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Autor: Betreff: Neuweilnauer Küchenbier, Brauers Tagebuch
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TrashHunter
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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2011 um 09:58  
Bier ist eine meiner großen Leidenschaften neben Heavy Metal, Science Fiction und meiner Frau :)

In Köln geboren, bis zum 6.Lebensjahr in der Eifel gelebt und ab da wieder in Köln, kam ich schon sehr früh mit Bier in Berührung. In den späten 60ern und frühen 70ern war es im alten Köln kein Problem, wenn Vadder Sonntags Morgens zum Frühschoppen den 9 Jährigen Sohnemann mitnahm und der dann am Geldspielautomat zockend einzwei Dreckige (200ml Kölsch / Cola 50:50) trank, während der Alte Skat kloppte.

Aus einem anderem Forum übernommener Beitrag meiner Vorstellungsseite
Als ich 20 Jahre zählte, sagte mein Hausarzt, ein damals schon steinalter Rumäne zu mir "Trink jeden Tag einen Liter Bier und Dir wird es immer gut gehen...."

Naja, immer gut gegangen ist es mir nicht. Aber da ich dem Gerstensaft schon seit je her sehr zugetan war, habe ich mir das zu Herzen genommen und das Biertrinken - NICHT DAS SAUFEN - zur Passion gemacht.

Ich hatte immer vor, mal aus sämtlichen Brauereien Deutschlands von jeder dort gebrauten Sorte wenigstens Einmal eine Halbe zu probieren..... ich glaub DAS werde ich wohl kaum schaffen. Nach offiziellen Angaben sind es zur Zeit alleine 1.4xx gewerbliche Brauereien in Deutschland und die meisten haben zwischen 4 und 7 Sorten im Regelsortiment. (Mischbiere wie Radler und so´n Zeugs nicht eingeschlossen)

Der Gedanke, nein der Wunsch, selber mal Bier zu brauen geisterte irgendwo schon immer in meiner Rübe rum. Jedoch es fehlte noch an Motivation.
Irgendwann vor nem Jahr oder so, weckte dann eine Internetseite mein Interesse. Dort wurde beschrieben, wie einfach es doch ist, selber Bier zu brauen.... mich hatte es erwischt.

Und ja, aufgrund der wirtschaftlichen Situation und der beruflichen Entwicklung hat es halt bis heute gedauert, bis ich dann endlich die benötigten Utensilien bestellen und mit dem Brauen anfangen konnte.

Seit gestern 17.07.2011 gären 23 Liter Muntons Premium Pilsener im Eimer und ich sterbe unzählige Tode vor Angst, ich könnt´s vermasselt haben :puzz:

Eines weiß ich ganz genau. Selbst wenn diese ersten 23 Liter Pils nicht so wirklich gelingen und ich es mit Nasenklammer und verbundenen Augen trinken muss... weiter machen werde ich auf jeden Fall. Zunächst noch mit Bierkits (gibt ja unzählige Sorten) und später dann mir vorgefertigter Maische, also selber Bierwürze kochen und dann irgendwann kommt dann auch das volle Programm von der Gerste bis in die Flasche.
Ende des übernommenen Beitrages

So, das ist die Ausgangssituation und auf dieser aufbauend will ich diesen Thread benutzen um meinen Werdegang als Hobbybrauer zu dokumentieren.

Hier werden die Protokolle meiner Braugänge erscheinen.
Für den Anfang ist das sicher noch nicht sooo großartig, denn die ersten Gehversuche wurden und werden mit Bierkits gemacht. Irgendwann im Herbst diesen Jahres wird die Heimbrauerei "Neuweilnauer Küchenbier" aber aufrüsten und anfangen selber zu maischen und mit Rezepten zu arbeiten. Meine große Vorliebe, dunkle malzige und zugleich tiefwürzige Biere, sucht noch immer DAS Bier und dementsprechend gilt es auf Rezeptsuche zu gehen.

Arbeitsumgebung
Einfamilien-Fachwerkhaus im 172-Seelen-Örtchen Neuweilnau im Hochtaunus
Brauen: Eckchen in der Küche
Gären und Lagern: Obergäriges wird in der Küche stehend vergoren und im Flur gelagert, Untergäriges im Felsenkeller vergoren und gelagert. Irgendwann wir der Keller entrümpelt, eine Wasserleitung eingezogen und die komplette Brauerei in den Keller verlegt.
Wie für ein Fachwerkhaus üblich, werden die Umgebungstemperaturen nahezu zu 100% ins Innere abgebildet. Daraus ergibt sich, daß die Wahl der Hefen (unter- oder obergärig) zunächst saisonell definiert ist. Zur Zeit, im August 2011 herrschen im Haus durchgängig 24°C am Tag und Nachts fallen die Temperaturen allenfalls auf 22°C ab. Die Temperatur im Treppenhaus/Flur liegt im Schnitt 3°C unter der in den Räumen, man spürt den Temperaturunterschied deutlich. Das kann im Braueimer schon mal zu 27°C führen und dementsprechend wird im Moment rein obergärig gebraut. Die Bierkits von Muntons machen es da einfach, sie kommen grundsätzlich mit obergäriger Hefe.

Arbeitsgerät
Der Einstieg ins Hobby geschah mit folgender Ausrüstung:
1 Braueimer 30L mit Deckel
1 Gäreimer 30L mit Auslaufhahn, Deckel mit Loch und Gärröhrchen
1 Braulöffel Kunststoff
1 Flaschenbürste
1 Bierspindel, Einteilung Dichte°, Zucker Gramm/Liter, Alcohol%
1 Umfüller mit Pumpenbalg und Hahn
1 Abfüllröhrchen
1 Hand-Kronenverkorker
1 Briefwaage
1 Thermometer -10 bis 110°C
2 Flüssigkristall-Thermometer zum Aufkleben auf Brau- und Gäreimer
1 Meßcylinder Kunststoff 200ml, nicht graduiert
1 Weißer Eddingstift mit welchem die Kronkorken zwecks Inhaltskennzeichnung beschriftet werden. P für Pils, ST für Stout etc. Da wird sich sicher im Lauf der Zeit ein gewisses System etablieren. Ich spiele auch mit dem Gedanken, kleine Anhänger an die Flaschenhälse zu hängen um Informationen wie Sorte, Abfülldatum und Alc.Vol% zu notieren. Von Etiketten-Aufklebern halte ich nicht soviel, da diese jedesmal beim Wiederbefüllen ungültig werden und abgelöst werden müssen.

Mit den im Set bestellten Gerätschaften kamen noch 10 Langhals-Flaschen 0,5L, 20 weitere wurden nachgekauft. Die restlichen benötigten Flaschen sind Pfandflaschen.

Protokolle
Das Protokoll des ersten Bieres landet gleich hier im Eröffnungspost. Alle weiteren Protokolle erhalten dann jeweils einen eigenen Post.

