Junior Member Beiträge: 27 Registriert: 13.2.2010 Status: Offline
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erstellt am: 14.9.2010 um 18:28 |
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Hallo,
nach meinem 6. Brauversuch hab ich alle Abläufe halbwegs im Griff. Bisher
hab ich mich bei fast allen Bierne zumindest im Groben an Rezepte
gehalten.
Jetzt würde ich gerne einen Schritt weitergehen und eigene Biere selbst
kreieren und Rezepte zielgerichtet abändern.
Wie kann ich am besten lernen abzuschätzen, welche Malze sich in welcher
Kombination wie vertragen, welche Hopfen wozu passen,... Ich könnte
natürlich einfach drauf los probieren, aber da ich in nächster Zeit eher
selten zum Brauen kommen werde, funktioniert dieser Ansatz schlecht.
Könnt ihr mir bestimmte Rezepte empfehlen, die diesbezüglich
ausschlagkräftige/lehrreiche Ergebnisse liefern? Oder gibt es eine
Auflistung von Industriebieren, von denen man lernen kann: so schmeckt
Münchnermalz, so schmeckt Saazer Hopfen,...?
Danke und liebe Grüße,
Alex
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2010 um 19:43 |
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Hi capsaholic,
weiß nicht so recht, ob du schon nach 6 Suden für Eigencreationen reif
bist. Wenn du es dir zutraust, dann emmpfehle ich dir Hagen Rudolphs
zweiten Band für den fortgeschrittenen Hobbybrauer, danach - nur in
englisch - "Designing great beers".
Na denn - gut Sud !
Hans ____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 311 Registriert: 5.1.2009 Status: Offline
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erstellt am: 14.9.2010 um 20:34 |
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Olla,
ich denke sich einzulesen ist halt schon das beste. Man kann aber schon mit
dem Wissen von Hanghofer, Gutes Bier selbst brauen, tolle, eigene Rezepte
kreieren. Ansonsten kann ich sehr empfehlen, leider auch nur in
Englisch:
- die Bierstilseite vom Hefehersteller Wyeast: http://www.wyeastlab.com/hb_styleguidelines.cfm
Hier werden alle traditionellen Bierstiele in Bezug auf Geschmack,
Mundgefühl, Geruch und Zutaten sehr genau beschrieben. Von hier kann man
sehr viel lernen. Es sind, wie du's wünschst, auch immer käufliche Biere
angegeben.
- dann und immer wieder: How to Brew von John Palmer. Im vierten Kapitel
geht er auf die Frage nach den Bierstilen ein und zeigt, wie diese von
Zutaten, Maischverfahren und Hefe abhängen und gibt dann für die
berühmtesten Sorten Beschreibungen und grundlegende Rezepte, an denen man
sich orientieren kann. Auch hier sind entsprechende käufliche Biere
angegeben. http://www.howtobrew.com/section4/chapter19-2.html
Zuerst muss man sich immer Fragen: Was darfs denn sein? In den meisten
Fällen lässt sich das Gewünschte irgendwie einordnen, und dann kann man mit
diesen Seiten herausfinden, wie man dahinkommt.
[Editiert am 14.9.2010 um 20:35 von pippen]
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 326 Registriert: 25.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2010 um 20:42 |
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Wie mit etwas experimentieren.
Existierende Rezepte einfach leicht anpassen. Du aber immer auch mit dem
Original (Das was das Rezept ursprünglich hervorbringen wollte) vergleichen
können.
Ein eigenes Bier von Grund auf kreieren ist nach 6 Suden doch etwas
optimistisch. (auch ich sehe mich mit gut dem doppelten an Suden) noch
nicht wirklich im Stande dazu.
Ab Sud Nr. 12 habe ich mal mit kleineren Experimenten begonnen. Da habe ich
ein Alt gebraut, die Würze aufgeteilt und mit zwei verschiedenen Hefen
(Kölsch und German Ale) vergoren. Beim Zwickeln kann ich nun deutliche
Unterschiede feststellen obwohl beide Hefen für das Alt nicht ungeeignet
sind. Ich finde es auf jeden Fall interessant mal den Einfluss der Hefe zu
erleben.
