Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 11:32 |
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Ich schmeiße mal eine weitere Theorie in die Runde. Den Glycerinabbau.
Manche Hefen erzeugen nicht unerheblich Mengen an Glycerin, welches stark
süß schmeckt. Das sorgt für einen gewissen Gegenpart zur Säure, welche dann
nicht so empfunden wird.
Das Thema wäre dann der Abbau durch Glycerinkinasen...?
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 50 |
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Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 11:33 |
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Ich bin ja nicht beleidigt. Rattenfurz hat ja Recht, dass eine plausible
Lösung noch lange nicht der Wahrheit entsprechen muss. Die Theorie, die ich
gefunden habe scheint mir dennoch eine Möglichkeit der Erklärung zu sein.
Da wir das ganze nicht nachprüfen können, werden wir uns mit Mutmaßungen
und möglichen Erklärungen wohl oder übel zufrieden geben müssen und daher
argumentieren, was dagegen oder dafür spricht. Eine Assoziation der Ester
mit Sauer wäre theoretisch eine Möglichkeit.
Gruß, Ludwig
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Antwort 51 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 11:33 |
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Danke für den Hinweis Stefan
ist doch gut, dass es rund geht. Wir sind schließlich ein Forum von
Hobbybrauern für Hobbybrauer und nebenbei das größte dieser Art weltweit.
Wer bitte sagt, dass wir nicht in der Lage sind, konkrete Aussagen infolge
synergetischer Denk- und Rechercheprozesse zu generieren ?
Ich warte nur drauf, dass sich Kapazitäten wie Ggansde (Dr. der Chemie) in
den Thread einreihen.
Greets Udo ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
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Antwort 52 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 11:33 |
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Zitat von TrashHunter, am 24.7.2013 um
11:29 | Danke für Deine Erläuterungen Jan. Vor
Allen bezüglich der Esterischen Gaukelei. (Nicht esoterisch, sonder
esterisch == von Estern erzeugt)
Das Bild rundet sich zusehends ab.
Und vielleicht ist es ja gerade dieser Thread, der irgendeinen
ausgebildeten Lebensmittelchemiker dazu animiert, dieses nie zuvor gelöste
Rätsel zu lösen.
Alle Welt "weiß", Weizenbier wird nach einer Weile sauer.
NIEMAND scheint die Gründe jemals wirklich wissenschaftlich untersucht zu
haben, denn.... gäbe es eine fundierte Erklärung, dann stünde sie in der
Wiki und im Narziss, Hanghofer, Kling und auch in meinem Buch und es gäbe
diesen Thread nicht in dieser Form
Edith sagt: Stimmt Dale. Säure muss nicht leben
|
Ich bin mir 100% sicher das diese Problem schon einige hundert mal gelöst
wurde. Es würde mich noch nicht mal wundern wenn ich es im Studium 5 mal
gehört hätte und es sich in einigen meiner Mitschriebe befindet. Aber so
ist es halt mit "Wissensmanagement", das richtige Wissen muss zur richtigen
zeit am richtigen Ort sein. daran scheitert es. Ich werde mich im laufe der
Woche mal mit Meister Narziß und Schieberle beschäftigen, die haben dazu
sicherlich auch was zu sagen.
Jan
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Antwort 53 |
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Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 11:37 |
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Und ich bin 100% mir sicher, dass ich darüber noch nie etwas gehört habe
und auch nicht hören werde, da sich mein Studium dem Ende neigt.
Ich durchforste trotzdem mal meine Unterlagen.
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Antwort 54 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 11:43 |
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Schön das ihr meine Theorie vom Glycerinabbau mit so schnöder Missachtung
straft... ..
Glycerin kann über die Glykolyse abgebaut werden. Zitat aus Wikipedia:
Glycerin entsteht beim Abbau von Triglyceriden und kann als Vorstufe der
Glykolyse beziehungsweise Gluconeogenese dienen. Eine cytosolische
Glycerinkinase phosphoryliert Glycerin unter ATP-Verbrauch zu
Glycerin-3-phosphat, welches dann zu Dihydroxyacetonphosphat oxidiert wird.
