Posting Freak Beiträge: 1784 Registriert: 27.3.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 15:20 |
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@Jevers Zeuge
du hast recht, die Bierlandschaft ist uniform und langweilig. Das liegt
aber nicht am RHG sondern an der Brauindustrie und den Käufern.
Ich finde man kann auch mit dem RHG eine Vielzahl unterschiedlichster
Bierstile kreiren. Allein wie unterschiedlich ein Pils schmecken kann,
finde ich schon faszinierend.
____________________ Immer wenn man denkt das Niveau ist schon im Keller, kommt ein Bagger und
hebt noch 4 Etagen aus. (Oliver Kalkofe)
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Antwort 175 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 15:26 |
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Zitat von Jevers Zeuge, am 21.11.2011 um
15:11 | ...
glaube aber kaum, dass sich einer von uns unter nicht-rhg-bier den einsatz
von chemie vorstellt. das überlassen wir doch lieber den brauereien, die
nach rhg brauen. aber mit kräutern, obst, kürbis, kaffee, gewürzen kann man
einfach tolle sachen machen. selbst wenns nicht immer was wird.
wem eine langweilige, uniforme bierlandschaft lieber ist - bitte sehr.
was mich am ganzen auch noch stört: wenn ich kein bier braue (darf sich
schließlich nicht so nennen) - warum soll ich dann biersteuer zahlen?
prost
jevers zeuge
www.zeugenbraeu.de
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Milchsäure zum RA-Einstellen und Aufsalzen mit
CaCl2 / CaSO4 ist für mich auch Chemie im Sud.
Bei Roggenbier kommt Pentosanase rein statt Gummirast und bei Maisbier wird
mit HT-Amylase gekocht.
Bei hohem Rohfruchtanteil sind durchaus mehrere Enzympräparate im Spiel.
"Mein" RHG beinhaltet durchaus Chemie, aber eben nicht immer. Wenn ich Pils
/ Bock / Kölsch etc. mache, braue ich nach offiziellem RHG, warum auch
nicht?
Frank
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Antwort 176 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 15:29 |
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@Michael: DAS stimmt natürlich auch wieder, danke für’s
wieder-ins-Gedächtnis-zurückbringen…
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 15:57 |
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Zitat von emjay2812, am 21.11.2011 um
15:20 | @Jevers Zeuge
du hast recht, die Bierlandschaft ist uniform und langweilig. Das liegt
aber nicht am RHG sondern an der Brauindustrie und den Käufern.
Ich finde man kann auch mit dem RHG eine Vielzahl unterschiedlichster
Bierstile kreiren. Allein wie unterschiedlich ein Pils schmecken kann,
finde ich schon faszinierend. |
Der deutsche Biermarkt deckt halt nur einen kleinen Teil dessen ab, was in
der Welt an Biervielfalt gebraut wird. Was natürlich nicht heißt, dass es
sehr gute RHG Biere gibt.
Z.B. Witbier, Triple, Stout, Haferstout, Russian Imperial Stout geht alles
nicht.
Warum sollte ich mich also freiwillig beschränken?
Es isst ja auch nicht jemand immer nur Himbeereis, wenn es noch 25 andere
Sorten in der Eisdiele gibt
Stefan
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Antwort 178 |
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Senior Member Beiträge: 445 Registriert: 8.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 16:09 |
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Warum zum Henker ist der Begriff "Chemie" bloß dermaßen pauschalisierend
negativ besetzt? Ich verstehe es nicht!
- Was ist mit den ganzen Reinigungsmitteln? Auch die
landen in Spuren im Sud - "Chemie!"
- Was ist mit deinem Gärgefäß? Womöglich ist es ein Kunststoffeimer, aus
dem sich Weichmacher ("Chemie!") in deinem Sud
lösen?