Aktuell habe ich nun bei einem Weizen zur Nachgärung 6-7 Liter abgezapft
und mit etwas Amarillo Hopfen gestopft.
Verköstigung noch ausstehend, da erst morgen die Flaschenabfüllung
ansteht.
Aber ich verstehe auch die Frage nach Referenzprodukten (Wie schmeckt
Münchernmalz, ...). Das wäre wirklich noch interessant.
Wenn man zum Beispiel eine Liste von Bieren hätte die einen speziellen
Rohstoff hervorheben.
Das würde mich natürlich auch interessieren. Schliesslich weiss ich ja bis
jetzt nur von meinen Bieren was wirklich drin ist
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Antwort 3 |
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Gast
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erstellt am: 14.9.2010 um 21:28 |
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bin gestern auf das "Periodensystem der Biere" gestoßen.
Vielleicht hilft das ein wenig...
http://daphne.palomar.edu/mlane/BEER/BeerPeriodicTable.jpg
Gruß
-André-
edit: ...wobei ich anmerken muß, daß ich mich damit noch nicht eingehend
beschäftigt habe, und ich nicht weiß,
wie ernstzunehmend das ist, aber dennoch ist es (auch für Außenstehende)
mal ganz interessant, wie viele Bierstile
man bereits kennt und was es noch alles zu entdecken gibt. (packen wir's
an....)
[Editiert am 14.9.2010 um 21:36 von Moorschweinchen]
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Posting Freak Beiträge: 581 Registriert: 28.1.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2010 um 21:43 |
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Hallo,
ist natürlich nicht so einfach zu beantworten. Um zahlreiche Versuche
(=Zeitaufwand) wirst Du allerdings nur schwer herumkommen. Wie Du
geschrieben hast, möchtest Du auch aus kommerziellen Beispielen
lernen um Deinen Zeitaufwand in Grenzen zu halten. Prinzipiell nicht
falsch, allerdings m. M. etwas problembehaftet.
Meines Wissens hält man sich gerade bei uns mit konkreten Zutatenangaben
eher bedeckt (andernorts -> Ausland, wirbt man schon eher mit den
jeweiligen
Spezialitäten. Zeigt im Übrigen auch welchen Stellenwert das Produkt Bier
jeweils hat).
Außer Du recherchierst selber, fehlen Dir somit verlässliche Angaben um
Deine
Eindrücke auch zuordnen zu können.
Nicht zu unterschätzender "Haus-Faktor" (Maischen, Gärverlauf,
Stabilisierung, Filtration u. v. m.,
will heißen, der Ablauf in kommerziellen Brauereien ist schon etwas anders,
und somit auch
das Endprodukt).
Erfahrungen sind mit dem Verkosten schon zu sammeln, ersetzen aber m. M.
nach
nicht das Selbermachen, womit eben entsprechend gemachten Änderungen,
gezielt die
sich ergebenden Geschmacksunterschiede zugeordnet werden können.
Vermutlich ist es sogar einfacher, effektiver und vor allem lehrreicher
wenn Du Dir Deine
eigene Datenbank aus verschiedenen Versuchen erstellst.
Vom Einfachen zum Komplexen mit immer nur einer gezielten Änderung, wobei
alle anderen
Parameter möglichst gleich gehalten werden sollten um Rückschlüsse
zuzulassen. Manches
kann auch durch Aufteilen des Sudes parallel untersucht werden.
Variationsmöglichkeiten gibt es
natürlich sehr viele (Untertreibung). Für Kurzweile ist also gesorgt.
@ Das Ding aus dem Sumpf
schöner link (auf den ersten Blick)
Gruß
Christopher ____________________
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 576 Registriert: 8.5.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2010 um 08:41 |
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setz dich mit den unterschiedlichen Biersorten auseinander. Nach mehreren
Suden kennst du dann die geschmacklichen Auswirkungen der unterschiedlichen
Malzsorten, zumindest der Standardmalze und der Hefen.
Mit viel Praxis kommt man dann von selbst drauf.
