Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 10.11.2011 um 19:48 |
|
|
Zitat: | Und das mit dem Wein ist
ein ganz heißes Thema.
Da wird nämlich mal so richtig die Chemiekeule rausgeholt, das Schwefeln
ist ja noch das harmloseste. Man darf ganz legal Zucker in einem gewissen
Maße zugeben, die Säure ausfällen usw.
Das stört aber gar niemand, da es hier kein so extrem emotional
besetztes "Reinheitsgebot" gibt, das uns Deutschen das super Gefühl
gibt, dass nur wir gutes Bier brauen. Wein könnte man ohne Schwefel kaum
haltbar machen, was da an Schönungsmitteln drin ist, ist noch ein anderes
Thema.
Natürlich kann man ein Übel nicht mit einem anderen rechtfertigen, aber
diese Panik vor irgend welchen Zusätzen, und sei es nur unvermälzte
Röstgerste, finde ich beinahe paranoid. |
Ich denke mir auch das es niemanden stoert, weil es halt auch niemand
weiss. Die Winzer waeren bloed wenn sie es an die grosse Glocke hanegen.
Haetten die italienischen Winzer ein Weinreimheitgebot und wir deutschen
wuerden mit all unserer Doppelsalzfaellung, Bentoniten und Umschoenung
ankommen, wuerden es diese bestimmt auch an die grosse Glocke haengen und
zum Politikum machen.
Ich hab mir schon des oefteren eine Eingefangen fuer meine Aussage das der
konsument halt auch oft verarscht werden will.
Er will dran glauben das seine Hasselnusstaefelchen von der schoenen
Muellerin jede einzelne mit der handgebacken werden.
Das Thema Lebensmittel ist paranoid, weil sehr emotional. Leute bekommen
einen Herzkasper weil irgendjemand zur "neuen" Erkentnis kommt das die
schlechte Lebensmittelindustrie z.B. mit auf Phosphorsaeure basierenden
Reinigungmittleln verunreinigtes Milchpulver eingesetzt hat. Man regt sich
uber die Spuren im ppb bereich auf und trinkt genuesslich seine Cola, mit,
ja genau Phosphorsaeure.
Gruss
jan
|
|
Antwort 75 |
|
Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 10.11.2011 um 20:17 |
|
|
Auch ein letztes von mir:
1. Wenn ein Bier nach dem RHG sche.... schmeckt, dann ist es nicht die
Schuld des RHG sondern des Brauers.
2. Selbstverständlich kann jeder seine Kirschen und Kaffeebohnen mit
reinbrauen, dann sollte er es aber nicht mehr Bier nennen.
3. Man kann auch sehr interessante Bier nach dem deutschen RHG brauen, die
trotzdem aus der Einheitsbrühe der Konzerne heraustreten. Das war
und ist mein Bestreben als Hobbybrauer. z.B. durch die Verwendung
des Citras am Besten noch in Verbindung einer fruchtigen Hefe kann man ein
Sommerbier brauen, was wirklich nicht mehr nach altherkömmlichen gewohnten
Bier schmeckt, ABER trotzdem nach dem RHG gebraut ist. Und genau da sehe
ich auch meine Chance was Neues zu machen, ohne mit allen möglichen
Zusätzen den eigentlichen Geschmack des Bieres schlussendlich
möglicherweise zu überdecken.
Aber gut, ich habe schon in Antwort irgendwo auf Seite 1 gesagt, dass die
"Fronten" hier niemals aufeinander zugehen. Eher dreht sich der Globus
rückwärts. Daher lassen wir das einfach - es wird keinen Kompromiss
geben.....
Prost: zur Zeit im Glas. Vollbier von Brauerei Hübner Fränkische Schweiz
zur Zeit in der Lagerung: "Baron von Münchhausen Dunkel"
und "Tigger"-Pils
und die sind alle nach dem RHG
Grüße
Holger
Edit: Kraftausdrücke reduziert!! Sorry!
[Editiert am 10.11.2011 um 20:19 von Holger-Pohl]
____________________
|
|
Antwort 76 |
|
Senior Member Beiträge: 160 Registriert: 31.10.2007 Status: Offline
|
|
erstellt am: 10.11.2011 um 20:28 |
|
|
Juchuh, ich will auch mal! ... aber keine Sorge: nur eine Frage.
