
Roeselare Blend und einer Belgian Stout Hefe (beide in der zweiten
Führung). Nach knapp zwei Wochen ging es dann in einen Glasballon mit:
Bodensätze aus einem Girardin Gueuze, Brettanomyces isoliert aus dem
Girardin Gueuze, Brettanomyces isoliert aus einem 3 Fonteinen Geuze und zum
Schluss Bodensätze des Ouid Bruins von Les Trois Dames. Zum Schluss noch 50
g Medium Toasted French Oak dazu.
Das Solera wird nun knapp ein Jahr im Glasballon verbleiben und werde dann
die Hälfte davon entnehmen und abfüllen oder als Blend mit einem anderen
Bier abfüllen. Dann kommt ein anderes Bier in den Glasballon dazu und das
Spiel geht weiter. Das Solera System kommt übrigens aus der Spirituosen
Welt, bpsw. bei der Sherry Herstellung. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Solera-System) Das Solera
System wurde aber (ich nehme an von US Hobbybrauern) dann für die
Herstellung von Sauerbieren entdeckt. Mit der Zeit wird dann das
durchschnittliche Bier im Glasballon immer älter.
Ich finde das Solera System sehr interessant. Es eignet sich nich nur um
Restbestände an Malz aufzubrauchen, sondern auch um die wilden Hefen,
Pedio, Lacto und was sonst noch so alles für das Sauerbrauen gebraucht
wird, am Leben erhalten kann.
Was für ein Bier nach einem Jahr in den Glasballon kommt, weiss ich nocht
nicht genau. Wahrscheinlich etwas dunkles (Stout, Porter). Ich hab ja noch
etwas Zeit.
Ich werde weiterberichten, Cheers, Samuel
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.6.2012 um 21:19 |
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Echt Hardcore... Pass auf das aus dem Weinballon keine Krakenarme
wachsen..
Wenn ich mich recht erinnere hat Jürgen (Westvleteren 12) kürzlich etwas
ähnliches in Angriff genommen? Ich weiß auch nicht, ob der Vergleich mit
den Solera-Sherry so günstig ist. Das System ist schon klar..von oben nach
unten immer älter. Nur werkeln bei dem hochprozentigen Sherry wohl nur noch
einige Flor und Kahmhefen. Dann ist die Mikrooxidation durch die Holzfässer
nicht zu vergessen...
Bei Dir werkelt aber sicher noch der ganze belgische Lambic/geuze
Kindergarten im Ballönchen ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.6.2012 um 21:57 |
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Hehe, es ist ja noch eine Gärglocke drauf
Die ist Krakensicher
Ich bin richtig stolz über dieses Pellicle. Neben dem Glasballon im Bild
stehen noch acht weitere Ballone mit Sauerbieren. Die meisten "nur" mit dem
Roeselare Blend oder Lambic Blend von Wyeast. Da hatte ich bisher noch kein
Pellicles.
Das System hier ist natürlich nicht das gleiche wie beim Sherry. Laut
meiner Recherche hat das System Jeff Renner erfunden/entwickelt um durch
das ältere Bier die Noten von gereiften Bier in frisches Bier zu bringen.
Weiter verfeinert dann von anderen zum Zweck die alten Kuchen aus den
Sauerbieren weiterzuverwenden. Und aus diesem Grund hab ich auch einen
Solera angesetzt. Ich bin halt ein Hefefreund und mag es nicht die Kuchen
aus den Fermentern in den Abguss zu geben.
Im Speziellen die Kuchen aus Sauerbieren.
Cheers, Samuel
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Antwort 2 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.6.2012 um 22:07 |
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Zitat: | Im Speziellen die Kuchen
aus Sauerbieren. |
Auf diesen Weg ist schon Großes entstanden. Wenn Du den "Kuchen" wie Du ihn
nennst immer weiter führst, wird sich eine stabile Lebensgemeinschaft von
Mikroorganismen herausbilden die wahrscheinlich Einzigartig ist..ähnlich
den Tipicos oder dem Kombucha-Pilz.