Entweder wird dies von einer cytosolischen
Glycerin-3-phosphat-Dehydrogenase (cGDH) oder einem membranständigen
Isoenzym im Mitochondrium (mGDH) katalysiert. Bei ersterer wird NAD+, bei
letzterer Ubichinon reduziert.
Auch hier spielt der blöde Sauerstoff wieder eine Rolle... ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 55 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 11:47 |
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Dann gib bitte Gas Jan
Schließlich gilt der ganze Thread doch nur einem Ziel:
Die im Eingangspost definierte Frage schlüssig zu beantworten um dann diese
Antwort zukünftig Fragenden als fundierte Antwort liefern zu können.
Zitat von Dale, am 24.7.2013 um
11:22 | Zitat von TrashHunter, am 24.7.2013 um
11:16 |
Nein, dürften sie nicht haben, da:
Sie entweder pasteurisiert sind, die Hefe also die Esterase ( als
mögliche Ursache) nicht mehr anstoßen kann, (in pasteurisiertem Bier
ist ALLES tot) |
ALLES tot und sauer ist kein Widerspruch. Daher formal nicht richtig, da du
implizierst, dass die Zeit bis zur Pasteurisierung nicht ausreichen würde,
irgendeinen sauren Geschmack entstehen zu lassen...
Vielleicht ist eine Ideensammlung erst mal nicht verkehrt, bevor methodisch
einzelne Hypothesen favorisiert oder angeblich ausgeschlossen werden...
Beste Grüße,
Dale. |
Danke, wieder Etwas gelernt... bezüglich Pasteurisation
Zitat von JanBr, am 24.7.2013 um
11:30 | Zitat: | Nein, dürften sie nicht
haben, da:
Sie entweder pasteurisiert sind, die Hefe also die Esterase (als mögliche
Ursache) nicht mehr anstoßen kann, (in pasteurisiertem Bier ist ALLES
tot)
oder
|
Also das stimmt so nicht. Erstens ist nach einer Pasteurisierung mit
nichten alles tot, sondern Bierverderber sind stark vermindert und stellen
keine Gefahr mehr da. Es ist aber so da einige Enzyme (Proteine) eine
erhebliche hitzeresistenz aufweisen und die moderaten
Pasteurisationstemperaturen bei Bier (in den hohen 70ern) locker wegstecken
können. Also Enzymaktivität (kommt drauf an welcher Enzyme) nach
Pasteurisation. Es gibt ja eine ganze Menge verschiedener Esterasen, und so
können in Milch z.B. nach 8 Sec. @ 85C (das ist mehr als bei der
Bierpasteurisation) noch über 1% aktive Phosphatase (auch eine
Phosphatspaltende Esterase) nachgewiesen werden.
Ausserdem gibt es auch kommerzielle Weissbiere die deutlich sauer sind.
jan |
Auch Dir danke für die tiefer gehende Erläuterung der Thematik
Pasteurisation.
Bezüglich Deiner Anmerkung von im Handel befindlichen sauren
Weizenbieren....
So aus dem Stehgreif fällt mir kein saures Weizenbier ein, welches ich
nicht schon immer als sauer kenne. Das heißt, die Weizenbiere, welche im
Handel und sauer sind, kenne ich nicht anders. Ich würde die Säure bei
diesen Bieren ergo niemals als "Fehler" wahrnehmen.
Was ich aber sicherlich wahrnehmen würde, wäre ein Schöfferhofer Weizen,
welches sauer ist.
Angesichts der auf den Etiketten aufgedruckten MHDs muss ich aber annehmen,
dass es den industriellen Biererzeugern irgendwie gelungen ist, den Prozess
- zu Lasten des Gesamtaromagefüges - derart zu steuern, dass die -
anscheinend latent - vorhandene Säuerung nicht in den Vordergrund rückt.
