Die Zeit der Wetten ist vorbei
Irgendwann letzte Nacht, es mag drei Uhr gewesen sein, wurde ich wach und
hörte eine Stimme in meinem Kopf...
"Tu es alter Mann, tu es und zwar so wie die Urväter..."
und dann schlief ich wieder ein. Glücklich und wissend, was zu tun ist
Um 8:30 weckte mich meine GäGa Spring wie vereinbart und ich begann das
Equipment zu reinigen, die Hendi-Platte auf ihren Platz zu stellen, die
Gerätschaft zu sortieren und die Zutaten aus der Kiste zu kramen.
"...und zwar so wie die Urväter..." hallte es in mir nach und deshalb wurde
das erste All Grain nach alter Väter Sitte nicht von einem Rührwerk in
Bewegung gehalten, sondern vom ersten Moment an mit dem als Rührpaddel
definierten 60cm langen Stab aus unbearbeitetem Naturholz gerührt.
Meine Jüngste, Vicky (10) welche schon beim Framboos und dem Dockland
Porter Hand mit angelgte, gesellte sich alsbald zu mir und war von Anfang
an dabei. Vornehmlich in der Position der Kaermafrau, sie hat knapp 4GB
Filmmaterial aufgenommen, welches ich noch sichten, zusammenschneiden und
zum MPEG komprimieren muss. Vorenthalten werde ich es Euch nicht. Ihr
werdet es zu sehen bekommen.
Eingemaischt habe ich bei 38°C,
5 KG WiMa
150g Carafa Spezial II
800g Maisflocken vorverkleistert
Jetzt zeigte sich das erste kleine Problem. Das digitale Thermometer wollte
nicht so richtig. Augenscheinlich funktionierte der Rührwerkdeckel während
meiner Experimente als Abschirmung gegen die Abstrahlung der Hendi-Platte.
Also kam das Einkochthermometer zum Einsatz und mit dessen Hilfe wurde dann
gemaischt.
Das digitale Thermometer nahm seinen Platz in der Thermobox ein, in welcher
ich das Läuterwasser auf Temperatur hielt und fungierte ansonsten lediglich
als Timer für die Rasten.
Den Tauchsieder habe ich übrigens nicht benötigt, daß Läuterwasser bleib
wunderbar auf Temperatur 77°C
Die erste Rast bei 38°C hielt ich 20 Minuten, danach fuhr ich auf 66°C hoch
und hielt diese für 90 Minuten.
Die notwendigen Heizphasen um die Maische auf Temperatur zu halten,
beschränkten sich auf sehr kurze Abschnitte. Die Leistung der Hendi-Platte
überzeugte und der 36L-Kartoffeltopf erwies sich als nur sehr schwach nach
Außen abstrahlend.
Sicher, ich hätte ein paar Heizphasen einsparen können, hätte ich den
Kocher isoliert, aber ich hatte in letzter Zeit kaum Muse um die letzten
Vorbereitungen zu treffen und heute morgen wollte ich endlich brauen und
nicht wieder einen halben Tag oder mehr mit Basteln verbringen.
An die Stimmen, welche meinten, der Akuschrauber-Motor würde mir wohl
abkacken... Ja, ich gebe Euch recht. Als die große Rast bei 66°C begann,
war der Pamp zwar noch immer recht flüssig aber aufgrund des gequollenen
Malzes und des Mais sehr schwer und träge. Das Umrühren kostete wirklich
Kraft, aber es gab mir auch das Gefühl, die Situation zu beherrschen. Ich
ahne, daß es keine weiteren Ansätze geben wird, ein Rührwerk zu
konzipieren...
...so wie die Urväter es taten...
Während der langen Rast schwang die Temperatur zwischen 66 und 68°C
entsprechend der notwendigen Aufheizphasen.
Über all die Zeit hinweg wurde die Maische immer dunkler und es lies sich
schon erahnen, daß es ein Bier werden würde, wie ich es mir vorstellte.