Nachdem was Du alles da reingegeben hast.... ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 3 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.6.2012 um 22:15 |
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 3129 Registriert: 1.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.6.2012 um 22:20 |
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Faszinierend ____________________ Bierinale - Festival der kreativen Braumanufakturen
ZEBULON Braumanufaktur
Bier mit Leib und Seele.
Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB.
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 19.6.2012 um 08:28 |
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Die Rasenhaut ist ja schon mal der Hammer! Super-interessant!
Ein paar lose und willkürliche Querverweise und Anmerkungen dazu:
Dein Solera-adaptiertes Verfahren erinnert mich auch stark an die beim
historischen Porter gepfegte Praxis des Vatting: Unzählige Sude
wurden in gigantischen, hölzernen Lagerbottichen verschnitten, wo sie
monatelang reiften, verpilzten und im Durchschnitt immer weiter alterten.
Die bekannte Londoner Porter-Flutkatastrophe von 1814 resultierte aus dem Bruch
eines solchen Vats.
Und dass ein "brettanomycifiziertes" Porter höchst komplex und schmackhaft
ist, konnte ich erst gerade an Erlenmeyers Beispiel probieren. Daher würde ich sehr
für Poter als nächste Draufgabe in Deinen Ballon plädieren.
Ohnehin schien das verschneiden unterschiedlich lang gealterter bzw.
unterschielich stark verpilzter Ales in England Tradition zu haben, wie hier schon mal erwähnt.
Und schlussendlich erinnert mich Dein Rasen auch an den des Danziger Jopenbiers. Vielleicht könntest Du viel Geld
verdienen, wenn Du Deinen Rasen nach Abschluss des experiments in Stücke
schneidest und als Setzlinge verkaufst...
Bitte unbedingt weiter berichten!
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.6.2012 um 10:07 |
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Guten morgen Forum,
es freut mich, dass ich nicht der einzige bin der sich über sowas freuen
kann Wer das nicht verstehen kann, müsste mal am Glasballon
riechen...
Ich bin jetzt nicht sicher, ich meinte, dass die Haut vorallem aus
Brettanomyces besteht. Sie lagern sich an der Oberfläche an weil sie hier
Kontakt zum Sauerstoff haben. Ist wenig Sauerstoff im Gärbehälter, bildet
sich auch kein Pellicle. Es sei noch zu erwähnen, dass nicht alle
Brettanomyces Species ein Pellicle bilden. Und das Pellicle verschwindet
dann auch wieder.
Diese Pellicles sind übrigens keine Seltenheit. Wer noch schönere Pellicles
anschauen möchte, findet diese hier: http://www.homebrewtalk.com/f127/pellicle-photo-collection-17
4033/. Nur kommt es halt darauf an was man an Hefen im Gärfass hat und
wieviel Sauerstoff dazu kommt.
@Moritz: Genau aus diesen Gründen wurde das Solera System in der
Brauindustrie übernommen. Ich weiss nicht ob es heute noch so ist, früher
wurde jedoch frisches Guinness mit einem Teil an in Holzfässern gereiften
Guinness abgefüllt. Das Guinness war (oder ist) ein Blend. Das gereifte
Bier hat dann dem Blend eine ganz spezielle Note gegeben.
Ich habe schon einen weiteren Porter (Smoked Porter) geplant und habe mich
gerade entschieden einen Teil davon mit Bretts abzufüllen.
Vielleicht zusätzlich ein Teil mit meiner Hefenhausmischung. Bitte
berichten wie sich der Brett-Porter entwickelt. Ich werde auch
weiterberichten. Leider passiert bei den anderen Glasballonen nichts
spannendes zum berichten...
Cheers, Samuel
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 19.6.2012 um 10:23 |
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Großer Gott!