Wie ist es möglich, dass die Stralsunder ihr Stöffchen "Glüh-BIER" nennen dürfen? (Der Herr vom CVUA
Sigmaringen, den ich mal am Telefon hatte, wollte mir sogar weiß machen,
dass ich jenseits von RHG mein Gebräu bei Inverkehrbringen nicht mal Ale
oder anders "Bier-assoziativ" nennen dürfte...?! Aber das ist eine andere
traurige Geschichte...)
Grüße,
gillemann.
[Editiert am 10.11.2011 um 20:29 von gillemann]
|
|
Antwort 77 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 10.11.2011 um 20:39 |
|
|
Hi Leute,
also zum Reinheitsgebot werden ich mich nicht äußern. Hab ja schon öfters
erwähnt, dass es mir scheißegal ist .
Mich interessieren nur Biertypen. Und wenn der Biertyp die "Reinheit"
vorschreibt, dann ist das so.
Aber warum zieht ihr euch immer an dem Namen Bier so hoch? Der Begriff ist
meines Wissens etymologisch unklar, stammt vermutlich vom lateinischen
bibere und bedeutet einfach "Getränk".
Ein älterer germanischer Name war Äl, heute noch im englische Ale
wiederzufinden. Oder auch in den skandinavischen Ländern...øl, öl u.s.w.
Die Italiener und Spanier sagen Cervisia oder Cervesia. Dieser Name stammt
direkt von den Römern...Nach Ceres, der Göttin der Feldfrüchte!
Warum der Name "Bier" jetzt exklusiv für Reinheitsgebot-Biere reserviert
sein soll verstehe ich nicht? Das Pilsner, Helles, Märzen u.s.w. nur mit
den 4 Zutaten gebraut werden sollten versteht sich von selbst! Alles andere
gehört verboten...
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 78 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 10.11.2011 um 20:49 |
|
|
Hi gillemann,
das Glühbier ist ein Biermischgetränk! Das steht auch so auf dem Etikett.
Halt so was wie Radlerbier oder Colabier...das darf man wohl auch so aufs
Etikett schreiben?
[Editiert am 10.11.2011 um 20:50 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 79 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 10.11.2011 um 20:53 |
|
|
Zitat: | Warum der Name "Bier"
jetzt exklusiv für Reinheitsgebot-Biere reserviert sein soll verstehe ich
nicht? Das Pilsner, Helles, Märzen u.s.w. nur mit den 4 Zutaten gebraut
werden sollten versteht
|
So jetzt kommen wir zusammen. Historisch gesehen ist nun mal bei uns der
Begriff Bier der fuer Getraenke verwendet wird welche aus vergorenen
gemaelzten Getreide unter Zusatz von hopfen hergestellt wurden (das ist
bestimmt juristisch wieder anders, aber du weisst was ich meine) Diese
Getraenke waren nun mal langezeit durch das RHG und die diversen
Rechtsnachfolger geschuetzt. D.h. der Verbraucher impleziert gewisse
Eigenschaft mit dem namen. Selbes gilt z.B. fuer Eier. Alle Eier ausser
Huehnereier muessen in Deutschland mit dem Namen des Legetieres bezeichnet
werden, also z.B. Entenei.
Also waere der historische Begriff Ale, wuerde ich bei Ale ueber genau die
selben Argumente stolpern.
Meiner Meinung nach waere also der sinnvolle Schritt den ich hier irgendwie
so "raushoere". Das Biergesetz wird wieder verschaeft. Das Ding wird wieder
Reinheitgebot genannt.
Auf allen Bieren muessen natuerlich alle Inhaltsstoffe angegeben sein.
Biere die mit andeen Zutaten als vermaelztem Getreide, Wasser, Hopfen und
Hefe gebraut wurden muesse entweder nicht Bier heissen oder mit dem
Hinweis: Nicht konform mit dem RHG oder Nicht gebraut nach dem RHG versehen
sein.