Aus meiner Sicht war dies die Pasteurisation. Dies aber scheint anhand
Eurer Aussagen nun widerlegt und somit erweitert sich der Fragenkatalog. ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
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Antwort 56 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 11:49 |
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Zitat von flying, am 24.7.2013 um
11:43 | Schön das ihr meine Theorie vom
Glycerinabbau mit so schnöder Missachtung straft... ..
Glycerin kann über die Glykolyse abgebaut werden. Zitat aus Wikipedia:
Glycerin entsteht beim Abbau von Triglyceriden und kann als Vorstufe der
Glykolyse beziehungsweise Gluconeogenese dienen. Eine cytosolische
Glycerinkinase phosphoryliert Glycerin unter ATP-Verbrauch zu
Glycerin-3-phosphat, welches dann zu Dihydroxyacetonphosphat oxidiert wird.
Entweder wird dies von einer cytosolischen
Glycerin-3-phosphat-Dehydrogenase (cGDH) oder einem membranständigen
Isoenzym im Mitochondrium (mGDH) katalysiert. Bei ersterer wird NAD+, bei
letzterer Ubichinon reduziert.
Auch hier spielt der blöde Sauerstoff wieder eine Rolle...
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Ich kann nicht schneller schreiben, als ich lese, René
Und da ich viel schreibe.....
aber ich habe das sehr wohl zur Kenntnis genommen, keine Sorge. Ich klebe
an diesem Thread (hab ja noch Urlaub)
Also Nix für ungut. ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
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Antwort 57 |
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Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 12:00 |
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Das Thema Glycerin wäre auch eine Möglichkeit. Glycerin wird je nach
Hefestamm mehr oder weniger gebildet. Die Gärparameter spielen hier auch
eine große Rolle. Bei manchen Hefestämmen erhöht sich der Glyceringehalt
zwischen Haupt- und Nachgärung, bei manchen fällt er aber auch wieder.
Glycerin hebt die Vollmundigkeit und verbessert den Bittereindruck. Über
einen geschmacklichen Ausgleich der Säure habe ich jedoch leider nichts
gefunden. Ich weiß auch nicht, wie sich der Gehalt bei einer langen
Lagerung verhält.
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Antwort 58 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 24.7.2013 um 12:09 |
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Sorry, hatte ich übersehen. Deinen Weizenbock würde ich auch nicht näher
betrachten wollen, du schreibst ja, dass er direkt sehr sauer war, da
könntest du dir wirklich was durch's Stopfen reingeholt haben.
Zum eigentlichen Thread:
1. Aufgabe: Problem beschreiben und Fragestellung definieren.
2. Literaturrecherche
3. Vielleicht experimentieren zur Verifizierung
Ich glaube, wird stehen eigentlich noch bei Punkt 1:
Das Problem ist, dass Weizenbiere häufig nach einer gewissen Lagerzeit
sauer werden.
Über welche Zeit reden wir? 1 Woche, 1 Monat, 6 Monate, 1 Jahr, 2 Jahre?
Wie sauer denn? Sauer wie Apfel, wie Sauerkirschen, wie Zitrone?
Nicht, dass wir irgendwie aneinander vorbei reden ;-)
Die Thesen hier sind zwar wirklich gut, erfassen aber oft nicht, warum das
eine Spezialität von Weizenbieren ist.
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Antwort 59 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 12:21 |
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Wir reden über eine Zeitpunkt > 3 Wochen ab Beginn der Nachgärung
Nach meinem Dafürhalten reden wir über einen Säuerungsgrad, welcher
ungefähr dem eines Boskopp-Apfels entspricht.
Darüber hinaus stellen wir fest, dass die fruchtigen und zuweilen würzigen
Aromen in Weizenbieren deutlich schneller abflachen, als in anderen Bieren
und dadurch der Säure sensorisch Raum verschaffen.
Wir reden aber NICHT über das klassiche "Umkippen", welches Getränke
oftmals ungenießbar macht oder gar verdirbt.