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 395 Registriert: 4.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2010 um 14:53 |
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Hallo,
Periodensystem der Biere ist sehr interessant und originell. Dort ist
„Original gravity“ und „Final gravity“ zu sehen. Worauf beziehen sich diese
Angaben und was ist das für eine Maßeinheit?
Frank
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Antwort 7 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2010 um 15:17 |
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Wenn ich es richtig weiß, dann ist original gravity die Stammwürze der
Anstellwürze und final gravity der scheinbare Restextrakt.
Die Einheit ist wohl das spezifische Gewicht.
Stefan
[Editiert am 15.9.2010 um 15:19 von Boludo]
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 1163 Registriert: 25.6.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2010 um 15:21 |
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Antwort 9 |
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Gast
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erstellt am: 15.9.2010 um 17:20 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2010 um 17:49 |
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Hi Frank,
die Gravity ist das spezifische Gewicht, also die international
gebräuchliche Einheit der Dichte. Es bedeutet nichts anderes als Gramm pro
Liter.
Diese Einheit wendet man für alle Stoffe an. Nicht nur für Flüssigkeiten.
Wasser hat die Dichte 1.000 g/L, also ein Liter wiegt 1000 g.
Blei z.B hat die Dichte 11.3400 g/L und ist somit rund 11 mal schwerer als
Wasser.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2010 um 22:20 |
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Hallo Alex,
Zitat: | Könnt ihr mir bestimmte
Rezepte empfehlen |
das nicht, aber Rezeptprogramme, z.B.: Earls Rezeptmaker und den Sudplaner
von Brauherr.de, der mir sehr geholfen hat. Zitat: | da ich in nächster Zeit
eher selten zum Brauen kommen werde, . |
Mit den oben genannten Programmen kannst du in der Zwischenzeit sozusagen
ein bißchen trockenbrauen. Die Einarbeitung ist aber keineswegs trivial,
hilft aber die Zusammenhänge besser zu verstehen.
Sehr hilfreich ist auch das
Antwort 16
Gruß
Peter ____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
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Antwort 12 |
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Senior Member Beiträge: 103 Registriert: 29.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.9.2010 um 00:49 |
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Um Gottes Willen nein, lass die Finger von diesen ganzen amerikanischen
Style-Guidelines. Es sei denn, du willst amerikanische Biere brauen. Für
europäische Biersorten taugen sie nichts. Sie sind so geprägt von
Mißverständnissen, Fehlern und Halbwahrheiten, daß auf ihnen kein Verlaß
ist.
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Antwort 13 |
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Senior Member Beiträge: 234 Registriert: 19.3.2010 Status: Offline
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erstellt am: 16.9.2010 um 11:18 |
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Guten Tag allerseits!
@ Invalid Stout: Kannst du mal ein paar dieser Missverständnisse, Fehler
und Halbwahrheiten nennen? Ich finde gerade die von dir zitierte
Stilübersicht ziemlich kenntnisreich. Bei meinen Stichproben bin ich
jedenfalls auf keine Umgereimtheiten gestoßen.
Deine Warnung würde ich eher für Bücher wie "Clone Brews" von Tess und Mark
Szamatulski unterschreiben, das Rezepte für 150 Biere aus aller Welt
enthält. Und jetzt kommts: Für jedes (!) dieser 150 Biere von Kriek bis
Pils wird dasselbe Maischverfahren empfohlen - 1-stufige Infusion 90 Min.
bei 66 °C und schön mit "crystal malt" zuknallen. Oder gleich Dose auf,
Malzextrakt, fertig. Aber wer ernsthaft Warsteiner Premium Verum "clonen"
will (S. 85), hat es vielleicht auch nicht besser verdient ...
Von solchen Verirrungen mal abgesehen habe ich generell den Eindruck, dass
man in Amerika wesentlich mehr von europäischen Bierstilen versteht als in
Deutschland, wo sich im Normalfall das Stilbewusstsein auf die Bandbreite
zwischen Pils, norddeutscher Typ, und Pils, böhmischer Typ, beschränkt.
(Das gilt natürlich nicht für weltoffene Hobbybrauer wie dich und mich und
alle anderen in diesem Forum, oder?)