- Verwendest du irgendwo Dichtungen oder gar Kunststoffschläuche - noch
mehr Weichmacher und noch mehr "Chemie"
- Das schlimmste ist dann ja so eine gefährliche Substanz namens Ethanol
- "Chemie!"
- Über die Zusammensetzung des Hopfens lasse ich mich jetzt besser
nicht aus - "Chemie!"
- [...]
Jeder Sud ist Chemie in einer unglaublichen komplexen Vielfalt - und wenn
mein Brauwasser für ein Bier eines bestimmten Typ zu hart/zu weich werden
die entsprechenden notwendigen Mineralien/Salze zugesetzt, entfernt oder
neutralisiert sei es z.B. mit Hilfe von Sauermalz (das dann Milchsäure
enthält - Chemie!) oder eben aufgereinigt in einer exakt definierten Menge. ____________________ "Die Ungeduld hat häufig Schuld." - W. Busch
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Antwort 179 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 17:09 |
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Zitat von jmsanta, am 21.11.2011 um
16:09 |
Warum zum Henker ist der Begriff "Chemie" bloß dermaßen pauschalisierend
negativ besetzt? Ich verstehe es nicht!
- Was ist mit den ganzen Reinigungsmitteln? Auch die
landen in Spuren im Sud - "Chemie!"
- Was ist mit deinem Gärgefäß? Womöglich ist es ein Kunststoffeimer, aus
dem sich Weichmacher ("Chemie!") in deinem Sud
lösen?
- Verwendest du irgendwo Dichtungen oder gar Kunststoffschläuche - noch
mehr Weichmacher und noch mehr "Chemie"
- Das schlimmste ist dann ja so eine gefährliche Substanz namens Ethanol
- "Chemie!"
- Über die Zusammensetzung des Hopfens lasse ich mich jetzt besser
nicht aus - "Chemie!"
- [...]
Jeder Sud ist Chemie in einer unglaublichen komplexen Vielfalt - und wenn
mein Brauwasser für ein Bier eines bestimmten Typ zu hart/zu weich werden
die entsprechenden notwendigen Mineralien/Salze zugesetzt, entfernt oder
neutralisiert sei es z.B. mit Hilfe von Sauermalz (das dann Milchsäure
enthält - Chemie!) oder eben aufgereinigt in einer exakt definierten Menge.
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Ich meinte es auch gar nicht negativ, im Gegenteil.
Ich wollte nur zeigen, wie verlogen die Diskussion um "Chemie" im Bier ist.
Milchsäure aus Sauermalzsud - ja, techn. Milchsäure - nein.
Usw. usf.
Mich stören ja auch technische Enzyme nicht.
Frank
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Antwort 180 |
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Posting Freak Beiträge: 515 Registriert: 23.6.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 17:16 |
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Brauerehre!!! Ich persönlich finde es anspruchsvoller aus nur 4 Zutaten
eine Vielzahl von Bieren zu brauen. In meine Biere kommt auf jeden Fall nur
Wasser, Hopfen, Malz (ja, auch Weizenmalz) und Hefe. Es gibt so viele
Möglichkeiten den Geschmack zu beeinflussen dass ich bisher noch nicht das
Verlangen gehabt habe Gewürze o.ä. zu verwenden. Abgesehen davon kann hier
doch eh jeder in seinen Kessel kippen was er will, desshalb braut mann doch
selbst um zu versuchen seinem Geschmacklichem Ideal an nächsten zu kommen.
[Editiert am 21.11.2011 um 17:17 von jonnymidnight]
____________________
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Antwort 181 |
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Senior Member Beiträge: 445 Registriert: 8.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 17:25 |
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@Bergbock:
dann hatte ich dich falsch verstanden - sorry! - mal davon abgesehen, daß
ich mit techn. Enzymen ein Problem habe, aber das ist ein anderes Thema und
halte es da wie der olle Fritz: Jeder soll nach seiner Facon selig
werden!
