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Autor: Betreff: mal wieder: das geliebte reinheitsgebot
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emjay2812
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 15:20  
@Jevers Zeuge
du hast recht, die Bierlandschaft ist uniform und langweilig. Das liegt aber nicht am RHG sondern an der Brauindustrie und den Käufern.

Ich finde man kann auch mit dem RHG eine Vielzahl unterschiedlichster Bierstile kreiren. Allein wie unterschiedlich ein Pils schmecken kann, finde ich schon faszinierend.


____________________
Immer wenn man denkt das Niveau ist schon im Keller, kommt ein Bagger und hebt noch 4 Etagen aus. (Oliver Kalkofe)
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Bergbock
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 15:26  

Zitat von Jevers Zeuge, am 21.11.2011 um 15:11
...
glaube aber kaum, dass sich einer von uns unter nicht-rhg-bier den einsatz von chemie vorstellt. das überlassen wir doch lieber den brauereien, die nach rhg brauen. aber mit kräutern, obst, kürbis, kaffee, gewürzen kann man einfach tolle sachen machen. selbst wenns nicht immer was wird.
wem eine langweilige, uniforme bierlandschaft lieber ist - bitte sehr.
was mich am ganzen auch noch stört: wenn ich kein bier braue (darf sich schließlich nicht so nennen) - warum soll ich dann biersteuer zahlen? :mad:
prost
jevers zeuge

www.zeugenbraeu.de


Milchsäure zum RA-Einstellen und Aufsalzen mit CaCl2 / CaSO4 ist für mich auch Chemie im Sud.
Bei Roggenbier kommt Pentosanase rein statt Gummirast und bei Maisbier wird mit HT-Amylase gekocht.
Bei hohem Rohfruchtanteil sind durchaus mehrere Enzympräparate im Spiel.
"Mein" RHG beinhaltet durchaus Chemie, aber eben nicht immer. Wenn ich Pils / Bock / Kölsch etc. mache, braue ich nach offiziellem RHG, warum auch nicht?

Frank
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tauroplu
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 15:29  
@Michael: DAS stimmt natürlich auch wieder, danke für’s wieder-ins-Gedächtnis-zurückbringen…


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„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 15:57  

Zitat von emjay2812, am 21.11.2011 um 15:20
@Jevers Zeuge
du hast recht, die Bierlandschaft ist uniform und langweilig. Das liegt aber nicht am RHG sondern an der Brauindustrie und den Käufern.

Ich finde man kann auch mit dem RHG eine Vielzahl unterschiedlichster Bierstile kreiren. Allein wie unterschiedlich ein Pils schmecken kann, finde ich schon faszinierend.


Der deutsche Biermarkt deckt halt nur einen kleinen Teil dessen ab, was in der Welt an Biervielfalt gebraut wird. Was natürlich nicht heißt, dass es sehr gute RHG Biere gibt.
Z.B. Witbier, Triple, Stout, Haferstout, Russian Imperial Stout geht alles nicht.
Warum sollte ich mich also freiwillig beschränken?
Es isst ja auch nicht jemand immer nur Himbeereis, wenn es noch 25 andere Sorten in der Eisdiele gibt :P

Stefan
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jmsanta
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 16:09  

Zitat von Bergbock, am 21.11.2011 um 15:26
[...] ist für mich auch Chemie im Sud.


Warum zum Henker ist der Begriff "Chemie" bloß dermaßen pauschalisierend negativ besetzt? Ich verstehe es nicht!
  • Was ist mit den ganzen Reinigungsmitteln? Auch die landen in Spuren im Sud - "Chemie!"
  • Was ist mit deinem Gärgefäß? Womöglich ist es ein Kunststoffeimer, aus dem sich Weichmacher ("Chemie!") in deinem Sud lösen?
  • Verwendest du irgendwo Dichtungen oder gar Kunststoffschläuche - noch mehr Weichmacher und noch mehr "Chemie"
  • Das schlimmste ist dann ja so eine gefährliche Substanz namens Ethanol - "Chemie!"
  • Über die Zusammensetzung des Hopfens lasse ich mich jetzt besser nicht aus - "Chemie!"
  • [...]

Jeder Sud ist Chemie in einer unglaublichen komplexen Vielfalt - und wenn mein Brauwasser für ein Bier eines bestimmten Typ zu hart/zu weich werden die entsprechenden notwendigen Mineralien/Salze zugesetzt, entfernt oder neutralisiert sei es z.B. mit Hilfe von Sauermalz (das dann Milchsäure enthält - Chemie!) oder eben aufgereinigt in einer exakt definierten Menge.