Solche Bilder sollte man sich ja nicht vor dem ins-Bett-Gehen anschauen,
sonst träume ich bloß wieder davon, dass nachts das Hefemonster mit bösen
Absichten die Kellertreppe hochgekrochen kommt:
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 8 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.7.2012 um 19:20 |
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Ein Update zum Solera:
Leider konnte ich die Bildqualität wie im ersten Bild nicht mehr
wiederholen. Nun, viel hat sich nicht geändert. Das Pellicle ist etwas
dicker geworden und die Blasen etwas grösser. Dafür hat sich der Geruch des
Bieres markant geändert. Nun sind deutliche Holznoten erkennbar. Abgerundet
mit einer feinen Säure und Süsse und leicher Kirsche. Wunderbar. Kann kaum
auf die erste Verkostung warten...
Es scheint als hätte ich hier endlich die richtige Mischung an
Mikroorganismen erwischt. Alles hat wie folgt begonnen (obschon das Bild
nicht der Starter für das Solera war).
Angefangen hat alles mit einer Flasche und einem Malzextraktstarter. Dazu
kamen etwas Holzspäne und jede Menge an Brettanomyces, Bakterien
etc. Beinahe alles was ich so an Lager hab. Zum Schluss noch ein paar
Schuss Bodensätze dazu. Dann heisst es warten. Nach ein paar Wochen dann
kommt der Starter mit den Holzspänen ins Bier und dann wird weitergewartet.
Zur Zeit hab ich verschiedene Flaschen mit Hausmischungen die auf das
nächste Bier warten. Meiner Meinung nach eine sehr elegante Art die
Organismen am Leben zu erhalten.
Warum die Mühe? Nun, ich habe schon einige Biere mit den Blends von Wyeast
gemacht und bin/war nie richtig zufrieden wie das Bier rauskam. Irgendwie
etwas einseitig. Seither kommt immer ein Schuss Hausmischung mit dazu. Und
das sieht dann in meinem Keller wie folgt aus:
Eine kurze Führung (von links nach rechts):
Ganz links steht das Solera (schwarze Flack links), gefolgt vom Flanders
Red aus dem September 2011 (mit dem Holzpflock). In Orange dann ein
nächstes Flanders (mit Girardin Bodensätzen), im Fass mit der roten
Gärglocke ist ein weiteres Flanders (nur Roeselare Blend). Weiter gehts.
Wieder in scharz im Vordergrund ein Flanders nur mit Roeselare Blend in
Glas. Unter dem weissen Gewand hinter dem Pflock ist ein weiteres Flanders
mit 3 Fonteinen Bodensätzen. Das wars soweit zu den Flanders.
Weiter gehts mit Lambic. Der grosse Ballon in der Mitte (20 L) sind für
späteres Schneiden gedacht. Dann kommen noch drei weitere Glasballons mit
Lambic mit verschiedenen Hausmischungen...
Zur Vollständigkeit, in den Flaschen steht ein Belgischer Quadrupel. Der
wird noch eine Weile da stehen...
Bei den kleineren Flaschen in der linken Kiste hab ich dem Quadrupel noch
ein Schuss Hausmischung zugegeben. Mal schauen was rauskommt.
Das war eigentlich mehr ein Kellerupdate als ein Solera-Update
Cheers, Samuel
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 1442 Registriert: 10.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.7.2012 um 20:24 |
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Bor Kerosin, Affengeil was du da angesetzt hast. Und ich habe auch so 5-6
Glasballons, nur sind die alle unbefüllt. Da muss ich aber mal was dran
ändern. Nur diese Hausmischung, die fehlt mir. Willste mir die mitschicken?
Dann setz ich auch sonen verrückten Sud an und lass ihn nen Jahr
"vergammeln". Oh ich weiß schon wo meine nächsten Projekte hingehen
Danke für dein Kellereinblick, ich find sowas immer sau spannend. ____________________ Mein Blog rund ums Bierbrauen!
http://freubreu.wordpress.com/
Besucht uns doch mal im Hobbybrauerchat, mittlerweile regelmäßig
besucht!
http://hobbybrauer.de/modules.php?name=eBoard&file=viewthre
ad&tid=10577
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Antwort 10 |
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Senior Member Beiträge: 205 Registriert: 9.10.2012 Status: Offline
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erstellt am: 27.8.2013 um 08:02 |
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*ThreadAusbuddel*
Hi
Hab gerade mit grossem Interesse dieaen Thread gelesen. Genial!