Zitat von jonnymidnight, am 21.11.2011 um
17:16 | Brauerehre!!! Ich persönlich finde es
anspruchsvoller aus nur 4 Zutaten eine Vielzahl von Bieren zu brauen. In
meine Biere kommt auf jeden Fall nur Wasser, Hopfen, Malz (ja, auch
Weizenmalz) und Hefe. [...] |
So sorry, aber die
Verwendung von Reinzuchthefen ist nicht vorgesehen. ____________________ "Die Ungeduld hat häufig Schuld." - W. Busch
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Antwort 182 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 17:28 |
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Jetzt geraten hier ein paar Dinge durcheinander:
Das RHG der deutschen Bierindustrie und die Frage, ob man sich als
Hobbybrauer selber dran halten will.
Zu ersterm möchte ich noch mal den Vergleich mit der Eisdiele bringen:
Man stelle sich mal vor, nur Schokoladen und Vanilleeis dürfte man per
Gesetz in Deutschland als Eis verkaufen,
Pistazien/Straciatella/Walnuss/Himbeer/Zitronen/Haselnusseis gelten aber
seltsamerweise als chemieverseucht. Nichts anderes passiert bei uns mit
Bier, nur sind fast alle auch noch mächtig stolz drauf.
Zu zweiterem: Was jemand daheim in den Kessel wirft ist beim besten Willen
jedem selber überlassen und ich hab gar nichts dagegen, wenn jemand sich
streng an das RHG hält, wie könnt ich auch?
Wenn dann aber jemand, wie schon vorgekommen, einen kompletten 80 Liter
Weizensud wegkippen will, weil er die Speise vergessen hat und Angst vor
Zucker hat, dann kann ich das nicht mehr so ganz nachvollziehen.
Die Feindseligkeit dem RHG gegenüber kommt bei mir daher, dass die ganze
Sache ziemlich verlogen ist und mit 1516 nichts zu tun hat. Ich kann
Desinformation nicht leiden.
Stefan
[Editiert am 21.11.2011 um 17:32 von Boludo]
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Antwort 183 |
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Posting Freak Beiträge: 515 Registriert: 23.6.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 17:33 |
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...ich wusste es ich hätte es lassen sollen. Hefe war nicht vorgesehen weil
kein Mensch was davon gewusst hat. Egal, ich lass das einfach mit dem
Thema. ____________________
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Antwort 184 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 17:37 |
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Doch, Hefe war bekannt, die Bäcker haben sich sogar drum gestritten, wer
die Brauereihefe bekam.
Sie wurde nur nicht als wichtig genug angesehen, im RHG erwähnt zu
werden.
Zitat aus dem link:
Zitat: | Ganz Schlaue meinen,
dass ja ohne Bierhefe keine Gärung zustande käme – dass man davon aber 1516
noch keine Ahnung gehabt hätte, weshalb die Hefe auch nicht erwähnt worden
sei. Das aber ist historisch nicht haltbar: Zwar wurde die biochemische
Funktion der Hefe tatsächlich erst im 19. Jahrhundert durch Louis Pasteur
(in »Études sur la bière«, 1876) korrekt beschrieben – doch im Bayernland
wusste man aus praktischer Erfahrung, dass man Hefen vom vorigen Brau- und
Gärvorgang ernten und dem Jungbier zugeben musste, um konstante Qualität
produzieren zu können. Mehr noch: Am bayerischen Hof war das bekannt, denn
im Münchener Bäcker-und-Brauer-Streit hat Herzog Albrecht IV. mit dem
Beinamen »der Weise« schlichtend eingegriffen und festgelegt, dass die
Bäcker ihre Backhefe von den Münchner Bierbrauern beziehen
mussten. |
Und zur Chemiepanik: Das giftigste im Bier ist immer noch der Alkohol
Stefan
[Editiert am 21.11.2011 um 17:51 von Boludo]
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Antwort 185 |
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Posting Freak Beiträge: 739 Registriert: 14.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 18:19 |
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Aber dass RHG behauptet dass ausschließlich bestimmte Stoffe im Bier sind,
trotzdem aber diverse Dinge mehr reingetan werden...