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Bergbock
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 17:09  

Zitat von jmsanta, am 21.11.2011 um 16:09

Zitat von Bergbock, am 21.11.2011 um 15:26
[...] ist für mich auch Chemie im Sud.


Warum zum Henker ist der Begriff "Chemie" bloß dermaßen pauschalisierend negativ besetzt? Ich verstehe es nicht!
  • Was ist mit den ganzen Reinigungsmitteln? Auch die landen in Spuren im Sud - "Chemie!"
  • Was ist mit deinem Gärgefäß? Womöglich ist es ein Kunststoffeimer, aus dem sich Weichmacher ("Chemie!") in deinem Sud lösen?
  • Verwendest du irgendwo Dichtungen oder gar Kunststoffschläuche - noch mehr Weichmacher und noch mehr "Chemie"
  • Das schlimmste ist dann ja so eine gefährliche Substanz namens Ethanol - "Chemie!"
  • Über die Zusammensetzung des Hopfens lasse ich mich jetzt besser nicht aus - "Chemie!"
  • [...]

Jeder Sud ist Chemie in einer unglaublichen komplexen Vielfalt - und wenn mein Brauwasser für ein Bier eines bestimmten Typ zu hart/zu weich werden die entsprechenden notwendigen Mineralien/Salze zugesetzt, entfernt oder neutralisiert sei es z.B. mit Hilfe von Sauermalz (das dann Milchsäure enthält - Chemie!) oder eben aufgereinigt in einer exakt definierten Menge.


Ich meinte es auch gar nicht negativ, im Gegenteil.
Ich wollte nur zeigen, wie verlogen die Diskussion um "Chemie" im Bier ist. Milchsäure aus Sauermalzsud - ja, techn. Milchsäure - nein.
Usw. usf.
Mich stören ja auch technische Enzyme nicht.

Frank
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jonnymidnight
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 17:16  

Zitat von Boludo, am 21.11.2011 um 12:05


Sag mir bitte einen vernünftigen Grund, warum ich mich daran halten sollte.


Stefan


Brauerehre!!! Ich persönlich finde es anspruchsvoller aus nur 4 Zutaten eine Vielzahl von Bieren zu brauen. In meine Biere kommt auf jeden Fall nur Wasser, Hopfen, Malz (ja, auch Weizenmalz) und Hefe. Es gibt so viele Möglichkeiten den Geschmack zu beeinflussen dass ich bisher noch nicht das Verlangen gehabt habe Gewürze o.ä. zu verwenden. Abgesehen davon kann hier doch eh jeder in seinen Kessel kippen was er will, desshalb braut mann doch selbst um zu versuchen seinem Geschmacklichem Ideal an nächsten zu kommen.


[Editiert am 21.11.2011 um 17:17 von jonnymidnight]



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jmsanta
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@Bergbock:
dann hatte ich dich falsch verstanden - sorry! - mal davon abgesehen, daß ich mit techn. Enzymen ein Problem habe, aber das ist ein anderes Thema und halte es da wie der olle Fritz: Jeder soll nach seiner Facon selig werden!


Zitat von jonnymidnight, am 21.11.2011 um 17:16
Brauerehre!!! Ich persönlich finde es anspruchsvoller aus nur 4 Zutaten eine Vielzahl von Bieren zu brauen. In meine Biere kommt auf jeden Fall nur Wasser, Hopfen, Malz (ja, auch Weizenmalz) und Hefe. [...]

So sorry, aber die Verwendung von Reinzuchthefen ist nicht vorgesehen.


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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 17:28  
Jetzt geraten hier ein paar Dinge durcheinander:
Das RHG der deutschen Bierindustrie und die Frage, ob man sich als Hobbybrauer selber dran halten will.

Zu ersterm möchte ich noch mal den Vergleich mit der Eisdiele bringen:
Man stelle sich mal vor, nur Schokoladen und Vanilleeis dürfte man per Gesetz in Deutschland als Eis verkaufen, Pistazien/Straciatella/Walnuss/Himbeer/Zitronen/Haselnusseis gelten aber seltsamerweise als chemieverseucht. Nichts anderes passiert bei uns mit Bier, nur sind fast alle auch noch mächtig stolz drauf.