Und was meinst du mit "amerikanischen Bieren", für die deiner Meinung nach
die amerikanischen Style-Guidelines Gültigkeit hätten? Die Amerikaner
kümmern sich doch rührend vor allem um europäische Bierstile, die hier vom
Aussterben bedroht sind, weil der europäische (und besonders der deutsche)
Durchschnittstrinker lieber zum Fernsehbier greift. Meinst du die wenigen
Stile in der Rubrik "American Ale" in der Stilübersicht? Selbst die sind
doch stark in der englischen Tradition verwurzelt. Ich verstehe den
Europa-Amerika-Konflikt (noch) nicht, den du in deinem Post
heraufbeschwörst. Und deshalb möchte ich deiner Warnung widersprechen. Aber
ich lasse mich gern eines Besseren belehren.
Herzliche Grüße
Philipp
____________________ Wer flötet hell und plappert munter
Im Netz kopfüber und kopfunter
Den bittren Trunk verschmäht sie nicht
und hämmert bis die Schale bricht?
Die Braumeise
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 881 Registriert: 2.9.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.9.2010 um 12:19 |
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Hallo,
Eine Buchempfehlung ausgerechnet aus den USA...
Mir hat das schon von Erlenmeyer empfohlenen Buch "Designing great beers"
ebenfalls sehr geholfen, die darin beschriebenen (vielen deutschen) Sorten
nachzubilden, da im Abschluss eines jeden solchen Kapitels eine
zusammenfassende Typisierung u. Brautipps (keine detailierten Rezepte!!) zu
finden sind, welche meiner Meinung nach sehr fundiert sind.
Die Sorten werden sehr differenziert analysiert bezgl. Zutaten,
Brautechniken usw.
Zudem werden darin auch etliche amerikanische Sorten beschrieben, etwa West
Coast, Steam-Beer etc. u. deren Unterschiede u. Sortenvariationen genau
herausgearbeitet. Eine "amerikanische Einheitssuppe" finde ich darin nicht.
Die Ergebnisse konnten sich immer sehen lassen.
Für mich das beste "Bastelbuch", auch wenn sämtliche Größenangaben u.
Einheiten im amerikanischem Einheitensystem (gallonen, gravity, etc.)
angegeben sind. Aber das kann man ja umrechnen..
Kein Buch um das Brauen zu lernen, auch das von vorn bis hinten durchlesen
ist mühsam, aber super zum nachschlagen u. querlesen..
Grüße
Marvin
[Editiert am 16.9.2010 um 12:22 von marvin]
____________________ Dringe ma oiner?? Alla guuud!
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Antwort 15 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.9.2010 um 13:14 |
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Marvin, es könnten meine Worte sein. Danke !
Grüße
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 16 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 16.9.2010 um 13:40 |
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Für mich ist die Referenz der BJCP Style
Guide. Wie schon oben gesagt, lernt man dort nicht, wie ein Bier zu
brauen ist, sondern wie das Endergebnis typischerweise schmecken, riechen
und aussehen sollte.
Die Clon-Brew Bücher fand ich meist absolut nicht hilfreich. Einzige
Ausnahme bilden die Wheeler/Protz Werke (z.B. "Brewing Classic European
Beers"). Schade, dass es solche Basisliteratur nicht in Deutsch gibt. ____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 17 |
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Senior Member Beiträge: 476 Registriert: 5.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.9.2010 um 14:43 |
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Hi
warum sind für euch die Clone Brew Bücher nicht hilfreich? Fast bei jeder
Rezeptanfrage wird hier im Forum primär auf Schüttung, Hopfung und Hefe für
dieses oder jenes Bier angefragt, eher selten nach der Maischeführung. Das
ist halt der einzige Punkt wo man sich dann mal selber nen Kopf machen
muss?!
Ohne solche Literatur hätten hier schon einige Leute sehr komische Kopien
der Originale hergestellt. Die Diskussion wie kreativ es ist Rezepte
nachzubasteln möche ich da mal aussen vor lassen.