Darin sind sich doch alle einig, oder?
____________________ Ein gutes Bier, maßvoll genossen, schadet auch in großen Mengen nicht...
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Antwort 186 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 21.11.2011 um 18:32 |
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Zitat von Boludo, am 21.11.2011 um
17:37 | Doch, Hefe war bekannt, die Bäcker
haben sich sogar drum gestritten, wer die Brauereihefe bekam.
Sie wurde nur nicht als wichtig genug angesehen, im RHG erwähnt zu
werden. |
Meine These dazu:
Die Hefe wurde einfach deshalb nicht erwähnt, weil sie vom Brauer nicht
extern erworben wurde. Und das RHG wollte urspr. den Markt bzw. die
Verwendung von Rohstoffen regeln.
Natürlich ist die immer wieder gehörte Behauptung quatsch, 1516 habe man
noch keine Hefe gekannt. Man war ja nicht blind und hat durchaus bemerkt,
dass sich da ein beiges "Zeug" (das man dann auch so nannte) im Bottich
absetzte. Und dass nach Zugabe dieses Zeugs die neuen Sude besser ankommen,
wusste man ebenso, wie dass die Bäcker sich drum rissen. Man verstand die
Hefe zwar nicht, aber man kannte sie durchaus!
Also: Ich gehe davon aus, dass das damalige RHG schlicht diejenigen Dinge
regulierte, die von außen in
die Brauerei eingebracht wurden:
Das Zeug gedieh in der Brauerei, musste also nicht eingebracht werden. Und
damals mälzten eh fast alle Brauereien selber. Großmälzereien gab es noch
nicht. Was wurde also eingekauft? Gerste! Dass die dann vom Brauer/Mälzer
in Eigeninteresse (um verzuckert werden zu können) gemälzt wurde, wurde
wahrscheinlich als selbstverständlich angenommen und bedurfte daher auch
nicht der Regulierung (und somit nicht der Erwähnung).
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 187 |
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Posting Freak Beiträge: 739 Registriert: 14.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 19:16 |
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Das klingt auf jeden Fall plausibel...
Und selbst wenn man von der Hefe mal absieht wird ins Bier mehr reingetan
als das RHG auflistet. Also ist und bleibt es eine Irreführung des
Verbrauchers...
____________________ Ein gutes Bier, maßvoll genossen, schadet auch in großen Mengen nicht...
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Antwort 188 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 20:57 |
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Zitat: | Zu ersterm möchte ich
noch mal den Vergleich mit der Eisdiele bringen:
Man stelle sich mal vor, nur Schokoladen und Vanilleeis dürfte man per
Gesetz in Deutschland als Eis verkaufen,
Pistazien/Straciatella/Walnuss/Himbeer/Zitronen/Haselnusseis gelten aber
seltsamerweise als chemieverseucht. Nichts anderes passiert bei uns mit
Bier, nur sind fast alle auch noch mächtig stolz drauf.
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Um bei deinem Beispiel zu bleiben. Du duerftest natuerlich auch Pistazien/
Straciatella/ Walnuss usw. verkaufen, du duerftest es aber nicht
Schokoladen- oder Vanille Eis nennen und das macht fuer mich gehoerig
Sinn.
Gruss
Jan
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Antwort 189 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 21:39 |
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Es macht aber keinen Sinn, nur Vanille- und Schokoladeneis als Eis
bezeichnen zu dürfen und alle anderen Eissorten per Gesetz nicht
Lassen wir das lieber bleiben, Vergleiche hinken immer...