1,5KG Muntons Premium Pils
1 KG Raffinierter Zucker
Ansatzmenge 19,5 Liter. Geplant waren 23 Liter. Aber der Brau- und Gäreimer haben keine Meßskala und während der Zugabe des Kaltwassers mittels 2L-Meßbecher quasselte meine Jüngste (10) mich von der Seite an und ich verzählte mich :puzz:
Nach dem Anrühren der Zutaten und dem Auffüllen mit Kaltwasser in den Gäreimer umgeschlaucht und dann die mitgelieferte Hefe drauf gestreut und kräftig untergerührt.
Angekommen ist die Hefe schon nach 4 Stunden, das auf dem Eimer klebende Thermometer zeigte beharrlich 27°C an.
Nach ängstlichen Rückfragen beim Lieferanten und in dessen Forum wurde ich beruhigt. Es sein obergärige Hefe und die könne das ab.
Nach 2 Tagen war die Hefe dann auch schon mit der Hauptarbeit fertig, die Aktivität ging erheblich zurück und es wurde ruhig im Eimer.
Das mitgelieferte Gärröhrchen schwieg indes während der ganzen Zeit beharrlich. Das Kohlendioxid suchte sich stets den Weg des geringsten Widerstandes. In diesem Fall zwischen Dichtung und Gärröhrchen.
Am 7. Tag 46 Flaschen gründlich ausgespült und in zwei Chargen im Backofen bei 120°C 15 Minuten lang desinfiziert.
Ich habe es mir inzwischen zur Gewohnheit gemacht, leer getrunkene Flaschen möglichst zeitnah heiß auszuschwenken und kopfüber zu stellen. Auf diese Art wird das Eintrocknen von Sedimentrückständen verhindert und der Aufwand beim Hauptspülen reduziert. Die Vorbereitung der Flaschen besteht seit dem zweiten Braugang darin, die Flaschen gründlich auszuschwenken, ggf. mit der Bürste nachzuhelfen und dann in einem Bad aus lauwarmen Wasser und ChemiPro OXI 5 Minuten ruhen zu lassen. Nach dem OXI-Bad kommen die Flaschen kopfüber in den Kasten und können abtropfen. Die verwendeten Kästen wurden vor der Erstverwendung in der Badewanne in ChemiPro Caustic gebadet und gereinigt.

Die Flaschen dann mittels Abfüllröhrchen befüllt. Inhalt Pi*Fensterkreuz ungefähr 500ml, in Kästen gestellt und mit einem Geschirrtuch abgedeckt.
Am Ende waren es dann 39 Flaschen, also 19,5 Liter.

Dann der große Fehler Entsprechend der vom Lieferanten mitgelieferten Anleitung die Liter in Gramm*10 = 190 Gramm umgerechnet und dementsprechend 190g Trockenmalz in 190ml Wasser gelöst.
Nach der Rechnung der Anleitung ergibt die Lösung im Volumen immer wieder das Volumen des verwendeten Wassers. (Seine Rechnung 230ml + 230g = 230ml)
Das ist natürlich falsch, denn der Trockenmalz hat natürlich auch ein Volumen. Spätere Experimente mit Zucker, Trockenmalz, Rohrzucker und Candiszucker führten zu der Erkenntnis, daß aus 100g im Schnitt ein Volumen von 80ml in der Lösung werden. 100ml Wasser + 100g Trockenmalz ergeben demgemäß eine Lösung von 180ml.
Laut Anleitung sollten dann maximal 5ml pro Flasche nachgewürzt werden. Und diese 5ml sollten 5g Trockenmalz repräsentieren. Aufgrund des Rechnenfehlers aber falsch.
Der zweite Fehler - und als gewissenhaft nach Anleitung arbeitender Newbie achtet man da nicht so wirklich drauf, man will ja Alles richtig machen - in der Anleitung stand, daß man den Trockenmalz nur auf das Wasser geben, aber nicht umrühren solle weil es sonst Klümpchen gebe. Das ist natürlich richtig. Aber es stand Nichts davon in der ANleitung, daß man die Lösung danach kräftig durchrühren sollte um den gelösten Trockenmalz gleichmässig in der Lösung zu verteilen.

Das Ende vom Lied:
Alle Flaschen einzeln mit der Einwegspritze gespeist und verkorkt. Die Reaktion des Junbiers auf die Speise reichte von Null bis zu brachialem Aufschäumen. Da war wirklich Alles dabei.
Und es blieb eine beträchtliche Menge der Speise übrig weil ja durchschnittlich 4ml zu wenig in der Flasche landeten und weil die Lösung nicht gleichmässig satt war, bekam auch jede Flasche einen individuellen Malzgehalt als Speise.

Das Pils, vom Geschmack her einem Jever sehr ähnlich, aufgrund von keinerlei Filtermaßnahmen mit reichlich Trub versehen, welcher beim Öffnen der Flaschen sofort vom Boden aufsteigt, ist ein Überraschungsbier. Jede Flasche zeigt individuelles Verhalten. Manche schäumen wie irre und der Kronkorken löst sich mit einem lauten Plopp und Andere wiederum sind fast scheu. Man hört es kaum Ploppen und die Schaumbildung im Glas hält sich sehr in Grenzen weil die unterschiedliche Speisekonzentration von richtig viel bis ganz wenig Kohlensäure in den Flaschen erzeugt hat.

Man könnte mein erstes Bier also durchaus Neuweilnauer Überraschungs-Pils nennen ;)
Schmecken tut´s trotzdem, wenngleich auch jede Flasche in dieser Hinsicht mit individuellen Qualitäten aufwartet, da die Nachgärung keine gemeinsame Linie genommen hat. :cool:

Soweit das Allererste Bier.
Weitere werden folgen.

Auch wenn dieser Thread hier als Brauers Tagebuch angelegt ist, Kommentare, Anmerkungen und Fragen sind natürlich jederzeit willkommen. :)


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emjay2812
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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2011 um 11:07  
Meine Geschichte ist ähnlich und doch wieder anders. Ich bin in einer Weinregion mitten unter Weintrinkern/Winzern aufgewachsen und hatte mit Bier wenig am Hut. Dort wo ich wohne beherrscht eine Brauerei den gesamten Markt, Bier war also gleich Marke X. Mit 16 durfte ich dann in Bayern mein erstes "richtiges Bier" trinken und war verwundert ob der großen Sorten- und Geschmacksvielfalt. Seit diesem Tag teste ich Biere aus allen Regionen Deutschlands (und auch aus aller Welt), wobei ich mir das Probieren vom Wein abgeschaut habe (riechen, schmecken, Aussehen).

Irgendwann schenkte mir mein Onkel dann ein Bierkit - ein folgenschweres Ereignis. Nach einigen Versuchen mit diversen Bierkits, die Ergebnisse gingen über "ganz gut" bis zu "um Himmels Willen", reifte in mir dann doch der Entschluss mit Maische zu brauen. Auch hier gab es immer wieder Fehlschläge, doch ich glaube ich bin auf dem richtigen Weg. Das bestätigte mir auch ein gelernter Brauer, der mein Bier verkostete und es für gut befand (vor Stolz die Brust schwell).

Richtig Spaß machen dann die Hobbybrauertreffen, wo sich eine handvoll verrückter Enthusiasten zusammenfinden um gemeinsam die abgefahrensten Biere zu trinken (Citra-IPA, Amarillo-Bier, Kräuterbiere etc.)

In diesem Sinne "all Zeit gut Sud"!


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Immer wenn man denkt das Niveau ist schon im Keller, kommt ein Bagger und hebt noch 4 Etagen aus. (Oliver Kalkofe)
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TrashHunter
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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2011 um 12:43  
Protokoll: Das 2.Bier. Muntons Irish Stout

Am 7.08.2011 habe ich ein Muntons Irish Stout angesetzt.

Doseninhalt, 500g weißer Raffinadezucker und 500g brauner Rohrzucker in 3,5L kochendem Wasser aufgelöst. Diesmal die richtige Menge Kaltwasser zugeführt und auf 23 Liter gebracht. Rohrzucker deshalb, weil der zusätzliches Aroma in die Würze bringt. (Bringen soll nach Aussage eines Bekannten, der schon einige Jahre Bierkits braut.)

Entsprechend der Empfehlung in der Muntons-Anleitung die Hefe in einer halben Tasse lauwarmen Wassers rehydriert.