Darf ich fragen, wie du genau vorgehst bein Verschneiden sowie beim neu
Befüllen?
Nimmst du jeweils einen gereinigten neuen Glasballon oder kommt einfach
frische Würze und frische Hefe zu einem bereits bestehenden?
Wie steht's sonst so um deine Sauerbiersammlung?
Gruss
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Antwort 11 |
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Senior Member Beiträge: 141 Registriert: 4.4.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2013 um 12:43 |
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Abo ____________________ ...egal wie schwierig Ihr Leben auch sein mag, es ist immer noch Platz für
ein oder zwei Bier.
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Antwort 12 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2013 um 16:11 |
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Das mit dem Verschneiden ist eine Sache für sich. Ich kann dazu eigentlich
nicht viel sagen. Es ist eine rein empirische Sache. Wir setzen uns jeweils
zusammen, entnehmen aus jenen Glasballons die bereit zum Abfüllen wären
eine Probe, und entwickeln dann damit unsere Blends. Zuerst verkosten wir
die jeweiligen Biere um gewisse Richtungen festzustellen (Säuregrad und Art
der Säure, Körper, Aroma etc.). Danach versuchen wir die Biere so gut wie
möglich zu kombinieren bis ein Blend steht. Man muss es wirkklich selber
ausprobieren. Freue mich schon auf den nächsten Blendathlon. Es ist immer
wieder erstaunlich wie manche Biere überhaupt nicht zusammenpassen und
manche sich perfekt ergänzen.
Das mit dem Befüllen geht in eine ähnliche Richtung. Manchmal kommt frische
Würze auf den Bodensatz, manchmal entsorge ich den Bodensatz und befülle
mit frischer Würze und Hefeblends. Ich entscheide je nach Bier.
Meine Sauersammlung im Moment:
- 20 L Lambic 2012 (mit Hausmischung, sehr nahe an einem Cantillon Lambic
das in der Brauerei ausgeschenkt wird)
- 10 L Lambic 2012 (Blend aus zwei unterschiedlichen Teilen des Lambic
2012)
- 10 L Lambic 2012 nur mit WY Lambic Blend (total langweilig...)
- Flanders Red sind noch immer die gleichen wie im Juli 2012 beschrieben
vorhanden
- Solera: Hälfte entnommen und mit Hälfte Flanders Red September 2011
verschnitten und 2 kg Heidelbeeren zugegeben. Nach ungefähr sechs Monaten
vor ein paar Wochen mit Teilen Lambic 2012 abgefüllt ( https://twitter.com/blackwellbrewer/status/369181307785342977
/photo/1)
- Einige Kisten Berliner Weisse, verschiedene Belgische, Saisons mit
unterschiedlichen Bretts
- Keg mit Dark Berliner Sour (Stout mit Lactobacillus und spontaner
Maischesäuerung) ist vor ein paar Wochen leer gelaufen
Das Lambic 2013 ist schon geplant und wird auch bald gebraut. In der
Zwischenzeit habe ich auch ein 50 L Holzfass im Keller das ich früher oder
später auch mit Sauerkulturen animpfen werde.
Cheers, Samuel
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Antwort 13 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2013 um 19:06 |
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Oberfläche des Heidelbeeren-Sauerbieres im Glasballon, es bildet sich
langsam ein neues Pellicle:
Oberfläche des Heidelbeeren-Sauerbieres im Glasballon nach sechs Monaten:
Viele der Heidelbeeren waren komplett verschwunden... das Aroma wirklich
unglaublich fruchtig, sauer, leicht holzig. Mit einer leichten Essignote
die wir aber beim Verschneiden vorerst übertönt haben. Es bleibt spannend.