Weizenbiere, acuh wenn sie bereits sauer sind, sind noch immer genießbar
und bekömmlich (wenn man saure Biere mag). Sie sind aber nicht "schlecht"
im Sinne des allgemeinen Befindens hinsichtlich verdorbener
Lebensmittel.
Ich habe - aus eigener Produktion - erst vor Kurzen ein Weizenbier, gebraut
im Dezember 2011 (das erste Flying) im Keller gefunden und getrunken. Es
war deutlich sauer - Boskopp-Apfel -, bar seiner ursprünglichen Aromen,
ABER trinkbar und bekömmlich. ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
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Antwort 60 |
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Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 12:28 |
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Ich würde sagen, eher in Richtung saurer Apfel (kommt wieder auf den Apfel
an. ). Ein großer Unterschied zwischen Weißbieren und
untergärigen Bieren ist der hohe Estergehalt der Weißbiere. Das Glycerin
stammt übrigens nicht von Triglyceriden (bzw. nur ein Bruchteil davon). Es
wird von der Hefe aus Zucker über das Embden-Meyerhof-Parnas-System
gebildet. Je höher die Gärtemperatur und desto mehr Zucker verstoffwechselt
wurden, desto mehr Glycerin gibt es.
Gruß, Ludwig
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Antwort 61 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 24.7.2013 um 12:31 |
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Also auch nicht so sauer wie eine Gueuze oder ein Kriek?
Ok, von der Art von Säure bin ich nämlich bisher ausgegangen.
Ob die Aromen abflachen und dadurch der Säure Raum schaffen, möchte ich
nicht feststellen. Dass die Aromen abflachen, stimmt. Aber dann wäre der
Gegenschluss ja, dass die Säure von Anfang an drin wäre und das ist
seltsam. Es gäbe noch keine Erklärung, warum dieses Phänomen anscheinend
nur Weizenbiere betrifft.
Im Chat spekulieren wir gerade über braugnoms Fall. Dort war die Würze ja
schon sauer, als gemaischt wurde. Eventuell dürfen wir nicht außer acht
lassen, dass für schwerere Säure auch schon saures Malz in Frage kommt. Das
könnte z.B. mal feucht geworden sein (oder älter, wenn es nicht
verschlossen gelagert wurde). Aber das sind wieder Spekulationen. Ich habe
mal kurz bei Google gesucht, aber auch noch nichts belastbares gefunden.
Das ist eigentlich seltsam.
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Antwort 62 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 24.7.2013 um 12:35 |
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Ist jemand von euch am Freitag/Samstag in Schmöckwitz dabei? Bringt mal so
ein Bier mit, bitte. ;-)
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Antwort 63 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 12:43 |
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Zitat von rattenfurz, am 24.7.2013 um
12:31 | Also auch nicht so sauer wie eine
Gueuze oder ein Kriek?
Ok, von der Art von Säure bin ich nämlich bisher ausgegangen.
Ob die Aromen abflachen und dadurch der Säure Raum schaffen, möchte ich
nicht feststellen. Dass die Aromen abflachen, stimmt. Aber dann wäre der
Gegenschluss ja, dass die Säure von Anfang an drin wäre und das ist
seltsam. Es gäbe noch keine Erklärung, warum dieses Phänomen anscheinend
nur Weizenbiere betrifft.
Im Chat spekulieren wir gerade über braugnoms Fall. Dort war die Würze ja
schon sauer, als gemaischt wurde. Eventuell dürfen wir nicht außer acht
lassen, dass für schwerere Säure auch schon saures Malz in Frage kommt. Das
könnte z.B. mal feucht geworden sein (oder älter, wenn es nicht
verschlossen gelagert wurde). Aber das sind wieder Spekulationen. Ich habe
mal kurz bei Google gesucht, aber auch noch nichts belastbares gefunden.
Das ist eigentlich seltsam. |
Nein, nicht so sauer wie eine Gose, ein Labic oder ein Kriek. Deren Säure
ist stark, aber weich.
(Subjektives Empfinden)
Die Säure der Weizenbiere ist leichter, aber kratzt mehr. Ähnlich der
lactosäure in einem Kefir.