In der Anleitung von Coopers teht, daß die ideale Temperatur für die Hefe nachrangig ist. Wichtiger sei es, die Hefe so schnell wie möglich in die Würze zu bringen um eventuell vorhandenen anderen Mikroorganismen Paroli zu bieten.
Der für Infektionen besonders kritische Bereich liege zwischen 40°C und 18°C. Die Hefe könne ab 32°C abwärts überleben und deshalb empfiehlt Coopers die Hefe ab Erreichen von 32°C in die Würze zu bringen. Anmerkung: Das ist keine Verwechslungs-Situation. Es wurde ein Muntons-Bierkit zubereitet. Ich habe allerdings auch noch ein Old-Ale-Bierkit von Coopers im Schrank stehen und dessen Anleitung ziwschenzeitlich ebenfalls gelesen gehabt und dort den entsprechenden Hinweis gefunden.

Also habe ich den Sud, als das schwimmende Thermometer im Eimer 32°C anzeigte in den Gäreimer umgeschlaucht. Die in Wasser gelöste und sichtbar aktive Hefe habe ich zuvor auf den Boden des Gäreimers geschüttet.
Durch das Einfüllen der Würze wurde die Hefe schön mit der Würze vermischt und mit Sauerstoff versorgt.
Am 9.08. war der große Krieg im Gäreimer vorbei. Die agressive Phase der Hefe abgeschlossen und es trat Ruhe ein. Weil ich im Stout eine kräftige, möglichst ungetrübte Schwärze haben wollte, habe ich also diesen Zeitpunkt abgewartet und dann das Jungbier vom Gäreimer in den Braueimer (Unterschied ist Gäreimer hat Ablasshahn, Braueimer nicht) umgeschlaucht und den letzten Liter durch einen Kaffeefilter laufen lassen. (Werde ich nicht mehr machen, da der Kaffeefilter durch das extrem feine Sediment der toten Hefe sehr schnell dicht wird)
Danach Deckel auf den Eimer und Gärröhrchen wieder rein.
Das Gärröhrchen als Indikator für Aktivität spielte weiterhin keine wesentliche Rolle weil die Undichtigkeit noch bestand.

Durch das Umschlauchen wurde die noch lebende Hefe augenscheinlich wieder mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Ich hege den Verdacht, daß sich innerhalb des Gärgefässes gewisse Schichten bilden und die Hefen sich vorzugsweise in einer Ebene aufhalten und dadurch dann in dieser Schicht das Nahrungsangebot für die Hefe natürlich schnell verbraucht wird. Durch das Umschlauchen wurde diese Schichtung aufgelöst und die Hefe bekam neue Nahrung und Sauerstoff. Fakt ist, die Aktivität im Eimer stieg wieder drastisch an und es sah zeitweilig so aus wie während der esten 48 Stunden. Da war Krieg im Eimer und die Hefe tobte durch das Nahrungsangebot :)

Am 15.08. wieder in den Gäreimer umgeschlaucht und den letzten Liter durch einen Kaffeefilter laufen lassen. Ziel war halt ein möglichst ungetrübtes schwarzes Stout.

Am 16.08. 230g gekrümelten Candiszucker in 230ml abgekochtem Wasser aufgelöst für die Speise.
Die berechneten 46 Flaschen mit heißem Wasser ausgeschwenkt und nach Sichtprobe ggf. mit der Flaschenbürste behandelt. Danach 5 Minuten in lauwarmer Lösung aus ChemiPro OXI ruhen gelassen und dann kopfüber in die bereit gestellten Kästen zum Abtropfen gesetzt.
Ich wählte Candiszucker, weil der dem Bier eine angenehme Karamell-Note mitgeben und so das Bier vollmundiger machen soll.

Anders als beim Pils, bei welchem ich ja erst alle Flaschen befüllt und danach nachgewürzt hatte - weil ich ja die genaue Menge nicht wusste - habe ich beim Stout jede Flasche einzeln befüllt und mit der berechneten Menge Speise nachgewürzt und sofort verkorkt.
Die in der vorliegenden Brauanleitung für Bierkits beschriebene heftige Schaumreaktion des Stout blieb allerdings aus. (Hab bezüglich dieses Problems Hilfe hier im Forum gefunden und wurde beruhigt :) )

Meine Ängste bezüglich des Stout scheinen tatsächlich unberechtigt gewesen zu sein. Wie schon im oben erwähnten Thread beschrieben, wurde nur einen Tag nach dem Abfüllen eine der Flaschen geöffnet um meinem Sohn (18 und Fan von Stout / Guiness) eine Probe zu gewähren.
Obwohl erst einen Tag in der Flasche, baute sich eine beindruckend stabile Schaumkrone auf. Infolge der Umschlauchaktionen kam nahezu Null des bei der Gärung entstehenden Sediments aus toter Hefe und Nebenprodukten in die Flaschen. Und dementsprechend klare Schwärze steht dann auch im Glas. Das Stout sieht so aus wie ich mir ein Stout vorstelle.


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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2011 um 13:52  
Schöne Geschichten und eine gute Idee.
Kann da einige Parallelen feststellen. =)


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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2011 um 13:57  
Dann fang an :) Schreib Dein Brauer-Tagebuch :)
Ich war mir nicht sicher, ob die Administration dieses Forums diesen Thread im Bereich "Hobbybrauer allgemein" geduldet hätte und hab ihn deshalb vorsichtshalber in die Off Topic-Abteilung gesetzt ^^

Ich für meinen Teil möchte meine Erfahrungen teilen und genau so gerne an den Erfahrungen von Euch teilhaben. Und anders als das ja gewollte "Hilfe Frage" - "Hier Antwort" im normalen Ablauf eines Forums, bietet das Veröffentlichen eines Tagesbuches mit eigenen Erkenntnissen und Gedanken natürlich die Möglichkeit die Entwicklung eines Brauers in Kontinuität mit zu verfolgen.


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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2011 um 15:13  
Hier mal ein Bild vom ersten Muntons Premium Pils / Neuweilnauer Überraschungs Pils.
Das war eine Woche nach dem Abfüllen in die Flaschen.
Deutlich trüb weil bezüglich des Trubs absolut Nichts gemacht wurde.



[Edit] Bild war zu breit, gegen schmaleres ausgetauscht


[Editiert am 20.8.2011 um 07:19 von TrashHunter]



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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2011 um 15:22  
Stout im Meßzylinder. Ich habe einer der unzähligen Anleitungen folgend, unmittelbar nach dem Zusetzen der Hefe den Meßzylinder gefüllt und die Spindel drin stehen lassen. Die Idee war, nicht immer wieder den Deckel öffnen zu müssen.
Vor dem Messen habe ich die Probe einmal täglich in ein Glas und dann zurück in den Meßzylinder gegossen um Kohlensäure zu entfernen, welche die Spindel ja auftreiben würde.
Zuverlässig ist das aber trotzdem nicht weil sich die Probe anders als das Jungbier im Gäreimer entwickelt. Am Ende war die Probe schon auf 1000° während im Eimer noch immer 1004° gemessen wurden. Diese doch erhebliche Differenz dürfte mit dem Auftrieb durch die Kohlensäure kaum erklärbar sein.



[Edit] Bild war zu breit, gegen schmaleres ausgetauscht.


[Editiert am 20.8.2011 um 07:15 von TrashHunter]



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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2011 um 15:44  
Tjo, und weil's doch Spaß macht, hier auch mal das Bild vom allerersten Stout. Dafür daß der Stoff erst einen Tag in der Flasche war, sieht das doch richtig lecker aus. Schwarz wie die Nacht, Trub eigentlich nicht feststellbar und eine hübsche stabile Schaumkrone.