Zu zweiterem: Was jemand daheim in den Kessel wirft ist beim besten Willen jedem selber überlassen und ich hab gar nichts dagegen, wenn jemand sich streng an das RHG hält, wie könnt ich auch?
Wenn dann aber jemand, wie schon vorgekommen, einen kompletten 80 Liter Weizensud wegkippen will, weil er die Speise vergessen hat und Angst vor Zucker hat, dann kann ich das nicht mehr so ganz nachvollziehen.

Die Feindseligkeit dem RHG gegenüber kommt bei mir daher, dass die ganze Sache ziemlich verlogen ist und mit 1516 nichts zu tun hat. Ich kann Desinformation nicht leiden.


Stefan


[Editiert am 21.11.2011 um 17:32 von Boludo]
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jonnymidnight
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 17:33  
...ich wusste es ich hätte es lassen sollen. Hefe war nicht vorgesehen weil kein Mensch was davon gewusst hat. Egal, ich lass das einfach mit dem Thema.


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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 17:37  
Doch, Hefe war bekannt, die Bäcker haben sich sogar drum gestritten, wer die Brauereihefe bekam.
Sie wurde nur nicht als wichtig genug angesehen, im RHG erwähnt zu werden.

Zitat aus dem link:

Zitat:
Ganz Schlaue meinen, dass ja ohne Bierhefe keine Gärung zustande käme – dass man davon aber 1516 noch keine Ahnung gehabt hätte, weshalb die Hefe auch nicht erwähnt worden sei. Das aber ist historisch nicht haltbar: Zwar wurde die biochemische Funk­tion der Hefe tatsächlich erst im 19. Jahrhundert durch Louis ­Pasteur (in »Études sur la bière«, 1876) korrekt beschrieben – doch im Bayernland wusste man aus praktischer Erfahrung, dass man Hefen vom vorigen Brau- und Gärvorgang ernten und dem Jungbier zugeben musste, um konstante Qualität produzieren zu können. Mehr noch: Am bayerischen Hof war das bekannt, denn im Münchener Bäcker-und-Brauer-Streit hat Herzog Albrecht IV. mit dem Beinamen »der Weise« schlichtend eingegriffen und festgelegt, dass die Bäcker ihre Backhefe von den Münchner Bierbrauern beziehen mussten.


Und zur Chemiepanik: Das giftigste im Bier ist immer noch der Alkohol ;)

Stefan


[Editiert am 21.11.2011 um 17:51 von Boludo]
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Wizzzz
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 18:19  
Aber dass RHG behauptet dass ausschließlich bestimmte Stoffe im Bier sind, trotzdem aber diverse Dinge mehr reingetan werden...
Darin sind sich doch alle einig, oder?


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Ein gutes Bier, maßvoll genossen, schadet auch in großen Mengen nicht...
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Bierjunge
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 18:32  

Zitat von Boludo, am 21.11.2011 um 17:37
Doch, Hefe war bekannt, die Bäcker haben sich sogar drum gestritten, wer die Brauereihefe bekam.
Sie wurde nur nicht als wichtig genug angesehen, im RHG erwähnt zu werden.

Meine These dazu:
Die Hefe wurde einfach deshalb nicht erwähnt, weil sie vom Brauer nicht extern erworben wurde. Und das RHG wollte urspr. den Markt bzw. die Verwendung von Rohstoffen regeln.

Natürlich ist die immer wieder gehörte Behauptung quatsch, 1516 habe man noch keine Hefe gekannt. Man war ja nicht blind und hat durchaus bemerkt, dass sich da ein beiges "Zeug" (das man dann auch so nannte) im Bottich absetzte. Und dass nach Zugabe dieses Zeugs die neuen Sude besser ankommen, wusste man ebenso, wie dass die Bäcker sich drum rissen. Man verstand die Hefe zwar nicht, aber man kannte sie durchaus!

Also: Ich gehe davon aus, dass das damalige RHG schlicht diejenigen Dinge regulierte, die von außen in die Brauerei eingebracht wurden:

Das Zeug gedieh in der Brauerei, musste also nicht eingebracht werden. Und damals mälzten eh fast alle Brauereien selber. Großmälzereien gab es noch nicht. Was wurde also eingekauft? Gerste! Dass die dann vom Brauer/Mälzer in Eigeninteresse (um verzuckert werden zu können) gemälzt wurde, wurde wahrscheinlich als selbstverständlich angenommen und bedurfte daher auch nicht der Regulierung (und somit nicht der Erwähnung).

Moritz


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Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren werden.
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Wizzzz
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 19:16  
Das klingt auf jeden Fall plausibel...