Nach Ablauf der 90 Minuten ging es dann auf 78°C hoch, inzwischen spürte
ich meine Oberarme vom steten Rühren schon ziemlich
Etwa 5 Minuten nach Erreichen der 78°C hatte ich auf Anhieb Jod-Normal in
der weißen Porzelan-Tasse.
Also langsam und mit Muse in den Gäreimer umgeschöpft. Natürlich lag das
Lochblech schon im Eimer und im Eimer stand heißes Wasser bis knapp über
das Blech um ein Dichtsaugen zu verhindern.
Wie Thomator / Tom empfohlen hatte, hielt ich 20 Minuten Läuterruhe während
derer ich die Hendi-Platte auf den Tisch auf der kleinen Terasse vor der
Haustür schaffte und den Kessel grob säuberte.
Um nochmal sicher zu gehen, prüfte ich nochmals nach Ablauf der Läuetrruhe
und erhielt wieder Jod-Normal, meine Zuversicht stieg erneut um Einiges.
Also ließ ich langsam in den 4-Liter-Meßbecher vorschießen und gab die
ersten 8 Liter zurück in den Läuterbottich, ehe die Vorderwürze dann
erfreulich klar lief.
Und dann ging das wie ein Uhrwerk, 4 Liter abläutern, rüber zur Würzepfanne
vor der Haustür, langsam 2 Liter Läuterwasser auf den Treber, 4 Liter
abläutern.... und bei 12 Liter hab ich die Hendi-Platte dann auf "Volle
Möhre" eingeschaltet.
Am Ende war Pfanne voll - 3 Zemtimeter unter Rand - und noch immer ein
kompletter Meßbecher mit 4 Litern Vorderwürze / Glattwasser da. Dieses
hatte mit dem ReFra gemessen 2,6Brix.
Ich hab das erste wallende Kochen abgewartet und nach 5 Minuten erstmals
den Bruch abgeschöpft, dann nach weiteren 5 Minuten 31g des Target 10,5% in
Form von Pelets in die kochende Wüze gegeben.
In dem Maße, in dem die Flüssigkeit aus der Würzepfanne verdampfte, habe
ich aus dem Meßbecher vom restlichen Glattwasser nachgegeben und immer
wieder den Bruch abgeschöpft.
Nach 70 Minuten kochen mit Hofen, habe ich nochmals 20g Pelets dazu gegeben
und für weitere 20 Minuten kochen lassen.
Da mir die Stammwürze noch zu niedrig war, habe ich nochmals 10min dran
gehängt und kam so auf 14,8Brix / 14,37°Plato.
Da war also Koch-Ende und ich hab ca. 20min auf das Abflauen der
Konvektionsströme gewartet, ehe ich einen schönen rechts drehenden
Whirlpool startete.
Im Einlaufrohr des Ablaufhahnes steckte ein zum Rohr zusammen gebogenes
Stück Streckmetal aus Edelstahl, welches mit zwei Topfschwämmen aus
Edelstahl umwickelt war als Hopfen-Vorfilter.
Ich habe eine Windel gründlich ausgekocht gehabt und mitsamt des inzwischen
gereinigten Gäreimers mit einer Lösung aus Chemipro Oxi desinfiziert.
Mit Wäscheklammern wurde die über den Gäreimer lose aufgelegte Windel dann
am Rand des Eimers befesteigt und nach Stillstand des Whirlpools habe ich
die Würze langsam einschießen lassen.
Wenn Ihr die Bilder seht, werdet Ihr erkennen, daß die Windel eine wirklich
Optimierung darstellt. Was sich da noch an Hopfenschmodder gesammelt hat,
möchte ich nicht wirklich im Bier haben.
Und nu... stehen 27 Liter draußen vor der Haustür im Gäreimer und kühlen
langsam herunter. Morgen früh stehe ich ne Stunde früher auf und bringe die
Hefe ein
Wenn das so wird, wie es jetzt riecht und schmeckt, dann wird das ein recht
kräftiges, dunkles Ale mit akzeptabler Bitterung.
Es ist vollbracht, TfaG HoPo ist im Eimer
Greets Udo,...
der das erste All Grain gewuppt bekommen hat
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