[Edit] Ich schiebe keine Bilder auf den hobbybrauer.de-Server. Ich kenne die Problematik und nutze daher meinen Facebook-Account oder Photobucket um die Bilder hoch zu laden und innerhabl des hobbybrauer.de-Forums verlinke ich lediglich auf die Bilder.


[Editiert am 19.8.2011 um 15:52 von TrashHunter]



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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2011 um 18:38  

Zitat von TrashHunter, am 19.8.2011 um 15:22
Am Ende war die Probe schon auf 1000° während im Eimer noch immer 1004° gemessen wurden. Diese doch erhebliche Differenz dürfte mit dem Auftrieb durch die Kohlensäure kaum erklärbar sein.



Die Messwerte sind beide etwas unerklärlich.
Ich nehme mal 1000° bedeuten quasi 1000g/l Dichte. Das wär schon ein sensationeller Wert für den Restextrakt. ;)
Auch wenn dieses Stout wohl relativ wenig Stammwürze hat, unter 1008 kanns eigentlich nicht enden (20°C vorausgesetzt).
Zu deiner Ehrenrettung sei noch gesagt, so wie ich meine es auf dem Bild zu erkennen, hast du da auch eine Spindel mit ziemlich weiter Skala, damit ist der Restextrakt unmöglich, brauchbar zu ermitteln.

Gruss
Matthias
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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2011 um 19:22  
Oups, Dummbatz hihi

Hab Werte vom Notizblock hier rein geschrieben. :redhead:

1000 wäre wirklich sensationell.

Danke für den Hinweis, wäre mir wohl nie aufgefallen.

Braubuch sagt 1007 im Eimer und 1004 im Meßzylinder.

Die Spindel hat 2er-Teilung, präzise Messung habe ich von vorneherein nicht angenommen und Meßfehler meinerseits schließe ich auch nicht aus. Wenn 1008 so wie Du sagst die erreichbare Untergrenze ist, dürften die notierten 1007 wahrscheinlich Fehlinterpretation meinerseits sein. Weil - wie ja weiter oben schon berichtet - die Temperaturen im Moment relativ hoch sind und ich dementsprechend umrechnen muss. Das mir verfügbare kleine Programm korrigiert zwar nach Eingabe von Temperatur und Dichte nach Plato, aber nicht in Abhängigkeit von Temperatur die eingegebene Dichte auf reale Dichte bei 20°C.

Bevor ich mich aber mit dem Gedanken an eine andere, bessere Spindel beschäftige, nehme ich lieber die Beschaffung eines Refraktometers ins Visier.

Ich laß das so im Thread stehen, Irren ist menschlich, ich bin irre. Also passt das.


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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2011 um 19:42  
Nachtrag zum vorhergehenden Post:
Auf dem Etikett der Dose des Muntons Stout ist lediglich die Stammwürze als Dichte 1036 - 1040 angegeben.

In der der Dose beiliegenden Anleitung heißt es es dann auch "...das Bier ist fertig vergoren, wenn die gemessene Dichte dauerhaft bei 1008 oder niedriger bleibt. (Impliziert für mich, daß der Hersteller selber annimmt, die 1008 könnten noch unterschritten werden.)

Insoweit bin ich jetzt ein Wenig verwirrt. Aber ich denke, Sowas kann Einem Niemand wirklich erklären, das kann nur durch Erfahrung durchblickt werden. :)


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red_folder.gif erstellt am: 19.8.2011 um 20:05  

Zitat von TrashHunter, am 19.8.2011 um 09:58
Bier ist eine meiner großen Leidenschaften neben Heavy Metal, Science Fiction und meiner Frau :) :)



LASS DIESE REIHENFOLGE NICHT DEIN WEIB LESEN !!!!!

Trotzdem .. gute Reportage! :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:


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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2011 um 07:10  
Hm, die Reihenfolge ist wahrscheinlich absolut irrelevant :D
Egal ob ich meine Frau als Erstes, mittendrin oder als Letztes nenne....

...die Frage warum nicht Sie die EINZIGE Leidenschaft in meinem Leben und die Übrigen nicht lediglich favorisierte Neigungen sind, bleibt auf jeden Fall bestehen :puzz:

Ergo.. Egal :D

Danke für Lob und Kritik, ich werde weiter machen.
Heute Mittag wird das am Mittwoch angesetzte Muntons Lager umgeschlaucht um den Trub zu reduzieren und im Rahmen dieser Aktion wird dann auch Etwas abgezwackt um für meine Älteste das gewünschte Minz-Bier zu basteln. Die komplette Vorgehensweise und die Ergebnisse werden natürlich hier dokumentiert werden.


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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2011 um 08:18  

Zitat von TrashHunter, am 19.8.2011 um 19:42
Nachtrag zum vorhergehenden Post:
Auf dem Etikett der Dose des Muntons Stout ist lediglich die Stammwürze als Dichte 1036 - 1040 angegeben.

In der der Dose beiliegenden Anleitung heißt es es dann auch "...das Bier ist fertig vergoren, wenn die gemessene Dichte dauerhaft bei 1008 oder niedriger bleibt. (Impliziert für mich, daß der Hersteller selber annimmt, die 1008 könnten noch unterschritten werden.)

Insoweit bin ich jetzt ein Wenig verwirrt. Aber ich denke, Sowas kann Einem Niemand wirklich erklären, das kann nur durch Erfahrung durchblickt werden. :)


Da hab ich mich etwas unpräzise ausgedrückt. Theoretisch kannst du natürlich auch tiefere Restextrakte im Endvergorenen Bier haben. Ich bin jetzt mal von 10% Stammwürze (das wäre etwa eine Dichte von 1.040) ausgegangen. Da hättest du dann bei 1.008 (das wären run 2°P) einen scheinbaren Endvergärgrad von 80%. Das würde ich mal als schon sehr ordentlich bezeichnen, was nicht heisst, dass 85% nicht auch irgendwie möglich wären (das entspräche dann 1.006).
Was mir eben noch einfällt, und ein Blick zu dem Rezept deines Stouts bestätigt das ja, wird durch den hohen Zuckeranteil der Restextrakt wohl tatsächlich niedriger sein, als man das im Allgemeinen von nur-Malz-Bieren kennt. Denn der Zucker vergärt ja zu 100%.

Also kurz gesagt, vergiss was ich weiter oben gesagt habe mit der Prognose von max. 1.008. :redhead:

Dann klau ich dir jetzt einfach noch deinen Schlusssatz von gestern
"Ich laß das so im Thread stehen, Irren ist menschlich, ich bin irre. Also passt das."

Und mach mich schnell aus dem Stout ...äh.. Staub

Gruss
Matthias
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red_folder.gif erstellt am: 20.8.2011 um 10:05  
Ist doch cool, wenn Beiträge wie der Deine mir helfen, Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen :thumbup:

Im Zusammenhang mit dieser Angelegenheit fiel mir dann noch Etwas ein und ich mußte ordentlich im Forum stöbern um die Lösung zu bekommen, aber ich habe es gefunden weil dieses Forum voll mit Wissen ist :D :

Ich soll laut Anleitung abfüllen und Nachgärung einleiten, wenn die Dichte im Jungbier für längere Zeit <=1008 ist.
Diese 1008 gehen von der Meßtemperatur 20°C aus.
Diese Temperatur werde ich aber im Jungbier eher selten präzise haben, also muß ich den gespindelten Wert korrigieren.
Das zur Verfügung stehende kleine Programm berechnet mir allerdings aus Temperatur und Dichte lediglich den °P.