Und selbst wenn man von der Hefe mal absieht wird ins Bier mehr reingetan als das RHG auflistet. Also ist und bleibt es eine Irreführung des Verbrauchers...


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JanBr
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 20:57  

Zitat:
Zu ersterm möchte ich noch mal den Vergleich mit der Eisdiele bringen:
Man stelle sich mal vor, nur Schokoladen und Vanilleeis dürfte man per Gesetz in Deutschland als Eis verkaufen, Pistazien/Straciatella/Walnuss/Himbeer/Zitronen/Haselnusseis gelten aber seltsamerweise als chemieverseucht. Nichts anderes passiert bei uns mit Bier, nur sind fast alle auch noch mächtig stolz drauf.




Um bei deinem Beispiel zu bleiben. Du duerftest natuerlich auch Pistazien/ Straciatella/ Walnuss usw. verkaufen, du duerftest es aber nicht Schokoladen- oder Vanille Eis nennen und das macht fuer mich gehoerig Sinn.

Gruss

Jan
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 21:39  
Es macht aber keinen Sinn, nur Vanille- und Schokoladeneis als Eis bezeichnen zu dürfen und alle anderen Eissorten per Gesetz nicht ;)
Lassen wir das lieber bleiben, Vergleiche hinken immer...

Stefan
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Jevers Zeuge
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 21:42  
willi IV wusste damals schon, wie man das volk verarschen musste, gab sich gnädig und verfügte "gerste fürs bier, weizen fürs brot, auf dass mein volk keinen hunger leiden möge"
selbstverständlich durfte auch mit ihro gnaden erlaubnis weiterhin mit weizen gebraut werden - gegen entrichtung von harten talern.

spannend wär doch die frage, wie es mit dem rhg vor dem krieg oder im vorletzten jahrhundert stand. hat da jemand ahnung?


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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 21:47  
Das Problem ist, dass das RHG von 1516 gar kein Lebensmittelgesetz war, sondern die Verwendung von Weizen regeln sollte.
Die Sache mit "dem ältesten Lebensmittelgesetz der Welt" wurde irgend wann im letzten Jahrhundert von der Bierindustrie erfunden, obwohl das RHG jahrhundertelang in Deutschland gar keine Rolle gespielt hat.
Alles nur Marketing, und ich muss zugeben, das hat prima geklappt, die Leute glauben es heute immer noch.

Stefan
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JanBr
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 21:50  

Zitat:
spannend wär doch die frage, wie es mit dem rhg vor dem krieg oder im vorletzten jahrhundert stand. hat da jemand ahnung?



Ich weiss von einer Brauerei in der ich gearbeitet habe (tiefstes Bayern), dass diese immer nach dem RHG gebraut hat, weil wohl damals die Strafen wirklich sehr hoch waren und vorallem der Braumeister sehr schnell seinen Ruf verlieren konnte was damals gelichbedeutend mit einem Berufverbot war.

Im Krieg hat die Brauerei zeitweise den Sudbetrieb eingestellt. Das Bier wurde erst immer duenner (bis runter auf 4P). Es wurde aber scheinbar zur keiner Zeit mit anderen Zutaten gebraut, sondern dann der Betrieb eingestellt als keine Gerste mehr vorhanden war (die Brauerei hat bis Ende der 1980er selbst gemaelzt).

Lustigerweise hat aber einer der Brauer erzaehlt das privat sehr wohl jede Art von Extrakt verbraut wurde.

Gruss

Jan
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 21:54  

Zitat:
Die Sache mit "dem ältesten Lebensmittelgesetz der Welt" wurde irgend wann im letzten Jahrhundert von der Bierindustrie erfunden, obwohl das RHG jahrhundertelang in Deutschland gar keine Rolle gespielt hat.
Alles nur Marketing, und ich muss zugeben, das hat prima geklappt, die Leute glauben es heute immer noch.




Hast du hierfuer Belege die dich zu dieser Annahme kommen lassen.

Ich hab mehrere historische Buecher die sich mit dem Thema Brauen in der Vergangenheit beschaeftigen. Es ist an verschiedenen Stellen von Verfahren gegen Bierpanscher und Brauer die Rede die unerlaubte Zutaten verwendet haben.

Ich denke also das die diversen RHG (nicht nur das von 1516) sehr wohl einem damaligen Lebenmittelgesetz gleich kamen.