Ich werde wahrscheinlich dieses Wochenende meine erste Flasche des Blends
aufmachen und mal schauen, wie es sich so entwickelt hat. Wer am kommenden
Sonntag am Craft Beer Festival in Rapperswil ist, http://www.bierfactory.ch/craft-bier-festival/, könnte
uns da mit der Flasche antreffen
Cheers, Samuel
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 27.8.2013 um 20:04 |
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Schoene bilder und schoene sachen machst du.
Bei mir hat sich in einer flasche nach etwa 4 monate etwas aehnliches wie
ein flor entwickelt. Es is eine schicht, etwa 3-5 mm dick, die sehr lose
zusammen haengt. Wenn man die flasche etwas bewegt sinken einige klumpen
herunter un komme etwas spaeter wieder hoch. pH ist etwa 4,2 und es smeck
eigentlich sehr uninteressant, nicht sauer und etwas oxidiert. War
eigentlich als nachfuellung fuer zwei eichen faesser mit lambic und
flemische rot gedacht.
Ingo
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Antwort 15 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2013 um 20:15 |
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@Seed7: Das sieht mir auch nach einem schönen Pellicle aus
Tolle Sache! Was ist denn in deinem Ballon drinn? Welche Hefe(n),
Kulturen?
Die Flanders die ich habe riechen auch nach ungefähr zwei Jahren noch nicht
wirklich interessant. Sie sind auch nicht wirklich sauer geworden. Habe
damals aber nur den Wyeast Roeselaire Blend verwendet. Mache ich heute
nicht mehr und brauche diese Biere nun zum Schneiden oder als Unterlage für
etwas komplett anderes. Wie z.B. das Heidelbeeren Bier.
Cheers, Samuel
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 27.8.2013 um 20:48 |
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Nur wildes zeug aus dem garten
Zitat: | Die Flanders die ich
habe riechen auch nach ungefähr zwei Jahren noch nicht wirklich
interessant. Sie sind auch nicht wirklich sauer geworden. Habe damals aber
nur den Wyeast Roeselaire Blend verwendet. |
Mein rot is geimpft mit etwas lambic aus eigenem garten und hat spaeter ein
mal einige bodensaetze Rodenbach bekommen. Es steckt in einem 50 l eichen
fass das ich mit parrafin behandelt habe um es weniger sauerstoff
durchlaessig zu machen (verhaeltnis inhalt/oberflaeche), damit der essig
nicht zu viel im vordegrund tretet. Mit dem roesselare klappt es denke ich
nicht ohne etwas rodenbach essig bacterien und ohne kontroliertem
sauerstoff.
Die richtige komplexitaet erreiche ich aber bis jetzt auch noch nicht. Alle
diese wilden biere aus dem garten sind bei mir sehr schnell sehr tief
ausvergoren bis 0,998. Da gibt es fast nichts mehr zu essen, nur noch tot
hefe. Eine flasche habe ich sogar, gegen meinen prinzipien, entsorgt. Es
hat extrem nach mandeln gerochen und geschmeckt. Komplett oxidiert und
braun gefaerbt (SG 0,0995).
Ingo
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Antwort 17 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2013 um 21:14 |
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Nach altem Lambic Hausrezept
;-) Wunderbar ;-)
Zitat von Seed7, am 27.8.2013 um
20:48 | Die richtige komplexitaet erreiche ich
aber bis jetzt auch noch nicht. Alle diese wilden biere aus dem garten sind
bei mir sehr schnell sehr tief ausvergoren bis 0,998. Da gibt es fast
nichts mehr zu essen, nur noch tot hefe. Eine flasche habe ich sogar, gegen
meinen prinzipien, entsorgt. Es hat extrem nach mandeln gerochen und
geschmeckt. Komplett oxidiert und braun gefaerbt (SG
0,0995). |
Ich glaube, das bist du nicht der
einzige mit dem Komplexitätsproblem. Wird immer wieder in Foren diskutiert.
Aus meiner Sicht hängt das mit den verwendeten Kulturen zusammen. Seitdem
ich Bodensätze von unterschiedlichen Sauerbieren (3 F, Cantillon, Girardin
& Co) zugebe, hat sich auch die Komplexität eingestellt.