Wie also komme ich von korrigiertem °P wieder auf Dichte ?

Die Lösung:
(Korrigierter °P x 0,004) + 1 = Dichte.

Die Meßung der Dichte, welche ja ausschlaggebend für den Zeitpunkt des Abfüllens UND die Berechnung des Alkoholgehaltes im fertigen Bier ist, erfolgt demgemäß wie folgt:
Messen der Temperatur
Messen der Dichte
Korrektur nach °P mittels Software
Umrechnung von °P nach Dichte mittels obiger Formel.

Ich halte das hier so fest, damit ich nicht wie´n Irrer suchen muss wenn ich es brauche ;)

So, und jetzt darf ich noch mal um Bestätigung bitten:
Alkoholgehalt in Vol.% = (Dichte vor Hefezugabe - Dichte nach Hauptgärung) / 8

Beispiel: 1050 - 1010 = 40 --> 40 / 8 = 5 Vol.%

Hab ich das so richtig geschnallt ?


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Überlegungen zum Ausbau der Neuweilnauer Küchenbrauerei

Eben im Badezimmer fiel mein Blick auf den dort stehenden Papierkorb...
Er besteht aus einem Blechboden und einer engmaschigen Drahtwand. Also kein Eimer, sondern quasi Fliegendraht zur Röhre geformt...
in meinem Kopf fing es wieder an zu rattern, das Forum steckt voller Ideen und das steckt an, zumal meine Gedanken permanent irgendwo ums Bier kreisen seit ich in diesem Forum eingeschlagen bin.

Mein Götterweib hat mir für Oktober einen Materialbeschaffungsfond zugesichert.... Gedankenspiele um Anschaffungen sind also durchaus reale Gedankenspiele :)

Vor meinem geistigen Auge entstand also folgendes Bild:
Einkocher 29L mit Einlegerost und Ablaufhahn.
Ein wie oben beschrieben beschaffener Papierkorb aus Draht dessen Durchmesser ca. 80% des Innendurchmessers des Einkochers ausmacht.
Eventuell, sollte das Maschenwerk des Papierkorbes nicht engmaschig genug sein, diesen von Innen mit engerem Fliegendraht ausgekleidet.
An den Papiekorb einen Henkel gebastelt, welcher stabil genug sein muß um den Korb samt Treber zu halten.
An die Seiten des Einkochers angeflanscht ein Rahmen aus 15mm Stahl-Kantrohr (Stuhlbeine ?), welcher es erlaubt den Treberkorb über dem Einkocher aufzuhängen.
Den notwendigen Bodenabstand zwischen Treberkorb und beheiztem Boden des Einkochers schaffen wir durch den Einlegerost.
Seitlich in die Wand des Einkochers zwei Bohrungen, eine auf ca. 4/5 der Höhe, eine so tief wie möglich über dem Innenboden des Gerätes.
Von diesen beiden Bohrungen ausgehend zwei Rohre, Durchmesser 3/4", welche in einer Heizungspumpe enden. Heizungspumpe deshalb weil diese üblicherweise bis 110°C ausgelegt sind. Der relativ enge Förderraum der Pumpe dürfte kein Problem darstellen, da die Pumpe keine Feststoffe transportieren muss.
Ein weiterer (vermuteter) Vorteil der Heizungspumpe ist, daß sich bereits über eine Steuerelektronik verfügt, welche das Einstellen der Förderleistung erlaubt.
Flussrichtung wäre, daß am unteren Rohr angesaugt und durch das obere Rohr wieder eingespeist wird.

Ablauf:
Einmaischwasser vorwärmen
Treberkorb mit Malzen befüllen
Treberkorb in den Einkocher stellen. Metallbolzen am unteren Rand zentrieren den Treberkorb im Einkocher.
Pumpe bei niedrigster Drehzahl starten
Maischen mit den benötigten Rasten und Temperaturen
Durch den ständigen Umlauf dürfte die Würze schon relativ klar sein.
Treberkorb ausheben und mit vorgewärmten Wasser langsam durchspülen.
Währenddessen im Einkocher schon mal die Temperatur steigen lassen, die Pumpe läuft dabei weiter.
Wenn der Treber ausgelaugt ist, den Treberkorb entleeren, kurz ausspülen um Treberreste zu entfernen und dann wieder in den Einkocher stellen.
Hopfenzugaben (Pelets oder Dolden) in den Treberkorb. (Zugaben lt. Rezept versteht sich)
Die Pumpe läuft während des Kochens auf niedrigster Drehzahl um optimale Umwälzung des Hopfens zu erreichen.
Nach Ende der Kochzeit, Pumpe aus, Heizung aus. Ablasshahn auf und durch einen textilen Feinfilter in den Gäreimer filtriert.

Braumeister im Eigenbau im Kopf nimmt schon Gestalt an.... muss aber sicher noch weiter ausgesponnen werden... :cool:


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Überlegungen zum Ausbau der Neuweilnauer Küchenbrauerei Teil II

Ich weiß, Ihr habt das Alles schon zig mal überlegt, geplant und durchgekaut :) Es nutzt mir aber Nichts, nur zu lesen OHNE meine eigenen Gedanken zu entwickeln. Und indem ich diese Überlegungen an einem definierten Ort - hier - deponiere, kann ich die Entwicklung Derselben zurück verfolgen und Identifikation mit dem Konstrukt erzeugen. Fakt ist, ich bin noch immer emotional im Bereich der Küchenbrauerei mit maximal 28L Ertrag je Braugang, bin aber durch Eure Diskussionen und Fachsimpeleien (Das um Himmels Willen bitte NICHT negativ, sondern unbedingt positiv werten) auf dem Tüftlerkurs.

Die Überlegung mit dem Treberkorb hat sich weiter entwickelt und mir ist eine Schwachstelle in dem Gedankenkonstrukt aufgefallen.
Wenn der Treberkorb so wie zunächst überlegt, einen festen Boden und maschige Wandung hat, läuft spätestens beim Anheben des Korbes die Würze durch die Seiten heraus und, spätestens dann wenn der Treberkuchen sich schön gesetzt hat, das drüber gesprengelte Wasser ebenfalls. Die Maische wird also ncht richtig geläutert.

Folglich müsste es eigentlich genau anders herum sein. Die Wandung des Treberkorbes müsste massiv und der Boden als feinmaschiges Konstrukt ausgebildet sein.

Ich hab mir eben noch mal das Video vom Braumeister angesehen und sehe mich darin bestätigt.
Daraus resultiert, das der durch die Pumpe erzeugte Strom während des Maischens von möglichst zentral unten nach oben laufen sollte. Das heißt oben muss abgesaugt und unten eingeströmt werden. Liefe die Würze anders herum, würde durch den unten entstehenden Sog der Treber frühzeitig verdichtet und nicht mehr durchspült.

Diese Überlegungen führen zu der Erkenntnis, daß der Treberkorb entweder komplett in der Flüssigkeit untertauchen und dementsprechend mit einem Sieb gedeckelt werden muß um den Treber davon abzuhalten, in den Pumpenkreislauf zu gelangen, oder aber der Treberkorb nur bis zu - sagen wir mal - 4/5 der Höhe dichtwandig und im letzten Fünftel ebenfalls maschig sein muß.

Das untere Rohr des Strömungskreislaufes muß also in den Einkocher hinein ragen und nach oben gerichtet sein.