Waere doch fair, dann wuerde der Konsument darauf hingewiesen werden das
diese Biere eben anders gebraut sind und koennte dann selbst entscheiden ob
er das mag oder nicht.
So jetzt reicht"s dann wirklich.
Jan
|
|
Antwort 80 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 10.11.2011 um 21:08 |
|
|
Hi Jan,
Zitat: | So jetzt reicht"s dann
wirklich. |
das sagt Du immer... Gib doch zu, dass es Dein Lieblingsthema ist
(und immer wieder spannend) Ein Bier ist ein Bier. Ein Getränk aus Getreide!
Dazu würde ich jetzt ein Stout oder ein Abteibier mit etwas Koriander
durchaus dazu zählen...
Wer ein Bier braut und es Märzen, Export, Lager, Pils, Helles nennen will
der sollte sich unbedingt an das RHG halten. Da sollten die Gesetze
wirklich verschärft werden! Bei dem Namen "Bier" sehe ich das nicht so..
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 81 |
|
Posting Freak Beiträge: 829 Registriert: 5.5.2010 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 10.11.2011 um 21:12 |
|
|
Zitat: | Zitat von JanBr:
oder mit dem Hinweis: Nicht konform mit dem RHG oder Nicht gebraut nach dem
RHG versehen sein. |
Ja, so ginge es doch. Das ist doch ein guter Vorschlag.
Grüßle, Tom ____________________ Keine Produkte aus Massenbierhaltung!
|
|
Antwort 82 |
|
Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 07:16 |
|
|
Was mir noch dazu einfällt:
Ein in Deutschland mit Röstgerste gebrautes Stout darf man nicht als "Bier"
verkaufen.
Wenn man auf die Flasche schreibt, dass es nach dem RHG von 1516 gebraut
wurde, muss man sicherlich Strafe bezahlen.
So ein Stout entspricht dem RHG von 1516 (Gerste, Wasser, Hopfen, von Malz
keine Rede).
Ein in Deutschland mit Weizenmalz gebrautes Hefeweizen darf man als "Bier"
verkaufen.
Auf den Flaschen steht selbstverständlich das Sprüchlein von 1516.
So ein Hefeweizen entspricht nicht dem RHG von 1516 (Weizen wurde
verboten).
Wer zum Henker nimmt sich eigentlich das Recht heraus zu definieren, was
ein Bier ist und was nicht?
Wann erfahren die Konsumenten endlich, dass es das RHG von 1516 gar nicht
mehr gibt?
Der Überzeugung bin ich schon länger, da geb ich Dir vollkommen Recht!
Stefan
[Editiert am 11.11.2011 um 07:18 von Boludo]
|
|
Antwort 83 |
|
Senior Member Beiträge: 445 Registriert: 8.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 08:42 |
|
|
Genau! Ich würde mir
als lebensmittelrechtliche Definition die des Zolls wünschen - das wäre so schön einfach... ____________________ "Die Ungeduld hat häufig Schuld." - W. Busch
|
|
Antwort 84 |
|
Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 09:46 |
|
|
Warum ein Stout zum Schutz der Verbraucher kein Bier darf ist mir auch
schleierhaft. Wenn ich hier in ein Irish Pub gehe und einem Guinesstrinker
(davon wissen die meissten nicht mal was ein Stout ist) erkläre, dass er
kein Bier trinkt, würden alle denken ich hätte schon eins zuviel gehabt.
Soll man doch ins RHG reinschreiben "Bier ist ein Getränk aus Getreide,
dessen grösster Teil vermälzt ist."
|
|
Antwort 85 |
|
Posting Freak Beiträge: 1784 Registriert: 27.3.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 10:46 |
|
|
Ich denke das Grundproblem ist folgende:
die meisten Deutschen trinken Pils oder Helles. Davon haben die meisten
eine Lieblingsmarke, der sie weitgehendst treu bleiben. Anderes Bier wird
nur zur Not (z. B. im Urlaub) getrunken.
Ich glaube nicht, dass ein IPA, Ale (außer im Irisch Pub), Kriek oder was
weiß ich überhaupt vom deutschen Biertrinker angenommen würde! Einige
Brauereien stellen Nischenbiere her (z. B. Schneider) die sie aber dann
auch entsprechend exklusiv vermarkten und damit sowieso nicht den
"normalen" Konsumenten ansprechen wollen.