Ich denke, dass Du Nichts wirklich Relevantes im Netz findest, liegt an der
von mir bereits beschriebenen Grundhaltung... ein Weizenbier ist ein
schnelles Bier und wird sauer, wenn es älter wird... basta... mehr braucht
es nicht... es ist so, es war so und es wird so sein. Warum also drüber
nachdenken. ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
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Antwort 64 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 24.7.2013 um 12:49 |
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Zitat von TrashHunter, am 24.7.2013 um
12:43 |
Ich denke, dass Du Nichts wirklich Relevantes im Netz findest, liegt an der
von mir bereits beschriebenen Grundhaltung... ein Weizenbier ist ein
schnelles Bier und wird sauer, wenn es älter wird... basta... mehr braucht
es nicht... es ist so, es war so und es wird so sein. Warum also drüber
nachdenken.
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Nein, das wäre zu einfach. Mein Schneider Nelson Sauvin war auch nicht
merklich sauer und sogar noch richtig gut, trotz der längeren Lagerung.
Im Netz habe ich noch eine These zu Pedicoccen-Infektionen gelesen, die
sehr subtil auftreten (im Vergleich zu Lactos). Die Frage dann wäre: Warum
nicht bei anderen Bieren? Wegen des Hopfens?
Ich habe auch mal einen Braumeister bei einer Weizenbrauerei angeschrieben,
der müsste eigentlich im Thema sein.
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Antwort 65 |
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Posting Freak Beiträge: 739 Registriert: 14.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 12:50 |
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Moinsen...
...ich habe bei vielen meiner Biere (nicht nur Weizen) eine leicht saure
Note schmecken können. Meist tritt sie so ab 4 Wochen auf, ist nur schwach
ausgeprägt aber trotzdem deutlich vorhanden. Die Säure wird auch mit der
Zeit nicht stärker.
Meine bisherigen Theorien waren folgende:
- Aromen durch die Hefe (bei mir immer obergärig und kleiner 25 IBU)
- eine Infektion, die sich nicht weiter ausbreiten kann (z.B. durch
steigenden Alkoholgehalt)
Stellt sich mir folgende Fragen:
- wie alkoholtolerant sind Lactos, bzw. kommt eine solche Infektion
irgendwann zum Erliegen? Gibt es eine einfach Möglichkeit eine Infektion
nachzuweisen?
- jagt Ihr da einem weizentypischen Problem nach, oder fällt dieses
Phänomen beim Weizen nur besonders auf?
Gruß
J.
____________________ Ein gutes Bier, maßvoll genossen, schadet auch in großen Mengen nicht...
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Antwort 66 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 13:04 |
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Laktos schaffen es nur bis ca. 7% Alkohol. Starkbiere sind relativ gut
geschützt. Zumindest vor den meisten Laktos...
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 67 |
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Posting Freak Beiträge: 919 Registriert: 29.9.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 13:11 |
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Ich kann keine Lösung, aber Literaturrecherche dazu liefern:
Eric Warner "German wheat beeer" (S. 40 f) Zusammengefasst und
Übersetzt:
"Weissbier liegt meist im pH-Bereich von 4.0 - 4.4 (für Obergärige relativ
normal)
Liegt der pH-Wert unter 4, so darf angenommen werden, dass eine Infektion
mit Laktobakterien vorlag. Allerdings gibt es auch kommerzielle Vertreter,
die etwas darunter liegen, und dadurch eine markant säuerliche Note
erhalten, was nicht unbedingt schlecht sein muss.
Unter 3,6 pH hört die Freundschaft dann aber auf."
Ein Paar Seiten später:
"Untergärige Biere enthalten in der Regel <100mg/L Laktat. Manche
Weissbiere bringen es auf 165mg/L. (Zum Vergleich: Berliner Weisse bis
3.000mg/L , Lambic bis 10.000mg/L)"
Zuletzt noch einen Satz, den ich einfach auf englisch abtippe:
"The brewhouse work also can affect the pH of the finished product. If the
wort is deficient in amino nitrogen or fermentable sugars, the pH reduction
during fermentation may be sluggish."