Ich überlege, ob ein Stahlblech in der Breite der Höhe des Einkochers entsprechend, zum Rohr gebogen und kalt vernietet als Wandung für den Treberkorb in Frage kommt. Den Boden könnte man mit einem feinmaschigen Fliegendraht realisieren, den Deckel, bzw. die Erhöhung der Seitenwand (je nach Version, komplett eingetaucht oder mit oberstem Fünftel als Sieb ausgelegt) ebenfalls.

(To be continued)


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Überlegungen zum Ausbau der Neuweilnauer Küchenbrauerei Teil III

Die Pumpe müsste idealer Weise oberhalb des Kessels montiert werden um beim Abschalten derselben den Rücklauf der darin befindlichen Flüssigkeit zu gewährleisten.

Über ein T-Stück mit Kipphahn in der Waagerechten könnte dann der Teil der Würze, welcher im unteren Rohr verbleibt und nicht über den Normalen Abflusshahn des Einkochers ablaufen kann, in den Gäreimer überführt werden. Somit wäre der Verlust durch "Stehenbleiben" im Röhrensystem minimiert.

Die Endreinigung des gesamten Konstruktes könnte man dann mit einer Reinigungslösung (Wasserstoffperoxid / Chemipro OXI) realisieren, welche man einfach mittels der Pumpe durch das ganze System schleust.


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red_folder.gif erstellt am: 21.8.2011 um 14:35  
Patronenfilter im Eigenbau

Gestern, als ich das am Mittwoch 17.08. angesetzte Muntons Premium Lager (Bierkit) umschlauchte um den Trub zu entfernen, ist es wieder passiert.

Den ganzen Inhalt des Gäreimers schön mit dem Umfüller in den anderen Eimer geschlaucht und dann, um die Ausbeute möglichst hoch zu halten, den Trub aber nicht mitzunehmen, den letzten Liter durch ein Filtertuch, welches über den Eimer gespannt war, gegossen. Klappte auch wunderbar. Jungbier lief in den Eimer, Schmodder blieb auf dem Tuch. Und dann, als ich das Tuch entfernen wollte, ist es passiert... es verliert aufgrund des eigenen Gewichtes den Halt, rutscht mir weg und der ganze Schmodder landet im frisch gefilterten Bier :(

Hat also nicht wirklich das gebracht, was ich wollte.

Eine maximale Ausbeute und gleichzeitig minimaler Trub sind aber noch immer das Ziel und deshalb war das gestrige Ereignis der Anstoß um die schon geraume Zeit im Kopf herum geisternde Idee eines geschlossenen Filtersystemes für das Umschlauchen in die Tat umzusetzen.

Eine just leer gewordene Dose Krümmeltee (dieses Krümmelzeugs, welches in Wasser gelöst einen tollen Tee abgibt... meine Irren sind ganz heiß drauf, ich trink das Zeug nur in Notfällen...) wurde auserkoren, die Filterpatrone zu werden.

In den Deckel mittig mittels eines Reißzirkels ein Loch geschnitten und den unteren Schlauch des Umfüllers da eingepasst. Von Außen, da wo das Bier nie hinkommt, den Schlauch mit dem Deckelmaterial mittels handelsüblicher Vulkanisierlösung verschmolzen um es dicht zu bekommen.

Dann in den Boden der Dose mit einer großen Haushaltsschere gaaaanz vorsichtig ein Loch gefräst. Mit dem Zirkel ging nicht, weil der Boden versteift und nach innen gewölbt ist.
Den Schlauch des Umfüllers knapp unterhalb des Pumpenbalges in den Dosenboden gezwängt und auch diesen Übergang von Außen zugeschmolzen.

Welches Filtermedium ich nehmen werde, habe ich noch nicht entschieden.

Eine sterile Kompresse bietet sich an. Steril klingt gut. Lebensmittelecht dürfte sie auch sein. Und ein Test mit einer Kompresse in einem Trichter ergab, daß sie die Flüssigkeit widerstandslos durch läßt, aber Schwebstoffe und Partikel sicher auffängt. Stellt sich die Frage, ob sie sich nicht zu schnell zusetzt.

Die andere Option ist das Filtertuch (eine Stoffwindel, welche nach Benutzung in einem Oxi-Wäschemittel eingeweicht und gespült und vor der Benutzung nochmal ausgekocht wird.)

Also entweder lege ich eine Kompresse in den Deckel der Dose, welcher ja jetzt das Bodenstück des Filters ist, oder aber ich stopfe die Windel in die Patrone. Das werde ich noch ausbaldowern.

Ein weiteres mögliches Filtermedium wäre wohl Aquarienfilterwatte, die sollte auch Lebensmittelecht sein. Sollte man zumindest annehmen, da damit ja das Wasser gefiltert wird, in welchem die Fische leben.

Spätestens kommenden Mittwoch 24.08. - eventuell auch früher, hängt davon ab, wie sich das Lager entwickelt - gibt`s dann Generalprobe mit dem geschlossenem Filtersystem.

Klar, Umfüllen mittels Gegendruck wäre das Beste als Filter gegen Trub, aber davon bin ich aus finanziellen und räumlichen Gründen noch weit entfernt.
Die Neuweilnauer Küchenbrauerei wird zwar im Oktober anfangen, selber zu maischen und zu würzen, aber bis zur Großbrauanlage mit KEG und Gegendruckfüller wird es noch eine Weile dauern. Und deshalb muss halt improvisiert werden :cool:









Natürlich bin ich auch hier für Kommentare, Kritiken und Anregungen immer offen. Ich schreib das Ganze hier ned um mich zu produzieren, sondern um mit Euch zu teilen :D


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red_folder.gif erstellt am: 21.8.2011 um 14:55  
Hi, Udo,

eine sehr schöne Bastelarbeit, wie ich finde, die Deine spontane Kreativität verdeutlicht.

Etwas Bedenken hätte ich, dass nachher mehr oder weniger keine Hefezellen mehr im Bier sind, die die Nachgärung "anfachen".

Zumindest wird es dann sehr lange dauern, bis sich der nötige bzw. berechnete Druck aufgrund des gewünschten CO2-Gehaltes eingestellt hat.

Viel Erfolg bei Deinen weitere Bemühungen, Deine Brauanlage auszubauen!

Gruß
Michael


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„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist das Beste, was die Natur uns bietet.“
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red_folder.gif erstellt am: 22.8.2011 um 00:19  
Brauprotokoll: Muntons Premium Lager, das Panik-Lager :puzz:

Mein drittes Bier - also ned mein drittes Getrunkenes, sondern mein drittes Angesetztes - und wieder ein Bierkit von Muntons.

Angesetzt erst am Mittwoch 17.08. also diese Woche nach Standart-Muntons-Anleitung

Bierkit 1,5KG, 1KG Weißer Raffinade-Zucker mit 2L heißem Wasser aufgelöst und mit Kaltwasser auf 23 Liter aufgestockt.
Die gemessene Dichte lag bei 1040, die berechnete Stammwürze ergo bei 10,6°P
Die mitgelieferte Hefe habe ich wieder vorher in einer halben Tasse lauwarmen, zuvor gekochtem Wasser rehydriert und als die Würze im Braueimer auf 30° angekommen war, in den Gäreimer gegeben und dann die Würze drüber gegossen.

Deckel drauf und das inzwischen mit optimierter Dichtung nachgerüstete Gärröhrchen in die Bohrung gesteckt.
Ca. 14 Stunden später - ich hatte in dieser Nacht eine heftige Polyattacke, konnte nicht schlafen und saß in meiner Ecke in der Küche zwischen dem Gäreimer auf der Anrichte und meinem PC - sagte die Hefe "Hallo, ich bin angekommen" und von da an blubberte es fortwährend im Röhrchen.
Laut dem auf dem Eimer klebenden Thermometer blieb die Temperatur beharrlich auf 24°C, wo sie sich nach etwa 7 Stunden eingependelt hatte.