Stefan
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Antwort 190 |
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Posting Freak Beiträge: 527 Registriert: 31.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 21:42 |
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willi IV wusste damals schon, wie man das volk verarschen musste, gab sich
gnädig und verfügte "gerste fürs bier, weizen fürs brot, auf dass mein volk
keinen hunger leiden möge"
selbstverständlich durfte auch mit ihro gnaden erlaubnis weiterhin mit
weizen gebraut werden - gegen entrichtung von harten talern.
spannend wär doch die frage, wie es mit dem rhg vor dem krieg oder im
vorletzten jahrhundert stand. hat da jemand ahnung?
____________________
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Antwort 191 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 21:47 |
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Das Problem ist, dass das RHG von 1516 gar kein Lebensmittelgesetz war,
sondern die Verwendung von Weizen regeln sollte.
Die Sache mit "dem ältesten Lebensmittelgesetz der Welt" wurde irgend wann
im letzten Jahrhundert von der Bierindustrie erfunden, obwohl das RHG
jahrhundertelang in Deutschland gar keine Rolle gespielt hat.
Alles nur Marketing, und ich muss zugeben, das hat prima geklappt, die
Leute glauben es heute immer noch.
Stefan
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Antwort 192 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 21:50 |
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Zitat: | spannend wär doch die
frage, wie es mit dem rhg vor dem krieg oder im vorletzten jahrhundert
stand. hat da jemand ahnung?
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Ich weiss von einer Brauerei in der ich gearbeitet habe (tiefstes Bayern),
dass diese immer nach dem RHG gebraut hat, weil wohl damals die Strafen
wirklich sehr hoch waren und vorallem der Braumeister sehr schnell seinen
Ruf verlieren konnte was damals gelichbedeutend mit einem Berufverbot
war.
Im Krieg hat die Brauerei zeitweise den Sudbetrieb eingestellt. Das Bier
wurde erst immer duenner (bis runter auf 4P). Es wurde aber scheinbar zur
keiner Zeit mit anderen Zutaten gebraut, sondern dann der Betrieb
eingestellt als keine Gerste mehr vorhanden war (die Brauerei hat bis Ende
der 1980er selbst gemaelzt).
Lustigerweise hat aber einer der Brauer erzaehlt das privat sehr wohl jede
Art von Extrakt verbraut wurde.
Gruss
Jan
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Antwort 193 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 21:54 |
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Zitat: | Die Sache mit "dem
ältesten Lebensmittelgesetz der Welt" wurde irgend wann im letzten
Jahrhundert von der Bierindustrie erfunden, obwohl das RHG jahrhundertelang
in Deutschland gar keine Rolle gespielt hat.
Alles nur Marketing, und ich muss zugeben, das hat prima geklappt, die
Leute glauben es heute immer noch.
|
Hast du hierfuer Belege die dich zu dieser Annahme kommen lassen.
Ich hab mehrere historische Buecher die sich mit dem Thema Brauen in der
Vergangenheit beschaeftigen. Es ist an verschiedenen Stellen von Verfahren
gegen Bierpanscher und Brauer die Rede die unerlaubte Zutaten verwendet
haben.
Ich denke also das die diversen RHG (nicht nur das von 1516) sehr wohl
einem damaligen Lebenmittelgesetz gleich kamen.
Jan
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Antwort 194 |
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Posting Freak Beiträge: 527 Registriert: 31.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 21:58 |
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hab die frage mal an günther thömmes geschickt. der ist aufgrund seiner
bierzauberer-bücher ja historisch bewandert. in dem bereich hoffentlich
auch.
____________________
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Antwort 195 |
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Senior Member Beiträge: 326 Registriert: 25.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 22:04 |
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Wenn man sich das mal überlegt: Da hält man an einem Gesetz fest, welches
vor Jahrhunderten ein ganz anderes Problem gelöst hat.
Muss dann wohl als Teil der deutschen Folklore betrachtet werden.