Cheers, Samuel
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Antwort 18 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 27.8.2013 um 21:28 |
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Zitat von kerosin, am 27.8.2013 um
21:14 | Aus meiner Sicht hängt das mit den
verwendeten Kulturen zusammen. Seitdem ich Bodensätze von unterschiedlichen
Sauerbieren (3 F, Cantillon, Girardin & Co) zugebe, hat sich auch die
Komplexität eingestellt. |
Yep, und die reihenfolge der verschieden kulturen. Je komplexer die
ausscheidungen der anfaenglichen microben und hefen, je komplexer auch was
der brett am ende macht. Als beispiel wie es funktionieren kann, in der
wein welt hat man da einen sehr interessanten hefestamm der Pichia
kluyveri gefunden der genau das macht, die richtigen vorlaufer wodurch
die spaetere weinhefe viel mehr von bestimmten geschmacksstoffe macht. Patent (PDF) fuer bier, fuer Chocolade und einen paper
(PDF) ueber wein und der kommerzielle
anbieter der hefe
Ingo
[Editiert am 27.8.2013 um 21:29 von Seed7]
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Antwort 19 |
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Senior Member Beiträge: 205 Registriert: 9.10.2012 Status: Offline
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erstellt am: 28.8.2013 um 08:10 |
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Ihr seid ja verrückt
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten und Bilder.
Ich möchte mich auch mal an Lambics versuchen. Spricht etwas dagegen, dies
in mehreren 5 bis 10 Liter Weinballons zu machen? Ich meine nicht wegen dem
Glas sondern wegen der Grösse...
So versaue ich nicht ganze Sude wenns mal nicht klappt. Ausserdem möchte
ich es eher so nebenbei machen. D.h. von jedem "normalen" 20l Sud kommt ein
kleiner Teil ins Lambic Solera System.
Gruss
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Antwort 20 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 28.8.2013 um 08:35 |
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Geht prima. Suede aufteilen auch den mit fast jedem bier kan man was saures
machen (pils und IPA wuerde ich nicht machen). Ein guter anfang ist ein
belgisches zu machen, nach der gaerung aufteilen. Im wilden teil zwei boden
saetze Orval schuetten. Parallel dazu eine hand voll malz in einem starter
(pH ~4,8), was waechst wachsen lassen und das dan nach einiger zeit zum
bier geben. Petrus Aged Pale geht auch gut (ist schon
sauer). Gedult ueben, gedult ueben ...
Wen du sauerbier magst und kaufst, alle bodensaetze aufbewahren. Ich habe
pro 'sorte' eine flasche wuerze und da geht es dann bei.
zur inspiration, The Mad Fermentationist
Ingo
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Antwort 21 |
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Senior Member Beiträge: 205 Registriert: 9.10.2012 Status: Offline
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erstellt am: 28.8.2013 um 08:55 |
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Warum wird die Aufteilung erst nach der Gärung gemacht? Muss es erst normal
vergärt werden, bevor ich es mit den wilden Käfern impfe?
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Antwort 22 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 28.8.2013 um 09:29 |
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Nein, muss nicht. Es gibt viele weg zum sauren bier.
Erst 'normal' gaeren gibt was mehr sicherheit das es keine unerwueschte
gaeste gibt. Die meisten kreaturen im sauerbier arbeiten sehr langsam,
sind aber alkohol tolerant.
Du kanst auch den ganzen microbiologischem coctail + bier hefe auf einmal
in die wuerze geben, oder gar die wuerze einfach im offenen fass abkuehlen
lasse (im winter). Jede arbeitsweise bringt andere resultate.
"to boldly brew what no man has brewn before"
Ingo
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Antwort 23 |
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Senior Member Beiträge: 205 Registriert: 9.10.2012 Status: Offline
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erstellt am: 28.8.2013 um 09:37 |
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Ach so :-) Danke nochmals...
Der nächste Sud wird demnach ein 1/3 Weizenrohfruch, 2/3 PiMa.
Muss mir nur noch ein paar Utensilien besorgen...
Gruss
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Antwort 24 |
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