Die meisten Bücher dieser Art haben am Buchanfang oder Ende eine dicke
Liste welche Malze wie schmecken, gegen welche sie ausgetauscht werden
können. Das gleiche gilt für Hopfen etc...
Das ist doch wertvoller als sich in allen Ecken des Internets Listen/
Tabellen zusammenzusuchen. Der Lerneffekt für Eigenkreation stellt sich
doch auch so schnell ein? Oder was denkt ihr?
Grüüse
Thomas
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Antwort 18 |
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Senior Member Beiträge: 103 Registriert: 29.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.9.2010 um 15:58 |
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Zitat von Braumeise, am 16.9.2010 um
11:18 |
@ Invalid Stout: Kannst du mal ein paar dieser Missverständnisse, Fehler
und Halbwahrheiten nennen? Ich finde gerade die von dir zitierte
Stilübersicht ziemlich kenntnisreich. Bei meinen Stichproben bin ich
jedenfalls auf keine Umgereimtheiten
gestoßen.
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Also nur so ein paar - Laut BJCP hätten die Tschechen
nur eine Sorte Bier: "Bohemian Pilsner". Wo sind die dunklen tschechischen
Biere?
- Märzen sei bernsteinfarbig. Ich kenne sowie helle Märzenbiere als auch
dunkle.
- Schottisches Bier schmecke nach Torf und/oder Rauch – reiner Unsinn, da
hat einer zu tief ins Whiskyglas geschnuppert
- Düsseldorfer Alt und Pinkus Müller Alt, zwei völlig verschiedene
Biersorten werden in einer Kategorie zusammengeschoben
… reicht das für den Anfang?
Ich habe ja nichts dagegen wenn die Amis ihre eigenen Biere so
kategorisieren möchten. Aber wenn ich lese, dass zB ein britisches India
Pale Ale, das es seit 100 Jahren gibt, kein richtiges IPA sei, weil es den
amerikanischen Guidelines nicht entspricht, kriege ich die Krise.
Fur britische Biersorten nehme ich lieber britische Quellen, für deutsche
Biersorten deutsche Quellen.
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Antwort 19 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 16.9.2010 um 17:31 |
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Zitat: | wenn ich lese, dass zB
ein britisches India Pale Ale, das es seit 100 Jahren gibt, kein richtiges
IPA sei, weil es den amerikanischen Guidelines nicht
entspricht |
Das hast Du aber ganz sicher nicht beim BJCP gelesen. Da sind britisches
und amerikanisches IPA zwei eigenständige Profile (14A und 14B).
Zitat: | Märzen sei
bernsteinfarbig. Ich kenne sowie helle Märzenbiere als auch
dunkle. |
Zum Märzen steht da "Dark gold to deep orange-red color", von Bernstein ist
nur in der Oberkategorie ("European Amber Lager") die Rede.
Zitat: | Schottisches Bier
schmecke nach Torf und/oder Rauch – reiner Unsinn, da hat einer zu tief ins
Whiskyglas geschnuppert |
Beim schottischen Ale steht "Some examples have a low hop aroma, light
fruitiness, low diacetyl, and/or a low to moderate peaty aroma (all are
optional).", zu deutsch "Einige Exemplare haben etwas Hopfenaroma, leichte
Fruchtigkeit, etwas Diacethyl und/oder ein leichtes Torfaroma (alles
optional)".
Zitat: | Düsseldorfer Alt und
Pinkus Müller Alt, zwei völlig verschiedene Biersorten werden in einer
Kategorie zusammengeschoben |
Von Pinkus Müller ist bei Alt überhaupt keine Rede.
Sonst noch was ? ____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 20 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.9.2010 um 19:14 |
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Also kann man feststellen, dass es auch unter dem gleichen Bier-Stil große
Abweichungen gibt. Die Grenzen sind fließend. In der Sache geht es wohl
darum, welchen Namen man dem Bier verleiht....