Jan
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 21:58  
hab die frage mal an günther thömmes geschickt. der ist aufgrund seiner bierzauberer-bücher ja historisch bewandert. in dem bereich hoffentlich auch.


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smilies/puzzled.gif erstellt am: 21.11.2011 um 22:04  

Zitat von Boludo, am 21.11.2011 um 21:47
Das Problem ist, dass das RHG von 1516 gar kein Lebensmittelgesetz war, sondern die Verwendung von Weizen regeln sollte.
...


Wenn man sich das mal überlegt: Da hält man an einem Gesetz fest, welches vor Jahrhunderten ein ganz anderes Problem gelöst hat.

Muss dann wohl als Teil der deutschen Folklore betrachtet werden.
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red_folder.gif erstellt am: 21.11.2011 um 22:18  
Hi Leute,

tatsächlich wurde nach den "Hungerjahren" die zur Erlassung des Reinheitsgebotes geführt haben (es wurde ja der Weizen explizit verboten) recht schnell wieder Weizenbier z. B. mit Koriander gebraut.
Bis ins 19. Jahrhundert dürften auch Sauerbiere, Grutbiere, Fuchtbiere u.s.w. eine große Rolle gespielt haben. Das Danziger Jopenbier, ein medizinartiges Getränk aus ~45° P vergoren mit Schimmel, Hefen und Bakterien war bis 1800 ein Verkaufsschlager und damals "weltbekannt".

Parallel dazu gab es natürlich die RHG-Bier Typen. Der unaufhaltsame Vormarsch begann erst mit der Erfindung und Anwendung der Linde-Kältemaschine...


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Boludo
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Zitat von JanBr, am 21.11.2011 um 21:54

Zitat:
Die Sache mit "dem ältesten Lebensmittelgesetz der Welt" wurde irgend wann im letzten Jahrhundert von der Bierindustrie erfunden, obwohl das RHG jahrhundertelang in Deutschland gar keine Rolle gespielt hat.
Alles nur Marketing, und ich muss zugeben, das hat prima geklappt, die Leute glauben es heute immer noch.




Hast du hierfuer Belege die dich zu dieser Annahme kommen lassen.

Ich hab mehrere historische Buecher die sich mit dem Thema Brauen in der Vergangenheit beschaeftigen. Es ist an verschiedenen Stellen von Verfahren gegen Bierpanscher und Brauer die Rede die unerlaubte Zutaten verwendet haben.

Ich denke also das die diversen RHG (nicht nur das von 1516) sehr wohl einem damaligen Lebenmittelgesetz gleich kamen.

Jan


Ich weiß, wikipedia ist jetzt nicht unbedingt die Superquelle, aber in dem Artikel zum RHG steht z.B. folgendes:

Zitat:
Entgegen der heute weit verbreiteten Auffassung einer Kontinuität des Reinheitsgebots bestand die in der bayrischen Landesordung von 1516 erlassene Brauvorschrift nur kurz. Bereits ein herzoglicher Erlass von 1551 erlaubte Koriander und Lorbeer als weitere Zutaten bayrischer Biere und verbot dagegen ausdrücklich die Verwendung von Bilsenkraut und Seidelbast. Die bayrische Landesverordnung von 1616 ließ zudem Salz, Wacholder und Kümmel zur Bierproduktion zu.[6]
1548 erhielt der Freiherr von Degenberg das Privileg, nördlich der Donau Weizenbier zu brauen, obwohl Weizen gemäß dem bayrischen Reinheitsgebot von 1516 zum Bierbrauen nicht zulässig war. Als 1602 das Geschlecht der Grafen von Degenberg ausstarb, fiel das Privileg zum Weizenbierbrauen an den Herzog Maximilian I. zurück, woraufhin dieser mehrere Weizenbierbrauhäuser errichtete.
Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde das Verbot, zur Bierherstellung andere Zutaten als Gerstenmalz und Hopfen zu verwenden, wieder gesetzlich verankert, zum Beispiel im Landtagsabschied vom 10. November 1861, in der Aufhebung das Biertarifs vom 19. Mai 1865 und im Malzaufschlagsgesetz aus dem Jahr 1868.


Von wegen 500 Jahre deutsches RHG, da gibt es eine ziemliche Lücke.

Stefan


[Editiert am 21.11.2011 um 22:21 von Boludo]
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merkwürdigerweise erwähnen all die brauereien, die sich des rhg rühmen nie, dass im erlass auch der preis geregelt war. also wenn schon streng nach rhg, dann bitte auch konsequent :D


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