Außerdem, warum SOLLTEN deutsche Brauereien ausländische Sorten brauen? Da
wäre es mir deutlich lieber, sie würden alte, fast ausgestorbene Sorten
(Braunbier, Berliner Weiße) wiederbeleben oder die Grenzen des RHGs mal
ausloten.
____________________ Immer wenn man denkt das Niveau ist schon im Keller, kommt ein Bagger und
hebt noch 4 Etagen aus. (Oliver Kalkofe)
|
|
Antwort 86 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 14:52 |
|
|
Zitat: | Außerdem, warum SOLLTEN
deutsche Brauereien ausländische Sorten brauen? Da wäre es mir deutlich
lieber, sie würden alte, fast ausgestorbene Sorten (Braunbier, Berliner
Weiße) wiederbeleben oder die Grenzen des RHGs mal
ausloten. |
Be brilliant at the basics. Selbst das RHG laesst unermessliche
Moeglichkeiten.
|
|
Antwort 87 |
|
Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 14:58 |
|
|
Und warum sollte man den deutschen Brauereien per Gesetz verbieten,
ausländische Sorten zu brauen?
Oder mal ganz was neues, Stichwort Inovation?
Stefan
[Editiert am 11.11.2011 um 15:04 von Boludo]
|
|
Antwort 88 |
|
Posting Freak Beiträge: 1199 Registriert: 28.7.2002 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 15:43 |
|
|
Hallo,
hinter dem Reinheitsgebot verstecken sich die Einheits- und Massenbiere mit
denen Geld verdient wird. Natürlich gibt es auch andere. Wenn den "Großen"
das RHG nicht passen würde, gäbe es das schon lange nicht mehr. Wir
würden dann vielleicht diskutieren, ob man nicht mal nach dem RHG brauen
sollten.
Gruß
Rainer
|
|
Antwort 89 |
|
Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 16:09 |
|
|
Ich bin mir sicher, dass wenn man das RHG heute Nacht aufheben würde, noch
die nächsten 50 Jahre zu 95% das selbe RHG konforme Bier ohne Chemikalien
in Deutschland gebraut, gekauft und getrunken werden würde. Da sind wir
Deutschen stur.
Man kann die Biere ja immer noch mit dem Märchenspruch von 1516
kennzeichnen, wär ja kein Problem.
Ein Augustiner Kürbisbier muss sicherlich niemand befürchten.
Daher stimmt natürlich Jans Argument, dass eine Liberalisierung des RHG
nicht über Nacht eine unerwartete Biervielfalt über Deutschland bringen
würde.
Aber kleine Brauereien wie z.B. Camba Bavaria könnten Wit Bier,
Röstgerstenbier usw brauen und verkaufen, ohne eine Strafe von mehreren
tausemd Euro befürchten zu müssen und so eine Marktnische besetzen.
In so fern versteh ich die ganze Panikmache überhaupt nicht.
Dass eine Zulassung von z.B. Röstgerste gleichbedeutend mit dem Einsatz von
Chemikalien sein soll, versteh ich immer noch nicht.
Stefan
[Editiert am 11.11.2011 um 16:09 von Boludo]
|
|
Antwort 90 |
|
Senior Member Beiträge: 445 Registriert: 8.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 16:10 |
|
|
Zitat von JanBr, am 9.11.2011 um
20:17 | Deshalb sag ich ja, das RHG gehoert
reformiert und zwar gehoert es wieder verschaerft. Der Begriff Bier
impliziert nun mal bestimmte Inhaltsstoffe und dazu gehoert m.M. nach halt
nicht anderes als Malz, Hopfen, Wasser. |
+
Reinzuchthefe, wer will denn schon auf eine wilde Hefe hoffen? Wobei ich
zumindest keine zwingende Verknüpfung zwischem dem Begriff Bier und RHG
herstellen würde. Die knappste Aussage zur Definition des Begriffs Bier hat
der Zoll - mir zumindest ist das irgendwie sympathisch.