Eventuell könnte ja der geschilderte, zögerliche Abfall des pH-Werts
während der Gärung die Infektion durch Laktos erleichtern ?
Gruss
Matthias
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Antwort 68 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 13:11 |
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Zitat: | Bezüglich Deiner
Anmerkung von im Handel befindlichen sauren Weizenbieren....
So aus dem Stehgreif fällt mir kein saures Weizenbier ein, welches ich
nicht schon immer als sauer kenne. Das heißt, die Weizenbiere, welche im
Handel und sauer sind, kenne ich nicht anders. Ich würde die Säure bei
diesen Bieren ergo niemals als "Fehler" wahrnehmen.
Was ich aber sicherlich wahrnehmen würde, wäre ein Schöfferhofer Weizen,
welches sauer ist.
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Aber auch das wäre erklärbar (ich sage nicht das es die Erklärung ist ).
Wenn wir den Gedanken weiter spinnen das der Sauereindruck auf ein
Abbauprodukt eines der Aromakomponenten im Bier zurückzuführen ist, würde
das auch bedeuten es entstehen mehr "sauere" Produkte je mehr Ausgangastoff
vorhanden ist.
Grundsätzlich gibt es ja 4 verschiedene Aromatypen beim Weizen:
1.) Der hefearomatische Typ -> hier ist die Leitsubstanz noch nicht
identifiziert, es scheinen aber einige Schwefelverbindungen und Ester
beteiligt zu sein
2.) Der phenolische Typ -> nelkenaroma mit der Leitsubstanz
4-Vinylguajakol
3.) Der fruchtig estrige Typ -> bananenaroma mit der Leitsubstanz
Isoamylacetat und Ethylacetat
4.) Der neutrale Typ --> neutraler geschmack keine Leitsubstanz
[Quelle: Back, W.: „Ausgewählte Kapitel derBrauereitechnologie“, Nürnberg,
Fachverlag Hans Carl, 2005.]
Die Unterscheide werden fast ausschliesslich durch die enzymatische
Ausstattung der Hefe und durch die Technologie bestimmt.
So, das du noch nie ein saueres Schöfferhofer gertunken hast, könnte jetzt
natürlich darin begründet liegen das schon vorher im Bier keine Ester
vorhanden waren die sich in "säuerliche" Komponenten abbauen könnten, da
Schöfferhofer eindeutig zum neutralen Typ gehört.
Gruß
Jan
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Antwort 69 |
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 13:12 |
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Zitat: | Nein, das wäre zu
einfach. Mein Schneider Nelson Sauvin war auch nicht merklich sauer und
sogar noch richtig gut, trotz der längeren
Lagerung. |
Da gehts mir ähnlich. Mein Mr. Nelson war auch nach 4 Wochen erst richtig gut. Die
Weisweinaromen wurden mit der Lagerung eher besser. Von sauer keine Spur.
Liegt vielleicht auch an der belgischen Hefe und den 27 IBUs.
Stan Hieronymus schreibt in for the love of
Hops dass im Zusammenspiel des gleichen Hopfens mit verschiedenen Hefen
auch verschiedene Hopfenaromen entstehen. Vielleicht beeinflusst da
ja auch die Haltbarkeit.
Gruß
Peter ____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
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Antwort 70 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 24.7.2013 um 13:18 |
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Nur so am Rande, was mir auffällt: Der Nelson Sauvin hat auch mehr als 7
Vol-% Alkohol.
Bei den "Milchsäurebakterien" gibt es ja drei Arten: Den Lactobacillus
kennen wir alle, der rockt mal richtig sauer. Dann gibt es aber u.A. auch
noch die schon angesprochenen Pediokokken, die eher gemütlich an's Werke
gehen, ähnlich wie die Bretts.
Die Frage, die bliebe, wäre also: Warum nicht bei den anderen Hefen sondern
nur beim Weizen?