[Editiert am 16.9.2010 um 19:51 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 21 |
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Senior Member Beiträge: 103 Registriert: 29.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.9.2010 um 20:58 |
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Zitat von Berliner, am 16.9.2010 um
17:31 | Zitat: | wenn ich lese, dass zB
ein britisches India Pale Ale, das es seit 100 Jahren gibt, kein richtiges
IPA sei, weil es den amerikanischen Guidelines nicht
entspricht |
Das hast Du aber ganz sicher nicht beim BJCP gelesen. Da sind britisches
und amerikanisches IPA zwei eigenständige Profile (14A und
14B). |
"The term “IPA” is loosely applied in commercial English beers today, and
has been (incorrectly) used in beers below 4% ABV. "
Zitat von Berliner, am 16.9.2010 um
17:31 |
Zitat: | Märzen sei
bernsteinfarbig. Ich kenne sowie helle Märzenbiere als auch
dunkle. |
Zum Märzen steht da "Dark gold to deep orange-red color", von Bernstein ist
nur in der Oberkategorie ("European Amber Lager") die Rede.
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Egal ob man es orange-red oder amber nennt, es ist schlicht unwahr, daß es
Märzen nur in diesem Farbbereich gibt.
Zitat von Berliner, am 16.9.2010 um
17:31 | Zitat: | Schottisches Bier
schmecke nach Torf und/oder Rauch – reiner Unsinn, da hat einer zu tief ins
Whiskyglas geschnuppert |
Beim schottischen Ale steht "Some examples have a low hop aroma, light
fruitiness, low diacetyl, and/or a low to moderate peaty aroma (all are
optional).", zu deutsch "Einige Exemplare haben etwas Hopfenaroma, leichte
Fruchtigkeit, etwas Diacethyl und/oder ein leichtes Torfaroma (alles
optional)". |
"The peaty aroma is sometimes perceived as earthy, smoky or very lightly
roasted."
"A low to moderate peaty character is optional, and may be perceived as
earthy or smoky. "
"The optional peaty, earthy and/or smoky character comes from the
traditional yeast and from the local malt and water rather than using
smoked malts."
Fast alles was da über schottisches Bier steht ist entweder Legende oder
veraltet.
Zitat von Berliner, am 16.9.2010 um
17:31 | Zitat: | Düsseldorfer Alt und
Pinkus Müller Alt, zwei völlig verschiedene Biersorten werden in einer
Kategorie zusammengeschoben |
Von Pinkus Müller ist bei Alt überhaupt keine Rede.
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"Münster alt is typically lower in gravity and alcohol, sour, lighter in
color (golden), and can contain a significant portion of wheat."
Kennst Du ein anderes Alt aus Münster?
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Antwort 22 |
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Senior Member Beiträge: 234 Registriert: 19.3.2010 Status: Offline
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erstellt am: 16.9.2010 um 21:13 |
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@ Invalid Stout: Ich glaube, wir wollen dasselbe, nur auf einem anderen
Weg. Jetzt verstehe ich deine Kritik etwas besser, auch wenn ich nicht alle
Punkte im Detail teile (wie Berliner). Auf dieser Ebene kann man bestimmt
trefflich streiten und jede Stilklassifikation mehr oder weniger
widerlegen. Trotzdem finde ich die zitierte Style-Guideline eher hilfreich
als schädlich. Wenn man es streng definitorisch sieht, wird man immer
Gegenbeispiele finden, um alles auszuhebeln. Wenn man die angegebenen Stile
und Beispiele aber als Prototypen ansieht (gute, typische Vertreter ihrer
Art), leisten sie wertvolle Orientierung. Auch wenn die Grenzen fließend
sind, das liegt ja in der Natur der Sache. Und da ich speziell aus
deutschen Publikationen meist nur sehr eine sehr deutschlandspezifische
Stilkunde gewohnt bin, die gegnüber der wunderbaren europäischen
Bierstilvielfalt ziemlich ignorant ist, bin ich regelrecht begeistert
darüber, dass in Amerika bekannt ist, dass es so etwas wie Märzen, IPA oder
schottisches Ale und sogar Pinkus Alt überhaupt gibt. Das weiß nämlich in
Deutschland fast niemand, auch unter den Hobbybrauern, unterstelle ich mal,
zumindest lese ich das aus manchen Fragen von Anfängern hier im Forum
heraus. Gerade, wer experimentieren will, sollte aber erst mal wissen, was
es überhaupt Tolles gibt auf der Welt. Und dabei helfen solche Guidelines,
auch wenn Sie fehlerhaft sind.