Habe ich was verpasst? Seit wann gibt es
noch das RHG? Es ist doch schon lange nicht mehr als ein Mythos - zumindest
bei den "Großen".
Ich habe sicher nichts gegen das so genannte Reinheitsgebot und von mir aus
kann es auch jeder auf sein Bier drauf schreiben - solange es dem auch
wirklich entspricht. Alles andere ist eine ziemlich verlogene Werbeaussage.
Jan ____________________ "Die Ungeduld hat häufig Schuld." - W. Busch
|
|
Antwort 91 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 16:18 |
|
|
Zitat: | Und warum sollte man den
deutschen Brauereien per Gesetz verbieten, ausländische Sorten zu
brauen?
Oder mal ganz was neues, Stichwort
Inovation? |
Och Stefan, so weit waren wir doch nun schon das das RHG doch eh niemanden
verbietet mit anderen Zutaten zu brauen. Es regelt lediglich die
Bezeichnung der Produkte. Ich bin ja voll auf deiner Seite, Inovation soll
sein und ist gewuenscht. Ich weigere mich nur hier Wege zu oeffnen die mit
Sicherheit ausgenutzt werden und zwar nicht fuer Kreativitaet. Wenn du dir
einen modernen Brauprozess ansiehst, hier ist alles auf Ausbeuteoptimierung
ausgelegt. Das faengt mit dem hohen Loesungsgrad der malze an geht ueber
die Wasseraufbereitung weiter zu den nachguessen (diese dienen schliesslich
auch nur der Ausbeute optimierung und loessen erwiesenermassen auch unedle
Geschmackskomponenten) und endet irgendwo wo rest- und rueckbier wieder zum
Einmaischen verwendet wird. Jetzt erklaer mir warum moderne Brauereien
nicht jeden Weg suchen und ausnutzen sollten die Ausbeute und damit Ihren
gewinn weiter zu optimieren?
Zitat: | Hallo,
hinter dem Reinheitsgebot verstecken sich die Einheits- und Massenbiere mit
denen Geld verdient wird. Natürlich gibt es auch andere. Wenn den "Großen"
das RHG nicht passen würde, gäbe es das schon lange nicht mehr. Wir würden
dann vielleicht diskutieren, ob man nicht mal nach dem RHG brauen sollten.
Gruß
Rainer |
Rainer, das mag jetzt erschreckend fuer dich sein, aber auch das Ziel einer
jeden Brauerei, ob nun micro oder Industrie, die kommerziel arbeitet, ist
es Geld damit zu verdienen um zumindest den Betreiber am Leben zu halten.
Aussedem ist dieses Argument so auch nicht wirklich tragbar. Schau dir die
"Grossen" an. Z.B. InBev oder SAB haben in Europa genug Braustaetten in
denen sie Ihr Bier auch nicht Biergestz konform brauen koennten, das sie
dann nach Deutschland importieren. Das macht keinen Sinn, den nicht RHG
Biere duerfen in Deutschland verkauft werden. Also ist diese Argument fuer
mich hinfaellig.
Ich fuelle mich vielleicht als Brauer auch deshalb angegriffen, da es eine
sehr wichtige Tradition von uns angeht, die fuer sehr, sehr lange Zeit
unser Handwerk und unseren Stand gesichert und bestimmt hat. Es war lange
ein wirklicher Fortschritt der die half die Qualitaet zusichern und der
einer der Gruende ist warum Bayrisches Bier so bekannt ist wie es eben ist.
Deshalb ja auch meine Forderung das RHG zu bereinigen was die
offensichtlichen Irrtuemer angeht und es fuer das Produkt Bier verbindlich
zu machen.
Wasser, Malz, Hopfen und Hefe.