Samstag 20.08. habe ich dann, wie geplant und schon zuvor beim Stout, umgeschlaucht um den Trub zu reduzieren.
Vor dem Umschlauchen habe ich 3 Liter abgezwackt und in einen kleinen Extra-Eimer gegeben und diese mit zerkleinerten Minzblättern angereichert. (Siehe hier).

Das Umschlauchen lief wie geplant und den letzten Liter habe ich dann durch ein Filtertuch laufen lassen. Just als ich das Tuch dann entfernen wollte, passierte das in meinem vorherigem Post in diesem Tread beschiebene Malleur und das Tuch versank mitsamt dem Schmodder im Jungbier. Umsonst gefiltert.

Wie schon beim Stout beobachtet, legte die Hefe im Eimer erneut richtig los. Zu diesem Zeitpunkt lag der Restextract (bei 24°C gemessen und dann mittels Software korrigiert) bei Dichte 1023 bzw. 5,8°P

Heute Mittag dann sah ich nochmal nach meinem Minzbier im kleinen Eimer und weil ich schon mal dran war, wollte ich nochmal nach der Hauptmenge sehen. Im Gäreimer war es verdächtig ruhig geworden, die hecktische Aktivität der Hefe, welche Samstag nach dem Umschlauchen eingesetzt hatte, war total zum Erliegen gekommen, kein Schaum mehr auf der Oberfläche. Der Inhalt des Eimers - fiel mir ein - lag wie ein toter gelber See vor mir.

Im Eimer spindeln konnte ich nicht mehr, durch die Entnahme der drei Liter für das Minzbier war der Pegel so weit gesunken, daß die Spindel unten aufsetzte und das machte mich dann erst recht stutzig. Gestern noch war die Spindel frei gewesen und hatte Auftrieb, nur 24 Stunden später fehlte dieser Auftrieb.

Also den Meßzylinder befüllt, die Temperatur gemessen und dann die Spindel rein.
Die Spindel pendelte sich zwischen 1002 und 1004 ein, demzufolge 1003. Wieder an den Rechner und das kleine Programm bemüht. Dichte 1003 bei 24°C = 1,5°P = Dichte 1006 !

:o Binnen 24 Stunden von 1023 auf 1006 :question:

Meßfehler schrie es in mir. Sohn gerufen und gebeten, zu spindeln. Wie das geht weiß er, wie man die Differenz infolge höherer Temperatur in Plato und von da aus wieder auch die Dichte zurück rechnet, weiß er inzwischen auch.

Er kam zum selben Ergebnis.

Also ab in den Hobbybrauer.de-Chat und um Beratung gebeten. Ich hatte echte Panik weil das doch viel zu schnell gegangen war.
Relativ schnell kam dann hoepfli in den Chat und nahm sich meiner Sorgen an. Tudo und emjay kamen dann auch noch und binnen kürzester Zeit stand dann fest, daß ich zuviel Panik geschoben hatte und es an der Zeit war, das Lager in Flaschen zu füllen.

Michaels Worte aus dem vorherigen Post im Hinterkopf und davon ausgehend, daß die Hefe im Jungbier warum auch immer augenscheinlich eh schon kurz vorm Abnippeln und nicht mehr alszu zahlreich vorhanden war, verzichtete ich auf das ursprünglich geplante, nochmalige Umschlauchen und Filtern und setzte sofort das Abfüllröhrchen an.

Die notwendigen Flaschen waren schon vorbereitet, brauchten lediglich nochmal für ein paar Minuten in das Desinfektionsbad mit Chemipro OXI. Derweil Trockenmalz für 23 Liter, also 230g in 230ml Wasser aufgelöst und die Kronkorken in einem kleinem Eimerchen ebenfalls kurz in Chemipro OXI gebadet und dann in ein Sieb zum Abtropfen gegeben.

Ursprünglich hatte ich ja vorgehabt, auf die Matscherei mit der Einwegspritze zu verzichten und das Bier vor dem Abfüllen nochmals umzuschlauchen und vorher die Speise in den Eimer zu geben, also das bereits gespeiste Bier abzufüllen. Da ich auf das Umschlauchen verzichtete, kam ich also nicht umhin, wieder mit der Spritze zu arbeiten.
Flasche mit Abfüllröhrchen befüllen - mit 9ml TM-Lösung nachwürzen - verkorken

Der nächste Panikschub rollte heran. Das Jungbier in der Flasche ließ sich von der Infussion mit Trockenmalz-Lösung absolut nicht stören. NULL Reaktion.
Dann aber dachte ich an mein Stout, welches sich beim Abfüllen ja genauso verhalten hatte und dessen erste Flasche sich einen Tag nach der Abfüllung schon mit richtig hübscher Schaumkrone und Kohlensäure präsentierte. Anscheinend - so dachte ich mir - liegt´s wieder nur an der Temperatur, daß die Reaktion ausbleibt.
Also habe ich unverdrossen weiter abgefüllt, nachgewürzt und verkorkt.

Als der Sud im Eimer aufgebraucht war, hab ich die 3 Liter Minzbier in den Eimer umgefüllt und auch diese in Flaschen verfrachtet. Auch diese Flaschen konnte ich ganz gemütlich verkorken, denn das Aufschäumen blieb absolut aus.

Ausbeute inklusive Minzbier 44 Flaschen = 22 Liter. Der fehlende Liter ergibt sich aus entnommenen und nicht wieder in den Eimer gegebenen Meßproben, Verkostungen - Ein Brauer sollte zu jeder Zeit wissen, wie sein Bier schmeckt ;) - und dem, was ich nicht abfüllte weil es mit Bier nicht mehr viel gemein hat, sondern nur noch Hefebrühe war.

Über kurz oder lang werde ich mich auch damit befassen, Hefe aus dem Jungbier zu ernten, heute nach all der Panik hatte ich aber dazu keine Laune mehr.

Das abgefüllte Bier ist, weil ja erst 24 Stunden zuvor das Filtern schief gelaufen war, die Hefe sich noch nicht wieder richtig gesetzt hatte und auf erneutes Filtern verzichtet wurde, relativ trüb und dürfte am Ende nach der Nachgärung so wie das erste Pils ein Urtrübes sein und den Namen "Panik Lager Naturtrüb" bekommen.

Ich weiß bereits jetzt, daß ich Morgen - hm neee heute - Nachmittag wie schon beim Stout eine der Flaschen öffnen werde um zu prüfen ob sich Irgendetwas getan hat.
Ich bin also ein wenig entspannter als am Mittag, aber wirklich beruhigt bin ich noch nicht.

Ich hege die Hoffnung und Zuversicht, daß Hopfen und Malz nicht verloren sind und mein "Panik Lager Naturtrüb (4,25% Vol.Alc.)" es schafft.
Wenn nicht.... halte ich mich an Michaels (tauroplu) Rat, welchen er mir schon beim Stout gab. Einfach wärmer lagern und ein wenig mehr Zeit geben. Dann isses halt ein Lager-Bier im wahrsten Sinne des Wortes :D

Ich habe eben übrigens die zweite Flasche Stout aufgemacht. Habe ich ja fest im Programm, daß ich die erste Flasche 6 bis 7 Tage nach dem Abfüllen aufmache um zu sehen, wie es sich entwickelt.
Was denkt Ihr ?