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Antwort 196 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 22:18 |
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Hi Leute,
tatsächlich wurde nach den "Hungerjahren" die zur Erlassung des
Reinheitsgebotes geführt haben (es wurde ja der Weizen explizit verboten)
recht schnell wieder Weizenbier z. B. mit Koriander gebraut.
Bis ins 19. Jahrhundert dürften auch Sauerbiere, Grutbiere, Fuchtbiere
u.s.w. eine große Rolle gespielt haben. Das Danziger Jopenbier, ein
medizinartiges Getränk aus ~45° P vergoren mit Schimmel, Hefen und
Bakterien war bis 1800 ein Verkaufsschlager und damals "weltbekannt".
Parallel dazu gab es natürlich die RHG-Bier Typen. Der unaufhaltsame
Vormarsch begann erst mit der Erfindung und Anwendung der
Linde-Kältemaschine...
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 197 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 22:19 |
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Zitat von JanBr, am 21.11.2011 um
21:54 | Zitat: | Die Sache mit "dem
ältesten Lebensmittelgesetz der Welt" wurde irgend wann im letzten
Jahrhundert von der Bierindustrie erfunden, obwohl das RHG jahrhundertelang
in Deutschland gar keine Rolle gespielt hat.
Alles nur Marketing, und ich muss zugeben, das hat prima geklappt, die
Leute glauben es heute immer noch.
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Hast du hierfuer Belege die dich zu dieser Annahme kommen lassen.
Ich hab mehrere historische Buecher die sich mit dem Thema Brauen in der
Vergangenheit beschaeftigen. Es ist an verschiedenen Stellen von Verfahren
gegen Bierpanscher und Brauer die Rede die unerlaubte Zutaten verwendet
haben.
Ich denke also das die diversen RHG (nicht nur das von 1516) sehr wohl
einem damaligen Lebenmittelgesetz gleich kamen.
Jan |
Ich weiß, wikipedia ist jetzt nicht unbedingt die Superquelle, aber in dem
Artikel zum RHG steht z.B. folgendes:
Zitat: | Entgegen der heute weit
verbreiteten Auffassung einer Kontinuität des Reinheitsgebots bestand die
in der bayrischen Landesordung von 1516 erlassene Brauvorschrift nur kurz.
Bereits ein herzoglicher Erlass von 1551 erlaubte Koriander und Lorbeer als
weitere Zutaten bayrischer Biere und verbot dagegen ausdrücklich die
Verwendung von Bilsenkraut und Seidelbast. Die bayrische Landesverordnung
von 1616 ließ zudem Salz, Wacholder und Kümmel zur Bierproduktion zu.[6]
1548 erhielt der Freiherr von Degenberg das Privileg, nördlich der Donau
Weizenbier zu brauen, obwohl Weizen gemäß dem bayrischen Reinheitsgebot von
1516 zum Bierbrauen nicht zulässig war. Als 1602 das Geschlecht der Grafen
von Degenberg ausstarb, fiel das Privileg zum Weizenbierbrauen an den
Herzog Maximilian I. zurück, woraufhin dieser mehrere Weizenbierbrauhäuser
errichtete.
Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde das Verbot, zur Bierherstellung
andere Zutaten als Gerstenmalz und Hopfen zu verwenden, wieder gesetzlich
verankert, zum Beispiel im Landtagsabschied vom 10. November 1861, in der
Aufhebung das Biertarifs vom 19. Mai 1865 und im Malzaufschlagsgesetz aus
dem Jahr 1868. |
Von wegen 500 Jahre deutsches RHG, da gibt es eine ziemliche Lücke.
Stefan
[Editiert am 21.11.2011 um 22:21 von Boludo]
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Antwort 198 |
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Posting Freak Beiträge: 527 Registriert: 31.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2011 um 22:22 |
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merkwürdigerweise erwähnen all die brauereien, die sich des rhg rühmen nie,
dass im erlass auch der preis geregelt war. also wenn schon streng nach
rhg, dann bitte auch konsequent ____________________
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Antwort 199 |
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