@ Berliner: Genau. Aber: "Pinkus Müller" wird als "Münster alt" erwähnt,
nur eben nicht unreflektiert mit dem Düsseldorfer Alt in eine Kategorie
zusammengeschoben, wie Invalid Stout schreibt, sondern sehr weise zusammen
mit Sticke als untypische Ausnahme erwähnt: Zitat: | Common variants include
Sticke ("secret") alt, which is slightly stronger, darker, richer and more
complex than typical alts. Bitterness rises up to 60 IBUs and is usually
dry hopped and lagered for a longer time. Münster alt is typically lower in
gravity and alcohol, sour, lighter in color (golden), and can contain a
significant portion of wheat. |
Das ist doch total
schlau. Dass das Pinkus Alt seit 3 Jahren schon nicht mehr anständig (6
Monate) reift und milchsauer vergärt, ist ein anderes trauriges Kapitel.
Wieder ein origineller und ursprünglich delikater Bierstil ausradiert!
Kleine Fußnote zur Sticke: Uerige braut extra starke "Doppelsticke" -
ausschließlich für den amerikanischen Markt! Weil es selbst in Düsseldorf
niemanden interessiert. Amerikanische Bierkenner fahren voll drauf ab - bei
uns weiß keiner, dass es das überhaupt gibt.
@ Hjemmebrygget: Natürlich können Clone-Brew-Bücher gute Startbahnen für
Expeditionen ins Bierreich sein. Mein Problem damit ist: Sie suggerieren,
dass man mit diesen Rezepten die originalen Stile brauen kann. Das glaube
ich aber nicht, weil sie auf anderen Wegen ans Ziel (bzw. bestenfalls nah
dran) kommen als die Originale. Das ist wie ein Dampfmaschinenmodell mit
Batteriebetrieb. Ich will aber die große, "echte" Brauerei in klein. Die
angegebenen Schüttungen sind in den seltensten Fällen authentisch, sondern
auf die vermeintlich beschränkte Technik der Hobbybrauer ausgelegt.
Caramalz ersetzt Dekoktion, Gewürze ersetzen die Esther, die die richtigen
Hefen bei richtiger Gärführung von alleine produzieren etc. Das ist wie
Backen in der Mikrowelle mit Dr. Oetker.
Auch die Rezeptemfehlungen hier im Forum gehen häufig in diese Richtung.
Vor allem bei der Hefe geht die Empfehlung oft eher in Richtung
Bequemlichkeit als Authenzität bzw. dem Bierstil angemessenes
Geschmacksprofil. Für mein Verständnis ist es ausgeschlossen, mit einer
englischen obergärigen Trockenhefe und Infusionsverfahren ein deutsches
Märzen zu brauen. Da kann man noch so viel Spezialmalze schütten und den
besten Hopfen reintun, es geht einfach nicht. Ich bilde mir sogar ein, den
Unterschied zu schmecken.
Zurück zum Thema Original und Kopie und was soll das Ganze überhaupt: Ich
will es nicht so gut machen, wie die richtigen Brauereien, sondern besser.
Das geht auch, weil ich sämtliche Aspekte der Wirtschaftlichkeit beim
Hausbrauen außer acht lassen kann. Ich mache jetzt mal nen Punkt. Hat
länger gedauert, weil es für mich bei diesem Thema um das Wesentliche der
ganzen Brauerei geht. Bin gespannt, wie ihr das seht.
Herzliche Grüße
Philipp ____________________ Wer flötet hell und plappert munter
Im Netz kopfüber und kopfunter
Den bittren Trunk verschmäht sie nicht
und hämmert bis die Schale bricht?
Die Braumeise
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Antwort 23 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.9.2010 um 21:29 |
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Hi Phillipp,
ich seh das genau so! Was machen Deine Grutbier- Forschungen?
m.f.g
René
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 24 |
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