:D Meine Shorts sehen aus, als hätte ich Pipi ins Höschen gemacht :D (war wohl mit 13° doch ein wenig zu warm)

Und Guiness oder Kilkenys verdienen an mir nur noch, wenn ich in nem Pub bin. Flaschen kauf ich sicher keine mehr... mein eigenes Stout ist mindestens genau so lecker. Und weils mein Eigenes ist, hat es natürlich Heimvorteil :P


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red_folder.gif erstellt am: 22.8.2011 um 10:42  
:cool: Warum ich mich nicht mehr verrückt machen werde:

Langsam muss mal Schluß mit Panik sein und das Hobby zum Hobby ohne Erhöhung des Infarktrisikos werden :puzz:

Ich hab mir also meine Gedanken gemacht und folgende Überlegungen zusammen getragen:

1.) Der schlagartige Schwund an Dichte im Jungbier nach dem Umschlauchen ist angesichts der Temperaturen nur logisch. Durch das Umschlauchen erhält die Hefe im Jungbier neue Nahrung, an welche sie aufgrund der Ausbildung von Schichten im Gäreimer nicht heran kommen würde. Dieses Nahrungsangebot erhält die Hefe ansonsten nur dann, wenn es beim Abfüllen in die Flaschen zu Bewegung im Bier kommt. Die Umverteilung des nährstoffreichen Jungbieres dürfte dabei aber recht ungleichmässig sein. Dadurch, daß die Hefe durch das Umschlauchen mit vorenthaltener Nahrung konfrontiert wird, flammt die Aktivität auf. Beim Stout und beim Lager beobachtete ich nach dem ersten Umschlauchen einen drastischen Anstieg der Aktivität. Die Gärung erreichte kurzfristig eine Heftigkeit, welche an die während der ersten 48 Stunden nach dem Ankommen erinnerte.
Und diese Aktivität ist es, welche für den schlagartigen Rückgang der Dichte verantwortlich ist.
Das was üblicherweise im unbewegten Bier mindesten eine Woche braucht, wird durch das Umfüllen und die damit verbunden Umverteilung des Nahrungsangebotes für die Hefe quasi im Zeitraffer gefahren.
Der gesamte Komplex der Hauptgärung ab Ankunft der Hefe bis zum Erreichen des Endvergärungsgrades wird erheblich beschleunigt.

2.) Beim Stout habe ich unmittelbar vor dem Abfüllen nochmal umgeschlaucht und gefiltert. Beim Lager war das nicht einmal 24 Stunden her. Beide Biere zeigten beim Abfüllen und Zugabe der Speise nahezu Null Reaktion, es schäumte einfach nicht. Aber schäumen sollte es doch eigentlich.
Stellt sich die Frage, warum es nicht schäumt. Liegt es wirklich nur an der Temperatur, am Auslösungsgrad des CO2 ?
C02... DAS ist das Stichwort.
Die Reaktion des Jungbieres auf die Nachwürze ist keine Reaktion der Hefe sondern die Reaktion der Kohlensäure auf den zugeführten Malz oder Zucker.
Und CO2 ist im Jungbier zwangsläufig knapp, wenn es kurz zuvor umgeschlaucht wurde. Nach dem Umschlauchen steht im Eimer eine gewaltige Schaumkrone auf dem Bier. Und diese Schaumkrone kommt von der Kohlensäure, welche durch das Umfüllen in Wallung gerät.
Und weil die Kohlensäure in Wallung gerät und sich aus dem Jungbier löst, ist im Augenblick des Abfüllens und Nachwürzens der CO2-Gehalt im Bier so niedrig, daß es einfach nicht mehr reicht. Die Umgebungsbedingt höhere Temperatur erschwert darüber hinaus das Lösen der noch vorhandenen Kohlensäure im Bier und dadurch verläuft bei mir das Abfüllen ohne die typische Matscherei.

Logik muss Panik ersetzen und das wurde durch die eben erläuterten Erkenntnisse erreicht.

Die Vorgänge sind absolut natürlich und sogar vorhersehbar. Das Problem des Anfängers ist es, daß er sich diesen Überlegungen noch nicht stellen konnte und deshalb hat die Angst noch Platz im Kopf. :D

Wenn die Hauptgärung bei meinem Bier in Zukunft aufgrund des ersten Umschlauchens plötzlich den Turbo einlegt und innerhalb von 24 Stunden das geschieht, was normalerweise nochmal 4 Tage benötigen würde, weiß ich daß es normal ist: Also keine Panik

Wenn das Bier beim Speisen nicht schäumen will weil der Kohlensäuregehalt im Bier relativ niedrig ist und die Temperatur das Auslösen der verbliebenen Kohlensäure unterbindet, weiß ich daß das normal ist: Also keine Panik.

Bleibt jetzt nur noch zu Prüfen, ob der Schwund an Hefezellen beim zweiten Filtern tatsächlich so erheblich ist.
Das Stout wurde vor dem Abfüllen nochmals gefiltert, das Lager nicht. Es müsste also - wenn der Schwund der lebenden Hefezellen im Stout tatsächlich maßgeblich war - ein deutlicher Unterschied bei der Kohlensäurebildung erkennbar sein.

Ich werde beim nächsten Bierkit (Coopers Old Ale) das geplante Programm stur durchziehen und dann werden wir ja sehen, ob die Resthefe reicht. Läuft das dann darauf hinaus, daß das Ale zu wenig Kohlensäure hat, ist´s halt ein klassisches Real Ale :thumbup:


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red_folder.gif erstellt am: 22.8.2011 um 15:06  
Ich weiß, ich bin nicht der Geduldigste...

... und die Geduld werde ich mir noch aneignen müßen, will ich gutes Bier brauen :puzz:

Aber ich MUSS wissen, ob mein "Neuweilnauer Panik Lager" die Kurve bekommen hat und genug Hefe drin ist um ausreichend Kohlensäure zu produzieren.

Also mußte wie schon zuvor beim Stout die - in Zukunft wohl auch obligatorische - 24-Stunden-Flasche dran glauben.

Die beiden folgenden Bilder besänftigen meine Sorge erheblich :) Über den Geschmack des erst gestern abgefüllten Lager will ich nicht urteilen, es ist halt noch nicht einmal annähernd gereift und Trub ist natürlich auch noch ne Menge drin, zumal in den 24 Stunden seit dem Abfüllen sich nicht wirklich viel tun konnte bezüglich Absetzen und Sedimentierung.

Wichtig ist der Kohlensäuregehalt und der ist wie zu sehen anscheinend doch vorhanden. Das sanfte Perlen auf der Zunge bestätigt das dann auch :)





Und... letzte Anmerkung... wenn auch der Geschmack des Jungbieres noch arg ungehobelt und unkultiviert ist, daß es ein Lager sein soll, läßt sich bereits jetzt erkennen. Die heftige Würze, welche ich an Pils und dunklen Bieren so schätze, ist hier nur eine sanfte Andeutung....

...ich freu mich schon auf die "Sieben-Tage-Flasche" :cool:


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red_folder.gif erstellt am: 22.8.2011 um 16:56  
Hallo Udo,

das mit der Geduld kenne ich nur zu gut. Und da ich mich am Anfang auch nicht beherrschen konnte (ganz langsam wird's etwas besser), habe ich begonnen, immer ein paar 0,33 Liter Flaschen zum Testen abzufüllen. Zum Kosten reicht es und je nachdem wie oft die Gier dich treibt, "verschwendest" du so doch ein bisschen weniger vom unfertigen Bier!

Grüße,
Gustl
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:thumbup: Top-Idee Gustl :thumbup:
Werd ich auch so einführen. Zwei * 0,5L durch 3* 0,33L ersetzen. Macht wirklich Sinn.


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