Gruss
Jan
|
|
Antwort 92 |
|
Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 16:22 |
|
|
Zitat: | Och Stefan, so weit
waren wir doch nun schon das das RHG doch eh niemanden verbietet mit
anderen Zutaten zu brauen. Es regelt lediglich die Bezeichnung der
Produkte. Ich bin ja voll auf deiner Seite, Inovation soll sein und ist
gewuenscht. Ich weigere mich nur hier Wege zu oeffnen die mit Sicherheit
ausgenutzt werden und zwar nicht fuer Kreativitaet. Wenn du dir einen
modernen Brauprozess ansiehst, hier ist alles auf Ausbeuteoptimierung
ausgelegt. Das faengt mit dem hohen Loesungsgrad der malze an geht ueber
die Wasseraufbereitung weiter zu den nachguessen (diese dienen schliesslich
auch nur der Ausbeute optimierung und loessen erwiesenermassen auch unedle
Geschmackskomponenten) und endet irgendwo wo rest- und rueckbier wieder zum
Einmaischen verwendet wird. Jetzt erklaer mir warum moderne Brauereien
nicht jeden Weg suchen und ausnutzen sollten die Ausbeute und damit Ihren
gewinn weiter zu optimieren? |
Was hat das mit der Zulassung von Röstgerste, Orangenschalen und Koriander
zu tun?
Wenn man damit die Ausbeute optimieren kann, geb ich Dir natürlich Recht
Stefan
[Editiert am 11.11.2011 um 16:23 von Boludo]
|
|
Antwort 93 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 16:26 |
|
|
Zitat: | Dass eine Zulassung von
z.B. Röstgerste gleichbedeutend mit dem Einsatz von Chemikalien sein soll,
versteh ich immer noch nicht. |
OK, aber wo ziehst du die Grenze. Roestgerste ist OK?. Fruechte sind OK?.
Pflanzenteile sind OK? Andere Mikroorganismen sind OK?
Was ist mit Alginaten gewonnen aus Algen? Was ist mit Enzymen rein
physikalisch aus Pflanzen gewonnen? Was ist mit biotechnologisch gewonnenen
Enzymen oder Aromen die durch Mikroorganismen synthetisiert werden? Waere
nach deine Idee ein Suessstoff wie Acesulfam verboten aber Steviosid (wenn
es in der EU zugelassen wird) erlaubt?
Gruss
Jan
|
|
Antwort 94 |
|
Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 16:36 |
|
|
Zitat von JanBr, am 11.11.2011 um
16:26 | Zitat: | Dass eine Zulassung von
z.B. Röstgerste gleichbedeutend mit dem Einsatz von Chemikalien sein soll,
versteh ich immer noch nicht. |
OK, aber wo ziehst du die Grenze. Roestgerste ist OK?. Fruechte sind OK?.
Pflanzenteile sind OK? Andere Mikroorganismen sind OK?
Was ist mit Alginaten gewonnen aus Algen? Was ist mit Enzymen rein
physikalisch aus Pflanzen gewonnen? Was ist mit biotechnologisch gewonnenen
Enzymen oder Aromen die durch Mikroorganismen synthetisiert werden? Waere
nach deine Idee ein Suessstoff wie Acesulfam verboten aber Steviosid (wenn
es in der EU zugelassen wird) erlaubt?
Gruss
Jan |
Ja klar, rein damit, warum nicht?
Wenn es auf dem Etikett steht kein Problem, von mir aus auch mit einem
großen roten Dreieck auf dem steht "Achtung kein RHG- Bier".
Das würde dann eh kein Schwein hier kaufen.
Die schlimmsten Sachen kann man ja immer noch verbieten, wo ist das
Problem?
Dass Du als gelernter Brauer in gewisser Weise befangen bist und das Ganze
als Ehrensache siehst, ist mir auch verständlich.
Das hindert aber die Brauindustrie auch nicht daran, in ihrer Verzweiflung
immer mehr Biermischgetränke auf den Markt zu bringen, da die Leute ihr
tolles Traditionsprodukt nicht mehr trinken will.
Tradition ist was Tolles, aber es geschehen weltweit viele Veränderungen in
letzter Zeit hin zu kreativeren Bieren, ob es da klug ist, die Scheuklappen
aufzustzen und auf seine Tradition zu pochen wird sich zeigen.
Stefan
[Editiert am 11.11.2011 um 16:39 von Boludo]
|
|
Antwort 95 |
|
Posting Freak Beiträge: 739 Registriert: 14.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 17:21 |
|
|
Wenn ich ein Stout ins Ladenregal stelle wird das in Deutschland
wahrscheinlich deswegen nicht gekauft, weil (fast) keiner weiß was es ist.