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Antwort 71 |
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Gast
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erstellt am: 24.7.2013 um 13:18 |
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Möglich wäre auch eine Infektion mit Acetobacter, die sich je nach
Sauerstoffeintrag mehr oder weniger stark ausprägt. Da Acetobacter den EtOH
zu Essigsre. oxidieren und diese wiederum zu CO2 oxidieren können, würde
ich mal auf jeden Fall ein paar Flaschen eine längere Zeit stehen lassen
und später erneut verkosten.
Was mir noch eingefallen ist, ist die Möglichkeit, dass es sich hierbei
schlicht um eine Oxidation handelt. Bei Weissbieren geht der
Oxidationsgeschmack nicht in Richtung "cardboard", sondern in Richtung
"Buttermilch"!
Vllt. hast du ja den Geschmack falsch interpretiert und es ist gar nicht
"sauer"?!?
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 13:20 |
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Zitat von Wizzzz, am 24.7.2013 um
12:50 | Moinsen...
...ich habe bei vielen meiner Biere (nicht nur Weizen) eine leicht saure
Note schmecken können. Meist tritt sie so ab 4 Wochen auf, ist nur schwach
ausgeprägt aber trotzdem deutlich vorhanden. Die Säure wird auch mit der
Zeit nicht stärker.
Meine bisherigen Theorien waren folgende:
- Aromen durch die Hefe (bei mir immer obergärig und kleiner 25 IBU)
- eine Infektion, die sich nicht weiter ausbreiten kann (z.B. durch
steigenden Alkoholgehalt)
Stellt sich mir folgende Fragen:
- wie alkoholtolerant sind Lactos, bzw. kommt eine solche Infektion
irgendwann zum Erliegen? Gibt es eine einfach Möglichkeit eine Infektion
nachzuweisen?
- jagt Ihr da einem weizentypischen Problem nach, oder fällt dieses
Phänomen beim Weizen nur besonders auf?
Gruß
J. |
Moin J
Wir sind hier explizit dem Problem der sauer werdenden Weizenbiere auf
der Spur.
Dass Bier durch Infektionen oder den Nachhall einer Infektion - vor allen
mit Brets und Pedos - recht schnell sauer werden, ist nicht das Thema.
Hier dreht es sich einzig und allein um das Phänomen, dass Weizenbiere
gemessen an anderen Bierstilen sehr schnell an Aromen verlieren UND sich in
diesen Bieren eine deutliche, kratzige, aber nicht scharfe Säure breit
macht.
Ich setze hier gerne noch Einen drauf.
Eines meiner Weizenbiere, gebraut im Herbst 2012 war als Single Hopp mit
Tradition bis unters Dach gehopft. (Nominal 70 IBU, Stopfen nicht
eingerechnet, da davon eher wenig IBU zu erwarten sind) Von der
Vorderwürzhopfung über Aromagabe bis hin zum Stopfen mit 4g / Liter.
Von der Iseomerisierungssituation her also einem IPA ebenbürtig und unter
Garantie hinreichend aseptisch.
Ungeachtet der immensen IBU kollabierten die Aromen des Bieres binnen sechs
Wochen ab Überführung in die Kaltreifung. Was blieb, war die enorme
Bitterung, welche sich im Abgang der Kehle annahm und die deutliche,
trockene Säuerung im Antrunk und in der Mitte.
Das heißt, außer IBU und Säure ging das gesamte Aromaprofil den Bach runter
und ich war froh, lediglich 10 Liter gebraut zu haben. ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
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Antwort 73 |
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Posting Freak Beiträge: 3937 Registriert: 20.7.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 24.7.2013 um 13:21 |
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Zitat: | Nur so am Rande, was mir
auffällt: Der Nelson Sauvin hat auch mehr als 7 Vol-%
Alkohol. |
Interessant, seit wann misst man beim Hopfen irgendwas in Alc. Vol.
Gruß
Peter ____________________ Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier.
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Antwort 74 |
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