Nachdem aber in jeden deutschen Schädel reingehämmert wurde dass hier
aufgrund des RHG des weltbeste Bier gebraut wird ist die Sachlage ja auch
klar: Stout ist irgendeine eklige Sache aus dem Ausland und der
Otto-Normal-Trinker bleibt seinem Fernsehbier treu...
Ich habs schonmal bei einer RHG-Diskussion geschrieben und tu es wieder:
Schafft das Lügengebilde ab und macht eine 100% Kennzeichnungspflicht.
Alles was reinkommt (auch wenns wieder rausgefiltert wird oder weniger als
1 Promille ist) muss in die Inhaltsangabe. Erst dann kann ich als mündiger
Biertrinker entscheiden was ich guten gewissens trinken will.
Gruß
J.
____________________ Ein gutes Bier, maßvoll genossen, schadet auch in großen Mengen nicht...
|
|
Antwort 96 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 17:48 |
|
|
Zitat: | Ich habs schonmal bei
einer RHG-Diskussion geschrieben und tu es wieder: Schafft das Lügengebilde
ab und macht eine 100% Kennzeichnungspflicht. Alles was reinkommt (auch
wenns wieder rausgefiltert wird oder weniger als 1 Promille ist) muss in
die Inhaltsangabe. Erst dann kann ich als mündiger Biertrinker entscheiden
was ich guten gewissens trinken will. |
Dann waere deine Kennzeichnungpflicht eine bei weitem striktere als die
derzeitig gueltige fuer Lebensmittel. Sie waere ausserdem nicht
verwirklichbar, da sie an Ihre Machbarkeitsgrezen stoesst.
Zwei Beispiele womit ich mal versuchen werde dir das vor Augen zu fuehren
(und die evtl. zeigt mit was fuer perfiden Mitteln heute schon gekaempft
wird:
Zink ist wichtig fuer die Hefeernaehrung. Das ist weithin bekannt.
Allerdings darf Zink nicht dem Bier zugestzt werden. Es ist aber durchaus
legal Sauergut (Milch- und/oder Essigauer vergorene Wuerze) in
Zinkgefaessen zu lagern. Diese loessen sich zwar mit der Zeit auf, aber das
Zink geht in Loesung und reichert so die Wuerze an. Das ist uebrigens der
selbe grund warum auch heute noch z.B. Schleifeschuhe am Laeuterbottich
Hackwerk aus Messing gemacht werden. Messing = Kupfer + Zink.
Muesste ich nun nach deiner Vorstellung in Zukunft diese Zink deklarieren?
Wenn ja, was ist mit Spurenelementen die sich aus Edelstahlleitungen
loesen? Was ist mit Rueckstaenden aus Rohstoffen wie Gerste und Hopfen?
Wo willst du die Grenze ziehen?
Das zweite Problem welche Moeglichkeiten mir die Zulassungsverordnung
laesst. Nehmen wir wieder Steviosid. Ich koennte (wenn es zugelassen ist)
Steviosid als Suessstoff deklarieren, ich koennte es aber auch als
natuerliches Extrakt gewonnen aus Stevia rebaudiana bertoni deklarieren.
Wenn ich kaetzerisch sein will sogar aus Kraeuterextrakt gewonnen aus
Honigkraut. Klingt doch viel weniger verfaenglich, oder?
Ich meine kaufst du Saft wenn drauf steht Antioxidationsmittel E300?
Wuerdest du Ihn kaufen wenn drauf steht mit Vitamin- C- Zusatz?
Gruss
Jan
|
|
Antwort 97 |
|
Posting Freak Beiträge: 518 Registriert: 18.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 17:48 |
|
|
Zitat von Boludo, am 11.11.2011 um
16:09 | Ich bin mir sicher, dass wenn man das
RHG heute Nacht aufheben würde, noch die nächsten 50 Jahre zu 95% das selbe
RHG konforme Bier ohne Chemikalien in Deutschland gebraut, gekauft und
getrunken werden würde. Da sind wir Deutschen stur.
Man kann die Biere ja immer noch mit dem Märchenspruch von 1516
kennzeichnen, wär ja kein Problem.
Ein Augustiner Kürbisbier muss sicherlich niemand befürchten.
Daher stimmt natürlich Jans Argument, dass eine Liberalisierung des RHG
nicht über Nacht eine unerwartete Biervielfalt über Deutschland bringen
würde.
Aber kleine Brauereien wie z.B. Camba Bavaria könnten Wit Bier,
Röstgerstenbier usw brauen und verkaufen, ohne eine Strafe von mehreren
tausemd Euro befürchten zu müssen und so eine Marktnische besetzen.
In so fern versteh ich die ganze Panikmache überhaupt nicht.
Dass eine Zulassung von z.B. Röstgerste gleichbedeutend mit dem Einsatz von
Chemikalien sein soll, versteh ich immer noch nicht.
|
Stefan , ich habe den Eindruck du glaubst an
das Gute im Menschen und an besonders gute bei der Radeberger Gruppe oder
Öttinger oder Bitburger. Und warscheinlich glaubst du auch in deinem
Joghurt seien Früchte die am Busch oder auf dem Baum gewachsen sind.
Sicher wird es ohne das RHG einige kleine Brauereien geben die dann ganz
tolle Biere aus weiß der Kuckuck was brauen und somit zur Sortenvielfalt
beitragen würden aber die meisten werden einfach in die Trickkiste greifen
um beim Preiskampf mithalten zu können. Sonst können die ihren Laden
nämlich ganz schnell dicht machen so wie jetzt bei uns Schwelmer.
Gutes Bier hin oder her kostet ne Mark ehh sorry Euro und soviele
Bierliebhaber , abgesehen von uns Hobbybrauern, die sich ständig nach was
neuem umsehen gibt es nicht in Deutschland.
Geh einfach in den Getränkemarkt und schau wovon am meisten Palettenweise
verkauft wird... das sind nicht die Besten sondern die billigsten und wenn
die dann noch teure Rohstoffe durch eine Ampulle FU.. ersetzen können wird
das schneller den Markt bestimmen wie du dein Namen in den Schnee
pinkelst.
Und deshalb bin ich auch füreine Verschärfung des RHG´s und,wie
schon geschrieben,für einen weiteres Kürzel. Meinetwegen MNZ (mit
natürlichen Zutaten) und wo ich weder das eine noch das andere Kürzel auf
dem Etikett finde kann ich halt von einer Chemiekeule ausgehen.
Ob´s dann Bier oder Ale oder Stout heißt ist mir eigentlich Latte denn ich
habe auch gelernt zwischen einem Gorgonzola,Pecorino,Feta,Esrom oder
Harzer zu unterscheiden und nicht einfach nur alles Käse ist.
MvG Antonius
Ach so Edit: Das mit der Verschärfung des RHG mein ich nicht
allgemeingültig und Flächendeckend für Deutschland sonder freiwillig. Von
mir aus kann jeder sein eigenes Süppchen kochen, nur ehrlich draufschreiben
woraus.
[Editiert am 11.11.2011 um 17:58 von Antonius]
____________________ Als ich von den schlimmen Folgen des trinkens laß
gab ich sofort das lesen dran.
|
|
Antwort 98 |
|
Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 11.11.2011 um 18:15 |
|
|
Noch mal Leute.
Ich bin jetzt Antwort 100.
Lasst es sein - es wird keine Einigung geben. Ein Wort gibt das andere, ein
Zitat folgt auf das nächste Zitat.
Und wenn gewisse Anti RHG Brauer nicht immer ihre Meinung als Allheilmittel
der Brauerszene darstellen würden (damit meine ich z.B. den Autor dieses
Tröts) dann würden alle anderen nicht immer gleich als nachvollziehbare
Reaktion Kontra geben.
Also lasst es gut sein, es gibt so viele interessante Themen hier:
z.B. hat Hufpfleger seinen Flaschenfüller in Video Doku eingestellt und
sicherlich gibt es Neuigkeiten von der Brau.....
Beste Grüße
Holger
[Editiert am 11.11.2011 um 18:16 von Holger-Pohl]
____________________
|
|
Antwort 99 |
|